Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Bauthread


  • Der Blick ist wichtig. Er zeigt nämlich die Sicht die Schloßstraße hinunten vom Tympanon des Hotels "Einsiedler" aus. Dieser wird im September zum Kauf ausgeschrieben und soll mit seinem erhaltenen Giebelrelief wiederentstehen. Hier zeigt sich deutlich, dass der aufgeständerte Vorbau der FH um etwa 6 Meter zuweit in die Schloßstraße hineinragt. Der Blick auf Obelisk und Altes Rathaus ist versperrt.


    Links entsteht mit dem Plögerschen Gasthof an der Ecke Schloß- und Hohewegstraße (heute: Friedrich-Ebert-Straße) dann die Kommandantur als Leitbau neu.

  • Ich finde schon erstaunlich, dass einige dieser missglückten Ufergestaltung noch Qualitäten abgewinnen können.
    Bei diesem Gebiet handelt es sich um einen herausragenden Abschnitt der Havel, also des stadtbildprägenden Flusses in Potsdam. Weiterhin haben wir hier eine leichte Hanglage, die sich gut zur Schaffung von Terrassen nutzen lässt. Hier wäre der Ort, um etwas Herausragendes zu schaffen. Und was wird gebaut? Ein schmaler Uferstreifen, der jede Großzügigkeit vermissen lässt, und dahinter Gebäude von einer - vorsichtig ausgedrückt - bescheidenen Qualität. Für mich ist das keine attraktive Öffnung der Stadt zu ihrem Flussraum, sondern eine städtebauliche Fehlleistung.


    Das hat übrigens nichts mit Moderne contra Barock zu tun. In Dresden wurde der Landschaftsraum der Elbe mit der Brühlschen Terrasse hervorragend gestaltet, mit großzügigen Freiräumen, auf denen man angenehm bummeln kann. Zudem gibt es noch Platz für Freiluftgastronomie, denn die Wasserlagen sind ja dafür besonders geeignet. Wer sich dagegen die Situation an der Alten Fahrt in Potsdam anschaut, der erkennt schnell, dass es hier einen großen Qualitätsunterschied gibt. Verglichen mit der Brühlschen Terrasse ist die Potsdamer Ufergestaltung schlicht ein Fehlschlag.

  • ^ Berauschend finde ich die Gestaltung auch nicht. Dass man das Ufer wieder angelehnt an den Vorkriegszustand bebaut, finde ich okay. Auch die Wiedererrichtung des Palais Barberini in historischer Gestalt ist begrüßenswert. Insofern ist es unsinnig, den der derzeitigen Rohbauzustand als Bunker zu bezeichnen.
    Das bereits fertige Eckgebäude zur Langen Brücke finde ich allenfalls mittelmäßig, den angrenzenden Neubau sogar schwach. So etwas könnte in einem Neubaugebiet am Stadtrand stehen, aber doch nicht hier.


    Schaut man sich historische Bilder an, fehlen heute in der Tat die Terrassen und Grün. Letzteres wird sicher noch zumindest in kleinerem Maße kommen, aber das Flair der alten Bilder wohl kaum.
    Dennoch sollte man die Fertigstellung abwarten, bis man ein endgültiges Urteil fällt.

  • Klarenbach scheint entgangen zu sein, dass das Havelufer an der Alten Fahrt gerade für 1,2 Millionen Euro umgestaltet wird. Neben einer schönen Uferpromenade entsteht dort auch viel Platz für Außengastronomie. Der dazugehörige Entwurf stammt vom Berliner Büro sinai Landschaftsarchitekten und wird bis Jahresende realisiert:



    Quelle: sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH


    Weitere Informationen: http://sinai.de/projekt/havelu…e-an-der-alten-fahrt.html

  • Ich sitze mal wieder zwischen den Stühlen: Klarenbachs Kritik finde ich übertrieben. Der Grünzug entlang der Havel war/ist keine denkmalswürdige Meisterleistung, sondern eine gelungene Ufergestaltung, durch die es sich schön spazieren ließ – aber an Orten zum Spazieren im (bisweilen spektakulären) Grünen mangelt es Potsdam ja nun wirklich nicht.


    Architektators Lob ist mir wiederum zu unkritisch: Der Spaß mag ja Millionen kosten, aber die Visualisierung lügt. Mittels exzessiven Weitwinkel-Einsatzes wird hier eine Großzügigkeit simuliert, die es nicht gibt. In Wahrheit bekommen wir ein enges Plätzchen zwischen dem brausenden Verkehr der langen Brücke und einem notdürftig auf klassisch getrimmten Styroporismus-Neubau. Zudem wird sich auf diesem Plätzchen kaum urbanes Leben entfalten können, denn es wird geprägt sein von den Tischen irgendeiner öden Franchise-Gastronomie. Ein Café-Betreiber oder eine Köchin, die mit Seele bei der Sache sind, werden sich die Miete nämlich nicht leisten können.


    Aber immerhin: Wenn die übrigen Bauherren wert auf die Hinterhofgestaltung legen, wird der Rest der Uferpromenade wohl einen ganz hübschen Anblick bieten. Und mit etwas Glück werden wir auch einen gelungenen Übergang zu den Resten des Grünzugs bekommen, sobald der "Sperrzaun" wieder weg ist. Warten wir es ab...

  • Ob der Koch der Eckgastronomie "mit Seele bei der Sache" ist ist glaube ich für ein Architekturforum nicht so entscheidend. Wichtiger ist, dass es hier eine Gastronomie gibt, m.W.n. sogar zwei. Die Pächter dieser Eckeinheit werden sicher auch wechseln.


    Den Uferweg hat es ja früher nicht gegeben, weil alle Grundstücke an die Wasserkante oder mittels Terrassen darüber hinaus gingen. In Potsdam wollte man bewußt einen öffentlichen Uferweg, das ist lobenswert. Man hätte den Weg mit Terrassen überbauen können - das ging aber nicht, weil der Uferweg Feuerwehrzufahrt ist.


    Beim Museum Barberini wird es eine sehr attraktive Gastronomie geben, im übrigen sind da wirklich Gastronomen im Gespräch, die "mit Seele" bei der Sache sind. Bei der Brauer 4-6 weiss man ja noch nichts genaues.


    Der Klarenbachsche Vergleich mit den Brühlschen Terrassen geht fehl: die Havel ist nicht die Elbe. Hier hängt Klarenbach wieder an der DDR-Version der Alten Fahrt (die ja unvollendet war) und kann sich noch immer nicht mit einer Wiederbebauung rund um den Alten Markt anfreunden. Insofern nichts Neues.

  • [@ Klarenbach :


    Es ist ja nun nicht so, dass der real existierende Sozialismus diese Grünanlage aus Liebe zum Stadtgrün erschaffen hat - und das was dort erschaffen wurde ist mit Sicherheit KEINE herausragende Parklandschaft !


    Die Beweggründe für die Erschaffung dieses Stadtgrüns liegt wohl eher darin darunter die baulich-preussische Vergangenheit darunter zu begraben und wohl sicherlich auch weil die Mittel für eine adäquate Bebauung einfach nicht vorhanden waren.


    Anders ist es nicht zu erklären, dass man einen Teil des Alten Marktes unter einer Schnellstrasse verschwinden liess und den Rest zur Havel dann idyllisch begrünte !


    Gemäß deiner Logik müsste man sich ja fragen wie es denn der Potsdamer Bürger in diesem Teil der Stadt ausgehalten hat - so ohne Aufenthaltsqualität und Grün! Die Bebauung reichte ja bis an die Havel heran und das Ufer war eben nicht begehbar !


    Das die Bebauung nun weitegehnd den Vorkriegszustand wiederherstellt aber eine Uferpromenade frei lässt ist doch sicher keine schlechte Sache !


