Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Bauthread

  • Ich bin für die Entfernung des Staudenhofensembles sowie des Hotels Mercure.


    Was wollen Touristen? Wollen sie die Nikolaikirche zusammen mit einem schäbigen Plattenbau aufnehmen? Solch ein Gebäude hat in der Mitte einer Stadt eigentlich überhaupt nichts zu suchen. :Nieder:


    Es wäre tragikomisch, sollten sich DDR-Plattenbau-Nostalgiker für den Erhalt dieser Gebäude durchsetzen. :nono:

  • Immerhin gibt es noch genug Touristen, die gern im "Mercure" einchecken, sonst wäre die Auslastung nicht so gut. Sicher kann man die Frage neu diskutieren, wenn sich die Touristen massenhaft gegen das "Mercure" entscheiden sollten und das Hotel kaum noch Gäste findet. Derzeit scheint aber die Kurve eher nach oben zu zeigen, und die kostenlose Werbung von Leuten wie Kai Diekmann hat daran auch ihren Anteil.

  • Also wer unbedingt in Potsdam nächtigen will, der findet auch ein anderes Hotel, vielleicht sogar privat betrieben. Zumal im einen oder anderen Neubau sicher auch ein Hotel untergebracht sein wird. Bei allen Auslastungskurven, der Großteil der Potsdam-Besucher sind wohl primär Berlin-Touris, die einen Tagesausflug unternehmen. Insofern dürfte ein Wegfall des Mercure keinen großen Unterschied machen, eine neue Altstadt hingegen sehr wohl.

  • Immerhin gibt es noch genug Touristen, die gern im "Mercure" einchecken, sonst wäre die Auslastung nicht so gut. Sicher kann man die Frage neu diskutieren, wenn sich die Touristen massenhaft gegen das "Mercure" entscheiden sollten und das Hotel kaum noch Gäste findet. Derzeit scheint aber die Kurve eher nach oben zu zeigen, und die kostenlose Werbung von Leuten wie Kai Diekmann hat daran auch ihren Anteil.


    Die Auslastung sagt nichts über die Qualität, einzig den Standort. Die Auslastung wäre aber genauso gut, stände das Haus neben dem Bahnhof.
    Da Sie immer Herrn Diekmann erwähnen. Seine Aussage war etwas differenzierter. Er sagte in dem Interview, dass er verstehen könnte, wenn sich Potsdamer für den Erhalt des Hauses einsetzen würden. Das ändere aber nichts daran, dass es am falschen Platz stände. Ich glaube, das können viele hier unterschreiben. Wenn Sie es abbauen wollen und an einem anderen Standort wieder aufbauen wollen, meinetwegen, kann ich mit leben.

  • Wenn der Alte Markt wirklich so ein touristischer Renner werden sollte, dann würde die Nachfrage nach dem "Mercure" nochmals steigen. Schließlich ist es das einzige Hotel, das sich in direkter Nachbarschaft befindet. Zudem ist es konkurrenzlos. Das früher geplante Hotel im Barbarini ist ja nun nichts geworden, und auch künftig ist kein größeres Hotel in der Nachbarschaft geplant. Daher bietet das "Mercure" Vorteile, die kein anderes Hotel bietet und bieten wird:
    -die Lage direkt in der Innenstadt
    -die Lage direkt an der Anlegestelle der Weißen Flotte
    -die perfekte Verkehrsanbindung
    -die fantastischen Aussichten
    Mit diesen Vorzügen dürfte das "Mercure" im Wettbewerb auch künftig sehr gut positioniert sein. Daher wird der Eigentümer kaum auf die Idee kommen, dieses Hotel abzureißen und es dafür an einem schlechteren Standort wieder aufzubauen.

  • ^ Zweifelsohne!


    Das Mercure ist so etwas wie ein Exhibitionist, ähnlich den Bankgebäuden in Frankfurt. Unübersehbar und überaus zentral.


