Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Bauthread

  • Ich bin auch nicht allwissend, aber ich lehne mich soweit aus dem Fenster zu behaupten, dass Potsdam, mir auch nicht ganz unbekannt, mit weit überwiegender Bevölkerungsmehrheit absolut hinter der Wiederherstellung der historischen Mitte steht und es eine laute Minderheit ist, die ständig dagegen arbeitet. Das ist auch deren gutes Recht, es wird aber dann problematisch, wenn die gewählten Repräsentanten einer lauten Minderheit an entscheidender Stelle folgen, anstatt den Wille der schweigenden Masse auszuführen (schweigend, weil sich naturgemäß nun einmal nur Gegner einer Sache nennenswert zu Worte melden).


    Mich stört also nicht der Protest von Gegnern, das gehört doch auch dazu. Mich stört, dass man sich an der Minderheit orientiert. Der in Erhaltungsbestrebungen dieser DDR Architektur geronnene Architekturgeschmack ist nun einmal nicht der Mehrheitsgeschmack. Aber wenn es um politische Entscheidungen geht sowie um die Verwendung öffentlicher Grundstücke, dann muss es in letzter Konsequenz eigentlich nach dem Mehrheitsgeschmack gehen. Davon machen wir zwar beim Denkmalschutz eine Ausnahme, was auch gut und richtig ist, aber diese Bauten sind nun einmal nicht denkmalschutzwürdig und somit nicht von reinen Mehrheitsbetrachtungen auszuschließen, nur weil es einer Minderheit von "Liebhabern" so gefiele.

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    Eine Angabe zu Quellen mit höherem Informationsgehalt als deinen Mutmaßungen fände ich sehr toll. So bewegt man sich weniger im nebulösen.

  • Für jemanden, der die Diskussion mehr beiläufig aus der Ferne begleitet, da mit den Interna in Potsdam nicht vetraut, erlaube ich mir die Frage, ob man juristisch dem Bürgerentscheid ausweichen kann. Will damit sagen: Ist die Fragestellung, die ja drei Bauwerke zusammenfasst, überhaupt statthaft, oder müsste nicht jedes Objekt für sich einem Entscheid vorgelegt werden?
    Ich kann mir auch denken, dass übeer die einzelnen Grbäude sehr unterschiedliche Meinungen exisiteren, dass das Mercure vielleicht wirklich eine Mehrheit bekäme, aber die FH? Das Nutzungskonzept, das ich gelesen habe, ist doch wirklich dürftig. Das liefe doch auf eine ewige Bezuschussung hinaus. Und warum soll denn jetzt auf einmal Wohnraum nicht mehr wichtig sein, stattdessen Start ups? Man könnte noch x Argumente liefern, aber das ist ja auch schon reichlich geschehen.

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    Mmmhh, eine 300 Millionen Euro Schloss in dem nicht mal das ganze Raumvolumen genutzt wird und kann für das Brandenburgische Parlament haben ja gezeigt das es doch geht. Warum die alle über die kleinlichen 30 Millionen und ein diffuses Nutzungskonzept so herziehen..... erschließt sich mir aus dem Kontext eher weniger?:lach:

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    ähm nein, 22 Mio sind schon durch Spenden bezahlt. Daher kann man diese nicht zum Mietkauf hinzu rechnen. Dann würden die ja doppelt bezahlt werden. ;)
    Aber lass ma den Leipziger bei der 300 Mill-Lüge. Wir kennen ja diese populistischen Meinungsmacher zur Genüge aus der Maz. Da posten die Sachsen ja als „Dresdner " mit gleichen Orthographiefehlern unter diversen Pseudonymen ...
    Grüße
    Luftpost


    Bitte nur zitieren wenn es Sinn macht. Danke
    Bato

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    Ja ich habe mich vertan, ihr habt recht 130 Millionen. Hauptsache mir ne absichtliche Lüge nachsagen, war wirklich keine Absicht ich hätte nochmal nachschauen sollen statt sich auf das Gedächtnis zu stützen, aber man kann ja immer von sich selber reflektieren wie man an den Reaktionen sieht. :nono:
    Und ja das Plattner 20 Millionen gezahlt hat machts auch nicht besser.

  • Ich weiss, man kann sich gar nicht mehr vorstellen, dass es auch für 130 Mios geht, wenn man sich die Bausummen anderer öff. Bauten anschaut. Die Nutzung des Landtagsschloßes ist wohl eindeutig. Um Kritik zu vermeiden hat das Landesparlament gleich den Landesrechnungshof mit im Schloß untergebracht.


    Es geht bei der Debatte um das nicht vorhandene Konzept für die jetzige FH um öffentliches Geld. Deshalb sind bei dem Vergleich zum Stadtschloß die 22,5 Millionen (nicht 20 Millionen) von der Hasso-Plattner-Stiftung nicht mitgerechnet.


    Die Argumentationskette a) das Stadtschloß hat den Steuerzahler viel gekostet b) dann kann man auch 30 Millionen ohne Sinn und Zweck in eine Sanierung der FH zu unbestimmten Zweck rausschmeissen gehört auf Twitter, Facebook oder andere Stammtisch-Plattformen aber nicht in ein Architekturforum.