    Das du nun gerade jenen Teil mit dem Palais Barberini so abwertend erwähnst, der genau dem Vorkkriegszustand wiederherstellt und TROTZDEM ein begehbares Ufer schafft kann man mithin wohl nur als Ironie bezeichnen ! *gg*


    Das historische Zentrum Potsdams unbebaut zu belassen und diesen Grünstreifen als herausragendes stadtgestalterisches Element zu bezeichnen kann wohl auch nur dir als relle Forcderung entspringen.


    Womöglich würdest du den halbfertigen Theater-Betonklotz auch noch wieder haben wollen ? ;)

  • Tarsis
    Woher hast Du diese Infos zur Baugeschichte, insbesondere die, dass die Parklandschaft an der Alten Fahrt eigentlich bebaut werden sollte und dass diese Bebauung dann aus Kostengründen nicht realisiert wurde?
    Ich kenne nur ein Gebäude, das jahrelang nicht realisiert wurde, und das war die Festhalle am Alten Markt, südlich des Fachhochschulgebäudes. Diese war schon seit 1958 geplant, wurde dann aber erst ab 1989 als Theater begonnen. Die Parklandschaft an der Alten Fahrt war dagegen von Anfang an als Parklandschaft geplant.


    Auch die Behauptung, dass durch die Parklandschaft preußische Geschichte beseitigt werden sollte, ist durch nichts belegbar. Wenn das das Ziel der Stadtplaner gewesen wäre, dann hätten sie ja viel beseitigen müssen, von Sanssouci über das Neue Palais bis zur Nikolaikirche. Diese Parklandschaft wurde geschaffen, um die Havel besser erlebbar zu machen, denn vor 1945 war dieser Uferbereich der Havel sehr unattraktiv und für die Bevölkerung überhaupt nicht nutzbar. Ich denke also, dass ideologische Schlammschlachten ala´ Preußentum contra DDR hier wirklich nicht weiterführen. Die großartige Potsdamer Parklandschaft wurde zweifellos zu großen Teilen während der preußischen Zeit geschaffen, aber die DDR hat auch einen Teil dazu beigetragen. Ich finde es nicht sinnvoll, diese Epochen immer wieder gegeneinander auszuspielen, wie das einige Nutzer hier immer wieder tun. Wobei ich mittlerweile Zweifel habe, ob diese Kämpfe wirklich aus der Liebe zum preußischen Bauerbe entspringen. Gerade die Nutzer, die besonders heftig für das preußische Erbe eintreten, zeigen ein auffälliges Desinteresse am Erhalt der vorhandenen preußischen Baudenkmäler, von der Friedenskirche bis zu den Römischen Bädern oder dem Marstall in Babelsberg.


    Was die sonstige Qualität der jetzigen Uferbebauung betrifft, so können wir über das Resultat nach Fertigstellung des Ensembles diskutieren.

  • Was mich bei den ganzen Diskussionen immer so verwundert ist der Voher-Nacher-Effekt von Rekonstruktionen. Bevor rekonstruiert wird, schreien immer alle auf, dass man das nicht machen kann, dass es angeblich keiner will etc.


    Wenn die Rekos dann aber erst mal stehen, will sie niemand mehr hergeben, sie werden Dreh-und Angelpunkt des städtischen Lebens und selbst fast alle Kritiker sind dann irgendwann doch dafür und meinen, dass es in der Nachbetrachung die richtige Entscheidung war zu rekonstruieren.


    Das begann alles mit der Frauenkirche in Dresden, wo sich heute niemand mehr vorstellen kann, wie es mal ohne die Kirche war. Würde man heute eine Umfrage machen, ob man für oder gegen die Frauenkirche ist, würden vermutlich 95% sagen, es war die richtige Entscheidung, sie wieder aufzubauen. Ähnliches wird in Berlin mit dem Stadtschloss geschehen und selbst in Braunschweig, wo man mehr als kritisch gegenüber dem Schlosswiederaufbau war, ist es mittlerweile fest in die Stadt integriert.


    Das gleiche beobachtet man doch jetzt auch in Potsdam. Ich glaube, dass man heute mindestens 90% Prostimmen bei ner Anstimmung einholen würde, wenn man über das Stadtschloss abstimmen würde, wenn das Barberini und der Rest am Alten Markt erst mal fertig ist, wird man sich nach ein zwei Jahren gar nicht mehr vorstellen können, dass es mal anders war und keiner käme mehr auf die Idee, die Bauten lieber nicht zu haben.


    Aus diesen ganzen Erfahrungen verstehe ich diese teils ja schon hasserfüllten Tiraden gegen eine Hand voll Rekonstruktionen nicht, denn um mehr geht es doch gar nicht. Ich habe manchmal das Gefühl, wenn man den Diskussionen hier folgt, in Potsdam oder anderen Städten stünde man kurz davor, hektarweise Straßenzüge zu rekonstruieren. Die Rekonstruktionen in ganz Deutschland der letzten zwanzig Jahre werden nicht mal an der Hundertermarke kratzen und da zähle ich auch solche Zwitterrekos wie am Neumarkt in Dresden mit dazu. Also woher kommt dieser Hass und diese penetrante Ablehnung. Ich verstehe das echt nicht!

  • Hier wird nicht Gebäude XY originalgetreu rekonstruiert und es muss auch nicht jedes Gebäude von supertoller und authentischer Handwerksqualität sein; bei Leitbauten wie dem "Landtagsschloss" hätte ich angemalte WDVS Pappe auch abgelehnt. Aber wäre hier ein modernistisches Gebäude entstanden, dann wäre das genauso mit WDVS usw. gebaut worden, wie eines mit eher klassischer Formensprache ( Architektenkind). Man muss da schon gleiches mit gleichem Vergleichen, also ein modernistischer Zweckbau unter den Zwängen eines vorgegebenen Grundstücks und einer bestimmten, erwünschten Nutzung und Zugänglichkeit Vs. ein Zweckbau mit identischen Rahmenbedingungen, aber Lösung dieser Aufgabenstellung durch bewährte, klassische Formensprache und Gestaltung. Das ist doch schon ausreichend!


    Was hier rekonstruiert und auch teilweise neu interpretiert hergestellt wird, das ist ein gewisses urbanes Stadtbild. Plätze, Wegebeziehungen, Nischen, Grün als Begleitung und Gestaltungselement, nicht einfach unmotivierte 0815 Wiese, wo ab und zu mal drübergemäht wird, mit Bäumen dazwischen, das hat keine städtische Aufenthaltsqualität. Wenn ich an städtische Aufenthaltsqualität in alten, europäischen Städten denke, dann kommt mir eher die italienische Piazza (=komplett gepflastert, kein Bäumchen oder Rasen) in den Sinn, als das typische, nachkriegsdeutsche Abstandsflächengrün. Sowas suche ich zumindest nicht im Zentrum einer Stadt, alles hat seinen Platz. Aufenthaltsqualität kommt genauso, wie es hier visualisiert wird, zumindest ansatzweise wieder zustande.


    Natürlich wird das nicht das neue Schmuckkästchen Potsdams, aber den Anspruch hat doch auch keiner geäußert und der Anspruch ginge auch fehl, denn die klassische europäische Stadt lebt ja gerade davon, nicht nur "den einen" tollen Platz oder "das eine tolle Ensemble" zu haben, mit reichlich Zweckbauten und Verkehrsflächen drumherum gestrickt (das sind zB typische US Städte an der Ostküste!), sondern sie lebt davon, dass sie unzählige Nischen, Plätze, reizvolle Blickbeziehungen und eine Vielzahl an Nutzungen und Gestaltung auf kleinem Raum bietet (Stichwort auch Fußläufigkeit und der Flaneur, nicht der Autofahrer, als Maßstab), verteilt durch alle Quartiere.


    Dies hier wird ein Puzzlestein, der dazu beiträgt, Potsdam urbaner zu machen. Nicht mehr - aber auch nicht weniger.

  • Ich finde zunächst mal schön, DASS es nun eine kleine Uferpromenade geben wird. Hier muss ich Klarenbach schon recht geben: Das ist ein ganz klarer Fortschritt, ebenso wie es die hübsche Parkfläche ergänzt (und JA, solche Parkflächen muss es auch geben; nur die "alten" am Lineal gezogenen Raster wären öde). Ich hätte sie auch gerne noch etwas breiter und grüner gesehen, aber mehr war offenbar nicht rauszuholen - wobei ich auch ganz entschieden bezweifle, dass es bei moderner Architektur am Ende weniger eng oder "bunkerhaft" wirken wird. Im Gegenteil erlebe ich engere Wege und Gassen bei klassischer, kleinteiliger Bebauung eher als reizvoll. Bei modernen Entwürfen erwarte ich eher klarere, größere Dimensionen und dafür als Ausgleich auch großzügigere Freiflächen. Aber wie ich schon oft feststellen musste, wird meist entweder das eine oder das andere bevorzugt. Bei mir hängt so eine Präferenz vor allem vom Kontext ab. Hier bei den Rekos in Potsdam überwiegt daher klar die Freude und es könnte von mir aus gerne noch mehr Rekos oder klassisch gestaltete Neubauten im Zentrum geben.

  • Von was für einer "DDR-Parkanlage" sprechen wir eigentlich? Die Bäume auf Klarenbachs Bildern sind doch in weiten Teilen eindeutig älter als 40 Jahre.

  • Parkanlage (da stelle ich mir eher sowas vor) ist eine schmeichelhafte Bezeichnung dafür, was da vorher war. Da, wo jetzt das "Landtagsschloss" ist, war zwischen Stadt- und Landesbibliothek Potsdam und Havelufer eine Ödnis aus simplen Grünflächen (die in Deutschland übliche, da billig zu pflegende, Kombination aus Bäumen und ab und zu gemähtem Rasen dazwischen) zerschnitten von zahlreichen Straßen, Parkplätzen und Wegen, die sich bis zum Ufer hin fortsetzte und am Ufer stand ein Leichtbau aus Blech, der wie eine Lagerhalle aussah (was immer da auch drin war). Das ist meine Erinnerung an diesen Bereich aus den späten 1990ern, bevor die aktuellen Bauprojekte durchgeführt wurden/werden. Die Stadtmitte Potsdams war also ähnlich attraktiv und urban wie das Flugfeld in Tempelhof oder Umfeldgestaltung einer Neubau-Trabantensiedlung, die man vielleicht am Stadtrand erwarten würde.


    Aufjedenfall wird die Ecke, wenn alle Bauarbeiten mal beendet sind, deutlich aufgewertet sein im Vergleich zur Ödnis vorher.

  • Die Blechhalle war das Hans Otto Theater, das nach dem Abriss des bereits vertigen Rohbaus hier spielen musste bis es den Neubau am Tiefen See gab.
    Die von ihnen angesprochene Ödniss war durch den Theaterneubau und den volgenden Abriss entstanden.
    Der Zustand davor ist auf dem Bild das Konstantin einstellte recht gut zu sehen.


    Übrigens auch das hier ist Park.
    Park Babelsberg.

  • @Pumpernickel: Du verwechselst da mE Park und Garten, auch wenn sich beides oft nicht so scharf trennen lässt. Der Tierpark oder der Treptower Park in Berlin haben auch viele solche Abschnitte wie auf dem Bild von Beitrag 570. Dieses zeigt für mich übrigens schön die Lebensqualität Potsdams mit kleinen Naturlandschaften am Wasser so nahe am historischen Kern (ähnlich schön ist es mE auch in Teilen Münchens gemacht). So was kann natürlich durch eine kleine Uferpassage an historisierenden Häuserfronten aufgelockert werden. Aber wie gesagt finde ich persönlich die Parkflächen dann doch attraktiver.

  • Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese völlige Ausradierung von allem zwischen altem Rathaus und Heilig-Geist-Kirche bzw. "Residenz" immer wieder schockiert. Dieses Plattenbauviertel wird wohl eine isolierte Wohnmaschine bleiben.


    So ungrün find ich die alte Fahrt vor der Zerstörung jetzt auch nicht. Natürlich bebaut aber dennoch recht urig. Die Anwohner bzw. Anlieger werden die Wasserseite sicher rege genutzt haben. Die unbedingte Notwendigkeit eines Grünstreifens sehe ich hier angesichts der Freundschaftsinsel gegenüber nicht wirklich. Das wird damals wohl eher ein Alibiargument für tabula rasa gewesen sein.



    http://www.potsdam-wiki.de/ind…atei:Alte_Fahrt,_1941.jpg gemeinfrei

  • Saxonia
    Das bezweifel ich.
    Zu den Grundsätzen der Moderne gehört Licht und Grün.
    Und erklärte Absicht hier war das Grün in die Stadt zu holen.
    Gegen über der Vorkriegsbebauung ist der Grünzug mit Uferpromenade auf jeden Fall ein Fortschritt.
    Gerade deshalb finde ich das fehlen von Grün bei der Neubebauung sehr traurig. Hier hätte man gut zwei Ansprüche kombinieren können. Aber dem standen die Verwertungsansprüche der Investoren im Weg.

  • Naja, da ist wohl eher die Frage, was man als (städtebaulichen) Fortschritt betrachtet. Par Bäumchen auf einer Abrissfläche pflanzen gehört für mich jetzt nicht unbedingt dazu. Dass "Licht und Grün" zu den Grundsätzen der Moderne zählt, ist ja richtig, adelt doch aber nicht jede Ersetzung von Häusern durch Grün. Und wie gesagt, die Freundschaftsinsel war schon da, wenige hundert Meter weiter der Park Babelsberg. In die Stadt "holen" brauchte man da nichts mehr, war schon alles da.
    Ich kann auf dem Foto oben jedenfalls keinen wirklichen Missstand ausmachen. Solche Wohnlagen gehören erfahrungsgemäß zu den idyllischsten einer Stadt.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia ()

  • Richtig es ist eine Frage was man als städtebaulichen Fortschritt ansieht.
    Da haben wir offensichtlich verschiedene Vorstellungen.
    Das von Ihnen eingestellte Bild zeigt ja nur einen sehr kleinen Teil der Alte Fahrt, etwa das heutige Humboldtkarree.
    Dieser Abschnitt sah früher unbestritten schön aus. Um so trauriger das was dort, ausser dem Museum Barbarini (ich meine die Wasserseite), entsteht
    So sah die Bebauung der Alte Fahrt aber nicht auf der gesammten Strecke aus.
    Das hier im Link zu findende Bild zeigt eine Schokoladenfabrik an der Alte Fahrt und wie man sehen kann kommt dort noch ein weiterer Industrie Schornstein.
    Das empfinde ich jedenfalls nicht als schön.
    Quelle MAZ / Potsdam - Museum


    http://m.maz-online.de/var/sto…ko-Fabrik_ArtikelQuer.jpg


    Es ließen sich problemfrei weitere Bilder zeigen die diese Bebauung nicht schön wirken lassen.
    Und Grün in Orte der Steine (wie sich Saskia Hüneke ausdrückt) zu bringen sehe ich grundsätzlich als positiv an.
    Dem können nur Denkmalschutzgründe entgegenstehen.
    Die sind hier aber nicht gegeben.