    Von innen und von oben kann man super raussehen.


    Aber man ist halt auch überall im Blick, prägend sozusagen.


    Und das Mercure, um das jetzt mal zu übertreiben, das schmückt die ganze Umgebung mit seiner liebevollen Formensprache. Mit seiner Liebe zum Detail, seiner Originalität und darüberhinaus erfüllt es sogar eine integrative Rolle für die kollektive Psyche der Potsdamer Bevölkerung indem es zeigt, was sozialitischer Städtebau in überragender Weise zu leisten im Stande war. Eine Aufwertung des Lustgartens, so eine Ausstrahlung von Charme und, ach (!), man wünschte sich als Mann das Mercure wäre eine Frau, sich ergeben und im Lustgarten vor Verzücken ganz entrücken. Wahrhaft ist man beim Mercure der Sonne nahe. Ein Lustgarten solcher Art, so ein Anblick, davon haben die Altvorderen nicht mal träumen können. Ein Schmuck, eine Perle, ein Mercure, mir fehlen die Worte.

  • @ Klarenbach


    schon mal was von Neubau gehört? Wenn das Mercure wegfallen würde und es ja augenscheinlich Bedarf gibt, dann ist es in der Marktwirtschaft so, dass dann irgendwer einen adäquaten Ersatz schaffen wird. Manchmal glaube ich, dass einige noch immer nicht ganz verstanden haben wie Wirtschaft funktioniert.:nono:


    Der Kardinalfehler ist beim Mercure doch, dass man seitens der Stadt immer über das Mercure spricht, aber nicht mit den Leuten. Man hätte frühzeitig die Mitarbeiter und die Leitung ins Boot holen müssen, man hätte, auch wenn dies aufgrund der wechselnden Eigentümerstruktur der letzten Jahre schwierig war, zielorientiert mit dem Besitzer eine Lösung finden müssen und zwar zwingend (z.B. Ersatzstandort). Dies wurde versäumt und allein deshalb hat man doch den ganzen Salat jetzt an der Backe. Stünde die Belegschaft einem Umzug z.B. an das andere Ufer positiv gegenüber, dann wäre das Ding blitzschnell gelaufen gewesen.


    Aber man ist von Anfang an in Gutsherrenart mit den Leuten im Mercure umgeganen und das stets mit einem zugegebenermaßen arroganten Unterton. Wäre man hier sensilber und vorausschauender gewesen, hätte man hier sicher eine für alle Seiten gute Lösung gefunden.


    Ich denke noch immer, dass der Kompromiss hier die richtige Lösung wäre. Heißt Ersatzgrundstück anbieten. Sicherung der Arbeitsplätze. Überlegen, wie man z.B. lieb gewonnene Aspekte des alten Mercure in einen Neubau integrieren kann. Und dann bin ich mir sicher, dass sich vernünftige Menschen einem solchen Kompromiss nicht verschließen werden.


    Sicher, klarenbach und das Grüppchen von der Initative gegen die Garnisonkirche auch bekannt als Mitte neu denken und unter welchen Pseudonymen die noch agieren wird man auch damit nicht überzeugen.


    Aber wie die neuen Entwicklungen zum FH Areal zeigen ( welches dann doch überwiegend in öffentlicher Hand bleiben soll und trotzdem es einen neuen Start für die Mitte geben wird) sind Kompromisse möglich, wenn man denn will.

  • Aber der Eigentümer will doch überhaupt nicht abreißen. Er will auch kein Ersatzgrundstück, weil das vorhandene Grundstück einfach perfekt ist und weil das Hotel Gewinne erwirtschaftet. So funktioniert nämlich Marktwirtschaft: Es gibt einen Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern, und wer so gut ist, dass er Gewinne erwirtschaften kann, der bleibt, und wer nur Verluste erwirtschaftet, der scheitert. Derzeit gibt es keinen Hinweis darauf, dass das Hotel "Mercure" Verluste erwirtschaftet. Daher wird das "Mercure" bleiben und die ganze Debatte ist ziemlich absurd.

  • Woher weißt du denn dass der Eigentümer nicht abreißen will. Stehst du mit dem Eigentümer in Kontakt?


    Letztlich ist alles eine Frage des Geldes. Ist der Mehrwert für den Eigentümer größer wenn er abreißt und dafür in Gegenzug mehr bekommt als es aktuell wert ist wird es es tun, wenn nicht, dann nicht.


    Glaubst du wirklich, der Eigentümer in London, Hong Kong oder wo auch immer der sitzt interessiert sich auch nur einen Funken für diese Platte? Die in der Zentrale wissen vermutlich nicht mal wo Potsdam liegt.


    Die schauen in die Bücher was das Ding wert ist und wenn die Entschädigung, ob nun in Geldmitteln oder in Grundstücken und Geldmitteln, höher ist, dann wird verkauft, wenn nicht, dann nicht.


    Denen ist völlig wurst wer da arbeitet oder ob irgendwer irgendwelche Erinnerungen mit dem Ding verbindet oder wie die Aussicht ist. Die ermitteln eine Wert für das Gesamtobjekt und das hat allein mit Zahlen zu tun. Alles andere was du da aufgezählt hast, mag für dich von Wert sein, letztlich haben aber nur wirtschaftliche Kennziffern eine Relevanz.

  • ^
    Ne das ist eine Hotelkette. Ergo sind Sie auf Präsenz bedacht damit Geschäftskunden immer wieder überall in das gleiche Hotel gehen. Das setzt voraus das man in den wichtigen Agglomerationen vetreten ist. Das geht sogar soweit das viele Ketten vom Flatrate-Geschäft leben. Was glaubst du eigentlich warum in Leipzig soviele Motel-One´s gebaut werden trotz des gesättigten Marktes, trotz des Konkurrenz durch private und andere Hotelketten?
    Das was du beschreibst ist nur die Bilderbuch-Variante von Marktwirtschaft auf der ersten Ebene, die vll. in der Kleinstadt XY anzutreffen ist, aber danach gehts halt noch weiter in der Systematik, vorallem in der Marktstruktur von Ballungsräumen ala Berlin-Potsdam :lach:


    Und ein Ersatzbau am Bahnhof bietet nicht die gleichen (Kupferstich-Perspektiven) "Sichtachsen" wie direkt vorm Sparkassenschloss! :D
    Vll. sollte man dem Mercure auf den letzten Etagen einen Setback verpassen und es in der Originalplanung als Stalinistischer Wolkenkratzer überformen.
    Ach nee dann wäre es ja eine neue Attraktion und würde dem Sparkassenschloss Konkurrenz machen ....

  • Es gibt einen Unterschied zwischen Eigentümer und Betreiber. Der Betreiber hat natürlich ein Interesse an diesem Standort. Der Eigentümer nicht unbedingt, wenn die Rendite anders höher ist. Kleiner Unterschied, große Wirkung!

  • Um die Debatte mal in etwas realistischere Bahnen zu lenken, will ich hier mal eine Presseerklärung des Eigentümers vom 1.März 2016 bringen:


  • Enteignung [...] Ich bin da prinzipiell pragmatischer, bestreite aber in diesem Fall schlicht das "übergeordnete öffentliche Ziel". Worin sollte das bestehen?


    Das für Enteignungen erforderliche Gemeinwohlinteresse kann sich durchaus aus der Unvereinbarkeit eines Baus mit einer Gestaltungssatzung oder einem Bebauungsplan ergeben. Die Enteignung selbst erfolgt dann durch Gesetz (Legalenteignung) bzw. aufgrund eines Gesetzes (Administrativenteignung).


