Pegida, Legida - Stupida?

  • Wenn sich die "Gegendemonstranten" aus ihrer Richtung vor eine "Polizeiabsperrung" stellen, also die Polizeikette und mehrere Meter Platz zwischen ihnen und den "Legida-Anhänger_innen" ist, dann dürfen sie sich nicht "beschweren", wenn sie mit "Kanonenschlägen" "eingedeckt" und mit "Faustschlägen" "angegriffen" werden. Damit muß man rechnen, schließlich herrscht hier Meinungs- und Demonstrationsfreiheit. "Höchst Problematisch" ist es nur, wenn Teilnehmer_innen dieser Demonstrationen tätlich angegriffen werden. (Wann, wo und von wem? Egal!) Andersrum ist es in kein Problem, denn "was haben die denn da überhaubt zu suchen?" Der vernünftige Hooligan unterscheidet auch fein zwischen Lügenjournalisten und anderem Gesindel, das sich nur als Lügenjournalist ausgibt, bevor er zuschlägt. Und das ist gut so! Richtig so?


    Pressemitteilung der Universität Leipzig 016/2015 vom 23.01.2015
    http://www.zv.uni-leipzig.de/s…modus=detail&ifab_id=5885


  • So funktioniert Wissenschaft - Quellenbasis und Methode offenlegen:


    Wie viele haben demonstriert?
    Ein Dossier aus aktuellem Anlass
    Von Dieter Rucht
    http://www.wzb.eu/sites/defaul…strantenzahlen_pegida.pdf


    Dieter Rucht ist Experte für soziale Bewegungen und Protest. Bis 2011 war er Co-Leiter der WZB-Forschungsgruppe „Zivilgesellschaft, Citizenship und politische Mobilisierung in Europa“. Er ist WZB-Fellow und Vorsitzender des Vereins für Protest- und Bewegungsforschung.
    http://www.wzb.eu/de/personen/dieter-rucht
    http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Rucht



    Die Angaben der Polizei zu Pegida wurden von den Veranstaltern bis zur (bislang) zwölften Protestaktion (12.1.2015) kommentarlos übernommen. Dies galt auch für fast alle Agenturen sowie Print-, Radio- und TV-Medien mit nationaler Reichweite. Skepsis kam erst auf, als Journalisten der Dresdener Neuesten Nachrichten Zweifel anmeldeten. Namentlich Hauke Heuer nahm eigene Schätzungen vor, die deutlich unter den Angaben der Polizei lagen. Heuer und ein unabhängig von ihm vorgehender Kollege kamen am 23.12. 2014 und am 05.01.2015 anhand eines groben Schätzverfahrens etwa auf die Hälfte der Polizeiangaben.


    Die aufwändige Schätzung/Zählung durch mehrere Beobachterteams der Forschungsgruppe aus Berlin (WZB, Verein für Protest- und Bewegungsforschung) und Chemnitz (TU), die die Veranstaltung am 12.1.2015 näher unter die Lupe nahm, erbrachte erneut eine Diskrepanz der Zahlen [Veranstalter: 40.000 bzw. 60.000, Lutz Bachmann hat sich zweimal geäußert; Polizei: 25.000]. Die in einem Beobachterteam von drei Personen ermittelte und kurz nach der Veranstaltung als vorläufig bezeichnete Zahl von 18.400 wurde später durch die Zahlen weiterer Teams ergänzt und gewichtet, so dass am Ende die Zahl von 17.000 (mit einer Fehlertoleranz von ca. 10%) ausgegeben wurde.


    Die Beobachter gingen wie folgt vor: [...]

  • Dass die Zahlen der Polizei nicht stimmen, ist ein häufiges Phänomen und nichts Pe-oder Legidaspezifisches. Aus der Straßenperspektive sehen solche Menschenmasse immer recht groß aus. Bestes Beispiel ist ja dieses Foto vom Trauermarsch der Staats-und Regierungchefs in Paris. Von vorne siehts aus wie eine große Masse, von oben ist es nicht mehr als gut arrangierte Symbolik. Allerdings weiß ich nicht, ob die Polizei eigens Leute dafür abstellt, von Dächern rings um eine Demonstration die Teilnehmer statistisch genau zu erfassen. Hinzu mag auch kommen, dass die Zahlen gerne mal nach oben gedreht werden, um eine hohe Polizeipräsenz zu rechtfertigen. Auch aus eigenem Interesse, denn Polizisten selbst fühlen sich mit einer numerisch recht hohen Zahl von Kollegen um sich rum ebenfalls sicherer.

  • Bernd Merbitz wurde in dem LVZ-Interview gefragt:



    LVZ: Vielen Beobachtern erschien die angegebene Legida-Teilnehmerzahl von 15.000 zu hoch. Vor allem Luftbilder sorgten für Diskussionen. Wie kommen Sie auf diese Summe?


    Merbitz: Man verschätzt sich da sehr leicht, deshalb zählen wir doppelt. Wir haben zum einen mit einem Hubschrauber die Fläche ausgemessen und dann die Anzahl der Personen berechnet, die pro Quadratmeter standen. Zum zweiten wurde durch die Bereitschaftspolizei vor Ort der Demonstrationszug im Vorbeilaufen gezählt. Dabei wurden Linien gebildet und erhoben, wie viele sich darauf befinden. Diese werden in Blöcke eingeteilt und multipliziert.



    Die Gruppe um Stephan Poppe, Dozent für Statistik und Methoden, gibt ihre Zahlen an:


    Die Klickermethode ergab eine geschätzte Reihenanzahl von 460 und die durchschnittliche Reihenstärke war 10,56. Somit kommen wir auf eine geschätzte Gesamtzahl von ca. 4.850 Personen bei Start des Demonstrationszuges.


