Siff, Müll, Schmutz, Kriminalität - Willkommen in Berlin

  • Siff, Müll, Schmutz - Willkommen in Berlin

    Wenn Schulklassen Berlin besuchen erwarten sie Abenteuer. Wenn sie in der neuen Jugendherberge am Ostkreuz übernachten werden, werden sie fündig.


    Zumindest dann, wenn der Ist-Zustand am Ostkreuz noch ein paar Jahre anhält. Und ja, die Schüler aus ihren zurückgebliebenen deutschen Käffern werden erstmal geschockt sein,


    aber langfristig wird es ihre Toleranz steigern. Schüler, die Berlin besucht haben, sind größtenteils toleranter und offener als Schüler, die noch nie in Berlin waren.


    Das war zumindest immer mein Eindruck vor 10 Jahren auf einem Kleinstadt-Gymnasium.


  • …Abenteuer.
    …zurückgebliebenen deutschen Käffern
    …geschockt sein,
    …sind größtenteils toleranter und offener als Schüler, die noch nie in Berlin waren.
    …mein Eindruck … Kleinstadt-Gymnasium.


    Du musst aber ursprünglich aus einem sehr bösen Kaff kommen, oder mal gewaltig spießig gewesen sein, um solch hanebüchenen Vorurteile und absurde Pseudo-Psychologie aufbauen zu können.

  • Nö, ich habe in einer wunderbaren kleiden deutschen Stadt gewohnt, in der die Menschen eigentlich sehr nett sind. Aber das was ich geschrieben habe, stimmt trotzdem. Wenn man jahrelang in einer kleinen Stadt lebt ist man automatisch spießiger als wenn man in Berlin leben würde. Ist doch logisch.
    Naja, zurück zum Thema...

  • Und ich bin Berliner inkl. preußischen Vorfahren und kein zugezogenes Provinzkind, was Siff zu "große weite Welt" hochjazzt und maße mir an, über meine Heimatstadt zu urteilen, auch wenn es Zugezogenen nicht gefällt, Danke. "Wir Berliner" wollen nicht nur Zufluchtsort für gelangweilte Provinzkinder sein, genau zu solch einem "Spreeballermann" für halb Europa entwickeln sich Teile Berlins aber zusehends. Da passt dann natürlich auch eine weitere Billigherberge für Kids am Ostkreuz wunderbar ins Bild. Und wenn eine junge Dame dann ganz freundlich "I'm sorry" sagt, nachdem sie mir gerade auf den Gehsteig vor den Eingang des Hauses in dem ich wohne gekotzt hat, dann bin ich nun einmal so "spießig" dann nicht "You're welcome" zu antworten.


    Was wir inzwischen für Mißstände bzgl. öffentlicher Ordnung und Sauberkeit an vielen Stellen der Stadt haben scheint ironischerweise sogar eine dazu kompatible, neue Sozialstruktur (Touris, Zugezogene) anzuziehen. Was meine These wieder einmal bestätigt, dass Gestaltung und Zustand von allgemein zugänglichen Flächen und stark frequentierten Verkehrsbauwerken einen enormen und unterschätzten Einfluss auf die Entwicklung ganzer Stadtbezirke hat.


    Ergibt auch irgendwo Sinn, was man bei seinen täglichen Gängen, sei es zur Arbeit, zur Besorgung oder zur Freizeit, durch einen Bezirk für Eindrücke aufnimmt, dies wird maßgeblich dadurch bestimmt, wie der U-Bahnhof gestaltet ist, ob es stinkt oder sauber ist, ob der Gehweg in einem ordentlichen Zustand ist und im Winter auch verkehrssicher gehalten wird, usw., hinter die Gardinen von Privathäusern usw. schaut man ja nicht, so ist auch verständlich, dass sich häufig Kieze mit eigentlich wunderbarer, individueller, historischer Architektur zu "Glasscherbenvierteln" entwickelten, während eigentlich langweilige und charakterlose Neubausiedlungen häufig eine positive Dynamik entwickelten - da war dann halt einmal alles neu gemacht und wenn das dann auch so erhalten wird, dann zieht das automatisch Menschen an, die das so mögen (und das sind halt eher selten "Mühsiggänger", sondern eher die "Stützen der Gesellschaft, also normale Arbeitnehmer, die Steuern und Abgaben zahlen und Nachts ruhig schlafen wollen, weil sie nicht staatlich alimentiert auspennen können..).


    Wäre ich Anlieger dieses Bahnhofes, dann würde ich alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um den Eigentümer dazu zu zwingen sein Areal in einem ordentlichen Zustand zu halten. Was ich im Übrigen nicht als "zurückgeblieben" sondern zivilisatorisch fortschrittlicher als das Höhlenmenschen-Squatting halte.

    3 Mal editiert, zuletzt von Pumpernickel ()

  • Um es kurz zu sagen: Ich habe nichts gegen die Sauberkeit in öffentlichen Verkehrsbauten, sondern ich habe nur etwas gegen die aus der Sauberkeit resultierenden Zustände.


    Wenn ich wüsste, dass trotz sauberem Ostkreuz die Leute wegbleiben würden, die negative Auswirkungen haben, dann könnte das Ostkreuz von mir aus so clean sein, dass man vom Boden essen kann.


    Bei dem Dreck geht es den meisten Dreckverursachern ja nur darum, unsympathische Menschen fernzuhalten, die nur auf das Äußere achten und nicht die inneren Werte.


    Das ist ein psychologischer Hintergrund hinter dem Sprayen und der Vandale neben Abgrenzung und Rebellion gegen das System (Kapitalismus, DDR usw.).

  • Wen hält die "Brüche und Siff, Arm aber Sexy"-Folklore denn fern? Ballermanntouris? Teutsche Hipster, die sich am liebsten bei Starbucks treffen und sich dort dann auf Englisch miteinander unterhalten (weil sie sich für was Besonderes halten, die meistgesprochene Sprache der Welt, statt ihrer Muttersprache Deutsch, zu benutzen)? Hedonisten, die denken ihnen alleine gehöre die Stadt und sich von "Spießern", wie zB Eltern mit Kindern in ihrer Entfaltung nicht stören lassen - Kinder die Nachts schlafen müssen auch wenn der Hedonist, der am nächsten Morgen nicht aufstehen und zur Arbeit muss, gerne open-air auf dem Trottoir "feiern" würde? Leute die so enorm dumm sind Freude an sinnloser Zerstörungswut zu finden, siehe allgegenwärtiger Vandalismus, der dazu geführt hat, dass wir jetzt nicht mehr aus den Fenstern der Bahn schauen können, wegen dieser Kratzschutzfolie mit dem nervigen Brandenburger Tor drauf?


    Also hält der Siff genau die Leute, die mir unsympathisch sind, nicht fern.


  • Bei dem Dreck geht es den meisten Dreckverursachern ja nur darum, unsympathische Menschen fernzuhalten, die nur auf das Äußere achten und nicht die inneren Werte.


    Das ist ein psychologischer Hintergrund hinter dem Sprayen und der Vandale neben Abgrenzung und Rebellion gegen das System (Kapitalismus, DDR usw.).


    1. Wen bitte hält Dreck fern? Man muss oder man muss nicht einen Ort passieren oder nutzen.


    2. Abgrenzung und Rebellion sind nicht automatisch etwas positives, vor allem aber ist es etwas relatives. Der IS meint auch mit seiner Rebellion auf der richtigen Seite zu stehen. Mir gehen Sprayer einfach nur auf die Nerven und das Umfeld dieser Szene empfinde ich persönlich noch als spießig und fürchterlich peinlich Mainstream, gleiches gilt für Alk-Punk-Kinder die ganz schlecht echte Punks imitieren, ey-war-isch-Bahnhof-Migranten und am allerspießigsten ist natürlich alles technoide (wenn man fremdgesteuerte Schlipsträger, Gartenzwergliebhaber und Schlagerheinis außen vor lässt). Ja, 99.9% der Menscheit geht mir gegen den Strich - soll ich auch mal rebellieren?


    Wenn ich wüsste, dass trotz sauberem Ostkreuz die Leute wegbleiben würden, die negative Auswirkungen haben, dann könnte das Ostkreuz von mir aus so clean sein, dass man vom Boden essen kann.


    3. Dann bist du im Umkehrschluss also ein großer Befürworter von Gentrifizierung in Reinkultur, denn du möchtest exakt das Gleiche erreichen, die Verdrängung einer bestimmten gesellschaftlichen, sozialen oder intellektuellen Schicht, nur eben für ein andere Klientel und mit anderen Waffen.

  • Nein, ich bin nicht für die Gentrifizierung, sondern für Diversifizierung und aktives Stören von vermeintlich unaufhaltbaren Prozessen, damit Berlin nicht langweilig wird.


    Berlin ist so vielfältig und so abwechslungsreich, dass man meist nie weiß, was der nächste Tag bringt.


    Wenn irgendjemand das Gefühl bekommt, Prozesse in Berlin bis zum Ende beeinflussen oder steuern zu können, wird vieles vorhersehbarer, kontrollierbarer und langweiliger.


    Konkret wäre das die Bahn. Sie sollte nicht, wie in anderen Städten, das Gefühl bekommen, Prozesse kontrollieren zu können.


    Denn dann würden, übertrieben ausgedrückt, die "Sesselfurzer", also irgendwelche Manager in irgendwelchen Büros bei der Bahn die Macht erlangen.


    Um unkontrollierbar zu sein, stellen Menschen den Oberen Stricke, in dem sie z.B. am Ostkreuz randalieren. Das ist zwar sehr naiv, aber ich bin für alles was die Würde und die Grundrechte des Menschen schützt und ihn


    unkontrollierbar und unberechenbar macht.


    Diese Kontrolle gibt es ja in jedem System, im Kapitalismus, im Nationalsozialismus, im Sozialismus und es gibt in jedem System Menschen, die sich davor schützen.


    Graffiti etc. ist im Grunde auch ein Ruf nach Freiheit, wenn es einen politischen Hintergrund hat.

  • Liebe Moderatoren, bitte unsere Thread-Entgleisung passend verschieben, danke.


    Konkret wäre das die Bahn. Sie sollte nicht, wie in anderen Städten, das Gefühl bekommen, Prozesse kontrollieren zu können. … Um unkontrollierbar zu sein, stellen Menschen den Oberen Stricke, in dem sie z.B. am Ostkreuz randalieren. Das ist zwar sehr naiv, aber ich bin für alles was die Würde und die Grundrechte des Menschen schützt


    Du wagst es von Rechten zu reden, trittst aber fundamentale Grundrechte mit Füßen?


    Und Randale bei der Bahn befürworten wegen irgendeinen dahergedachten Kinderkack wie es dir gefällt? Und alle sollen für dich über die erhöhten Fahrpreise mitzahlen? Die Bahn gehört noch immer zu 100% dem Staat und der Staat sind immer noch wir alle.


    Wenn mir einer Grafitti auf meine Hauswand sprüht und niemand Zeuge ist, dann mache ich auch von meinem archaischen Grundrecht gebrauch und schlage den Kerl tot.


    Wenn dir langweilig ist, dann such dir einfach etwas um dich sinnvoll zu beschäftigen. Werde kreativ und schaffe etwas eigenes. Nur Versuch nicht dem Rest der Welt (auch noch mit roher Gewalt gegen Eigentum) deine Ansichten anzudrehen, das ist auch nicht besser als ein Faschist.


  • Konkret wäre das die Bahn. Sie sollte nicht, wie in anderen Städten, das Gefühl bekommen, Prozesse kontrollieren zu können.


    Denn dann würden, übertrieben ausgedrückt, die "Sesselfurzer", also irgendwelche Manager in irgendwelchen Büros bei der Bahn die Macht erlangen.


    So einen Kack kann man ja wirklich nur daherlabern wenn man nicht weiß woher das Geld kommt um Infrastruktur aufrecht zu erhalten, oder es einem schlicht egal ist. Was trägst du denn genau monitär dazu bei das das System am laufen bleibt? Was würdest du denn sagen wenn -überspitzt gesagt - einfach keine Bahnen und Busse mehr fahren würden? Oder den halben Tag kein Strom oder Wasser da wäre?

  • So einen Kack kann man ja wirklich nur daherlabern wenn man nicht weiß woher das Geld kommt um Infrastruktur aufrecht zu erhalten, oder es einem schlicht egal ist. Was trägst du denn genau monitär dazu bei das das System am laufen bleibt? Was würdest du denn sagen wenn -überspitzt gesagt - einfach keine Bahnen und Busse mehr fahren würden? Oder den halben Tag kein Strom oder Wasser da wäre?


    Das interessiert ihn doch gar nicht nicht. Wichtig ist, dass es nicht vorhersehbar und langweilig wird. "Kein Wasser? Geile Sache! Konkret Alter! Her mit der Bong :D - Alter, kein Wasser kapierst? Hä? Na auch kein Wasser für die Bong! - Scheiss Kapitalistenpack!"

  • Ich persönlich habe noch kein einziges Graffiti gesprüht und bis auf ein einziges Mal Urinieren in einen Busch noch nichts in der Öffentlichkeit verschmutzt.


    Meine Beiträge sollen nur das Verhalten mancher Menschen und dessen mögliche Gründe erklären, damit die Diskussion hier nicht zu einseitig wird.

  • Ich bin übrigens dieses Wochenende im "sauberen" London. Vielleicht kacke ich ja auf den Bahnsteig damit London endlich auch zu so einer spannenden Metropole wie Berlin aufsteigt.

  • Ich bin übrigens dieses Wochenende im "sauberen" London. Vielleicht kacke ich ja auf den Bahnsteig damit London endlich auch zu so einer spannenden Metropole wie Berlin aufsteigt.


    Dann musst Du es aber auch filmen und über alle Netzwerke verlinken. So wird es vielleicht viral und führt zu einem richtig fetten "Shitstorm" (im eigentlichen Wortsinne). Diesen Trend teilen wir doch gerne mit all den zurückgebliebenen Provinzkaffs - egal ob an Themse oder Seine...


    Mann, so bieder, spießig und provinziell wie gerade habe ich mich noch nie gefühlt (und das als waschechter Berliner) :lach: Aber ich finde es nur noch peinlich, wie man so ein assiges und ekelhaftes Verhalten noch hochhalten kann. Zwischen vermeintlich biederen Schlipsträgern und solchen abgestürzten Trottoirpissern muss doch noch etwas Spielraum liegen...

  • Ich bin übrigens dieses Wochenende im "sauberen" London. Vielleicht kacke ich ja auf den Bahnsteig damit London endlich auch zu so einer spannenden Metropole wie Berlin aufsteigt.


    Tja, die Zeiten, in denen London noch als spannend wahr genommen wurde, sind längst vorbei. Mal so als Tipp in die baden-würtembergische Hauptstadt.

  • Die vermeintliche "Taktik" gegen Gentrifizierung funktioniert sowieso nicht. Wer wirklich glaubt das alle finanziell besser situierten Menschen mit Schlips und Anzug durch die Gegend rennen und ständig in der Oper rumhängen würden, der hat wirklich ein sehr einfaches Weltbild. Gerade diese etwas verruchte Athmosphäre zieht doch Rich-Kids und abenteuerlustige Bourgeois scharenweise nach Berlin. Das war im übrigen schon immer so das vor allem Menschen mit Geld von der Halbwelt angezogen wurden. Es sind mit Sicherheit nicht einfache Bank- oder Verwaltungsangestellte die Montag morgens mit Anzug in der Bahn sitzen die für die Gentrifizierung verantwortlich sind.


    Tja, die Zeiten, in denen London noch als spannend wahr genommen wurde, sind längst vorbei. Mal so als Tipp in die baden-würtembergische Hauptstadt.


    In der Baden-Würtembergischen Landeshauptstadt wohne ich schon seit 34 Jahren. Man sollte in London ja auch nicht vor Madame Tussauds rumlungern sondern sich abseits der Touristenströme umschauen. Gerade in Ost-London passiert viel, wenn auch nicht ganz so avantgardistisches wie in Berlin.

  • Viele meiner Londoner Freunde ziehen derzeit nach Berlin, weil sie sich das verdammt teure London nicht mehr leisten können. Die London City Boys tun ihr Übriges, um das Attrakrivitätslevel nachhaltig nach unten zu senken. Nein, London war mal innovativ, verrückt und avantgardistisch. Das ist es schon seit längerem nicht mehr. Das bezieht sich, wohlgemerkt, nicht auf die Architektur, denn da könnte Berlin sich ne Menge von abschneiden.;-)

  • Ich bin übrigens dieses Wochenende im "sauberen" London. Vielleicht kacke ich ja auf den Bahnsteig damit London endlich auch zu so einer spannenden Metropole wie Berlin aufsteigt.


    Dann aber bloß nicht nach Shoreditch - zuviel Graffiti und Street Food samt Hinterlassenschaften. Und bloß den Bereich zwischen Piccadilly Circus und Leicester Square des Nachts vermeiden - zuviele besoffene Touris. Und bloß nicht nach Peckham - da ist alles so uiuiui. Sonst kommst du dir noch vor wie in Berlin. Aber wenigstens kann man von den Bahnsteigen essen :daumen:


    Aber mal im Ernst - London ist für mich das beste abschreckende Beispiel dafür, welchen Weg Berlin nicht einschlagen sollte.