    Im Potsdamer Fall dürfte eine Enteignung im Ergebnis nicht erforderlich sein, da der Eigentümer (die amerikanische Fondsgesellschaft) lediglich ein Interesse daran hat, einen guten Preis für Grundstück und Bau zu erhalten, was sich regeln lassen wird, insb. dann, wenn die Stadt Potsdam durch administrative Maßahmen im Vorfeld dafür sorgen wird, den Preis nach unten zu treiben. Der Hotelbetreiber wird dann eben einen neuen Standort suchen müssen.

  • Um die Debatte mal in etwas realistischere Bahnen zu lenken, will ich hier mal eine Presseerklärung des Eigentümers vom 1.März 2016 bringen.


    Stellungnahmen einer Partei einer Auseinandersetzung sind per definitionem subjektiv.

  • Das für Enteignungen erforderliche Gemeinwohlinteresse kann sich durchaus aus der Unvereinbarkeit eines Baus mit einer Gestaltungssatzung oder einem Bebauungsplan ergeben. Die Enteignung selbst erfolgt dann durch Gesetz (Legalenteignung) bzw. aufgrund eines Gesetzes (Administrativenteignung).


    Das eine nachträglich verabschiedete Gestaltungssatzung eine Enteignung rechtfertigen kann, müssten Sie mir mal schriftlich geben. Das würde doch der Willkür Tür und Tor öffnen. Und dass Sie hier die "Legalenteignung" erwähnen, legt nahe, dass Sie lieber mit grandiosen Vokabeln um sich werfen, als die Sache zu durchdenken: Welches Parlament sollte denn bitte eine Lex Volkswiese verabschieden, die die Enteignung eines Hotelgebäudes wegen Verstoßes gegen seine auf kommunaler Ebene gewünschte Nicht-Existenz anordnet?


    [...]da der Eigentümer (die amerikanische Fondsgesellschaft) lediglich ein Interesse daran hat, einen guten Preis für Grundstück und Bau zu erhalten, was sich regeln lassen wird, insb. dann, wenn die Stadt Potsdam durch administrative Maßahmen im Vorfeld dafür sorgen wird, den Preis nach unten zu treiben. [...]


    Ok, der Eigentümer (der meines Wissens übrigens aus Frankreich stammt), hat Interesse an einem guten Preis. Einverstanden. Aber warum sollte er "insb. dann" verkaufen wollen, wenn die Stadt den Preis nach unten treibt? Da scheint mir doch ein Zielkonflikt vorzuliegen...

  • Dass es sehr schwierig ist, einen Hauseigentümer gegen seinen Willen zum Abriss seines Gebäudes zu zwingen, beweist der jahrelange Rechtsstreit um das "Hotel am Terrassenufer" in Dresden, das die Stadt gern aufgrund der Wiederherstellung historischer Sichtachsen abgerissen hätte. Die Stadt hat auch schon entsprechende Bebauungspläne aufgestellt. Doch am Ende urteilte das Verwaltungsgericht Dresden, dass diese Pläne einen unzumutbaren Eingriff in die Interessen des Eigentümers bedeuten würden. Das Oberverwaltungsgericht Bautzen hat dieses Urteil bestätigt.


    http://menschen-in-dresden.de/…er-wird-nicht-abgerissen/


    Daher glaube ich kaum, dass die Stadt Potsdam vor Gericht mit ihrem Abrissbegehren durchkommen wird.

  • Da muss ich Architektenkind und Klarenbach beispringen. Die Idee einer Enteignung weil man sich an der Wirkung eines rechtmäßig errichteten Gebäudes im Stadtbild stört ist hanebüchen und rechtlich komplett aussichtslos, schon niedrige Instanzen werden das rigoros abschmettern.


    Abriß geht nur durch Kauf des Grundstücks zum Verkehrswert. Übrigens in jeglicher Hinsicht, denn mancher scheint zu glauben, dass ein Bürger sich enteignen lassen muss und sich dann billig abspeisen lassen muss wie in China oder so. Eine Entschädigung die zwingend das Grundgesetz als Rechtsfolge einer Enteignung vorschreibt, hat stets zum (großzügig bemessenen) Verkehrswert zu erfolgen. Es gibt in der Bundesrepublik keine Enteignungen "zum Gemeinwohl" als staatlicher Raub wie zB in der DDR.


