Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Bauthread

  • Potsdam: Wiederherstellung historische Mitte - Diskussionsthread

    Der Wohnblock am Staudenhof sorgt weiter für Diskussionen. Baudezernent Matthias Klipp hat laut einem Bericht der Potsdamer Neuesten Nachrichten einen Abriss des Wohnblockes ganz klar abgelehnt. Er fühlte sich sogar an die Spätzeit der DDR erinnert, als über die Köpfe der Bürger hinweg über den Abriss von Häusern entschieden wurde. Daher will er demnächst einen Antrag für eine sozialverträgliche Sanierung des Wohnblocks vorlegen.


    Ebenfalls abgelehnt wird der Abriss durch Horst Müller-Zinsius, dem Geschäftsführer der Pro Potsdam GmbH, der der Block gehört. Er beziffert die Abrisskosten auf mindestens eine Million Euro und hält einen Abriss für wirtschaftlichen Unfug. Er will den Block nicht abreißen, sondern instandhalten. Es sieht ganz so aus, als hätten sich die Liebhaber der Abrissbirnen zu früh gefreut.


    http://www.pnn.de/potsdam/653041/

  • Solche einseitigen Kommentare lieb ich ja.


    Wie ich gestern schon im APH lesen konnte, scheint der Herr Klipp selbst ein ziemlicher "Wendehals" zu sein, um seine Erinnerungen an die "Spätzeit der DDR" nochmal aufzugreifen.


    http://www.stadtbild-deutschla…&postID=138330#post138330


    Den Block wird man auf jedenfall abreissen, da können sie auf und niederhüpfen. Alles andere wäre eine Blamage für die Stadtverordneten.

  • Zunächst einmal liegt der Beitrag aus dem aph-Forum ziemlich daneben. Matthias Klipp ist nicht Geschäftsführer der Pro Potsdam GmbH, sondern Aufsichtsratsvorsitzender. Die Geschäftsführer sind der schon erwähnte Horst Müller-Zinsius und Jörn-M. Westphal. All dies kann ganz einfach auf der Pro Potsdam -Homepage nachgelesen werden.


    http://www.pro-potsdam.de/index.php?go=IMPRESSUM


    Zudem finde ich es sehr respektabel, wenn ein Politiker dazulernt. Dass den Abrissbirnen-Fans nun nichts anderes einfällt, als mit Diffamierungen zu arbeiten, spricht für sich.

  • Diffamierung anprangern und im gleichen Satz selbige anwenden ist wohl das klassische Eigentor. Mir scheint deine Position wird zunehmend irrationaler. Ob der Klipp nun Geschäftsführer oder Aufsichtsratsvorsitzender ist für den Kritikansatz vollkommen Bockwurst. Fakt ist, er befindet sich dort jetzt in sehr einflussreicher Position.


    Nun ist er plötzlich der Meinung man müsse den Staudenhof erhalten, warum erst jetzt? Hat er sich denn nicht ausreichend da mit beschäftigt als auch er sich für dessen Beseitigung ausgesprochen hat? Dann muss man wohl ganz klar sagen, dass er sich eine andere Beschäftigung schen sollte als die Kommunalpolitik.


    Für mich ist dieser Aktion heuchlerisch bis ins Mark. Den Menschen wird kein reiner Wein eingeschenkt, gemischt mit Selbstprofilierung der Veranwortlichen. Unabhängig von ästhetischen und Städtebaulichen Punkten, die allein den Abriss aus meiner Sicht rechtfertigen, muss das Gebäude saniert werden. Grundlegend. Das wird die Mieten enorm nach oben treiben. Möglicherweise entscheidet man sich dann als Eigentümer dazu, sie künstlich niedrig zu halten weil man sich sonst PR technisch ins Knie schießt wenn sich die Leute die Miete nicht mehr leisten könnten.
    Das ganze wird also wohl hinten und vorne nicht funktionieren. Zumal ich es auch dreist finde, so vehement auf diese Wohnungen direkt neben der Nikolaikirche im Herzen Potsdams zu pochen. Die Leute landen bei Auszug noch lange nicht auf der Straße, aber so leidet die Allgemeinheit in Potsdam unter einer städtebaulich unbefriedigenden Situation weil sich einige Linke Selbstdarsteller auf das Relikt eingeschossen haben.

  • Klipps veränderte Position Pro Staudenhof ist doch nur damit zu erklären, dass er an anderer Stelle die Unterstützung der Sozialisten braucht. So einfach ist das. Schliesslich hat K. noch 5 Jahre Amtszeit vor der Brust.


    Ob das sich für ihn auszahlt wird sich erweisen.


    Inhaltlich sehe die Sache ähnlich wie Saxonia: 10 Jahre lang wird man ohne Sanierung kaum klarkommen. Zumal die Leute genervt ausziehen werden (und schon sind) wenn die Bauarbeiten rund um den Alten Markt sich ausweiten.


    Zum Vergleich: die Wohnungsbaugesellschaft Mitte verlangt im Nikolaiviertel um die 10 Euro nettokalt (etwa 12 Euro warm) Miete für ihre stadteigenen Wohnungen. Drunter wirds in Potsdam auch nicht gehen.

  • In Potsdam hat es ja Ende des letzten Jahres noch einen kleinen Schlagabtausch zwischen Oberbürgermeister Jakobs und der Landesregierung bezüglich der Baupolitik gegeben. Jakobs warf der Landesregierung vor, Absprachen bezüglich der Nutzung von Bestandsbauten zu missachten. Vor allem die Nutzung des Gebäudes der Fachhochschule an der Friedrich-Ebert-Straße und dem Rechenzentrum an der Breiten Straße bis 2017 ist Jakobs ein Dorn im Auge.


    http://www.pnn.de/potsdam/815172/


    Die Landesregierung wiederum erklärte, dass die Absprachen eine Nutzung dieser Gebäude bis 2017 vorsehen würden, eine vorzeitige Aufgabe wäre aus finanziellen Gründen nicht möglich.


    http://www.pnn.de/potsdam/815667/


    Ich finde diesen Vorstoß von Jakobs ziemlich absurd, vor allem weil er an den realen Problemen Potsdams völlig vorbei geht. Jakobs hat nur insofern Recht, dass das Land nicht genug für Potsdam tut. Beispielsweise hat Potsdam nach wie vor das Problem, dass die Stadt eine wachsende Einwohnerzahl und eine zunehmende Nachfrage nach preiswerten Wohnungen verzeichnet. Auf der anderen Seite weigert sich das Land Brandenburg bis jetzt, den Wohnungsneubau in Potsdam zu fördern, lediglich ein kleines Projekt an der Friedhofsgasse wird gefördert. Auch Infrastrukturinvestitionen, wie die Straßenbahnverlängerung Richtung Krampnitz, kommen nicht voran, weil das Land kein Geld bereit stellt. Diese Konflikte sind Probleme, und wenn der Oberbürgermeister diese Dinge eingefordert hätte, dann hätte eine produktive Diskussion entstehen können.


    Seine jetzige Wortmeldung allerdings erweckt den Eindruck, dass es Potsdam so gut gehen würde, dass es nur Luxusprobleme hätte. Gerade gegenüber den vielen anderen Kommunen Brandenburgs, denen es viel schlechter geht, ist solch ein Eindruck völlig kontraproduktiv. Daher hat Jakobs seiner Stadt einen Bärendienst erwiesen.


    Weiterhin bin ich der Meinung, dass über die Zukunft des Gebäudes der Fachhochschule nochmals diskutiert werden sollte. Denn hier gibt es mittlerweile einen neuen Sachstand. Der Abriss wurde ja in der Annahme beschlossen, dass es völlig marode wäre und daher nicht saniert werden könnte. Nun hat aber die Sanierung des zeitgleich in der gleichen Bauweise errichten Stadt- und Landesbibliothek bewiesen, dass eine Sanierung solcher Gebäude doch möglich ist. Diese Sanierung war ja anfangs auch sehr umstritten, Baudezernent Klipp hatte die Sanierung 2010 zu verhindern versucht. Nun ist die Sanierung fertiggestellt, und sie wurde einhellig begrüßt. Selbst die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat einen positiven Artikel gebracht.


    http://www.reinerbeckerarchite…er-Allgemeine-Zeitung.pdf


    Ich denke, dass solch eine Sanierung auch im Fall der Fachhochschule möglich wäre. Eine solche Perspektive wäre auch deshalb positiv, weil eine Fachhochschule meiner Meinung nach ein belebendes Element für die Innenstadt darstellt. Zudem kenne ich mehrere Studenten der Fachhochschule, die viel lieber in der Innenstadt als auf dem Bornstedter Feld studieren. Daher sollten die Abrisspläne für die Fachhochschule unbedingt überprüft werden.

  • Die FH soll abgerissen werden, weil sie eine ästhetische Zumutung ist und zudem völlig marode. Wo soll das hin führen? Als nächstes muss der wunderschöne Staudenhof stehen bleiben? Dann kann man das Projekt Potdsamer Mitte komplett begraben.

  • ^^ Klar, ich würde als Student auch die Innenstadtlage bevorzugen und sicherlich hat man das Gebäude absichtlich seit Jahren verkommen lassen. Aber auch im frisch renovierten Zustand wäre es keine Augenweide und die Chance zu einer einigermaßen vernünftig gestalteten Potsdamer Mitte um den Alten Markt sollte man nun auch nutzen.


    Wobei man sagen muss, dass der neue Wissensspeicher auch nicht das Gelbe vom Ei ist und die Wohnplatten hinter bzw. nördlich und östlich der Nikolaikirche sicher noch lange erhalten bleiben. Was dann anstelle der FH gebaut wird, muss man erst einmal sehen.

  • ^^^ Klarenbach betätigt sich einmal mehr der Bild/Text-Schere. Im Text behauptet er, es habe sich ein neuer Sachstand bzgl. der FH ergeben, weshalb man neu nachdenken müsse. So argumentiert K. bei Berliner Schloß und bei anderen, von ihm unliebten Projekte auch stets: einen veränderten Sachstand konstruieren (beim Berliner Schloß waren es die von Stella bei einer Überarbeitung gestrichene Loggia auf der Ostseite) und dann Planungsstopp fordern.


    Tatsächlich liefert er zum Beleg einen Artikel, der die wahren Hintergründe enthüllt: "Mehr Moderne täte der Potsdamer Mitte gut", heisst es gleich vorn im von K. angeführten Artikel. Richtig, darum geht es - nicht um die Frage mit wieviel Geld der Staudenhof, die FH oder ein anderes Gebäude aus der DDR-Moderne erhalten werden kann. Natürlich ist es immer möglich, ein Bestandsgebäude zu sanieren.


    Wer die Potsdamer Mitte als Projekt genauer studiert wird feststellen, dass die Leitbauten der geringere Teil sein werden - tatsächlich werden viele Grundstücke auch mit zeitgenössischen Fassaden realisiert.


  • Ich denke, dass solch eine Sanierung auch im Fall der Fachhochschule möglich wäre.


    Oh sicher, möglich ist sowas immer. Ob es aber aus städtebaulicher und planerischer Sicht Sinn macht, ist eine sehr viel entscheidendere Frage. In meinen Augen ist die FH so ziemlich das abrisswürdigste Objekt überhaupt im gesamten Potsdamer Stadtgebiet - eine betongewordene Beleidigung jeglichen ästhetischen Empfindens, sozusagen Anti-Architektur. Was auch immer dort hinkommt, ob nun zeitgenössisch oder Reko, es *kann* nur besser sein.

  • Die FH befindet an der falschen Stelle, wenn sie ein paar hundert Meter weiter stehen würde, wäre ich für ihre Erhaltung. Vom Prinzip her finde ich das Gebäude durchaus erhaltenswert, aber es passt einfach nicht zur Umgebungssituation. Nicht vor und nicht nach dem Landtagsneubau. Es schottet die Kirche und deren Ummgebung unnötig ab. Am Besten abreißen, so schnell wie möglich.




    Zitat von Klarenbach

    ... Auf der anderen Seite weigert sich das Land Brandenburg bis jetzt, den Wohnungsneubau in Potsdam zu fördern, lediglich ein kleines Projekt an der Friedhofsgasse wird gefördert. Auch Infrastrukturinvestitionen, wie die Straßenbahnverlängerung Richtung Krampnitz, kommen nicht voran, weil das Land kein Geld bereit stellt. ...


    Beides bleibt hoffentlich auch so. Bei einer Stadt dieser Größenordnung benötigt es keinerlei Wohnungsföderung. Es reicht, neue zusätzliche Baugebiete auszuschreiben, in Potsdam und den umgebenden Gemeinden.
    Und Investitionen in Straßenbahnerweiterungen kann man sich IMHO schenken. Das rechnet sich nie, ich bin dafür die Straßenbahn in Potsdam stillzulegen. Da existiert gar kein ausreichendes Fahrgastaufkommen.


    eigene Bilder, gemeinfrei

  • Ich glaube, wir haben uns hier falsch verstanden. Mir ging es in meinem Beitrag nicht um moderne Fassaden, sondern in erster Linie um die Frage der Nutzung. Ich finde, dass eine Fachhochschule eine Bereicherung für die Innenstadt darstellt und daher an diesem Standort unbedingt erhalten werden sollte. Hier finden ja nicht nur Lehrveranstaltungen statt, sondern es gibt auch Diskussionsveranstaltungen, Ausstellungen und Ringvorlesungen, die für breitere Bevölkerungsschichten interessant sind. Ich denke, dass die Fachhochschule auf dem Bornstedter Feld viel weniger Möglichkeiten hat, in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken. Zudem habe ich die Befürchtung, dass der Bereich am Alten Markt bei einem Wegzug der Fachhochschule zu einem Freiluftmuseum verkommt, in dem es nur ein paar Luxuswohnungen sowie exklusive Geschäfte und Restaurants gibt.


    In zweiter Linie fände ich es aus Gründen des ressourcensparenden Bauens sinnvoll, zu prüfen, inwieweit das bestehende Gebäude saniert oder umgebaut werden könnte. Wie schon gesagt, das Gebäude wurde zeitgleich mit der Stadt- und Landesbibliothek in Stahlbeton-Skelettbauweise errichtet. Daher glaube ich nicht, dass dieses Gebäude maroder als das Bibliotheksgebäude ist.


    Die Fassade wiederum könnte im Zuge einer Sanierung auch völlig neu gestaltet werden. Ich bin nach meinem bisherigen Wissen nicht der Meinung, dass die derzeitige Fassade unbedingt erhalten werden sollte. Denkbar wäre beispielsweise ein Architekturwettbewerb für eine Sanierung / einen Umbau des Bestandsgebäudes. Warum sollte ein solcher Wettbewerb nicht interessante Lösungen für die Fassadengestaltung bringen? Ich denke, dass ein solcher Versuch nicht schaden kann.

  • Kein Mensch hat etwas gegen eine FH im Stadtzentrum, aber diese Entscheidungen zum Standort sind schon lange vorbei. Das Grundstück ist auch schon lange an die Stadt verkauft.


    Natürlich ist es möglich dieses Riesengebäude zu sanieren und auch mit neuen Fassaden zu versehen. Ich stelle jedoch ausdrücklich in Abrede, dass dies "ressourcensparend" wäre. Zudem ist es aus Sicht der Stadt zigmal teuerer als das Areal kleinteilig zu veräußern.


    Ich nehme dir auch nicht ab, dass es dir um die Nutzungsmischung in der Altstadt geht. Du willst mit Steuergeldern alles tun um das Konzept der Potsdamer Mitte mit Großblöcken zu konterkarieren - aus rein ideologischen Gründen.

  • Vorgestern wurde Potsdam von der Expertengruppe Städtebaulicher Denkmalschutz der Bundesregierung besucht. Dieses Gremien ist ein hochkarätig besetzter Kreis von Architekten, Denkmalpflegern und Bauhistorikern, der die Städte beim Umgang mit ihrem baulichen Erbe beraten soll. Daher hatte der Besuch eine immense Bedeutung für die weitere Stadtgestaltung in Potsdam.


    Laut einem Bericht der Märkischen Allgemeinen führte dieser Besuch zu interessanten Ergebnissen. Demnach wurde von den Experten eingeschätzt, dass es sich bei der Fachhochschule und dem Wohnblock am Staudenhof um "Leitbauten" der DDR-Zeit handeln würde, die unbedingt erhalten werden sollten. Auch wurde von den Experten mit Verwunderung registriert, dass die Stadt den Abzug des studentischen Lebens aus der Innenstadt forcieren würde. Bei den Experten entstand daher der Eindruck, dass die Stadt im Bereich um das Schloss die Zeitschicht der DDR "wie eine Zwiebelschale völlig auszulöschen" versuche. Baudezernent Klipp hätte als Reaktion auf diese Kritik immerhin den Erhalt des Wohnblockes am Staudenhof zugesagt.


    Auch zum Hotel "Mercure" äußerten sich die Experten. Diese hatten in dem Hotel übernachtet, und dies war offenbar auch als bewusstes Statement gegen die Abrisspläne gedacht. Auf eine entsprechende Rüge von Baudezernent Klipp äußerte Thomas Dienberg von der Expertengruppe: "Wenn es hilft, den Abriss zu verhindern, müsste man noch eine Nacht dranhängen".


    http://www.maz-online.de/Lokal…hen-Innenstadt-in-Potsdam


    Ich finde diese Meinungsäußerung der Experten sehr wichtig, weil die Debatte in Potsdam derzeit doch sehr im eigenen Saft schmort und eine gewisse Tendenz zur Provinzialität nicht zu verkennen ist.

  • Also wirklich, erstmal richtig lesen.
    Es wurde nicht von "den Experten eingeschätzt, dass es sich bei der Fachhochschule und dem Wohnblock am Staudenhof um "Leitbauten" der DDR-Zeit handeln würde" sondern lediglich von "eine(r) Teilnehmerin".


    Selbst als klarer Gegner des DDR-Städtebaus, kann ich eine solche Äußerung nur als infame Schmähung der DDR-Architektur und des zeitgenössischen Schönheitsempfinden verstehen. Der Staudenhof als ein Leitbau der DDR-Zeit? Manch einer sollte wirklich mal den Apotheker wechseln.
    Baujahr: 1977-78

    https://commons.wikimedia.org/…hof-Blick-nach-Norden.jpg


    http://www.stadtbild-deutschla…&postID=129839#post129839)

  • Experten, Experten

    Zum Besuch der Mitglieder der "Expertengruppe" Städtebaulicher Denkmalschutz (hier die Mitglieder) sei einmal angemerkt, dass sich dieses Programm unter der Ägide dieser Kommission sehr gewandelt hat.


    Entgegen dem Namen des Programmes können die Kommunen mit dem "Städtebaulichen Denkmalschutz" fast alles finanzieren. Der Bezirk Pankow von Berlin schafft es mit dem Bundesprogramm sogar zweigeschossige DDR-Kitas quietschbunt zu sanieren. Mit "Denkmalschutz" hat dies wohl nichts mehr zu tun, auch "Gehwegvorsteckungen" u.ä. werden damit realisiert.


    Nicht, dass ich gegen Kitasanierungen wäre (ob in einer wachsenden Großstadt grundstücksfressende Zweigeschosser angemessen sind wage ich jedoch zu bezweifeln), aber das sollte bitte mit den hierfür bestimmten Förderprogrammen passieren. Sonst steht wieder in irgendeiner Zeitung, es seien soundsoviel Millionen für "Städtebaulichen Denkmalschutz" ausgegegeben worden und alle Welt denkt, da wären Denkmale saniert worden.


    Im übrigen ist die Expertengruppe viel unterwegs (hier die Reiseziele).

  • Laut einem Beitrag der Potsdamer Neuesten Nachrichten von heute wurde der Machtkampf bei den Potsdamer Grünen vertagt.
    Der Konflikt entzündet sich bekanntlich an der Frage, ob der Wohnblock am Staudenhof erhalten werden soll. Baudezernent Matthias Klipp hatte einen Beschluss des Potsdamer Kreisverbandes von Bündnis 90 / Die Grünen durchsetzt, nachdem der Wohnblock erhalten werden soll. Daraufhin hatte Saskia Hünecke (Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen in der Stadtverordnetenversammlung) mit ihrem Rückzug von der Spitzenkandidatur gedroht. Nun sollen weitere Entscheidungen von weiteren Gutachten abhängig gemacht werden.


    http://www.pnn.de/potsdam/822494/


    Der Hintergrund für diese Machtkämpfe ist die polarisierte Situation in Potsdam generell und die Schwierigkeiten einer Positionierung zu den bevorstehenden Kommunalwahlen sein. Auf der einen Seite stehen Leute, die die Innenstadt Potsdams am liebsten in den Zustand von vor 1945 zurückversetzen wollen und auf der anderen Seite stehen Leute, die genau das nicht wollen. Dabei geht es nicht so sehr um Städtebau und Architektur, sondern um die Fragen, welche Nutzungen und welche Nutzergruppen es in der Potsdamer Innenstadt geben sollte.


    Die Bemühungen um die Wiederherstellung des Vorkriegszentrums bedeuten eben in der Praxis, dass Nutzungen wie die Fachhochschule oder preiswerte Wohnungen beseitigt werden, während dann auf den Abrissflächen oft teure Wohnungen, Geschäfte, Restaurants und Büros entstehen. Diese Perspektive ist für viele Bürger eine Horrorvorstellung, und zwar nicht bei DDR-Nostalgikern, sondern auch bei vielen jungen Leuten, die sich nicht aus der Innenstadt herausdrängen lassen wollen. Die von den Liebhabern der Vorkriegssituation so angefeindeten Plattenbauten aus der DDR-Zeit sind eben auch die einzigen Gebäude, die preiswerte Wohnungen in der Innenstadt bieten, die sehr gefragt sind. Wenn sie infrage gestellt werden, dann wird auch die Möglichkeit des preiswerten Wohnens in der Potsdamer Innenstadt infrage gestellt. Das solche stadtentwicklungspolitischen Vorstellungen auf Widerstand stoßen, ist daher kaum verwunderlich, sie würden in anderen Städten auch zu Konflikten führen.


    Der konkret diskutierte Wohnblock am Staudenhof bietet rund 180 kleine Wohnungen, die vor allem von Studenten bevölkert werden und die dort lieber wohnen als etwa in dem neuen Studentenwohnkomplex "Green dorms" auf dem Bornstedter Feld. Diese haben den Eindruck, dass die Potsdamer Innenstadt eine elitäre Veranstaltung für gutbetuchte Schichten werden soll, was sie vor 1945 übrigens auch war. Die "Bauwelt" hatte vor einiger Zeit mal einen Artikel gebracht, der diesen Konflikt ganz gut auf den Punkt gebracht hat.


    http://www.bauwelt.de/cms/bauwerk.html?id=10374025


    Jedenfalls ist die Lage derzeit so, dass Bündnis 90 / Die Grünen in Potsdam derzeit kaum studentische Wähler gewinnen können, ganz anders als in vielen anderen Universitätsstädten. Deshalb gibt es in Potsdam auch die links-alternative Gruppierung "Die Andere". Klipp will diese Lage offenbar ändern, Hünecke nicht.

    4 Mal editiert, zuletzt von Klarenbach ()

  • ^ Schreibst Du eigntlich in allen Strängen den gleichen Kram? Irgendwann schliesst Du dich einer Demonstration gegen das Fortschreiten der Uhrzeit an. Wenn Du ohne große Veränderungen leben magst musst Du schon nach Marzahn ziehen.


    1. Kein Mensch will "die Innenstadt Potsdams am liebsten in den Zustand von vor 1945 zurückversetzen". Hier geht es um drei, vier Straßenzüge. Die Prägung der Innenstadt durch die allierten Bombenangrffe und die DDR-Architektur wird dabei nun wirklich nicht geschmälert, weil ein paar DDR-Bauten abgebrochen werden.


    2. Allein der Bereich des sog. Zentrum Süd, das mit einer Seite an den Alten Markt grenzt, hat mehr als 5.000 preiswerte städtische Wohnungen. Eine solche Konzentration im Stadtzentrum gibt es so gut wie nirgends. Die Mieter aus dem Staudenhof, die bleiben wollen, können im Rahmen der vereinbarten 10-jährigen Übergangszeit (!) in frei werdende Wohnungen umziehen oder - wenn es wirklich Studenten sein sollten - in diesem Zeitrahmen sicher einfach ihr Studium beenden.


    3. Nach Abbruch des Staudenhofs passt deutlich mehr Fläche auf den dann entstehenden Block Am Kanal - Kaiserstraße - Schwerdtfegerstraße - Am Alten Markt als jetzt im Staudenhof vorhanden ist. Die Straße "Am Alten Markt" gab es im übrigen vor 1945 noch nicht - ein DDR-Erfindung die bleibt (sonst passte noch mehr Fläche auf den Block). Das ist nicht unsozial sondern ein effizienter Umgang mit wertvollen Innenstadtflächen.


    4. Eine Belebung der Innenstadt mit Läden, Restaurants und im übrigen auch ein paar Lebensmittler etc. ist wirklich wünschenswert. Dass der Alte Markt am Stadtschloß kein Znetrum studentischen Lebens wird war auch klar und ist auch nicht notwendig. Die kritisierte Saskia Hünecke vertritt ihre Positio schon seit langem und hat bei den letzten Kommunalwahlen das mit Abstand beste Grünen-Ergebnis erziehlt. Mach' dir mal keine Sorgen um ihre Profilierung.


    Wir werden ja bei der Kommunalwahl im Mai sehen, wie die Potsdamer das sehen. Ist ja nicht mehr lange hin..

  • Ich wundere mich immer wieder über Dein Menschenbild, Klarenbach. Tatsache ist doch, dass wir es einer langen Geschichte von Zivilisation und Kulturentwicklung zu verdanken haben, dass die Menschen auch so etwas wie ein Schönheits- und Idealitätsempfinden haben und einen Sinn für historische Gerechtigkeit. Die meisten Menschen - und da werden sicher auch viele FH-Studenten dazugehören - haben beileibe nicht nur ihre eigenen unmittelbaren materiellen Interessen im Sinn, sondern leben und studieren grundsätzlich gerne in einer Stadt, die so etwas wie einen Respekt für ihre eigene Identität und Kulturgeschichte aufweist, die eben nicht nur 40 Jahre DDR umfasst. Auch Studierende z.B. in München würden nicht auf die Idee kommen, dass sie so etwas wie ein Anrecht darauf haben, etwa in der Ludwigstraße zu wohnen.
    Die Potsdamer Bemühungen um eine Rückgewinnung eines Kerns der historischen Keimzelle der Stadt in Form des Alten Markts und der Breiten Straße (um mehr geht es ja eigentlich nicht) finden deshalb eine Mehrheit in der Stadt. Man konnte das, neben der Ergebnissen der letzten Kommunalwahl, sehr eindrucksvoll an der breiten Zustimmung erkennen, die etwa die Fertigstellung des Potsdamer Stadtschlosses als Landtag letztlich erfahren hat.
    Übrigens hat es auch zu DDR-Zeiten nicht nur zeittypische Brutalität gegeben wie in Form der FH und des Staudenhofs, sondern auch vorbildliche Rekonstruktionen wie die barockisierenden Neubauten in der Wilhelm-Staab-Straße und Umgebung.