(ich möchte mir gar nicht ausmalen, welchen Protest es hier im Forum gegeben hätte, wenn Werbung zum Bürgerbegehren von der VIP ausgestrahlt worden wäre [im übrigen bediente sich man wahrscheinlich den gleichen Argumenten - Einhaltung der Richtlinien - wie im jetzigen umgekehrten Fall]).
Das ist eine reine Unterstellung. Ich habe doch gerade erst geschrieben, dass ich den umgekehrten Fall natürlich ebenso legitim finde. Wenn in England Humanisten auf Bussen mit Aussagen wie "There probably (very likely) is no God, so simply enjoy your life." werben ist mir das ebenso egal wie eine Werbekampagne für einen Kirchenbau. Und wie gesagt: In Berlin wurde ein Volksbegehren in dem öffentlichen Nahverkehr beworben, das auch nur etwa die Hälfte der Bevölkerung unterstützte. Ebenso wie dort religiöse Werbung neben anderen Werbeanzeigen anzutreffen ist. Gestorben ist mW bisher keiner von diesen vermeintlich kontroversen Kampagnen, ernste Proteste habe ich auch keine vernommen. Also was soll diese Behauptung, Hinz und Kunz würden gleich auf die Barrikaden gehen, sobald mal nicht die eigene Position beworben wird? Werbung ist doch kein Zwangsumerziehung. Meine Güte, man fühlt sich doch auch nicht bei jeder kommerziellen Werbung zum Kauf gedrängt oder nimmt Anstoß, weil man das Produkt nicht will/ die Konkurrenz klar bevorzugt. Man wird auch nicht krank, wenn man mal anderslautende Meinungen aufnimmt und muss sich deshalb auch nicht die Köpfe einschlagen (hier geht es immer noch um ein reines Gebäude, nicht etwa um Asylantenhetze, Abtreibungsgegner oder ähnliches). Und wofür andere spenden wollen oder nicht, ist doch deren Sache. Wenn Potsdam die Kirche angeblich mehrheitlich ohnehin nicht will, wird so eine Aktion doch eh nichts einbringen - also wovor fürchtet man sich? So ein kleinkariertes Denken. Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden - habe ich mir mal sagen lassen. Warum das im öffentlichen Nahverkehr weniger gelten soll als im öffentlich-rechtlichen Fernsehen soll mir mal jemand plausibel erklären. Architektenkind: Was das mit einem Rathaus o.Ä. zu tun hat, ist mir auch jetzt noch nicht wirklich klar. Klar verbietet sich jegliche Form von Werbung bei einem offiziellen Regierungsgebäude (wo aber auch eine Regenbogenfahne gehisst wird, ohne dass jemand von den vermeintlich intoleranten Religiösen da groß gegen aufmuckt). Aber was hat denn eine Tram etc. damit zu tun? Die fährt auch an zig Werbeplakaten vorbei, sie finden sich teils sogar auf Bahnhöfen.
Und dann möchte ich Ihnen noch den Zahn ziehen, dass privatrechtlich geführte Unternehmen verpflichtet sind jeden dahergelaufenen gemeinnützigen Verein Werbung zu ermöglichen. Womöglich noch kostenlos! Vollkommen weltfremd.
Danke, meine Zähne behalte ich lieber drin. Und wieder solche Strohpuppenargumente! Hast Du das wirklich nötig? Ich schrieb, dass es zumindest einen nachvollziehbaren Grund geben sollte, wenn ein mW öffentlich getragenes und offenbar an politische Weisungen (oder wer hat dieses Verbot politischer Inhalte beschlossen?) gebundenes Unternehmen die eine Form der Werbung zulässt und eine andere kategorisch nicht. Hier ist man wohl immerhin konsequent auf einer Linie, wobei ich diese eben aus besagten Gründen schade bis kontraproduktiv finde. Von kostenlos schrieb ich gar nichts.
Was müssten wir für Werbung von Trachtenvereinen, Deutsche Schäferhund Besitzern, Bund der Apnoe-Taucher etc. ertragen.
Du meine Güte, dann sollen die halt alle werben, wenn sie das Geld übrig haben. Wie gesagt ist man so was in Berlin (übrigens auch in England) alles gewöhnt und ertragen kann ich das ebenso gut wie die Werbung von Senioren-Stiften, Arzneimittelstudien oder skandinavischen Regalsystemen, die mich alle ebenso wenig jucken. Etwas Gelassenheit würde manchen Leuten mE sicher nicht schaden.
Und ganz gut auch, dass religiöse Werbungen ausgeschlossen sind. Sollten mir auf den Weg zur Arbeit Suren aus den Koran vorgebetet oder Nudelgerichte der Kirche des Spaghettimonster empfohlen werden, würde ich doch öfters zum Autoschlüssel greifen!
Vielleicht hilft dagegen ja auch Knoblauch(sauce) oder eine Augenbinde (dann aber vielleicht lieber nicht mehr Auto fahren). So wie Du teils die Scheuklappen runterfährst (Argumente bewusst verfremden und immer pauschal das Schlimmste unterstellen), musst Du doch eigentlich gar keine Werbung/ Propaganda etc. Andersdenkender fürchten. Da würde vermutlich ohnehin nichts durchdringen. Ich persönlich denke ja, dass ein halbwegs selbstbewusster und kritisch denkender Mensch mit anderen Meinungen und Standpunkten umgehen können sollte. Vielleicht ist manchmal sogar was dran. Drüber nachdenken schadet jedenfalls nicht. Und ich gestehe auch meinen Mitmenschen zu, dass sie sich selbst ein Bild machen können und nicht blind jedem Rattenfänger nachlaufen. Und wer so einfach manipuliert werden kann, den schützt man (leider) auch nicht allein durch Werbeverbote.