Umbau/Sanierung Gasteig [in Planung]

  • Ich kann mich am meisten mit Auer und Weber am meisten anfreunden, weil man darin noch das alte Gebäude erkennt.
    Wulf sieht zwar nett aus, aber für mich ist keinerlei Wiedererkennungswert darin.

  • Ich schließe mich MiaSanMia an, der Wulf-Entwurf sieht sehr vielversprechend aus. Allerdings gefällt mir auch der Ansatz von Auer und Weber.


    Was ich jedoch nicht verstehe:
    Die Entwürfe sind ziemlich radikale Umbauten. Da frage ich mich, weshalb man nicht einfach abreißt und völlig losgelöst vom Bestand neu baut. Der Charakter des alten Gasteigs bleibt ohnehin kaum erhalten.

  • Ich frage mich sowieso, wieso man gerade eines der urbansten, prägnantesten und wiedererkennbarsten Gebäude in München in der Außenfassade derart umbauen muss. Der Gasteig in seiner aktuellen Erscheinung ist einer der wenigen Orte in München, der mich daran erinnert, dass ich mich in einer Großstadt befinde. Das Gebäude versprüht ein bisschen Metropolen-Charme und könnte so auch in Berlin, London oder New York stehen. Wahrscheinlich erfährt das Gebäude aber genau aus diesem Grund bei Einigen Ablehnung, da es sich nicht demütig in den klassischen Einheitsbrei einpasst. Der Entwurf von Auer+Weber könnte diese Eigenständigkeit zumindest beibehalten, wenn man bei der farblich dunklen (und in München seltenen) Klinkerfassade bleibt.

  • eines der urbansten, prägnantesten und wiedererkennbarsten Gebäude in München


    Das nur, weil der Gasteig einfach ein gigantisches Volumen einnimmt. An sich gibt es die Mischung aus Backstein und dunklem Glas recht häufig, eben typisch 80er Jahre.


    Der Eigenschaft "urban" stimme ich nicht zu, da er sich mit seinen Mauern von der Straße und damit seiner Umgebung abschottet. Im Zuge des Umbaus sollen diese nun zum Glück fallen.


    Das Gebäude versprüht ein bisschen Metropolen-Charme und könnte so auch in Berlin, London oder New York stehen.


    Das ist für mich kein Argument. Auch das vergammelte Motorama könnte in London oder NYC stehen. Und bei dem Totschlagargument "einer der wenigen Gebäude, bei dem ich mich wie in einer Großstadt fühle" frage ich mich immer, was es denn bitte braucht, damit man sich rund um die Uhr wie in einer Großstadt fühlt. Das ist doch eine ausgeleierte Phrase aus dem Märchenbuch so mancher Romantiker, die es nicht wahrhaben wollen, dass München seit 200 Jahren kein beschauliches Dorf mehr ist.


    Wahrscheinlich erfährt das Gebäude aber genau aus diesem Grund bei Einigen Ablehnung, da es sich nicht demütig in den klassischen Einheitsbrei einpasst.


    Der Entwurf von Auer+Weber könnte diese Eigenständigkeit zumindest beibehalten


    Naja, das bleibt wohl Geschmackssache, wie auch die Entwürfe zum Umbau. Für mich hat die Architektur des Gasteigs durchaus ihre Qualitäten, schön war er in meinen Augen aber noch nie und kann daher sehr gerne umgestaltet werden.

  • Für mich ganz klar der Entwurf von Auer und Weber. Ein absolut Einladendes und offenes Foyer! Ein ganz toller Anblick, wenn man von der Innenstadt in Richtung Rosenheimer kommt! Das Ganze nachts noch stimmungsvoll beleuchtet und es ist einer Metropole würdig.


    Die Fassade könnte evtl. noch überarbeitet werden. Ebenso der Farbton.

  • Was mich grundsätzlich verwundert hat: Worum geht man scheinbar selbstverständlich davon aus, dass der Gasteig nach dem Umbau ein komplett anderes Erscheinungsbild bekommen wird? Dass das mit Bürogebäuden in Privateigentum alle paar Jahrzehnte passiert ist ja in Ordnung, aber bei einem öffentlichen Gebäude hätte ich das nicht erwartet. Man kann doch davon ausgehen, dass man den Anfang der 1970er Jahre abgehaltenen Architekturwettbewerb wohlüberlegt durchgeführt hat - und nicht, damit nach weniger als 40 Jahren ein komplett neues Erscheinungsbild übergestülpt wird (zusätzlich zum offenbar ebenfalls geplanten kompletten Austausch der Innenbereiche). Klar, zu der dann umgesetzten spröden Postmoderne kann man heute kritisch stehen, ich hatte mir aber etwas mehr Respekt erwartet.


    Ich persönlich finde bei den neuen Entwürfen Wulf im Zusammenspiel mit dem Eckhaus an der Isar zu brav bzw. langweilig und in der Einzelansicht dann auch zu kitschig und mit seinen Schnörkeln und Bögen unruhig. Auer und Weber ist da wohl noch der erträglichste Vorschlag, wobei sich die große Öffnung hin zur Innenstadt und Isar in der Tat als spannend erweisen könnte. Bei Auer und Weber finde ich insbesondere auch die dargestellten Ansichten des großen Saals und des Foyers deutlich ansprechender als bei Wulf. Henn ist denke ich keine ernstzunehmende Variante, dann sollte man lieber die Außengestaltung in ihrer ursprünglichen Gestaltung belassen.

  • ^


    Als Kostenlimit sind 410 Millionen Euro angesetzt.
    Offenbar scheint ein komplett Neues Äußeres keine Verteuerung gegenüber einem weitestgehend gleichbleibenden Äußeren zu verursachen. Warum auch immer. Hätte die Fassade denn ohnehin ausgetauscht werden müssen?


    Wie es auch sei: Ich halte es schon für nachvollziehbar, wenn sich die Stadt hier eine größere Veränderung wünscht (sonst wird hier doch stets Mutlosigkeit beklagt). In einem SZ Kommentar war davon die Rede, die Stadt möchte ggü. dem neuen Konzerthaus des Freistaats nicht knausrig erscheinen und den Philharmonikern einen rundum erneuerten Kulturpalast bieten, der eben auch nichts mehr vom angestaubten Image des heutigen Gasteigs besitzt. Die Erneuerung im Innern ist der Rückführung auf den Rohbau geschuldet.
    Gemessen am neuen Saal finde ich Auer und Weber mit Abstand am Besten.


    Also öfter mal was Neues :) Fehlt noch das Motorama inkl. HolidayInn und MAHAG Areal.

  • Respekt vor der ursprünglichen Architektur des öffentl. Gebäudes

    Was mich grundsätzlich verwundert hat: Worum geht man scheinbar selbstverständlich davon aus, dass der Gasteig nach dem Umbau ein komplett anderes Erscheinungsbild bekommen wird?


    Dazu gabs im Merkur vom 18.05.2018 einen gewitzten Kommentar von Nutzer BayernChris den ich hier aufgrund von 100% inhaltlicher Zustimmung zitieren möchte:


    "...komisch nur, dass man die Pyramiden in Ägypten oder das Kolosseum in Rom nicht nach gut 30 Jahren mit "Kronen", Türmen und Glasgängen verschlimmbessern musste. Ich schlage für die nächste Sanierung der Frauenkirche übrigens statt der Hauben gläserne, nachts erleuchtete Turmspitzen vor. Schaut sicher schick aus."

  • Ja... das ist zwar etwas überspitzt ausgedrückt, trifft es aber ganz gut. Dass an den Stellen nachgebessert wird, wo es aus Gründen der Nutzung oder bautechnisch nötig ist, kein Problem! Man kann natürlich auch eine Diskussion über behutsame Weiterentwicklung/Umgestaltung bzw. einen Umbau bestimmter Bereiche anregen. Das alles wäre kein Problem. Aber einfach selbstverständlich davon auszugehen, das jetzige Erscheinungsbild habe Innen wie Außen nach knapp 40 Jahren ausgedient, finde ich schon sehr bemerkenswert. Die damals investierte knappe Milliarde DM war für damalige Zeiten ja nicht nichts. Man darf also gespannt sein, was in den 2050er Jahren aus der Elbphilharmonie gemacht wird :D


    Hier einige Ansichten des Gasteig innen und außen (klar, heute würde man anders bauen, aber Ender der 1970er/Anfang der 1980er war diese Ausprägung der Postmoderne als Stilmittel durchaus gefragt):
    https://muenchen-res.cloudinar…g/document/01-gasteig.jpg
    http://www.muenchen.de/.imagin…g/document/03-gasteig.jpg
    http://www.muenchen.de/.imagin…g/document/04-gasteig.jpg
    http://www.muenchen.de/.imagin…cument/gasteig-abends.jpg


    MiaSanMia: das hat meiner Meinung nach nichts mit Mut sondern mit Konsequenz zu tun. Ich persönlich habe mit diesen Gebäuden aus der damaligen Zeit wie eben Gasteig oder auch der Neuen Pinakothek durchaus meine Probleme, weil ich diesen Stil nicht besonders mag (insbesondere den Großen Saal im Gasteig finde ich abscheulich). Aber nun ist es nun einmal vorhanden und man muss Gebäuden auch mal die Zeit geben, wechselnde Trends zu überdauern.

  • Ich persönlich fände es schade wenn das Äußere des Gasteig derart verändert würde... Ich mag diese Backsteinburg auf dem Hügel irgendwie. Klar könnte man bei einer Sanierung die verspiegelten Scheiben durch transparentere ersetzen und das ganze auf Straßenebene vielleicht ein wenig freundlicher gestalten, aber im Großen und Ganzen gefällt er mir gut, auch innen wo er eine angenehme Wärme ausstrahlt.
    Ich befürchte das könnte verloren gehen.


    Wenn ich mich allerdings für einen der Entwürfe entscheiden müsste, wäre es wohl der von wulf architekten, der wirkt für mich stimmig, offen und bleibt leicht postmodern.
    Auer und Weber wirkt zwar spannend mit dem großen Foyer, aber meiner Meinung nach auch nicht einladend sondern eher einschüchternd (wirkt aber vielleicht auch nur auf der Abbildung so).
    Henn ist nicht so meins, der gläserne Einsatz wirkt "billig" und so als wüssten sie nicht was sie machen, "also setzen wir nen Glaskasten davor".


    Alles in Allem hoffe ich, dass der Gasteig innen für die künftige Nutzung auf den neuesten Stand gebracht wird und außen weitestgehend unangetastet bleibt. Nach dem Abriss des Volksbank Gebäudes in Berlin (Budapester Straße) fände ich es schade noch ein großes Gebäude der Postmoderne zu verlieren.

  • Na ja, das sind ja sozusagen die offiziellen Gasteig-Fotos der Stadt :)


    Da nun ja wohl der Quasi-Abriss droht, sollte ich mich aber vielleicht auch mal dorthin aufmachen und einige Aufnahmen von innen und außen machen...;)

  • iconic:


    Ich stimme dir zu, dass eine Stadt ihren Gebäuden die Zeit geben muss, Moden und Trends zu überdauern.


    Die Entscheidung darüber, ob Abriss, Neugestaltung oder behutsame Weiterentwicklung, kann nicht pauschalisiert, sondern nur für jeden Einzelfall getroffen werden. Damit wären wir wieder bei einer Frage des Geschmacks.


    So ist es für den einen der Kaufhof am Marienplatz, der erhalten werden soll, für einen anderen der Gasteig, wieder andere - so wie ich - finden das Europäische Patentamt erhaltenswert, obwohl es eine ebenso monströse Wirkung auf seine Umgebung ausübt.


    Die Stadt mag für dich nur konsequent den Umbau vollziehen, für mich steht diese Konsequenz dennoch für den Mut, sich von Altem einmal zu trennen und Neues zuzulassen. Auch wenn es nicht allen gefällt.


    Ob jemand den "Quasi Abriss" "wie selbstverständlich" einfordert, weiß ich nicht, die Medienberichte erwecken zumindest nicht den Eindruck, dass der Entscheidungsprozess hier unüberlegt und eindimensional abgelaufen wäre.
    Schließlich lassen sich die strukturellen Schwächen des Gasteigs nicht wegdiskutieren und es erscheint fraglich, ob diese mit einer sanften Schönheitskur behoben werden könnten. Wenn nun also ohnehin tabula rasa gemacht werden muss, dann darf das Ergebnis auch gerne deutlich nach außen hin sichtbar sein.


    Ich bin gespannt, welcher Entwurf das Rennen macht, würde mich aber auch sehr über ansprechende Fotos vom heutigen Zustand freuen :).

  • Nein, es ist eben nicht der Kaufhof, sondern ein öffentliches Gebäude - für die Münchner vielleicht das öffentlichste Gebäude überhaupt, da es ja so viele unterschiedliche Funktionen und Angebote vereint. Ansonsten gebe ich Dir völlig Recht, wenn die Verbesserungen eben nur durch einen kompletten Austausch aller Materialien innen wie außen befriedigend möglich sind, dann ist diese Variante natürlich vertretbar. Vielleicht können sich die Münchner kurz vorher noch den einen oder anderen Stuhl oder eine Original-Lampe als Erinnerungsstück sichern :lach:

  • für die Münchner vielleicht das öffentlichste Gebäude überhaupt, da es ja so viele unterschiedliche Funktionen und Angebote vereint.


    Beim Kaufhof gibt´s doch auch zahlreiche Angebote und die Besucherfrequenz dürfte die des Gasteigs weit übertreffen :D.


    Spaß bei Seite:


    Um die Meinung und die Wünsche der Münchner bzgl. des weiteren Vorgehens beim Gasteig zu kennen, müssten wir diese zunächst befragen. Ich bezweifle wirklich, dass das Interesse an Gasteig-Reliquien hier so groß wäre :lach:. Aber ich kann auch nur aus meinem eigenen Umfeld heraus schreiben.

  • Weitere Entwürfe:

    Die SZ zeigt nun neben den Siegern AuerWeber, Henn und Wulf noch Bilder weiterer Entwürfe (nicht alle):


    - Architektengruppe Gil Bartolome, Frade Arquitectos und Madrid Spacecoop
    - Architektengruppe Degelo (Basel), Müller Illien (Zürich) und Manuel Herz (Basel)
    - Architektengruppe Peter Haimerl Architektur, München, Ludes Architekten Ingenieure aus Recklinghausen und Keller Damm Kollegen GmbH aus München
    - Architektengruppe Atelier d'architecture Chaix & Morel et Associés (Paris), Christian Pichler ZT GmbH und 3:0 Landschaftsarchitektur (Wien)


    Im Gasteig sind alle 17 Entwürfe zu sehen.


    http://www.sueddeutsche.de/mue…r-den-gasteig-1.3999475-7


    Die SZ beschreibt sogleich die Reaktionen auf die Siegerentwürfe. Wow-Effekt, Größenwahn, plötzlicher Phantomschmerz der Kritiker... Lesenswert!


    http://www.sueddeutsche.de/mue…on-groessenwahn-1.3999322

  • Das ist ja auch einer der Vorschläge, die von Jury favorisiert werden. Wenn dann bald auch noch die Ludwigsbrücke und dieser Abschnitt der Rosenheimer Str. vom Autoverkehr befreit werden, dann könnte hier eine attraktive Öffnung zur Isar und im Idealfall noch weiter über die Zweibrückenstraße in die Altstadt entstehen...:dream: