Galopprennbahn: Bürgerentscheid und folgende Rechtsstreitigkeiten

  • Um nichts anderes geht es dem Rennclub doch, höchst wahrscheinlich ist ihnen klar, dass die Wahrscheinlichkeit eines Sieges vor Gericht relativ gering ist. Hier wird wohl eher auf Zeit gespielt, damit der DFB der Hängepartie überdrüssig wird und endlich aufgibt. Nicht gesetzlich verboten, aber moralisch äußerst fragwürdig.


    Zumal es nach dem gescheiterten Bürgerentscheid noch nicht mal eine Grundlage gibt, die man zur Rechtfertigung der erbitterten Widerstands anführen könnte. Für die Interessen der Bürger der Stadt streitet der Rennklub auf jeden Fall schon mal nicht, das ist eher ein erbitterter Kreuzzug in eigener Sache.


    Ich finde die Stadt sollte klarstellen, dass eine weitere Nutzung des Geländes durch den Rennklub keine Option ist – auch wenn der DFB nicht kommt!!! Man sollte dem Rennklub klar machen, dass sie mit Ihrem Spiel auf Zeit zwar den DFB verhindern können, das Gelände aber trotzdem verlieren werden. Vielleicht einfach einen Plan B ausarbeiten, für den Fall wenn der DFB nicht kommt (natürlich ohne Rennklub). Wenn es definitiv keine Hoffnung auf eine Weiterführung gibt, macht es auch keinen Sinn mehr in einen verlorenen Krieg zu reiten, oder?

  • ^
    Eben! Auf keinen Fall Weiterbetrieb. Wohnungen werden ja auch dringend gebraucht. Wäre eine passende Fläche.

  • Nicht gesetzlich verboten, aber moralisch äußerst fragwürdig.


    Das Wort "moralisch" im Zusammenhang mit dem DFB???


    Ich empfehle mal diesen Artikel mit dem nachfolgenden Zitat:

    «Aber da es vor allem darum geht, dass wir eine Zentralverwaltung für Mitarbeiter bauen, brauchen wir eine Lösung. Wir können nicht bis ins Jahr 2024 warten.»



    Soviel also zum Thema lächerlich niedrige Erbpacht weil Sportstätte und dem DFB geht es in erster Linie um das gegenüber der Otto-Fleck-Schneise spottbilligen Grundstück für seine neue Zentralverwaltung.



    Alleine schon wegen solcher der breiten Öffentlichkeit nicht bekannten Dinge finde ich das Verhalten des Rennklub super, denn es kann nicht sein, dass der DFB mit seinen Millionen Euro im Rücken für einen Spottpreis ein Gelände zur Errichtung von Büroflächen bekommt wo jeder Familienvater für das Dach über'm Kopf seiner Familie die xx-fache Summe selbst in den hinterletzten Winkeln von Frankfurt bezahlen muss.


    Von daher finde ich es schon nicht ok wenn die Leute auf den Rennklub schimpfen "er wolle nur noch eine Abfindung kassieren" wo es doch gerade dem steinreichen DFB auch nur um das gesparte Geld geht weil ein paar Entscheidungsträger der Stadt Frankfurt ein Grundstück verschenken.

  • ^Was meinst Du mit "lächerlich niedriger Erbpacht"? Der Erbauzins beträgt i.d.R. 5% des Bodenwertes, der in der Bodenrichtwertkarte für die Rennbahn mit 50 €/m² angegeben ist. Nur deshalb, weil der DFB angeblich im Geld schwimmt, steigt nicht der Bodenrichtwert. Die 50 €/m² sind das Ergebnis einer Mischkalkulation. Der Golfplatz und das Sportzentrum Kalbach am Martinszehnten beispielsweise wird mit 22 €/m² bewertet, die Fläche des Sportplatzes der SG Bornheim am Ende der Berger Straße/Seckbacher Ldstr. mit 1 €/m².


    Ich kann die Erregung über den Erpachtzins nicht recht nachvollziehen.


    Und was die Familienväter angeht, bin ich mir sicher, dass Dir da einiges entgangen ist. (klick)

  • Der Übertragung des Areals an den DFB liegt eine Entscheidung der kommunalen Volksvertretung zugrunde, die in Hessen Stadtverordnetenversammlung heißt. Die gefiel den "Pferdefreunden" mit mittlerweile umbesetzten Vorstand nicht, weswegen sie mit dem Bürgerentscheid ein Instrument der direkten Demokratie in Anspruch nahmen. Das Ergebnis fiel eindeutig gegen den Erhalt der Rennbahn aus. Aber der Rennklub dachte nicht daran, der Entscheidung der Frankfurter Bürger Folge zu leisten. Das Areal wurde immer noch nicht herausgegeben, dem Räumungsanspruch nicht entsprochen. Auch die daraufhin angestrengte Räumungsklage wurde gegen den Rennklub entschieden. Das Berufungsverfahren ist noch nicht beendet, aber wieder sieht es nach einer Niederlage des Rennklubs (der freilich schon lange keine Pferderennen mehr austrägt) aus. Doch ein kleiner Personenkreis hält es weiterhin für geboten, demokratisch getroffene Entscheidungen zum Schaden der Stadt und seinen Bürgern unter Ausnutzung einer langsam arbeitenden Justiz zu blockieren und öffentliches Eigentum weiterhin der Bürgerschaft vorzuenthalten. Vor diesem Hintergrund ist am Gebaren des Rennklubs ganz und gar nichts "super", anders als Informatikfuzzi in seiner verqueren Gardinenpredigt mit den immergleichen Denkmustern der Zukurzgekommenen meint.

  • Schmittchen
    Auch wenn Sie mich nicht sonderlich mögen - 100 % Zustimung !


    Im Übrigen sollte man den "Verantwortlichen" beim Rennclub bedeuten, dass auch Schadensersatzansprüche gegen sie in Betracht kommen, wenn diese offensichtliche Verzögerungspraxis weiter (im Ergebnis wohl erfolglos) betrieben wird.
    Das sollten die Betreffenden sich mal sehr genau überlegen, ob sie (auch) ihr Privatvermögen hier aufs Spiel setzen wollen. Das kann sehr sehr teuer werden !


    Wer (unter grenzwertiger Nutzung von Instanzenzügen bei gleichzeitig fraglichem Eigeninteresse) dermassen auf die Bremse tritt muss wissen, dass das Folgen haben kann.

    5 Mal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • Echt lustig das Wahlprogramm der AfD. Es wird deutlich, um was den Herrschaften geht. Galopprennsport ist es jedenfalls nicht. Auch dem Rennclub geht es darum schon länger nicht mehr. Die letzten Personen die daran Interesse hatten, sind nach der Niederlage im Bürgerentscheid aus dem Club ausgeschieden. Die Internetseite http://www.frankfurter-rennklub.de hat die verbliebene Clique um den AfD-Grafen schon aufgegeben und wohl verramscht. Da kommt jetzt Werbung jetzt einen dubiosen Kreditkarten Vergleich. Es geht hier nur noch um persönliche Vorteile und um die Inszenierung. Galopprennsport ist nur noch Vorwand.

  • Dass Graf Carl-Philip zu Solms-Wildenfels für die AfD im Stadtrat sitzt, war mir gar nicht bewusst. Aber unsympatisch war der mir sowieso schon vom ersten Moment an.


    Das passt aber. Die AfD, die ja angeblich den "Volkswillen" vertritt, zeigt sich als das, was sie tatsächlich ist: Eine Ansammlung von rechten Selbstdarstellern mit dem Ehrgefühl eines gemeinen Straßenräubers.

  • Die Stadt ist doch komplett selbst schuld an dieser Posse.
    Mal abgesehen davon, dass diese selbsternannte Sportstadt in der Breite immer weniger zu bieten hat außer Fußball (und auch da muss zumindest die Eintracht unter erschwerten Bedingungen antreten, siehe Stadionmiete) und den Verbänden.
    Die ganze Art und Weise wie sie bei dem Thema Rennbahn agiert hat, ist extrem fragwürdig. Da wird einfach über dem Kopf des Altmieters hinweg das Gelände für einen Appel und ein Ei an eine nun wirklich nicht in Finanznöten steckende Fußballmafia verschachert. Wäre mit euch so umgegangen worden, würdet ihr auch alle Rechtsmittel ausnutzen.
    Und dann ist man auch noch so kurzsichtig, sich nichtmal um Alternativen im Stadtgebiet zu kümmern, weil man jeden abgestorbenen Baum oder nutzlosen Acker unnötigerweise als Grüngürtel unter Landschaftsschutz gestellt hat. Erinnert sich noch jemand an die Geschichte mit Radeberger vor ein paar Jahren oder jetzt neu mit Brandenburger? Die Parallelen sind offensichtlich, und man hat offensichtlich absolut nichts gelernt. Die Stadt braucht halt wirklich mal einen schallende Ohrfeige, um mal wieder zur Vernunft zu kommen.
    Dem korrupten DFB, der keinen Deut besser ist als UEFA oder FIFA, würde ich aber sowieso keine Träne nachweinen. Wenn er umzieht, würde er zudem wohl trotzdem in Rhein-Main bleiben.


    Eure abfälligen Äußerungen über die AfD könnt ihr euch schenken. Informiert euch vorher erstmal anstatt den Bullshit von wegen rechtsextrem usw. nachzuplappern (Wahlprogramm lesen macht schlau). Auch wenn die Entwicklung der letzten 2 Jahre nicht unbedingt zuversichtlich stimmt, vertritt die AfD doch zum großen Teil immer noch sehr bürgerliche Positionen, die vor nicht allzulanger Zeit jeder noch bei CDU und FDP vermutet hätte, und steht deutlich fester auf dem Boden des Grundgesetzes als die Linken oder Grünen. Dass zumindest in Frankfurt nicht unbedingt das Top-Personal vertreten ist, sondern zB ehemalige FAGler, was man dann auch in manch kruden Thesen zur Stadtentwicklung ablesen kann, mag sein - da sind die anderen Parteien aber nicht im geringsten besser aufgestellt. Man denke allein an die Witzfigur die sich Oberbürgermeister nennt, oder die noch nicht sehr alte CDU-Forderung nach einem Kleingarten-Konzept... Und außer den (leider auch nicht sehr wachstumsfreundlichen) BFF gibt es hier bisher keine einzige politische Gruppierung, die zumindest versucht, Ideen für ein attraktiveres Stadtbild zu entwickeln. Frankfurt hat einfach generell das Problem dass das Politikpersonal quer durch alle Parteien zum großen Teil aus unfähigen Karrieristen, "Grüngürtel"-Verehrern und NIMBYs besteht, mit negativen Auswirkungen vor Allem bei den Themen Verkehr und Städtebau.

  • Alternativstandorte

    Laut einem FAZ-Artikel gibt es für den Plan B, d.h. das Ausweichen ins Rhein-Main-Gebiet mittlerweile einige Optionen:


    Diese beiden Areale könnten sehr kurzfristig bebaut werden:

    • Gebiet zwischen Massenheim und Harheim auf Vilbeler Gemarkung, dass einst für die Kurgolfanlage Römerbrunnen vorgesehen war (86ha)
    • Gebiet der ehemaligen Ray Barracks in Friedberg (Größe 74ha)


    Nicht ganz so schnell könnte man auf folgenden Arealen nicht bauen:

    • In Seligenstadt existiert an der Dudenhöfer Straße ein Areal direkt neben der Abfahrt Seligenstadt der A3, das schon 2007 als Standort für ein Designer-Outlet-Center im Gespräch waren. Das Areal würde aber erst in einigen Monaten aufgrund planungsrechtlicher Restriktionen zur Verfügung stehen.
    • Auf Raunheimer Gemarkung gibt es das alte Ticona-Gelände direkt an der A3. Ob der DFB aber den Fluglärm, durch die in 40 Meter Höhe drüberfliegenden Flugzeuge akzeptiert, ist fraglich.
  • Penisbruch!

    Immer wenn du glaubst, der Tiefpunkt in diesem Endlosverfahren sei erreicht, weiter kann das Niveau gar nicht mehr sinken, setzt der Herr Graf noch einen drauf. Beziehungsweise drunter. Laut der FAZ vom Samstag hat der Vizepräsident des Frankfurter Renn-Klubs, Carl-Philip Graf zu Solms-Wildenfels, einen Antrag auf Verlegung des nächsten Verhandlungstermins am 1. Juni 2017 gestellt. Er sei verhandlungsunfähig - wegen eines Penisbruchs! Den hatte er angeblich nach der Einweihungsparty seines Swimmingpools "beim etwas zu wilden Sex" erlitten.


    Man ahnt ja schon wie es weitergeht: Tatsächlich hat das Oberlandesgericht auf diesen Antrag hin den Verhandlungstermin verlegt! Nicht um ein oder zwei Wochen, nein, neuer Termin ist am 26. Juni! Das Oberlandesgericht begründet das damit, dass es noch einmal den gesamten Vorstand hören möchte. Das schreibt die dpa und zu lesen ist es zum Beispiel hier. Ich nehme mal an, lauter hat der Adel schon sehr lange nicht mehr gelacht.

  • Unfassbar das Alles. Merkt das Gericht eigentlich nicht dass es für dumm verkauft wird?

    Einmal editiert, zuletzt von Adama ()

  • Doch,Adama, das merken die. ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen,das die OLG´s auf solcherlei Verarsche mal gar keinen Bock haben.Mal schauen,ob die wilden Reiter sich damit nicht ein Eigentor geschossen haben.

  • Heute wurden beim Oberlandesgericht Frankfurt vier Zeugen gehört. Am Ende der mündlichen Verhandlung bestimmte das Gericht einen Termin zur Verkündung einer Entscheidung auf den 27. Juli 2017. Ausführlicher berichtet der Sport-Informations-Dienst, etwa hier.


    Nachtrag: Detaillierter der Artikel des Journal Frankfurt.

  • Aha, jetzt fühlt sich das Gericht unter Druck gesetzt. Na tolle Aussichten für die Stadt Frankfurt, wenn jetzt die Judikative Stress hat. Aber wen wundert es, wenn Parkplatz Kollisionen bis zu 3 Jahre vor Gericht laufen.


    Die lassen sich aber auch ein X für ein U vormachen, Zitat aus dem Journal Frankfurt: "zu ... gab an, den Geschäftsbesorgungsvertrag nicht wissentlich unterschrieben zu haben, schon gar nicht am auf dem Vertrag vermerkten Datum, womit fast das Wort Urkundenfälschung im Raum stand, aber nie ausgesprochen wurde. Der Anwalt der Stadt argumentierte auch gleich, weshalb der Graf seit zwei Jahren auf Grundlage ebenjenen Vertrages Prozesse anstrebe, aber erst jetzt mit der Unterschriftenfrage ankomme. "


    Aber pool Partys mit Folgeschäden laufen - oh man.


    Ich formuliere das mal frei von der Leber weg. Es kann nicht sein, dass sich solche Dinge von Woche zu Woche und Monat zu Monat hinschleppen. MMn zeigt das auch, dass die Richter kein Interesse haben, das Ganze im Sinne der Stadt, des DFB sowie dem überwiegenden Teil der ortsansässigen zu einem raschen Ende zu führen.


    Wie sagte einst ein dem deutschen mächtiger, italienischer Vereinstrainer: "Ich habe fertig"


    Ach so, kann zur Not auch in den "Wichtige Statements" oder so verpapierkorbt werden. Aber lasst es erst mal den einen oder anderen noch lesen. Bei dem Thema bekomme ich Puls!

  • Zur Erinnerung:


    Morgen entscheidet das Oberlandesgericht (OLG), ob die Kündigung des Rennclubs rechtens war.
    Es wird spannend. Denn sowohl Stadt und Rennclub kündigten bei Niederlage Revision an.

  • Rennklub unterliegt auch im Berufungsverfahren

    Der Rennklub ist auch im Berufungsverfahren unterlegen. Das hat das Oberlandesgericht Frankfurt soeben verkündet. Die Revision wurde zugelassen. Einzelheiten folgen.

  • Oh, Revision zugelassen. Das wird sich der Rennclub nicht entgehen lassen, noch einmal die Schleife über den BGH zu gehen und es damit um viele weitere Monate zu verzögern...