    Wer das nicht im Sinne hat kann sich diese Diskussion also gleich sparen, denn jeder normale, geschäftliche Immobilienbesitzer ist mit einem fairen Kaufangebot zu Marktpreisen zum Verkauf zu bewegen und mit Enteignung würde es auch nicht billiger. Anders ist das nur bei Privathaushalten oder verschrobenen Immobilienmogulen alter Schule, aber der Eigentümer des Hotelhochbaus (das Haus ist vom Hotelbetrieb lediglich gepachtet) ist ein ganz normaler Investor und Investoren lassen mit sich handeln und Pächter sind ordentlich kündbar wenn ein (neuer) Eigentümer der Immobilie das Gebäude abreißen will um die Nutzung der Immobilie grundlegend zu ändern. So und nicht anders sähe ein planvolles, realistisches Vorgehen also aus: Kaufverhandlungen und Auflassung, ordentliche Kündigung des Pächters, Abriß des Gebäudes.


    Und das kostet Geld, das irgendwoher kommen muss. Und da sind die Planer des Stadtumbaus durchaus stringent, sie wollen ja die ex FH abreißen und die Immobilien verkaufen. Damit wird ein Betrag X eingenommen, fraglich ist wie groß die Lücke zwischen Betrag Y noch ist, den es braucht um die Immobilie des ex Interhotel zu erwerben und den Bau abzureißen. Das sind dann die effektiven Kosten dieser Gesamtplanung.


    Die effektiven Kosten der Gegner ergeben sich aus dem Erhalt der ex Fh, was eine Sanierung mit geschätzten Kosten über 30 Mio € impliziert. Das Hotelhochhaus wollen sie ja eh nicht antasten, also sind das gleichzeitig die effektiven Kosten der Alternativplanung der Gegner.


    Wie man leicht sieht, teuer wird es sowieso sich in welcher Form auch immer, mit diesen DDR Leitbauten in Potsdams Stadtmitte zu befassen. Unredlich wird die Debatte aber dann, wenn Gegner der historischen Umgestaltung immer so tun als wären sie die geizige schwäbische Hausfrau mit Augenmaß und würden sich mit aufgeklärter, kritischer Haltung einer Prasserei entgegen stellen und dabei nur im Blick dem Steuerzahler das liebe Geld zu ersparen.


    Wie ausgeführt gibt es keinen Vorschlag auf dem Tisch für den nicht ordentlich Geld in die Hand genommen werden muss. Ergo wäre es redlich damit aufzuhören einander entweder Geldverschwendung vorzuwerfen oder für sich größeren ökonomischen Sachverstand in Anspruch zu nehmen. Es geht um die bessere, nicht um die billigere Lösung.

  • Das [...] Sie hier die "Legalenteignung" erwähnen, legt nahe, dass Sie lieber mit grandiosen Vokabeln um sich werfen, als die Sache zu durchdenken:


    Architektenkind, Sie müssen Art und (eine der) Voraussetzungen einer (entschädigungspflichtigen) Enteignung nicht verstehen, obwohl sie – wie erläutert – nicht besonders kompliziert sind (ich bin Jurist):


    Eine Enteignung erfolgt durch Gesetz (Legalenteignung) oder durch untergesetzlichen Rechtsakt (Administrativenteigung). In beiden Fällen ist eine der Voraussetzungen der Rechtmäßigkeit einer Enteignung, dass sie aus Gemeinwohlinteresse erforderlich ist. Das Gemeinwohlinteresse kann sich grundsätzlich auch aus einer Satzung bzw. einem Bebauungsplan ergeben. (Entscheidend ist aber letztlich die im enteignenden Rechtsakt gegebene Begründung.)


    Meiner Meinung nach dürfte eine Enteignung auch im Falle des ehemaligen Interhotels begründbar sein, und ich wäre überrascht, wenn die Verwaltung diese Option vorschnell vom Tisch nähme. Da Enteignungen aber wg. ihrer üblichen Verfahrensdauer der am wenigsten elegante Weg sind, das Problem "ehemaliges Interhotel" zu beseitigen, wird die Verwaltung zunächst andere Wege gehen und versuchen, den Wert des Grundstücks durch behördliche Auflagen für die Nutzung des Gebäudes zu senken, bevor es mit dem Eigentümer in Kaufverhandlungen eintreten wird.

  • Die Idee einer Enteignung [...] ist hanebüchen und rechtlich komplett aussichtslos, schon niedrige Instanzen werden das rigoros abschmettern.


    Und worauf stützen Sie diese Überzeugung? Ich sehe das - wie beschrieben - anders. Die Frage, ob ein Gebäude "rechtmäßig errichtet" wurde, ist für eine Enteignung im Übrigen völlig unerheblich. Entscheidend ist, dass ein Gemeinwohlinteresse nicht anders realisiert werden könnte.


    Abriß geht nur durch Kauf des Grundstücks zum Verkehrswert.


    Nein, Abriss geht auch nach Enteignung und Entschädigung, was aber aus den beschriebenen Gründen nicht der eleganteste Weg ist.


    Eine Entschädigung die zwingend das Grundgesetz als Rechtsfolge einer Enteignung vorschreibt, hat stets zum [...] Verkehrswert zu erfolgen. Es gibt in der Bundesrepublik keine Enteignungen "zum Gemeinwohl" als staatlicher Raub wie zB in der DDR.


    Das hat auch niemand behauptet. Aber insoweit Zustimmung.


    So und nicht anders sähe ein planvolles, realistisches Vorgehen also aus: Kaufverhandlungen und Auflassung, ordentliche Kündigung des Pächters, Abriß des Gebäudes.


    Richtig. Aber es befördert den Verhandlungsverlauf ungemein, wenn man noch andere Optionen in der Hinterhand hat.

  • Es ist schlichtweg unrealisitsch, dass das Hotel enteignet wird.


    Ich kann mich nicht an einen Fall erinnern, dass ein Gebäude durch eine politische Gemeinde enteignet wurde um dort eine andere Nutzung vorzusehen. Die allermeisten Enteignungsverfahren dienen der Schaffung von Infrastruktur, zumeist Straßen. Sonst kenne ich noch Fälle, in denen Gebäude einteignet wurden, weil eine Nutzung das Potential hatte seiner Umgebung nachhaltig zu schaden. Überwiegend Spielhallen, Bordelle, in einzelfällen auch eine Nutzung durch NPD o.Ä.


    Für eine Enteignung müsste man auch vorher ein ordenliches B-Plan-Verfahren durchführen und dabei auch die wirtschaftlichen Interessen der Betroffenen wahren. Wenn das Ziel des Verfahrens aber schon die Enteignung sein soll, sehe ich gute Chancen, den B-Plan wegen Abwägungsdisproportionalität zu kippen.


    Und selbst wenn, steht da noch die Entschädigung aus. Das Gebäude hat grob üerschlagen 9.000m² Bruttogeschossfläche. In dem Fall kann man als unteren Wert 2.000€ ansetzen, das wären dann 18.000.000€ und da ist der Preis des Grundstückes noch nicht drin. Aber es gibt ja noch die glorreiche Idee, Mittel aus dem Denkmalschutz dafür zu verwenden. Dann verfallen zwar anderso Denkmäler, aber egal...


    Es entbehrt auch nicht einer gewissen Komik, dass das Gebäude mit Mitteln platt gemacht werden soll, die doch stark an die der DDR erinnern, Diejenigen, die sich für den Erhalt einsetzen aber gerne als Sympatisanten selbiger geschimpft werden. :lach: