Planungspolitik / Wohnungspolitik

  • Nun ja, dort hat man halt eine linke Regierung, die naturgemäß wenig Ahnung vom Funktionieren einer Marktwirtschaft hat und ihr heil in staatlicher Bevormundung sucht. Es dürfte ziemlich klar sein, dass ohne Renditemöglichkeiten die private Bautätigkeit dort in naher Zukunft nahezu zum Erliegen kommen dürfte, und die Preise für die verbleibenden frei gehandelten Objekte ins Unermessliche schießen werden. Ob man sich damit einen großen Gefallen tut, wage ich zu bezweifeln.
    Wobei Wien ohnehin schon dafür bekannt ist, dass dort im sozialen Wohnungsbau ziemliche Vetternwirtschaft herrscht und von den geförderten Mieten nur SPÖ-Klientel profitiert.


  • Wobei Wien ohnehin schon dafür bekannt ist, dass dort im sozialen Wohnungsbau ziemliche Vetternwirtschaft herrscht und von den geförderten Mieten nur SPÖ-Klientel profitiert.


    SPÖ-Klientel? Also wirtschaftlich weniger Betuchte? Ist das nicht Sinn der Sache? :confused:

  • zu #22:


    Sorry, aber das ist Quatsch. In Wien sind schon seit 100 Jahren sehr große Teile des Wohnraums in städtischer Hand (https://de.wikipedia.org/wiki/Wien#Sozialer_Wohnbau und https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeindebau). Das zählt dort zur Daseinsvorsorge, sowie hier Straßen und Wasserleitungen. Das funktioniert dort sehr gut, auch weil sich das System über Jahrzehnte aufgebaut hat. Es wohnen ca. 500.000 Einwohner und damit ca. 25 % der Bevölkerung in Gemeindebauten (die auch weit besseren Standard als hierzulande bekannte Sozialbauten bieten). Den Behauptung, dass es sich dabei alles um SPÖ-Wähler handelt, beleg bitte mal Rohne.


    Mod: Bitte, dies ist das Frankfurt-Forum, und Belange der "Planungspolitik / Wohnungspolitik" sollten die dieser Stadt sein.
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  • "Wiener Verhältnisse" gingen (auf längere Sicht) natürlich auch in Ffm:


    Städtische Flächen in grösserem Umfang umwidmen (z.B. stadtnahe Teile des Grüngürtels) und dort neue, "schöne" (Blockrand-)Quartiere bauen (entweder ganz oder zumindest teilweise mit geförderten Wohnungen). Mit den derart gewonnenen Grundstücken wäre schon mal ein grosser Teil des finanziellen Gesamtrahmens dargestellt. Die eigentliche Bausubstanz könnte ein kommunaler Eigenbetrieb (auf Selbstkosten-Basis !) hochziehen (z.B. auch die ABG etc.).


    Der grösste Widerstand gegen ein solches "raumgreifendes" Konzept dürfte ausgerechnet von denjenigen politischen Kräften kommen, die man - vor allem im urbanen Milieu - schon als die "neue Mittelschicht" bezeichnet.
    "Schizophrenie" nennt man so was unter Medizinern :D - rein politisch gedeutet könnte man auch sagen: Verlogenheit.

  • SPÖ-Klientel bezieht sich weniger auf die soziale Schicht, sondern vielmehr auf die politische Einstellung. Nur knapp 20% der Mieter von geförderten Wohnungen in Wien gehören zur Unterschicht, sogar ganze 12 % zur Oberschicht. Und alle zahlen die gleiche lächerlich niedrige Miete - quasi subventioniert über umso horrendere Mieten für all jene die nicht das Glück haben (zu dem trotz aller gegenteiligen Aussagen immer noch auch das richtige Parteibuch gehört), eine derartige Wohnung abzubekommen und sich auf einem extrem verknappten Markt umsehen müssen.
    Solche Zustände brauchen wir in Frankfurt definitiv nicht!

  • ^
    "urbanes Milieu" und "neue Mitte" beziehe auch ich (primär) auf die politische Einstellung. Die einschlägigen Kreise fühlen sich mit Sicherheit angesprochen - und das ist SEHR GUT SO !


    Dass es in Wien Verzerrungen bzw. Fehlentwicklungen geben mag, kann mMn doch dahinstehen.
    Der preisdämpfende Effekt des dortigen grossen "öffentlichen" Wohnungsbestandes ist jedenfalls unbestreitbar. So etwas wäre auch für Ffm. der richtige Weg. Kaum jemand - ausser eben die "urbanen Parteibücher" - sollte diesen Zusammenhang in Abrede stellen und sich entsprechenden planerischen Konsequenzen verwehren.

    Einmal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • Rohne
    Wie Megaxel schon anmerkte: Belege bitte. Wenn derart viele Einwohner in geförderten Wohnungen leben, ist deine Behauptung doch völlig unplausibel.

  • ^
    Artikel über die Zustände in Wien gibts ja echt zur genüge. Auf die Schnelle mal konkrete Zahlen beispielsweise auch bei der FAZ:
    „Nur 22 Prozent der Bewohner der günstigsten Sozialwohnungen in Österreich sind Niedrigverdiener, gehören also zu den 20 Prozent mit niedrigstem Einkommen. Mittelverdiener stellen 66 Prozent der Mieterschaft, und die Topverdiener machen immerhin noch ganze 12 Prozent aus“
    Bezieht sich in jenem Artikel zwar auf Österreich gesamt, soll in Wien selbst aber nicht großartig anders, eher noch krasser, aussehen.

  • Mod: Folgende neun Beiträge aus dem Thread " Das Präsidium - Neuentwicklung Ex-Polizeipräsidium" hierher verschoben.
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    Laut Frankfurter Rundschau hat Gerch den Kaufpreis mittlerweile bezahlt. In dem Artikel wird auch noch einmal die Haltung der Stadt dargestellt, die keinen 145 Turm mehr auf dem Areal möchte, sich aber wohl vorstellen kann, die Baumasse auf zwei kleinere Hochhäuser zu verteilen.
    Das klingt nun nicht unbedingt nach vier Türmen...


    Es ist allerdings nicht ganz klar, ob das neue Aussagen aus dem Planungsdezernat sind oder ob der Autor lediglich alte Aussagen aus dem Archiv gekramt hat und neu verwurschtelt hat.


    Link zum Artikel

    2 Mal editiert, zuletzt von bridget () aus folgendem Grund: typo

  • Sollte dem so sein, daß der Stadt an dieser Stelle ( umgeben von etlichen Hochhäusern deutlich über 150m ) zwei Türmchen in gewünschter Höhe zu viel sind, wäre das nicht nachvollziehbar und ausschließlich ideologischer Natur.

  • Im Artikel der FR steht auch, dass es Ziel des Planungsdezernats sei, die Preise der Wohnungen möglichst niedrig zu halten, weshalb ein hohes Wohnhochhaus nicht für sinnvoll erachtet wird.


    Ich hatte die ursprüngliche Idee im alten Hochhausrahmenplan (klar, das sollten zu diesem Zeitpunkt noch Büroflächen werden) so verstanden, dass im bestehenden Innenhof des alten Präsidiums ein hoher Baukörper die neue Baumasse vereinen soll, nicht zuletzt um das denkmalgeschützte Präsidium gänzlich erhalten zu können. Wie das mit der Maßgabe "die Fläche anders zu verteilen" (Zitat aus dem Artikel) funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Ich befürchte hier einen weiteren "Kompromiss" zulasten des Denkmalschutzes.

  • Zusätzlich soll der Investor noch eine KITA und neue - bisher nicht vorhanden - Turnhalle für die Falkschule finanzieren.
    Auf dem benachbarten Grundstück der Matthäus Gemeinde möchte die Stadt auch kein 130 m HH gebaut haben.
    Weiterhin möchte die Stadt eine sieben- bis achtgeschossige Blockrandbebauung um die Baukosten für die Wohngebäude möglichst niedrig zu halten.
    Momentan fehlt mir die Phantasie ob da noch was für den Investor übrig bleibt. Aufgrund dessen befürchte ich das da keine schön gestaltete Gebäude entstehen werden und warum Hochhäuser für dieses Quartier unpassend sind kann ich auch nicht nachvollziehen.

  • Das alles hat bereits jetzt ein "Gschmäkle" wenn man sich diverse Äusserungen aus den zuständigen Ämtern durchliest.
    Welche politische Agenda mit aller Macht versucht wird durchzudrücken.


    Die Stadt möchte dies, möchte das, verlangt jenes, ist aber nicht im geringsten bereit dem Investor entgegenzukommen. Nein, wohl wissend das endlich jemand diese Brache (die man ja seit Jahren bemängelte) vom Land Hessen kauft und etwas entwicklen will (darin inbegriffen die Rettung des wunderbaren Altbaus), mit Sicherheit auch die geförderten Wohnungen 30% im Projekt, belegt man das alles noch mit einer Veränderungssperre.
    An anderer Stelle ging es ja auch:
    Siehe FOUR. Da gab es Baurecht für genau 1 Hochhaus. Und es wurden 4. Und sogar geförderte Wohnungen, Öffnung des Geländes für die Allgemeinheit und generelle Belebung des Areals.
    Mit welchen Maßstäben wird hier denn gerechnet?
    Die 30% geförderten Wohnungen (in solchen Projekten) kann sich dank der hohen Nebenkosten sowieso keiner der Bedürftigen leisten, das mal nebenbei erwähnt.


    Und vielleicht möchte die Stadt erstmal Ihre eigenen Hausaufgaben machen.
    Warum nimmt die Stadt Frankfurt nicht Ihr Vorkaufsrecht wahr?
    Warum sinkt seit Jahren (wie in anderen Städten übrigens auch, zb. Köln) die Anzahl der Sozialwohnungen?
    Warum geht man nicht endlich verstärkt das Thema Nachverdichtung, Aufstockung, Beseitigung von einigen Kleingärtenanlagen an?
    Brexit schon vergessen?
    Hätte ich bei Gerchgroup etwas zu sagen würde ich das ganze schnellstens abblasen und alles abstoßen.


    Wie anstrengend das alles in dieser Stadt mittlerweile ist. Es wird einem schlecht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Adama ()

  • Es war ja schon immer allgemein bekannt, dass in der SPD kaum jemand Ahnung von Wirtschaft hat, aber der Josef setzt dem ja nochmal die Krone auf.
    Von mixed-use hat bei der Stadt offensichtlich auch noch keiner was gehört.
    Lauter Forderungen, aber bloß kein Entgegenkommen bei BGF und Höhe. Hier können wir im besten Fall hässliche renditeoptimierte Flachdachkisten erwarten. Und für eine Rekonstruktion der Laterne des Altbaus und überhaupt eine denkmalwürdige Sanierung und Wiederherrichtung desselben, sowie die dringend gebotene Beibehaltung aller Traufhöhen und Fluchtlinien an der Friedrich-Ebert-Anlage wird da erst recht kein Geld übrig bleiben.
    7-8 geschossiger Blockrand klingt auch eher besorgniserregend. Die Traufhöhen der Altbauten passen auch bei Nachkriegsgeschosshöhen nur mit 6 Vollgeschossen zusammen (plus 1-2 Dachgeschossen, aber mit Dächern hat mans in letzter Zeit in dieser Stadt ja leider überhaupt nicht mehr). Lieber mehr und höhere Türme erlauben. Aufteilung der Baumassen wie in der Konzeptstudie letzten März wäre ideal für den Standort, vor allem auch städtebaulich - was von 2 Mini-Türmen bei überdimensioniertem Blockrand definitiv nicht behauptet werden kann.

  • Ich sehe das wie Adama, es ist mir völlig unverständlich, wieso einige Individuen in der Stadt ihre Linie zu Lasten aller durchdrücken können. Ich hoffe wirklich, dass sich dies alles nicht bewahrheiten wird und GG hier 2 bis 3schöne Türme bauen darf, von denen wenigstens einer deutlich über 100 m misst. Von allen Ecken in Frankfurt, die noch entwickelt werden, könnte es diese am meisten vertragen.
    Ich wünschte Entwickler könnten hier einfach und ohne viel Tam-Tam solch ungerechtfertigte Beschränkungen vor Gericht kippen.


    Leider zeigt sich hier mal wieder wie provinziell Frankfurt in der Verwaltung und den Behörden eigentlich aufgestellt ist...

    Einmal editiert, zuletzt von pontifexmaximus () aus folgendem Grund: Kommasetzung :)

  • Jetzt lasst aber mal die Kirche im Dorf.


    Erstens ist nicht klar, wie ich oben schon schrieb, ob es sich um neue Aussagen aus dem Planungsdezernat handelt oder ob der Redakteur der FR einfach die bekannten von vor ein paar Monaten neu aufgewärmt hat.


    Zweitens sieht der HHRP für dieses Gelände genau ein Hochhaus mit einer Höhe von 145m vor, der Investor hat viel Geld bezahlt und möchte dementsprechend mehr bauen, klar, ist sein Recht dies zu versuchen, aber die Stadt Frankfurt hat in der Vergangenheit mehrfach betont, dass sie, um Spekulation vorzubeugen und auch gleiche Bedingungen für die verschiedenen Bieter um ein Grundstück herzustellen nicht mehr in dem Maße wie früher gewillt ist, von den Bebauungsplänen abzuweichen.


    Drittens ist man bei letzterem Punkt ja nicht gerade konsequent, so dass die genannten Äußerungen möglicherweise auch nur Teil des Pokerspiels sein könnten, um aus Sicht der Stadt möglichst viel herauszuholen, nach dem Motto - wer viel bauen und damit viel Geld verdienen möchte (und mehr als im Plan steht) muss dafür auch einiges bieten, was der Allgemeinheit zu Gute kommt, un je mehr gebaut werden darf, umso mehr muss man auch als Gegenleistung anbieten.


    Von daher kann ich nicht wirklich verstehen, wieso nur aufgrund dieses einen Artikels wieder in einer Tour über die Stadt geschimpft wird, ohne dass es jetzt besondere Neuigkeiten von Stadtseite aus geben würde. Es ist bislang für dieses Projekt noch kein Bescheid ergangen, kein Bebauungsplan fertig und auch noch kein Hochhaus verhindert worden, nicht mal eines, welches nur in der Phantasie der Projektentwickler existiert.
    Ich will damit nicht sagen, das man nicht über die Stadt schimpfen darf, aber doch bitte nicht über dermaßen ungelegte Eier wie wir sie hier vor uns haben. Im Moment ist es doch alles reine Spekulation, was dort passiert, hier wird aber mitunter so getan, als hätte Mike Josef persönlich einen heiligen und für alle Zeiten unveränderbaren Erlass herausgegeben, dass nie wieder ein Hochhaus in Frankfurt gebaut werden dürfe...

  • Kurz zur Dorfkirche: Das 145-Meter-Hochhaus steht nicht nur im Hochhausrahmenplan, bridget, es steht vor allem im geltenden Bebauungsplan. Das ist es ein sehr bedeutender Unterschied, wie kürzlich am Beispiel Marieninsel zu beobachten war. Es besteht damit Baurecht. Auf Betreiben des Planungsdezernenten und der von diesem geführten SPD ist eine Veränderungssperre ergangen, um, warum auch immer, eben dieses 145-Meter-Hochhaus nicht genehmigen müssen. Während deren Geltungsdauer soll der Bebauungsplan geändert und die zulässige Maximalhöhe verringert werden. Es geht zumindest vordergründig nicht um mehr, bridget, es geht um zusammenstreichen, verhindern, jedenfalls behindern. Letztlich geht es um die grundlegende Frage, ob die seit Jahrzehnten großzügig gehandhabte Genehmigungspraxis dieser Stadt, deren Folge eine hierzulande einzigartige Skyline ist, einem kleinkarierten Downsizing von Amts wegen weichen muss, wie es in praktisch allen anderen deutschen Großstädten seit langem die Regel ist.


    Wie es weitergeht, wird sich zeigen, so viel ist richtig. Grund zu Optimismus sehe ich allerdings nicht.