Neues Typenhochhaus WBM/HOWOGE

  • Ändert ja trotzdem nichts an der Grundaussage, es ist ein Hochhaus und benötigt teurere Brandschutzaustattung.


    Genau damit möchte ich argumentieren, um zu behaupten, dass man auf jeden Fall höher bauen sollte, wenn man soweiso die Brandschutzvorschriften eines Hochhauses erfüllen soll.


    Von Abstandflächen und B-Plan vorgaben mal ganz zu schweigen.


    Bin kein Experte, aber ist ein B-Plan wirklich so ein Dogma, das keinen Schritt nach links oder rechts zulässt?

  • Genau damit möchte ich argumentieren, um zu behaupten, dass man auf jeden Fall höher bauen sollte, wenn man soweiso die Brandschutzvorschriften eines Hochhauses erfüllen soll.


    Jein, es kommt auf die Kosten/Nutzen Kalkulation an. Insbesondere Statik im Verhältniss zum Material spielt dabei eine große Rolle, je billiger die Festigkeitsklasse des Beton desto begrenzter die Statisch vetretbare höhe [kommt natürlich auf die Tragwerkskonstruktion an]. Es gibt also durchaus Modelle in dem z.b. eine Masseneinkauf von bestimmten Sorten da einen Kostenvorteil bedeuten im Verhältniss zum verfügbaren Budget und dem Maximalen Nutzen. Ansonsten wird der B-Plan aller wahrscheinlichkeit auf die Obegrenze von 10 Geschossen ca. 31 Metern ausgelegt sein, wenn du höher baust wird ja z.b. der Schatten der auf Umgebungsgebäude fällt höher. Das heißt wenn man die Vorgaben des B-Plan ändern möchte benötigt das Sonderanträge, mit einem gewissen Risiko von Fall zu Fall nicht durchzukommen. Hinzu kommen dann noch "Landschafts"-schutzbildende Verordnungen, so das z.b. keine höheren Fixpunkte über die Platten hinausschauen usw., ein Ensemblebild gewahrt bleibt.

  • Ich finde, diese Nahverdichtung an diesem Standort durchaus angemessen und nicht zu eng- der neue Bautyp ist meiner Meinung nach auch respektabel. So ähnlich sieht es in Alt-Hohenschönhausen, Sadinostraße/Simon-Bolivar-Str./Zechliner Str. seit den 90ern auch aus, kann die Aufregung wirklich nicht verstehen.

  • ^ Welche Aufregung?


    Ich denke so wirklich groß kümmert diese Art der Verdichtung keinen (außer ev. Anwohner). Sie folgt den städtebaulichen Vorgaben der Plattenbauten. Es ist o.K,. aber eine Chance zu einer städtebaulichen oder architektonischen Neuordnung, die eigentlich wünschenswert wäre, liegt in dieser Nachverdichtung nicht.


    Die eigentlich interessante Frage ist finanzpolitischer Natur: Sollte Berlin tatsächlich wieder ein derartiges finanzielles Wagnis eingehen und Milliarden in sozialen Wohnungsbau stecken? Ich habe jedenfalls Zweifel.

  • Naja, die Bürgerinitiative, diverse mediale Berichterstattung und die Sorge vor DDR Städtebau 2.0 bzw. die Sorge uniformierter Bebauung einiger User...


    Zitat von Rotes Rathaus

    Ich sehe das sehr kritisch und habe riesigen Bammel in eine Phase des Billigbauens in Berlin einzutreten.


    Diese Aufregung meinte ich, aber vielleicht habe ich es überinterpretiert.

  • ^ So gesehen hast Du, was mich betrifft, recht. Die oben gezeigten Bauten finde ich für sich genommen unkritisch. Wenn man jetzt aber ansetzt alle möglichen Flächen zu bebauen, so mache ich mir tatsächlich einige Sorgen. Ich verstehe natürlich den politischen Zweck aber aus zwei Gründen macht mir das Bauprogramm Sorgen.


    1. Befürchte ich einen minderwertigen Städtebau und eher schlechte Architektur.


    2. Befürchte ich langfristig eine Überstrapazierung der Berliner Finanzen (auch wenn diese natürlich sehr Robust sind ;)).


    Ich denke die Befürchtungen sind nicht aus der Luft gegriffen und rechtfertigen einen kritischen Standpunkt. Es kann natürlich auch anders laufen. Es wird maßstabsetzende Architektur geschaffen und die Stadt macht am Ende einen riesen Reibach. Dann bin ich der erste, der sich freut.


    Das Ziel bezahlbare Wohnungen zu schaffen wird wohl erreicht. Ich sehe darin aber in Berlin nicht die zentrale Aufgabe des Staates.

  • Die Befürchtungen sind definitiv nicht aus der Luft gegriffen, insbesonders die Ankündigung Wohnungen in Massen in Leichtbauweise errichten zu wollen, macht den Architekturliebhaber sensibel, wenn es um erhöhtes staatliches Engagement im Wohnungsbau geht-ist doch klar!

  • Nachverdichtung geht anders

    Dass das Gebiet rund um die Karl-Marx-Allee nachverdichtet werden muss ist klar.
    Allerdings sind Punkt-Hochhäuser das Schlechteste was man dort bauen kann.
    Damit wird eine Reparatur des Stadtraums ein für alle mal unmöglich gemacht.


    Viele der Plattenbauten stehen soweit entfernt von der Straße, dass man ohne Not eine geschlossene Bebauung davorsetzen könnte.
    Wenn die Platten später mal verschwinden, hätte man einen intakten Stadtraum.
    So wie es jetzt geplant wird, insbesondere die Solitäre entlang der Straßen, wird diese Möglichkeit endgültig zerstört, und das Gebiet für unabsehbare Zeit städtebaulich verschandelt. Banlieu in Mitte.


    Ich teile nicht die Argumente der Wut-Anwohner, aber trotzdem hoffe ich dass sie sich in diesem Falle zu 100% durchsetzen und das alles verhindern - zumindest solange bis wir wieder eine vernünftige Senatsbaudirektion haben.

  • Was ist denn bitte, Rotes Rathaus, "maßstabsetzende Architektur"?


    Mit derlei Phrasen wird ja von allen Seiten versucht Bauten zu verteidigen, die sich nicht in die Stadt einfügen.


    In Berlin, habe ich den Eindruck, hat man in vielen städtebaulichen, architektonischen und finanzpolitischen Fragen ein besonders kurzes Gedächtnis. Es werden die gleichen städtebaulichen Strukturen verstetigt, die in der Vergangenheit Millionen Folgekosten durch Ghettoisierung unterer sozialer Schichten verursacht haben, vor allem durch die autogerechte und nutzungsgetrennte Stadt. Natürlich ist das bei der momentanen Marktlage beherrschbar, aber nach dem Heute kommt das Morgen und - bis dato - hat sich der Immobilienmarkt noch immer wieder gewandelt.


    Man kann diese Nachverdichtung ja genausogut mit blockrandschliessenden, nutzungsgemischten Wohnbauten realisieren, die an die überkommende Stadtstruktur anschliessen. Aber nein, mann muss an die Fehler der Moderne anschliessen. In Berlin werden doch die "Brüche" immer als Alleinstellungsmerkmal heroisiert. Gut sind "Brüche" aber offenbar immer nur, wenn sie historisch gewachsene Strukturen der tradierten europäischen Stadt konstrastieren. In die letzte Baulücke an einem Gründerzeitplatz muss folgerichtig eine Glaskiste. Schlecht sind "Brüche", wenn die Moderne nachverdichtet wird. Da wäre es konsequenz einen traditionellen Bau dazwischen zu stellen, hier ist aber die Fortsetzung der Moderne gewünscht.


    Die Struktur ist genauso wie beim Thema Wiederaufbau. Die Rekonstruktion eines barocken Baus ist Teufelszeug, rückwärtsgewandt und "gesellschaftlich problematisch" (O-Ton BDA), der Wiederaufbau eines Mies van der Rohe oder einer anderen Ikone der Moderne eine fortschrittliche Kulturtat.

  • Ich glaube es wird schmerzhaft zu sehen, was in der nächsten Zeit an städtebaulichen Chancen vergeben werden wird. Ich frage mich, ob den Verantwortlichen bewusst ist, was für eine Chance sich ihnen gerade bietet, oder ob sie diese bewusst nicht nutzen möchten. In den Stadtentwicklungsplänen nach der Wende sah es doch noch so aus, als wolle man Nachverdichtung konsequent durch Blockrandstrukturen lösen. Genau so wäre es auch richtig.

  • Grundsätzlich bevorzuge ich ebenso Blockrand, jedoch habe ich nicht diesen Zwang, alles andere zu verteufeln, als wenn es die Pest wäre.


    Blockrand käme hier ja nur max. 5-6 geschossig in Frage, sonst würde es ja so aussehen:



    (C)BezirkePlus-Verlag Volkmar Eltzel


    Ob die Bewohner im flacheren Block dann so glücklich wären, auf doppelt so hohe Zeilen zu blicken, wage ich zu bezweifeln. Die Intention der WBM ist es ja auch, in diesem konkreten Gebiet, eher preiswert und hoch zu bauen und da die Bestandsbauten auch in den nächsten Jahren bestehen bleiben, harmonisieren diese Pläne für mich. Diese typische Auflockerung bleibt hier bestehen, dem gebe ich für dieses konkrete Gebiet den Vorzug.


    Das Gewerbe komplett ausgeschlossen ist, hat doch auch noch niemand gesagt, oder habe ich da etwas verpasst? Nutzungsdurchmischung scheint mir immer noch möglich.


    p.s. Ghettos sind Bezirke wie z.b Hohenschönhauen oder Marzahn für mich noch lange nicht, eher Kieze wie z.B hinterm Gesundbrunnen, da gibt es übrigens auch Blockrand. Schrieben nicht letztens einige User über das neue Ghetto Flottwellwellstraße?

  • Ich frage mich auch, was denn die städtebaulichen Chancen sind, die man hier hätte, blieben die Hochhäuser ungebaut? Die Gegend, in der die WBM-Hochhäuser entstehen sollen, ist in einer Art und Weise von der Platte und der für die Moderne typischen "Auflockerung" geprägt, dass eine Wiederherstellung des Blockrands (von wenigen Ecken abgesehen) faktisch nicht möglich ist – es ist ja nicht einmal mehr der alte Straßenverlauf erkennbar.


    Nun kann man natürlich sagen: Das ist DDR-Schrott aus der Vergangenheit und dem Stadtzentrum einer Metropole des 21. Jahrhunderts nicht würdig. Mag sein. Nur, was folgt daraus? Ein Komplettabriss samt Neubebauung wäre a) kaum finanzierbar, b) für zehntausende Anwohner eine Vertreibung und würde c) zwanzig, dreißig Jahre in Anspruch nehmen. In der Nachverdichtung mit kleinen Hochhäusern sehe ich deshalb inzwischen einen gangbaren Kompromiss in einer schwierigen Gegend: Anne Lampen steht für eine qualitativ ansprechende Moderne; die Häuser stellen zwar keinen Blockrand her, verdichten aber lockere Ensembles zu erkennbaren Fluchten; und diese Form von Neubauten bringt eine Menge erschwinglicher Mietwohnungen in einem sehr begehrten Terrain. Mietpreisbremse durch Neubau, also.


    Die Vorstellung, hier entstünde eine "Banlieu in Mitte" (Vertical), ist dennoch absurd. Schon Marzahn oder das Märkische Viertel sind von einer echten Banlieu weit entfernt. Und was hier entsteht, sind zwar Genossenschaftswohnungen, aber die Zielgruppe ist durch und durch Mittelschicht. Für Hartzer oder Flüchtlinge werden die Mieten dort unerschwinglich sein, ob man das gut findet oder nicht...

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  • ^
    Meinst du mit Dichte höhere Gebäude? Dann bin ich bei dir. Letztlich haben sich die Studenten auch nur an den Vorgaben gehalten.

  • Den naheliegendsten Ansatz habe ich bisher selten gesehen.


    Das Innere ist, ob Typenhochhaus oder vermeintlich individuell geplante Einzelstücke, doch immer sehr identisch. Schon weil Nutzerbedürfnisse viele Zuschnitte quasi vorgeben, wobei eine Typisierung des Zuschnittes auch manchen schlechten Grundrißzuschnitt, den man bei Einzelplanungen so findet, verhindern könnte. Also definitiv wäre ein Typenhaus beim Innenzuschnitt zumindest kein Nachteil.


    Auch die Ausrüstung ist doch identisch, die Baunormen und die Baustoffindustrie geben das de facto vor. Immer die selben Briefkasten- und Klingenalagen, die selben Lichtschalter und Steckdosen, ...


    wo man Variation braucht, das ist bei der Fassade. Also wäre es sehr naheliegend, als "Rohling" ein Typenhaus zu nehmen, dessen Statik, Haustechnik, Zuschnitte, usw. eben typisiert sind, somit auch geprüft und leicht genehmigungsfähig, nur bei Fassaden und Außenflächengestaltung gibt es dann noch Varianz (gerade dort herrscht aktuell bei vielen Häusern aber Eintönigkeit, auch wenn diese nicht aus einer "Typenhochhaus-Fabrik" stammen, paradox!). Und das lässt sich ohne Substanzveränderungen des Baukörpers machen, sodass es baurechtlich die Vorteile von Typenhäusern kaum schmälert (minimaler Mehraufwand).


    Aber man verhindert halt die unglaubliche Einöde, die solche "reinrassigen" Plattenbausiedlungen abgeben (ob Plattenbauweise oder nicht, darauf kommt es ja nicht an, die sind lediglich ein Synonym für die Eintönigkeit von Typenhäusern geworden).


    So machte man es übrigens schonmal, als man massenhaft günstigen Wohnraum schaffen musste. Der Bauboom in der Gründerzeit ist eine frühe Form des Typenhauses mit zusätzlichen "individuellen Ausstattungsmerkmalen". Hier anderer Stuck, dort eine andere Hofdurchfahrt mit Buntglasfenster, aber die Grundstruktur ist gleich.


    Bewährt hat sich das zB auch bei der Autoindustrie - die maßgebliche Konstruktion ist identisch und von der Stange, dadurch sinken die Kosten und zwar so sehr, dass sich der Käufer durch individuelle Wahl von Farben und Zusatzausstattungen ein Auto bestellen kann, welches sich letztlich doch merklich von anderen Fahrzeugen der selben Baureihe unterscheidet, sodass es nicht zu eintönig wird.


    Architekten haben aber offenbar den unstillbaren Drang, ein Gebäude komplett zu durchdringen. Das schließt dann leider aus, dass man mit "Rohlingen" arbeitet - dazu bräuchte man einerseits Architekten, die diesen Rohling entwerfen und Fassade und andere, nicht konstruktiv entscheidende, Details ausspart und andererseits Architekten, die diesen Rohling als gegeben akzeptieren und nur in Variation ergänzen.


    Auch die vermeintlichen "Fertighäuser", die in Werkshallen vorgebaut und am Bauplatz nur noch zusammengestöpselt werden, belegen das. Heutzutage kann man sein "Fertighaus" genauso individuell aussehen lassen, wie ein vom Architekten geplantes Einzelstück (natürlich angenommen, der Bauherr ist kein Krösus oder Avantgardist, der lauter Sonderwünsche möchte, sondern eben das ganz normale Satteldach-EFH, die ähneln sich alle mehr oder minder, ob "Fertighaus" oder nicht). Ich möchte sogar eher behaupten, dass aufgemauerte/mit Ortbeton erstellte Gebäude weniger Varianz bieten, gerade wenn Neubaugebiete in einem Rutsch bebaut werden. Da ist dann oft ein Architektenbüro komplett zuständig und das sieht man dann auch sehr deutlich am Resultat. Wenn aber Häuslebauer A Fertighaus A aus dem Katalog von Anbieter A wählt und Häuslebauer B Fertighaus B aus dem Katalog von Anbieter B wählt, dann sieht das variantenreicher aus. Auch dafür gibt es reale Beispiele.


    Und zuletzt - Typenwohnhochhäuser werden bei uns nicht mehr gebaut, aber dennoch beschleicht einen in vielen Neubaugebieten mit Wohnhochhäusern ein ähnliches Gefühl, wie in den Straßen der Neustadt von Hoyerswerda. Also keine falschen Berührungsängste mit Typenhäusern.

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    Meinst du mit Dichte höhere Gebäude? Dann bin ich bei dir. Letztlich haben sich die Studenten auch nur an den Vorgaben gehalten.


    Mit Dichte meine ich mehr Wohneinheiten pro Fläche. Das geht durch Höhe und geringeren Abstand zwischen Gebäuden.


    Die Vorgaben stehen im Weg, und es bedürfte politischen Druck, um das zu ändern.

  • Das Büro LIN Architekten hat den von der HOWOGE ausgelobten Wettbewerb für ein neues Typenhochhaus gewonnen. Die Grundidee eines massiven Kerns und einer flexiblen Hülle, die kostengünstig nach einem modularen Baukastensystem bestückt werden kann, habe die Jury in ihrer Gesamtheit überzeugt.
    Die HOWOGE wolle nun im nächsten Schritt eine Bauvoranfrage stellen.


    Der Siegerentwurf:



    (C) LIN Architekten Urbanisten, Berlin


    Weitere Infos finden sich im baunetz.

  • ^^ Ich habe eine technische Frage zum Thema Brandschutz und diese Projekte. Vielleicht jemand kennt sich gut aus.


    Nach Hochhausrichtlinien für die Hochhäuser zwischen 22 und 60m ist ein Sicherheitstreppenraum mit Schleuse notwendig. (Siehe z.B. "Living Levels").
    Allerdings in alle diese Projekte, ist keine Schleuse vorhanden, sondern eine gemeinsame Vorraum für den Sicherheitstreppenraum und Feuerwehraufzug und dazu die notwendige getrennte Fluren.


    Ist diese Lösung alternative überhaupt erlaubt? wurde schon ein Hochhaus in Deutschland mit diese Lösung in die letzte Jahren so gebaut?