  • 130 Mio. für ein neugebautes Landesparlament gehen schon in Ordnung. Immerhin die höchste demokratische Versammlung des Landes Brandenburg. Rekofassade hin oder her. Jedes neue, große Shoppingcenter verursacht inzwischen höhere Baukosten, wir leben ja nicht mehr Anno 1970 bzgl. Baukosten.


    Jedoch sind 30 Mio. für einen funktionell und technisch schlicht und ergreifend obsoleten ehemaligen Hochschulbau, aus dem die eigentliche Hochschule auch schon längst ausgezogen ist und für das man sich auch erstmal irgend eine Nutzung künstlich aus den Fingern saugen müsste (klar, irgendwas "kulturiges" wird sich immer finden, aber dafür über 30 Mio. in Beton stecken? GERADE die freie Kleinkunst wäre wesentlich besser bedient auch nur einen Bruchteil der 30 Mio. in deren direkte Förderung zu stecken, anstatt 30 Mio. in Beton zu stecken!), einfach zuviel Geld. So simpel und pragmatisch kann es sein, Larry.

  • 130 Mio. für ein neugebautes Landesparlament gehen schon in Ordnung.....


    Nicht wenn man schon ein funktionierendes Landesparlament hatte, das man für weitaus weniger Geld hätte sanieren könnte (falls das überhaupt nötig war).
    Und nein Reko nicht hin oder her. Kulka hätte da ja auch ne Mega-Sparkasse bauen können für weitaus weniger Geld. Das dass keiner will ist ja selbstredend also hätte man auch am alten Standort bleiben können.


    GERADE die freie Kleinkunst wäre wesentlich besser bedient auch nur einen Bruchteil der 30 Mio. in deren direkte Förderung zu stecken, anstatt 30 Mio. in Beton zu stecken!), einfach zuviel Geld. So simpel und pragmatisch kann es sein, Larry.


    Bleibt weiterhin eine Behauptung. Schließlich ist der Bau aus Beton und Beton schimmelt meines Erachtens nach nicht. :)

  • Nicht wenn man schon ein funktionierendes Landesparlament hatte, das man für weitaus weniger Geld hätte sanieren könnte (falls das überhaupt nötig war).


    Das ist nun wirklich Unsinn: Beim Kreml handelte es sich um die ehemalige SED-Bezirksleitung, die schon 1990 in keinem guten Zustand mehr war. Dieses Gebäude war als Landtag von Anfang an nur ein Provisorium und eigentlich viel zu klein - es gab z.B. keinen Plenarsaal, der diesen Namen verdient hätte, zu wenige Büros und Ausschuss- und Fraktionssäle. Außerdem gehört ein Landtag (wie auch eine Staatskanzlei) ins Zentrum einer Landeshauptstadt und nicht jwd auf einen Hügel. Wenn Du Dich jetzt darauf versteifst, dass ein Provisorium nun mal reichen sollte und Landesparlamente kein Geld kosten müssen, dann landest Du argumentativ schlicht in einer Sackgasse.

  • Da hat Architektenkind Recht. die ehem. Preuss. Kriegsschule wurde ja schon in den 1920 Jahren zum Reichsarchiv umgebaut, bevor die SED den wilhelminischen Bau als Bezirksleitung nutzte. Wer die Plenarsitzungen erlebt hat weiss, was dieses "Provisorium" für das Land bedeutete.

  • Außerdem gehört ein Landtag (wie auch eine Staatskanzlei) ins Zentrum einer Landeshauptstadt und nicht jwd auf einen Hügel.


    Makulatur. Wir leben ja nicht mehr wie vor Hundert Jahren.:nono:


    Wenn Du Dich jetzt darauf versteifst, dass ein Provisorium nun mal reichen sollte und Landesparlamente kein Geld kosten müssen, dann landest Du argumentativ schlicht in einer Sackgasse.


    Ahja, ein Erweiterungsbau wäre natürlich undenkbar gewesen. Macht man ja nirgendwo. Immer komplett Neubauen.

  • Ich finde es einfach nur noch schade, dass man ständig an den ganz wenigen Rekonstruktionen rumnörgelt und diese beständig schlecht macht.


    Wäre der Landtagsneubau als nicht Reko an den Alten Markt gesetzt worden würde sich nämlich niemand beschweren ob der Kosten. Dann würde die neue Transparenz gelobt und dass die Politik nun nah am Bürger ist und nicht mehr über sie vom Hügel hinweg regiert.


    Es wäre so einfach wenn jede Seite etwas mehr Toleranz für die anderen aufbringen könnte.


    Warum soll es in deutschen Innenstädten die zum Teil bis zur Unkenntlichkeit im Krieg entstellt wurden nicht möglich sein ein oder zwei Plätze und ein paar anliegende Straßen zu rekonstruieren. Wenn man dies akzeptieren könnte würde auch die andere Seite nix zu den anderen 99 Prozent der Fläche sagen die modern bebaut wird.


    Mir hat nie eingeleuchtet wo dieser unglaubliche Hass herkommt der aktuell in Potsdam ja in ganz neue Dimensionen verstößt.


