Wie jetzt? Du findest der Standort hat "Charme" ? Sag mal was ist dann die Innenstadt von Paris für Dich ? Der Himmel? Was ist denn Charme, die typischen Ketten die Du an 100 anderen Orten findest....
... trotz der restlichen Systemgastronomie und "Systemarchitektur" erobern sich Menschen Ihre Stadt!
Ich will Dir auch dein subjektives Empfinden nicht absprechen - aber speziel lauf diesem Platz von "Charme" zu sprechen - mmmh da verbinde ich andere Orte mit.
OT: Gerade 'das' Zentrum von Paris ist witzigerweise (im Gegensatz zu kleineren Städten Frankreichs) gar nicht so mein Fall, da es mir dort insgesamt zu sehr an Grün und etwas Weite/ Großzügigkeit fehlt. Aber das ist natürlich subjektiv.
BTT: Ich differenziere hier eben zwischen Standort (= Potential) und Umsetzung (= Realisierung). Der Standort hat für mich grundsätzlich viel Charme bzw. Potential, weil er für das aufregende, moderne Berlin steht. Weil sich hier die Mauer öffnet und somit die attraktive Uferzone inklusive Bootsanleger direkt mit einem frequenzstarken Veranstaltungsort verbindet. Drum herum u.a. Clubs und die boomende Mediaspree, was demnächst auch noch durch weitere Hochhaustürme unterstrichen wird.
Aber auch bei der Umsetzung bleibe ich bei meiner Meinung. Da wurde sehr viel richtig gemacht:
-Backstein ist über den Uferstreifen hin ein gängiges Material
-das Pflaster ist klassisches Berliner Pflaster
-die schönen, großen Bäume geben dem Platz etwas Gewachsenes
-das integrierte Wasser- und Lichtspiel ist definitiv etwas Besonderes und gerade der abendliche Blick vom anderen Spreeufer rüber zur Arena ist mE gelungen und wird künftig noch weiter gewinnen (wie das Bild zeigt, funktioniert es aber auch bei Sonnenschein)
-die Architektur selbst ist mE teilweise solide (Backsteinbauten), teilweise etwas reizlos und langweilig aber auch nicht schrecklich oder unerträglich, zumal wenn man die Arena dazu nimmt und es insgesamt nicht zu sehr isoliert vom Umfeld betrachtet
-die Nutzung inkl. Terrassen und
Dachterrassen ist mE hingegen stimmig und urban
-die einzelnen Restaurants und Unterhaltungsbetriebe ergänzen mE sinnvoll die Arena und bedienen wie diese in Summe einen sehr breiten Massengeschmack (ein Verbrechen?)
Fazit: Insgesamt wurde hier an einem hochgradig attraktiven Standort ein gefälliges Angebot für Touristen wie auch Berliner gemacht. Und mein persönlicher Tipp wäre, dass die von Dir beschriebene Aneignung nicht gegen alle vermeintlich geschaffenen Widerstände/ Entfremdungen geschieht, sondern vielmehr das Gelingen des Konzepts unterstreicht. Für aufmerksame Beobachter des Threads ist es immerhin die nächstmildere Stufe der Kritik: So war der Platz zunächst angeblich tot (und maximal noch für Touristen/ Gäste der Arena erträglich, um schnell den Hunger zu stillen). Jetzt, wo das wohlgemerkt trotz extrem weniger Touristen in der Stadt sowie mangels üblicher Frequenzbringer wie Großveranstaltungen, Kino etc. weiterhin nicht zutrifft, erobern sich die Menschen eben ihre Stadt zurück und ertragen dabei dann (wohl unter heftigen inneren Magenkrämpfen) die schreckliche Architektur und Gastronomie. Gibt ja auch keine authentischen Alternativstandorte in der Stadt, die man ohne diese Qualen genießen könnte 😉
Dieser Thread schafft immerhin eins: Er bringt regelmäßig ein Schmunzeln über meine Lippen. Irgendeinen Fehler findet hier immer jemand, selbst wenn man dafür kreativ werden muss.
Edit: Die letzten Beiträge hatte ich fast verpasst. Ja, war schon schrecklich steril dort während des Lockdowns (so wie es von praktisch sämtlichen Fußgängerzonen Berlins und zahlloser anderer Städte identische Aufnahmen gab, die mangels Menschen ebenfalls gespenstisch wirkten). Ich finde ehrlich gesagt zeitgleiche Aufnahmen aus London, NYC, Sydney nicht weniger deprimierend (fast unabhängig davon, welche Stadtteile zu sehen sind: sobald keine oder fast keine Lebenszeichen zu erkennen sind, tritt der identische Effekt bei mir auf und das haben Menschen weltweit so wahrgenommen und geschildert - die Medien sind voll davon).