    Auf den Unterschied zu den Angaben der Polizei angesprochen meint er:


    „Ich kann mir nicht wirklich erklären, warum so unterschiedliche Zahlen zustande kommen. Vielleicht arbeitet die Kollegen mit festen Größen bei Demonstrationsreihen und Personen, die pro Quadratmeter auf dem Platz gestanden haben könnten. Wir werden auf jeden Fall mit der Polizei Kontakt aufnehmen und unsere Hilfe bei künftigen Schätzungen anbieten.“

  • ^ gut so, das gehört dringend korrigiert. Ich tippe auf menschliches Versagen bei den (nur wenigen?) beauftragten Polizeizählern. Ausserdem handelte es sich etwa zur Hälfte um aus dem Raum Dresden angereiste Demonstranten. Die versuchen echt auf allen Hochzeiten zugleich zu tanzen, was soll das? Ist ja logisch, daß es die beiden großen Oststädte trifft, in zB Gera oder Bernburg brauchte man doch gar nicht erst anfangen, auch wenn aus der Provinz der angeblich größte Zuspruch kommt. Großteile der anderen Hälfte der Legisten werden wohl analog dazu aus dem Leipziger Umland gekommen sein. Ich sehe in dem ganzen Zirkus eine Stadt-Land-Differenz, einen Unterschied, den es schon immer gegeben hat.
    Aber die Krönung ist nun, dass Pegida ihren Montagsmarsch in Dresden auf den Sonntag verlegt hat, damit ihre Leute auch zum schönen Konzertevent am Montag gehen können. Man wolle schließlich auch gerne Grönemeyer, Liefers, Silly, Keimzeit und viele andere Bands sehen - zumal gratis. Hallo, gehts noch? Auch ohne die Demoverlegung ist ein solcher Megakonzert-Zuganker leider kaum tauglich für ein echtes und wirkliches Statement, da jedermann/-frau auch aus völlig unpolitischen Eventgründen dorthin pilgern wird. Was soll man am Dienstag denn in den Gazetten schreiben?: So und so viele sind gegen Doofgida - huch - aber das waren ja zur Hälfte nur Glotzer und noch am Vorabend ganz anders unterwegs. Ach, und der Rest war zum Großteil und möglicherweise nur als Musikfan vor Ort - sorry, who knows? Das alles ist schlicht asymmetrische Protestverzerrung, das Konzert scheint nun auch nichts zu bringen oder sehe ich was falsch?

  • Von einem Skandal würde ich auch nicht reden. Da sollte die Polizei halt noch mal nachzählen, sofern sie noch Videoaufzeichnungen besitzt, und dann entweder bei der Zahl bleiben und ihre Methode veröffentlichen oder aber die Angabe korrigieren. Ob das Kalkül war und welchem Zweck die Angabe einer dreifach höhere Zahl von Legida-Demonstrant_innen als bei der Zählung durch Statistiker und Stundentinnen der Uni Leipzig dient, bleibt letztlich Spekulation.


    Stephan Poppe und sein Team sind auf Grundlage der Analyse von Fotos von 1,1 Menschen pro Quadratmeter Fläche ausgegangen. Die Polizei hat sicherlich keine Fotos ausgewertet. Sie rechnet bei Kundgebungen üblicherweise mit drei Demonstrant_innen pro Quadratmeter Fläche. Dieser Unterschied dürfte erklären, wieso die Polizei bei der Zählung der Kundgebungsteilnehmer auf etwa die dreifache Zahl kommt.


    Allerdings gilt das nur für die Schätzung nach belegter Fläche. Es hätte sich nach Polizeiangaben aber auch bei der Zählung nach Blöcken und Reihen eine Zahl "von mehr als 15.000" ergeben. Das ist dann zumindest bemerkenswert.


    Die WELT, 23.1.2015
    Kamen nur wenige Tausend zum Legida-Aufmarsch?
    http://www.welt.de/politik/deu…zum-Legida-Aufmarsch.html


    Meine Sympathie für die Dresdner Pegiden hält sich arg in Grenzen, aber ihre Reaktion, auf den Sonntag auszuweichen, finde ich nun nicht tragisch oder sonderlich kritisierbar. Es fällt eher auf die Organisator_innen der Sause, den Verein "Dresden – Place to be!", zurück und zeigt, wie inhaltlich unbestimmt und offen so ein Konzert unter dem Motto „Offen und bunt – Dresden für alle!“ sein kann. Allerdings kommt es noch darauf an, wie deutlich die angekündigten Statements der Künstler_innen ausfallen. Selbst die werden den geneigten Pegiden aber nicht groß erreichen, denn erstens ist er ja kein Rassist, aber ... und zweitens müssen die Lügenkünstler_innen ja so etwas sagen, um im Geschäft bleiben zu können.


    Interessant finde ich, dass die ... ich nenne sie mal Aneignungsstrategie - "Der Anlass des Montags-Gratiskonzert (Weltoffenheit) klingt ja auch vernünftig und ist in unserem Sinne." - auf der Facebook-Seite der "Bewegung" konkurriert mit der üblichen Hybris: "Probleme und Ängste in unserem Land kann man weder "wegsingen", noch "wegtanzen"! Wir erwarten sofortige HANDLUNGEN!!!" Noch bezeichnender sind die Kommentare der Anhänger_innen, die sich in den unterschiedlichsten Verschwörungstheorien ergehen. Aber auch das ist ja nichts neues.

  • Satire sei Dank! Eine der besten Zusammenfassungen zu Pegida lieferte gestern Christian Ehring auf extra3: https://www.youtube.com/watch?v=PxeUvYitoAc


    "Die Pegida-Anhänger verteidigen religiöse Werte, an die sie selbst nicht glauben, gegen Menschen, die es bei ihnen nicht gibt, von denen aber in Medien berichtet wird, die sie für Lügner halten."

  • ^ Ja, gut auf den Punkt gebracht.


    Noch einmal zurück zu den von der Polizei kolportierten 15.000 Legida-Anhängern. Ich kann schwer glauben, dass alles nur ein Versehen sein soll. Ich stand an der alten Hauptpost und konnte trotz Polizeiaufgebot, das die Sicht auf den Augustusplatz einschränkte, rüber zur Oper gucken. Der Augustusplatz präsentierte sich zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd zur Hälfte gefüllt. Ich frage mich wirklich, wie man bei Bildern wie diesem auf eine Teilnehmerzahl von 15.000 kommen kann. Wir sprechen hier von einer Größenordnung, die der Großen Kreisstadt Wurzen entspricht. Zur Verdeutlichung noch einmal dieses Luftbild vom Augustusplatz. Die Legida-Teilnehmer füllten noch nicht einmal zu zwei Drittel den Platz zwischen Oper und Straßenbahnhaltestelle, standen dort ohne Gedränge locker beisammen. Schwer vorstellbar, dass dort zahlenmäßig die ganze Stadt Wurzen gestanden haben soll.


    Noch grotesker wird's, wenn Legida, bekanntermaßen immer misstrauisch gegenüber der Lügenpresse, noch einen drauf setzt und ihrerseits verkündet, dass 20.000 Teilnehmer zu ihrer Veranstaltung kamen. Extra für unseren in Erfurt lebenden Exilsachsen: Wir reden hier schon von einer Größenordnung, die der Großen Kreisstadt Werdau entspricht. Ganz Werdau locker verteilt auf etwas mehr als einem Drittel vom Augustusplatz?


    Letztendlich gehören auch die Teilnehmerzahlen in Dresden auf den Prüfstand.

  • Danke, Danke. Mit fünfstelligen Zahlen komm ich grad noch zu Rande. ;)
    Mir ist die Anzahl der Demonstranten an sich völlig bummi. 4000, 5000, 7000, 15.000, 20.000 - scheinbar darf jeder mal ran. Das sind wieder so Nebenkriegsschauplätze, an denen man sich ewig abarbeiten kann. Ändert aber nichts am ziemlich dürftigen Eindruck, den Legida wohl selbst bei vielen Pegidasympathisanten hinterlassen hat. Allein bei einer Pfeife wie Elsässer schüttelt doch jeder gestandene Rechts- oder Nationalkonservative mit dem Kopf.

  • Pegida/Legida, Schwarmstädte und die öffentliche Meinung

    Ich möchte mal etwas Wasser in den Wein schütten und möglicherweise sogar eine hoffentlich kontroverse Diskussion anzetteln, die indirekt sogar wieder mit einem Architekturforum zu tun hat. Die Gedanken dazu sind mir heute nacht gekommen und noch völlig unausgereift. Aber am besten läßt sich ja daran feilen, wenn man - hoffentlich - frühzeitig Gegenwind bekommt.


    Mir fällt eine Sache immer wieder auf: Der Widerspruch zwischen repräsentativen Umfragen zu gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, zum Bild von Fremden, Zuwanderern und Asylbewerberinnen und speziell zum Bild des Islams auf der einen Seite (http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=460470) und auf der anderen der meines Erachtens sehr erfreulichen, weitestgehend einhelligen Ablehnung der Pegida-Bewegung und ihrer Ableger bei den Gegendemonstrationen und in den allermeisten Medien bis hin zu Satiresendungen wie heuteshow, extra3 etc. bzw. allgemein der öffentlichen Diskussion. Die wiederum wird von den Pegida-Anhänger_innen als verlogen empfunden, weil sie ihrer Wahrnehmung der "Stimmung" in der deutschen Bevölkerung nicht entspricht.


    In vielen Erklärungen wird das Scheitern oder zumindest die deutliche Unterzahl bei den Xgida-Demonstrationen im Vergleich mit den "Xstadt ist bunt und weltoffen" mit einem Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland erklärt. Ich möchte hier die wie gesagt noch unausgereifte These zur Diskussion stellen, dass dies nicht stimmt und es eher mit einem Großstadt- und Land-/Mittel- und Kleinstadt-Gefälle zu tun hat. Und es sind auch nicht alle Städte, sondern in erster Linie die größten Großstädte und die sogenannten Schwarmstädte nach der Theorie von Prof. Dr. Harald Simons von empirica.


    Im Zusammenhang mit den hohen Wanderungsgewinnen der Stadt Leipzig und den Prognosen für deren Entwicklung habe ich u.a. im Rahmen der Diskussion um das neue Wohnungspolitische Konzept mehrfach auf diese Theorie verwiesen:

    Prof. Dr. Harald Simons (empirica): Schwarmstadt Leipzig. 10.7.2014
    http://www.leipzig.de/buergers…frontend_push&docID=33153


    Zukunftskarte der Sachsen-Städte und Sachsens Schwarmstädte
    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=439557


    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=441994


    Mittlerweile gibt es einen leider auch schon wieder verwaisten, das heißt nicht weiter in Bearbeitung befindlichen Artikel in der Wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Schwarmstadt


    Ausgangspunkt meiner Überlegungen sind zwei Beobachtungen:


    1.) Die Zusammensetzung bei den Gegendemonstrationen in Leipzig: nach meinem Eindruck überdurchschnittlich jung, häufig zwischen 18 und Mitte/Ende 30, viele Student_innen und andere "Menschen mit Immatrikulationshintergrund", politische Verortung häufig Mitte-links bis einschließlich radikale Linke. Es gibt ohne Zweifel bei den Demonstrationen (nicht nur) in Leipzig auch Menschen jenseits der 40 bis hin zu Senior_innen, CDU-Mitglieder, Kirchenmitglieder und viele andere mehr. Ich denke aber schon, dass sich die Zusammensetzung der Gegendemonstrationen deutlich von einem Querschnitt der deutschen Gesamtbevölkerung unterscheidet und erst recht von der Zusammensetzung der Pegida-/Legida- etc. -Kundgebungen, auch wenn die Zahlen dafür wohl nur begrenzt belastbar sind.


    2.) Die gestrige Demonstration in Freiburg unter dem Motto "Farbe bekennen", die auch ohne jede "Freigida" oder wie auch immer als unmittelbaren Anlass stattfand und laut Presseangaben mit 20.000 Menschen eine der größten Kundgebungen war, die jemals in Freiburg stattgefunden hat.


    Ich habe nun mal begonnen herauszusuchen, wo Xgida-Kundgebungen und Gegenkundgebungen stattfanden. Die Angaben zu den Teilnehmer_innen übernehme ich aus den Presseartikeln. Ob sie im Detail stimmen kann ich nicht überprüfen, das dürfte insgesamt aber auch für diese Überlegungen irrelevant sein.


    Bielefeld: keine "Pegida"-Demonstration / 10.000
    Braunschweig: 300 "Bragida"-Anhänger_innen / 5.000 Gegendemonstrant_innen
    Düsseldorf: ? / "mehr als 1000 Menschen"
    Duisburg:
    Flensburg: ? / 2.500
    Freiburg im Breisgau: / 20.000
    Hamburg: ? / 4.000
    Hannover:
    Kassel:
    Köln:
    München: 800 "Bagida"-Anhänger_innen / 12.000 Gegendemonstrant_innen
    Nürnberg: ? / 2.000
    Osnabrück: ? / 4-000
    Saarbrücken:
    Wiesbaden: ? / 10.000
    Würzburg: ? / 1.200


    Dresden:
    Leipzig: 12.1.2015: 5.000 / 30.000 (? - offizielle Angaben), 21.1.2015: 4.000 bzw. 15.000 (Polizeiangaben) / ca. 20.000 (? - offizielle Angaben)
    Magdeburg: 600 / 6.000
    Rostock:
    Suhl: 1.000 / 500

    Quellen:
    http://www.tagesschau.de/inland/pegida-261.html
    http://www.zeit.de/gesellschaf…o-berlin-muenchen-leipzig
    http://www.ndr.de/nachrichten/…Pegida,antipegida100.html


    Gleicht man diese unvollständige Liste einmal mit der Liste der etwa 18 Städte ab, die Harald Simons als Schwarmstädte bezeichnet, so gibt es auffallende Übereinstimmungen. Ich habe sie der Auflistung in dem Wikipedia-Artikel folgend fett markiert. In sieben der sogenannten Schwarmstädte (Dresden, Flensburg, Freiburg im Breisgau, Leipzig, München, Rostock, Würzburg) haben Xgida-Kundgebungen und/oder nur Gegendemonstrationen stattgefunden, in elf würde ich gern noch die Entwicklung der nächsten Wochen abwarten oder genauer recherchieren (Bayreuth, Darmstadt, Erlangen (Nürnberg!), Heidelberg, Jena, Karlsruhe, Kiel, Mainz, Münster, Regensburg, Trier).


    Unter den übrigen sind Großstädte wie Berlin, Hamburg, Düsseldorf oder Köln, die statistisch nicht zu den Schwarmstädten zählen, aber ihnen durchaus vergleichbar sind.


    Eine deutliche Ausnahme in der Liste bildet Suhl und damit ausgerechnet eine der Städte, die immer wieder als das genaue Gegenteil zu den Schwarmstädten angeführt wird.


    Elli Kny verweist oben auf Gera und Bernburg, wo die Pegiden "doch gar nicht erst anfangen" brauchen. Es wäre aber schon nicht uninteressant, aber wohl eher erschreckend, was in Klein- und Mittelstädten abgehen würde, wenn es dort denn zu Demonstrationsaufrufen käme. Da würde es jedoch vermutlich wiederum einen deutlichen Unterschied zwischen Ost und West geben.


    Zur Frage, was diese Dominanz der Groß- und Schwarmstädte nun aber bedeutet später mehr. Jetzt erst mal noch etwas Schlaf.

  • Schwarmstädte nach Harald Simons

    Schon vor geraumer Weile hatte mir mal die Karte von Simons angesehen und durchgezählt, welche Städte er zu den Schwarmstädten zählt.


    http://www.wiwo.de/politik/deu…ende-doerfer/9803326.html
    http://www.fh-jena.de/fhj/bw/f…en/Schwarmstadt_Jena.aspx
    http://www.cimmit.de/news/ausw…remse-wohnungsnachfrage/*


    „Gleichzeitig existierten im Jahr 2000 nur vier kreisfreie Städten mit einem deutlich überdurchschnittlichen Anteil junger Menschen (> 130% des Bundesdurchschnitts): Freiburg, Heidelberg, Würzburg und Münster. Im Jahre 2011 waren es 18 Städte, z.B.: Karlsruhe, Erlangen, Regensburg, München, Leipzig, Rostock, Kiel, Dresden, Mainz, Jena.“


    Danach habe ich mir die Wikipedia-Artikel Liste der Großstädte in Deutschland ( http://de.wikipedia.org/wiki/L…t%C3%A4dte_in_Deutschland ) und Liste der Groß- und Mittelstädte in Deutschland ( http://de.wikipedia.org/wiki/L…t%C3%A4dte_in_Deutschland ) danebengelegt und die Einwohner_innenzahlen mit Stand 2013 und die Platzierung in der Rangliste dahintergeschrieben sowie die Großstädte herausgezogen, die im Durchschnitt versinken. Und anschließend geschaut, ob es da Hochschulen gibt und die Zahl der Studierenden in Klammern dahintergesetzt ( http://de.wikipedia.org/wiki/L…ochschulen_in_Deutschland ).


    Fett markiert sind die Städte, in denen Xgida-Kundgebungen und/oder nur Gegendemonstrationen stattgefunden haben.


    Dunkelrot - Anteil der 20- bis 34jährigen an der Bevölkerung in den jeweiligen Landkreisen: 135 und mehr [zum 31.12.2011]


    1 Flensburg (95.; 83.971) - Europa-Uni (4.662)
    2 Kiel (30.; 241.533) - Uni (24.222)
    3 Rostock (39.; 203.431) - Uni (15.063)
    4 Münster (20.; 299.708) - Uni (40.048), FH (11.686)
    5 Göttingen (65.; 116.891) - Uni (25.630)
    6 Aachen (29.; 241.683) - RWTH (40.375), FH (11.137)
    7 Marburg (115.; 73.125) - Uni (25.700)
    8 Jena (73.; 107.679) - FSU (19.704)
    9 Leipzig (11.; 531.582) - Uni (26.772)
    10 Dresden (12.; 530.754) - TU (37.134)


    11 Trier (74.; 107.233 - Uni (15.074)
    12 Mainz (38.; 204.268) - Uni (37.039)
    13 Darmstadt (54.; 149.743) - TU (24.305), h_da (12.838)
    14 Heidelberg (53.; 152.113) - Uni (29.800)
    15 Würzburg (58.; 124.698) - Uni (24.465)
    16 Tübingen (93.; 85.383) - Uni (26.419)
    17 Freiburg (34.; 220.286) - Uni (24.741)
    18 Regensburg (56.; 140.276) - Uni (19.554), TH (9.750)
    19 München (3., 1.407.836) - LMU (50.542), TU (35.979), HM (17.191)


    Hellrot - Anteil der 20- bis 34jährigen an der Bevölkerung in den jeweiligen Landkreisen: 125 bis unter 135


    1 Oldenburg (48.; 159.610) - Uni (11.406)
    2 Osnabrück (49.; 156.315) - Hochschule (11.434), Uni (11.259)
    3 Potsdam (46.; 161.468) - Uni (19.972)
    4 Köln (4.; 1.034.175) - Uni Köln (48.708), FH (21.025)
    5 Magdeburg (32.; 231.021) - Uni (13.829)
    6 Halle (31.; 231.565) - MLU (20.390)
    7 Weimar (136.; 63.315) - Bauhaus-Uni (4.172)


    8 Frankfurt am Main (5.; 701.350) - Uni (45.357)
    9 Bayreuth (119.; 71.572) - Uni (11.348)
    10 Kaiserslautern (81.; 97.162) - TU (13.513)
    11 Karlsruhe (21.; 299.103) - Karlsruher Institut für Technologie (TU) (24.528)
    12 Erlangen (75.; 105.624) - Uni Erlangen-Nürnberg (37.891)
    13 Stuttgart (6.; 604.297) - Duale Hochschule (34.000), Uni (26.457)
    14 Ulm (61.; 119.218 - Uni (9.589)


    orange - Anteil der 20- bis 34jährigen an der Bevölkerung in den jeweiligen Landkreisen: 115 bis unter 125


    1 Hamburg (2.; 1.746.342) - Uni Hamburg (40.475), HAW (14.928)
    2 Hannover (13.; 518.386) - Uni (23.900)
    3 Berlin (1.; 3.421.829) - HU (33.500), FU (33.300), TU (31.111), HTW (13.011)
    4 Cottbus (77.; 99.595) - BTU (10.310)
    5 Dortmund (8.; 575.944) - TU (31.500), FH (11.166)
    6 Bochum (16.; 361.734) - Ruhr-Uni (41.456)
    7 Düsseldorf (7.; 598.686) - Uni (27.649)
    8 Bonn (19.; 311.287) - Uni (30.376)
    9 Kassel (40.; 194.087) - Uni (22.877)
    10 Erfurt (37.; 204.880) - Uni (5.598)


    11 Bamberg (120.; 71.167) - Uni (12.023)
    12 Nürnberg (14.; 498.876) - Uni Erlangen-Nürnberg (37.891)
    13 Landau (228.; 43.825) - Uni Koblenz-Landau (14.133)
    14 Ingolstadt (57.; 129.136) - Katholische Uni (4.910), TU (4.403)
    15 Augsburg (23.; 276.542) - Uni (17.716)
    16 Passau (187.; 49.454) - Uni (10.007)


    hellgelb - Anteil der 20- bis 34jährigen an der Bevölkerung in den jeweiligen Landkreisen: 105 bis unter 115


    1 Emden (184.; 49.790) - Hochschule Emden/Leer (4.323)
    2 Bremen (10.; 548.547) - Uni (19.234)
    3 Lübeck (35.; 212.958) - UzL (3.342); FH (4.339)
    4 Schwerin (86.; 91.583)
    5 Bielefeld (18.; 328.864) - Uni (19.785)
    6 Wolfsburg (59.; 122.457)
    7 Frankfurt an der Oder (148.; 58.018) - Viadrina (6.716)
    8 Chemnitz (28.; 242.022) - TU (11.231)


    9 Wiesbaden (24.; 273.871) - FH (5.900)
    10 Worms (101.; 80.296) - FH (3.126)
    11 Mannheim (22.; 296.690) - Uni (12.151) u.a.m.
    12 Heilbronn (63.; 118.122) - Hochschule Heilbronn (7.917)
    13 Pforzheim (64.; 117.754) - FH (über 6.000)
    14 Fürth (60.; 119.808) - Uni Erlangen-Nürnberg
    15 Freising (212.; 45.806) - TU München
    16 Kempten (130.; 65.044) - FH (4.789)


    Groß- und Mittelstädte, die nicht in der Karte erscheinen:


    Essen (9.; 569.884) - Uni Duisburg-Essen (39.086), FOM (21.263)
    Duisburg (15.; 486.855)
    Wuppertal (17.; 343.488) - Bergische Uni (19.000)
    Gelsenkirchen (25.; 257.850)
    Mönchengladbach (26., 255.430)
    Braunschweig (27., 247.227) - TU (17.129)
    Krefeld (33.; 222.058) - HSNR (11.882)
    Oberhausen (36.; 209.097)
    Hagen (41.; 185.996)
    Saarbrücken (42.; 177.201) - Uni des Saarlandes (17.966)
    Hamm (43.; 176.048)
    Mülheim an der Ruhr (44.; 166.640)
    Ludwigshafen (45.; 161.518)
    Leverkusen (47.; 160.819)
    Solingen (50.; 155.768)
    Herne (51.; 154.417)
    Neuss (52.; 152.252)
    Paderborn (55.; 143.659) - Uni (19.410)
    Offenbach (62.; 119.203)
    Bottrop (66.; 116.055)
    Recklinghausen (67.; 115.320)
    Reutlingen (68.; 111.357)
    Koblenz (69.; 110.643)
    Bergisch Gladbach (70.; 109.425)
    Remscheid (71.; 108.955)
    Bremerhaven (72.; 108.844)
    Moers (76.; 103.108)
    Siegen (78.; 99.403) - Uni (18.604)
    Hildesheim (79.; 99.390)
    Salzgitter (80.; 98.197)
    Witten (82.; 95.629 )
    Gütersloh (83.; 95.507)
    Gera (84.; 94.977)
    Iserlohn (85.; 93.119) - Fachhochschule Südwestfalen (11.719)
    Zwickau (87.; 91.564)
    Hanau (88.; 89.907)
    Ludwigsburg (89.; 89.639)
    Esslingen am Neckar (90.; 89.242)
    Düren (91.; 88.953)
    Ratingen (92., 86.388)
    Lünen (94., 84.775)
    Marl (96., 83.634)
    Dessau-Roßlau (97., 83.616)
    Konstanz (98, 81.141)
    Villingen-Schwenningen (99., 80.572)
    Velbert (100., 80.572)

  • Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass es seit drei Tagen im Leipzig-Forum keinen Beitrag zum Thema Architektur, Städtebau oder Bauwesen gab?

  • Ja, aber ereignislose Tage gab es auch in den letzten Jahren immer mal wieder. Es ist Winter, vor allem auf dem Bau (auch wenn es draußen nicht so aussieht). Die großen Ankündigungen für 2015 wurden zu Jahresbeginn verschossen.


    Außerdem beherrscht die Auseinandersetzung mit Pegida/Legida und den Demonstrationen und Gegendemonstrationen die öffentliche Diskussion in der Stadt und die Presseberichterstattung der letzten Tage. Die Stadtratssitzung am letzten Mittwoch wurde gegen 18.00 Uhr auf Antrag der Linksfraktion abgebrochen. In den etwa vier Stunden Laufzeit bis dahin fand eine wirtschaftspolitische Stunde mit zwei Fachbeiträgen und Statements der Fraktionen statt (insgesamt etwa 1,5 h), wurden Vertreter der Stadt in Aufsichtsräte, Zweckverbände und andere Gremien gewählt und entsendet, über die Bewerbung Leipzigs als „Kulturhauptstadt Europas“ 2025 diskutiert und diese beschlossen (siehe Thread). Nach einer Debatte über die IV. Internationale Demokratiekonferenz 2015 war schon Schluss. Die sicherlich auch für das Forum wichtige Debatte über den STEP Verkehr wurde wie viele andere Themen auch verschoben. http://www.gruene-fraktion-leipzig.de/liveticker-detail.html

  • Überfremdungsangst in Sachsen

    Aus dem Migrationsbericht der Bundesregierung 2013 (siehe oben und http://www.bamf.de/SharedDocs/…icht-2013.html?nn=1663558 :(


    Der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Sachsen stieg 2013 um 0,3 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent an, was einem Plus von 9.430 Personen entspricht. Trotz dieses Zuzugs nahm die sächsische Bevölkerung um 3.819 Personen ab. Der Hauptgrund liegt in dem negativen natürlichen Saldo.

    Bei einer Gesamtbevölkerung von 4.046.385 zum 31. Dezember 2013 lebten 99.235 Ausländer_innen in Sachsen (2,45 %) nach der Bevölkerungsfortschreibung des Zensus. Nach den Daten im Ausländerzentralregister (AZR) waren es 106.663 (2,63 %).


    Im AZR werden ausländische Staatsangehörige zusätzlich zur kommunalen melderechtlichen Registrierung erfasst. Dabei werden Informationen über Ausländer gespeichert, die sich „nicht nur vorübergehend“ (§ 2 Abs. 1 AZRG) – in der Regel länger als drei Monate – im Bundesgebiet aufhalten. Deutsche, die zusätzlich eine oder mehrere weitere Staatsangehörigkeiten besitzen, gehen nur als deutsche Staatsangehörige in die Bevölkerungsstatistik ein. Sie zählen nicht als Ausländer und sind deshalb nicht im AZR enthalten.


    Interessant wäre es zu erfahren, wie sich der Zuzug von Ausländer_innen im Land verteilt und welchen Anteil Asylbewerber_innen daran haben. In Deutschland wurden 2013 109.580 Asylerstanträge registriert und damit 45.041 mehr als im Jahr 2012 mit 64.539. Nach dem Königsteiner Schlüssel nimmt Sachsen einen Anteil von etwa 5,1 % auf, das wären etwa 2.300 Asylbewerber_innen mit Erstanträgen.


    Ab jetzt wird es ungenau, weil unterschiedliche Datenbasen herangezogen werden müssen. Von den rund 100.000 Ausländer_innen in Sachsen leben etwa 33.000 in Leipzig ( http://www.leipzig.de/jugend-f…frontend_push&docID=30257 ), etwa 25.000 in Dresden ( http://www.dresden.de/de/03/c_065.php ) und etwa 10.000 in Chemnitz (Freie Presse vom 18.09.2014). Damit leben allein in den drei Großstädten über zwei Drittel aller Ausländer_innen (bei einem Drittel der sächsischen Gesamtbevölkerung).


    Aktuelle Zahlen für die Landkreise gibt es nicht, laut Statistischem Landesamt in Kamenz waren es 2012 (?) zwischen 3.000 und 4.000 in jedem der 10 Landkreise (0,8 bis 1,4 %). Einzig der Landkreis Görlitz lag mit etwas unter 5.000 und einem Anteil von 1,9 % etwas höher, was aber vermutlich auf die Grenznähe und die Bewohner_innen mit polnischen und tschechischem Paß zurückzuführen ist.
    http://www.landtag.sachsen.de/…gnach_Landkreisen2013.pdf


    Die größte Gruppe der in Sachsen lebenden Ausländer war 2012 mit etwa 8,1 Prozent die Gruppe der Vietnamesen. Stark vertreten sind auch russische Staatsbürger mit 8,0 Prozent, sowie Polen mit 7,9 Prozent. Mit 33,9 Prozent besitzt etwa jeder dritte Ausländer in Sachsen die Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedstaates (Quelle: Ausländerzentralregister).
    http://www.landtag.sachsen.de/…gration/service/6757.aspx


    Nur spielen die Zahlen in der Diskussion eine eher geringe Rolle, da die "gefühlte Quote" deutlich höher ist. Vor etwa einem Jahr hatte das Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden für das DNN-Barometer 504 Dresdner_innen zum Thema Ausländer_innen befragt. Der Ausländeranteil an der Dresdner Bevölkerung wurde von den Befragten maßlos überschätzt. Der Mittelwert aller Antworten lag bei 12,46 Prozent. Nur 27 Prozent der Befragten gab die richtige oder eine annähernd richtige Antwort. Damit müssen auch mehrere Antworten von um die 20 Prozent oder mehr vorgelegen haben.


    Elf Prozent der Dresdner_innen meinen, dass es zu viele Ausländer_innen in ihrer Heimatstadt gibt – sie stimmen dieser These voll und ganz zu. Noch einmal zehn Prozent stimmen eher zu.


    DNN-Online, 27.01.2014
    DNN-Barometer: Ein Drittel der Dresdner lehnt weitere Ausländer ab
    http://www.dnn-online.de/dresd…-Auslaender-ab-3849356232


    Das Institut für Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Dresden hatte eine solche Repräsentativumfrage schon einmal im März 2009 durchgeführt. Damals fühlte sich ein Viertel der Befragten angesichts „der vielen Ausländer“ „wie ein Fremder im eigenen Land“. Auf die Frage, welche Nachbarn „unangenehm wären“, nannte jeder Vierte die Türken. 18 Prozent erwähnten die Osteuropäer und zehn Prozent die Afrikaner. Ein Drittel der Dresdner hat Sympathien für die Idee, Ausländer wieder nach Hause zu schicken, wenn Arbeitsplätze knapp werden. Auch damals hatte die Dresdner Bevölkerung den Ausländeranteil in ihrer Stadt mit dem Faktor 3 überschätzt (zwölf statt vier Prozent). Als Erklärung wurde angeführt, dass gerade Sachsen im Phänotypus seiner Menschen ein relativ homogenes Land sei, in dem „der Fremde“ viel eher auffällt als in Berlin oder Frankfurt am Main.


    Sächsische Zeitung 20.11.2009
    Warum sich jeder vierte Sachse nach einem starken Mann sehnt
    Von Wolfgang Donsbach
    http://www.sz-online.de/nachri…n-mann-sehnt-2179710.html

  • Zu der Debatte um die Zahlen der Legida-Demonstrationsteilnehmer_innen haben Josephine Schulz und Felix Werdermann einen ausführlichen Artikel geschrieben im


    Freitag, 25.01.2015
    Legida und die Lügenpolizei
    Die Polizei nennt offenbar falsche Teilnahmezahlen. Doch wer sie der Lüge bezichtigt, macht es sich zu leicht – die Wirklichkeit ist vielleicht noch schlimmer
    https://www.freitag.de/autoren…ida-und-die-luegenpolizei


    Sie führen auch aus, warum es eben nicht egal ist, das es offenbar freundlich gesagt methodische Mängel und fehlendes Bewußtsein für die Problematik bei der Polizei gibt:



    Dabei sind die Zahlen politisch höchst brisant, das erkennt man dieser Tage sehr deutlich. Jede Woche mutmaßen Journalisten, Politiker, Bürger: Bekommt Pegida weiteren Zulauf? Ohne die hohen Teilnehmerzahlen wäre die Bewegung längst in der Bedeutungslosigkeit versunken. Darum hat die Öffentlichkeit ein Interesse an korrekten Angaben – und da läuft offenbar einiges falsch.

  • Also die Berichterstattung in dieser Zeitung ist schon sehr interessant ...


    "Wer mit dem Anliegen einer Demonstration sympathisiert, dürfte bei der Schätzung etwas großzügiger sein. Bei den anderen Demos hingegen werden häufig strengere Maßstäbe angelegt"
    Der Polizei zu unterstellen, sie sei Pegida-Sympatisant, ist schon mal ziemlich lächerlich. Diese Leute arbeiten teilweise massenweise Überstunden, da Fußball, Demos in Größenordnungen (und das nun wöchentlich), Konzerte, normale Dienste usw. kaum noch zu bewerkstelligen sind. Mal ganz abgesehen von den Angriffen auf sie in Connewitz oder bei der Demo in der SüVo, wo gegen den "rechten Mord" an einem Afrikaner in Dresden demonstriert und Leute vorverurteilt wurden, der am Ende aber vom eigenen Landsmann umgebracht wurde.

    Dass die Leute schlecht im Zählen sind, ist für mich der einzige Grund, wieso die Demos über- oder unterschätzt werden. Eine Zahl von <5000 zweifle ich aber genauso stark an, die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo in der Mitte (unter 10000).


    Die Soziologen können noch so viel geklickert haben, ich habe selbst mal mit diesen Dingern gearbeitet und selbst wir haben bei einer einfachen Passantenzählung unterschiedliche Ergebnisse herausbekommen, obwohl dort maximal 3-4 Personen nebeneinander gelaufen sind. Bei Pegida liefen vermutlich bis zu 30 Personen nebeneinander, teilweise hat einer den anderen verdeckt, einer ging schneller, einer langsamer... der nächste blieb vielleicht stehen, wieder ein anderer stieß erst irgendwo anders hinzu, weil er es vorher nicht durch die Gegendemonstranten u Polizei geschafft hat und so weiter ...
    Wie man da alle mit "klickern" genau (= mit geringer Fehlertoleranz) erfassen will, entzieht sich meiner empirischen Kenntnis.
    Die Methode Luftbild und/oder Video scheint bei solch großen Menschenansammlungen wohl weitaus verlässlicher und darauf kann man an einigen Stellen gut vergleichen mit NoPegida vs. Pegida, um zumindest Schätzungen abzugeben.


    Aber mal ganz ehrlich: Diese Zahlenspiele sind doch eigentlich ziemlich sinnlos, am Ende zählt doch:
    Legida hatte deutlich weniger Zulauf als erwartet.
    Die Gegendemonstranten waren wieder in der Überzahl.
    Die Gewalt ging von beiden Seiten aus und war (zum Glück) nur von wenigen Gruppen zu beobachten.
    Die Masse an Polizei war, vollkommen egal ob (insgesamt) 15000, 30000 oder 50000 Demonstranten gerechtfertigt, was einige Videos zeigen, wo es vor allem nach Ende der Demo zu einigen unschönen Szenen kamen - sowohl von Linksautonomen, als auch von Rechten.


    Anstatt sich mit den Themen auseinanderzusetzen (ok, das passiert ja langsam endlich mal), wird auf Zahlenkolonnen herumgeritten und die Polizei noch der Lüge unterstellt. Will die Presse nicht mehr die von P/Legida sogenannte Lügenpresse sein und nun muss halt für "Lügen" die Polizei herhalten? Diese Zahlendreherei ist langsam nur noch ein müdes Lächeln wert.


    Zum Glück gibt es Menschen wie den Chef der Landeszentrale für polit. Bildung, die auf Zahlen sch... und sich der Diskussion stellen. Selbst ein Sigmar Gabriel war, wenn auch angeblich nur als Privatmann, ja mittlerweile bei einer dieser Veranstaltungen dabei. Und nur so wird das Thema sich "bearbeiten" lassen. Man kann den Menschen keine Meinung aufzwingen, indem man sie als dumm, rechts, hinterm Mond und sonstwas hinstellt.
    Und migrationskritische Ansichten wird es in Deutschland immer geben, genauso wie es die in jedem anderen Land gibt, vollkommen egal ob Australien Kanada England Schweden Spanien oder wo auch immer. Wir haben im Gegensatz zu vielen unserer Nachbarn keine ausländerfeindliche Partei im Bundestag - Niederlande, Frankreich, Dänemark, Schweden, Finnland und viele andere jedoch schon und das teilweise mit >20% (!). Nicht jeder muss Multikulti "supergeil" finden, sonst können wir wirklich die sozialistische Einheitsmeinung einführen. Nur weil jemand da kritisch zu steht, ist er noch lange nicht ausländerfeindlich. Und gegen Flüchtlinge haben viele Leute auch nichts, jedoch gegen das Dilemma, dass die Politik sagt "da kommen die Leute hin, basta". Dass man aber nicht teilweise 200 oder 500 Flüchtlinge in Dörfer mit gerade mal 800 Einwohnern setzen sollte, wo es nicht mal n Aldi o.ä. gibt, ist wohl logisch. Die Flüchtlinge müssten ja für jeden Weg erst Kilometer mit dem Bus fahren (sofern es einen gibt) oder sitzen in der Einöde und langweilen sich. Das ist kein Konzept, das ist ganz einfach schlecht (kann man weiter ausführen). Auch oder vor allem für die Flüchtlinge. Denn Integration schafft man nicht abgeschottet in irgendwelchen riesigen Heimen und dann am besten noch irgendwo in der Pampa.

  • Vorweg eine kurze Eingangsbemerkung: schon vor 2 Wochen wollte ich mal kundtun, daß ich dankbar bin und es auch aus gewissen "Distanzaspekten" besser finde, daß das Thema hier im Leipziger Forum diskutiert wird. Das Dresdner Forum ist schlicht zu klein und wohl auch nicht auf Politthemen eingestellt, uns hat die Entwicklung "wie aus dem Nichts" wohl auch durchweg überrascht und überrumpelt.
    Mittlerweile dehnte sich die Chose leider auch auf Leipzig aus und es wurde auch nichts aus meinem ersten Eindruck, Leipzig als postiven "Gegenpol" zu beglückwünschen, was zuletzt v.a. die nun fragwürdigen Teilnehmerzahlen verursachten. Das ganze Spektakel ist von solch umfassender und diffuser Komplexität, daß einfache Zuordnungen aussichtslos erscheinen. Wir können uns hier selbstverständlich zu jedweden Einzelaspekten äussern, was allein sprachtechnisch immer so determiniert bleiben muss, aber eine umfassende Klärung werden wir hier sicher auch nicht finden. Was LE Mons obigen Zusammenhang mit Schwarmstädten bzw zur Stadt-Land-Differenz betrifft, ist mir noch nicht klar geworden, was gemeint sein soll. Ich befürchte - mit Verlaub - fast, daß Statistikbetrachtungen noch keine sicheren Rückschlüsse aufbieten können - zumindest derzeit. Meine zwei Beispiel-Kleinstädte von oben waren selbstredend nicht auf diese beiden konkret gemünzt, vielmehr kommen nun die ersten solcher Orte aus der Reserve - zB Erfurt und auch Hoyerswerda heute.
    (Eigene) mühselig konstruierte Interpretierungen des Gida-Spektakels werden binnen Tagen durch Neuentwicklungen über den Haufen geworfen. Erste Anzeichen, daß ggf doch ein Zenit des Ganzen nun erreicht sein könnte, stehen ebenso wieder in Frage. Zuletzt dachte ich noch, daß ein möglicher Grund der Massenverortung vielleicht in der direkteren und forscheren Art bzw Mentalität der Sachsen zu finden sei. Das bleibt aber noch abzuwarten, falls jetzt die "Mittelstädte" gemäß Einwohnerproporz nachziehen sollten - und zwar nicht nur in Sachsen, wenngleich doch vorrangig im Osten.


    Auch das Dresdner Zentralorgan Sächsische Zeitung überschlägt sich mit täglich mehreren Hauptartikeln zum Thema, wobei man nunmehr eher neutral zu bleiben gedenkt. Zahlreiche Aktionen aus der Landes- und Kommunalpolitik signalisieren nunmehr Gespächsbereitschaft, eine Verdrängung/Diffamierung ist zumindest in Dresden vom Tisch. Nichtsdestotrotz scheint die Demobereitschaft nicht abzuebben, vielmehr wird es immer diffuser, da jetzt auch gegen US-Amerika, die GEZ und vieles Randseitiges mehr zu Felde gezogen wird.
    Gestern kam zudem die Einschätzung, daß das allg. Demoverbot in Dresden doch unverhältnismäßig war, da der Innenminister keine konkrete Gefahrenlage begründen konnte und alle sich allein auf eine Twittermeldung als Entscheidungsgrundlage bezogen. Es droht nun ein Untersuchungsausschuß im Landtag.
    Tillich und die sächsische CDU scheinen sich allmählich dem rechten Rand anzunähern, stückchenweise, noch vorsichtig und stets "polit. correct", um aus dem latend wohl auch selbst so empfundenen "hausgemachten Schlammassel" herauszurobben. Das scheint nun zu beginnen, man traut sich "aus der Deckung" und man sollte das jetzt genau beobachten.
    Nur einen Punkt, der immer wieder aufkam, kann man bisher realtiv sicher begründen: die Frage nach der Überfremdungsangst genau dort, wo es noch keine Überfremdung gibt. Das so begründete Unverständnis seitens der Gegner kann klar durch zahlreiche Erklärungen dazu umgedeutet werden, nämlich daß immer wieder von X-gisten vorgebracht wird, daß man die und die "Zustände" eben nicht wolle und bereits vor dem "Schaden" klug sein will. Die Fremdenängste sind eben genau dort vorortet, wo noch keine "Überfremdung" besteht.

    Einmal editiert, zuletzt von Elli Kny ()

  • Da zeigt sich eben die allgemeine Unzufriedenheit mit der Politik. Der Islam war nur ein Aufhänger, weil er am besten "Böses" (Demonstranten) anzieht.
    Würde von vornherein mehr gegen die allgemeine Politik (50% Nichtwähler sprechen eine klare Sprache in Sachsen) demonstriert worden, hätte man vemrutlich sogar noch mehr Leute auf die Straße bekommen, da dann nichts mehr "rechts" oder "links" sondern "mittendrin" gewesen wäre. Die Führungsfiguren, der Name und die anfänglichen Thesen sind das Problem, warum Pegida nun in der rechten Ecke ist.
    ALLGEMEINE Unzufriedenheit mit der Politik drückt man nicht über Islamfeindlichkeit aus.

  • ^ Das bezweifel ich stark. Wie ich schon mehrfach hier schrieb, gab es vor Pegida in Leipzig und anderswo Montagskundgebungen, die die Innen- und Außenpolitik zum Thema hatten. Es kamen nur wenige, weil TTIP, Fracking, Eurokrise, Sanktionen gegen Russland oder die Merkelsche Alternativlosigkeit offensichtlich nur wenige interessierten. Es musste erst der Muselmann und der vermeintliche Asylschmarotzer "erfunden" werden, um die Massen auf die Straße zu bewegen. Das wirft ein sehr schlechtes Licht auf Sachsen und Deutschland...