    Wenn man ehrlich ist kommen in deutschen Innenstädten doch überhaupt nur ganz wenige Areale für Rekos in Betracht. Wie man sich an den paar Häusern so unglaublich abarbeiten kann. Ich versteh es nicht.

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    Wegen den Pinpong Argumentationen der Rekoleute die mit einer nervigen Selbstherrlichkeit versuchen die diskursive Hoheit an sich zu reißen, in dem Glauben das sie für jeden und allen sprechen und das ihre Meinung die Evidenz allen seins ist. Lies mal die Sachen der Leute im Stadtbild-Deutschland Forum wo dann sogar stellenweise das Bräunliche heraussumpft (ich freue mich schon auf den nächsten Rotbewerter Nazi-Spruch). Es ist alles kein Problem, wenn man solch ein Ästhetik bevorzugt, wenn dann aber Gesellschaftsentwürfe und Fiktionen mit hineingemengt werden die dann als Absolute Wahrheit herausgestellt werden, hört es halt auf. Und das andere Problem ist dann halt diese Häßliche Kompromissarchitektur. Wie dieser ganze Terz geführt wird um ein zwei schlecht Leitbauten in den Himmel zu loben ist halt unverständlich. Dann fände ich es besser wenn man Langsamer baut oder aber man akzeptiert dann auch die vielschichtigkeit von Stilen (ja gerade die DDR die ich jeden Nachwendekitsch vorziehen würde). Ich weiß das ich das ein wenig extrem bin, aber ich neige eher zu einer Entweder oder Haltung. Gemischt oder Voll-Reko. Ich sehe ja diese Architektonischen Scheußlichkeiten der Nachwendezeit die sich so plump versuchen anzubiedern oder oft eben auch gar nicht immer wieder in Leipzig, wie sie die eigentlich schöne Stadtstruktur aufquellen. Andersherum kenne ich halt die Produktionsbedingungen von Architektur und verstehe warum viele so Plump aussieht am Ende. Daher vll. auch mal weniger oder langsamer bauen. Das Problem ist dann halt das dass die Reko-Leute ja aus Angst wiederum nicht wollen und ihre häßliche Kompromiss-K**** durchsetzen müssen....... Ich bin sogar geneigt zu behaupten das dass die Dritte Zerstörungswelle Deutscher Städte ist. Vertrocknete Tortenbäckerei. Allerdings ist es letztendlich auch wiederum zu akzeptieren als trauriges Zeugnis unserer Zeit.

  • Richtig, nur das ich sie als solche darstelle. Nicht als absolutistische Evidente von jeden Normalen, unverbildeten Menschen sehende Wahrheit. Außer bei Fiktionalisierungsversuchen wie der MvdRohe-Geschichte und dem Ullrich Müther Bau.

  • Das ist deine Interpretation. Eine Meinung ist eine Meinung. Du ziehst doch auch schön vom Leder. Wer will schon eine treibende Kraft hinter der "Dritten Zerstörungswelle" sein? Ist das keine "absolutistische" Evidenz?

  • Saxonia, gib's auf. Es macht keinen Sinn Larry von auf der Hand liegenden Sachverhalten überzeugen zu wollen. Der lebt in seiner eigenen Welt.


    Dass das Bankgebäude von Mies van der Rohe aus Iowa, USA offenkundig ein direktes Vorbild für das heutige FH-Gebäude im Potsdamer Zentrum ist wurde auch wieder von der jüngsten Fachliteratur bestätigt. Das verhält sich mit dem Restaurant "los Manatiales" von Felix Candela und der "Seerose" von Ulrich Müther genauso. Hintergrund ist sicher die Sehnsucht nach Internationalität der Nach-Ulbricht-DDR.


    Aber wahrscheinlich streitet Larry auch ab, dass der Berliner Funkturm etwas mit dem Eiffelturmmotiv zu tun hat oder dass das Brandenburger Tor die Prophyläen in Athen paraphrasiert. Kurz: da ist nichts zu machen.

  • Ahja, ein Erweiterungsbau wäre natürlich undenkbar gewesen. Macht man ja nirgendwo. Immer komplett Neubauen.


    Worauf willst Du eigentlich hinaus? Dem Land Brandenburg vorwerfen, dass es sich einen Landtag gebaut hat? Es hatte nämlich keinen. Es gab nur eine heruntergekommene Schule, die zwischendurch als Verwaltungsbau genutzt worden war, als Zwischennutzung. Versteh' mich nicht falsch: Aus meiner Sicht hätte es keineswegs das Reko-Schloss werden müssen, ein guter moderner Bau an dessen Stelle hätte mir auch gepasst – im Falle eines wirklich guten Entwurfs sogar besser. Aber Du sagst plötzlich, warum auch immer: "Hätten sie doch an das unpassende Haus in der Butnick irgendwas dranpappen sollen, alles andere ist/war vermessen!"


    Ich weiß gar nicht, wie Du auf diesen Trichter gekommen bist. Irgendwas mit Geld war der Auslöser, um Architektur geht es Dir hier gerade jedenfalls nicht mehr...