Leipzig: Neufassung des Wohnungspolitischen Konzeptes

  • Ansonsten bitte Rendite komplett nach Steuern! Da steht in Deinem Beispiel aber keine 3 mehr vor dem Komma, nicht mal mehr eine 2. Mit viel Glück ist die Farbe evtl. gerade noch schwarz!


    Zu der Frage der Nachsteuer-Rendite mal eine vollmundige PM mit klarem Renditeversprechen:


    Pressemitteilung Kulturdenkmal.de


  • PM: Mieterbund fordert Benennung von schutzwürdigen Gebieten

    PM Deutscher Mieterbund Landesverband Sachsen e.V., 23.09.14 -
    http://www.mieterbund-sachsen.…cfbc6081b8d1dcaf52fea12fa



    LVZ-Online, 23.09.2014
    Mieterbund Sachsen begrüßt Mietpreisbremse und fordert Benennung schutzwürdiger Gebiete
    http://www.lvz-online.de/nachr…deutschland-a-256076.html

  • Ein längerer Beitrag von Jennifer Stange auf MDR Info über die aktuellen Entwicklungen in Leipzig und das neue Wohnungspolitische Konzept:


    MDR Info, 5.10.2014
    "Hypezig" und das Wohnungsproblem
    http://www.mdr.de/mdr-info/audio979058.html


    Zu Wort kommt unter anderem Michael Rücker von W&R IMMOCOM: "Diese Stadt bietet nach wie vor mit 25.000 leerstehenden Wohnungen und ca. 2500 Wohnungen, die jedes Jahr neu auf den Markt kommen, ein unglaubliches Angebot an bezahlbarem Wohnen in 90 Prozent aller Lagen."


    Und wieder unterscheidet Herr Rücker nicht zwischen marktaktiven Leerständen und solchen, die nicht marktaktiv sind und daher für einen Wohnungsmarkt kurzfristig völlig unwichtig sind. Sie müssen erst umfangreich saniert werden. Diese neusanierte Wohnungen zählt Rücker wiederum doppelt - sie erscheinen sowohl bei den leerstehenden Wohnungen als auch bei den "neu auf dem Markt". Tatsächlich zur Gesamtzahl der Wohnungen neu hinzu kommen nur Neubauten und Wohnungen in zuvor nicht als Wohngebäuden genutzten Objekten. Das sollen in den nächsten Jahren durchschnittlich 1.500 bis 2.000 Wohneinheiten pro Jahr durch Neubau und Umnutzung werden, wobei es gleichzeitig durch Zusammenlegungen im Zuge von Sanierungen auch einige Wohnungen verlustig gehen.


    In welchen Marktsegmenten diese 2500 neu oder wieder marktaktiven Wohnungen liegen wird ebenfalls nicht thematisiert oder nur über zwei Ecken. Rücker: "Neubau in Deutschland ist im Regelfall nicht unter einer Miete von 10 Euro vermietbar, Sanierungen sind aufgrund der gesetzlichen Auflagen ebenfalls nicht unter Mietpreisen von 7 bis 8 Euro zu realisieren."

  • Ja, es handelt sich um das Haus Bernhard-Göring-Str. 110. Die LWB hat das Objekt mit 12 Wohneinheiten auf einer Wohnfläche von ca. 1.097 qm, von denen 9 vermietet waren, ab spätestens April 2011 mit einer Kaufpreisvorstellung von 685.000 € zum Kauf angeboten. Dies entspricht ca. 624 €/m². http://m.lwb-immobilienangebot…ernhardringStrasse110.pdf


    Ausstattung: teilweise Bad/WC, Öfen, Gasaußenwandheizer, Gaskleinraumheizer und Gasetagenheizung
    Bauzustand: teilsaniert
    Denkmalschutz: ja


    Unter der Annahme, dass die Wohnungen in etwa gleich groß sind, waren etwa 823 m² vermietet zu einer jährliche Ist-Miete von 38.525 €, also im Durchschnitt für etwa 3,90 €/m² Kaltmiete.

    Nun werden die Wohnungen für Preise zwischen 3.150 €/qm und 3.400 €/qm, also bei 1.097 m² irgendetwas zwischen 3,46 Millionen und 3,73 Millionen Euro verkauft. Für die dann 15 Wohneinheiten mit Größen von ca. 72 qm bis ca. 116 qm sind es Preise zwischen 230.784,00 € und 393.380,00 €. Die erwartete Nettokaltmiete beträgt laut dem Expose ca. 7,50 €/m² bis 9,50 €/m² Mietfläche und Monat.

  • Zu der Frage der Nachsteuer-Rendite mal eine vollmundige PM mit klarem Renditeversprechen:


    Pressemitteilung Kulturdenkmal.de


    "eine Nachsteuerrendite von 5,7 %, bei jetziger Erstvermietungsgarantie"


    Tja, nur dumm, wenn der Erstvermietungsmietgarantiegeber nach 1-2 Jahren insolvent ist und/oder nicht mehr auffindbar. Soll ja in der Vergangenheit noch *nie* vorgekommen sein, bzw. die *absolute* Ausnahme! ***hüstel***

  • "eine Nachsteuerrendite von 5,7 %, bei jetziger Erstvermietungsgarantie"


    Tja, nur dumm, wenn der Erstvermietungsmietgarantiegeber nach 1-2 Jahren insolvent ist und/oder nicht mehr auffindbar. Soll ja in der Vergangenheit noch *nie* vorgekommen sein, bzw. die *absolute* Ausnahme! ***hüstel***


    7,50 € Mieteinnahmen bei einem Kaufpreis von 3.150 €/m² entsprechen 35-facher Jahresmiete = 2,9%. Das bedeutet, dass bei einer "Nachsteuerrendite" von 5,7% Steuereinsparungen aus der erhöhten Denkmalschutz-AfA eingerechnet sind, die natürlich nur bei entsprechend hohem zusätzlichen Einkommen entstehen. Mit solchen Steuersparmodellen soll sich der eine oder andere schon ruiniert haben...

  • 7,50 € Mieteinnahmen bei einem Kaufpreis von 3.150 €/m² entsprechen 35-facher Jahresmiete = 2,9%. Das bedeutet, dass bei einer "Nachsteuerrendite" von 5,7% Steuereinsparungen aus der erhöhten Denkmalschutz-AfA eingerechnet sind


    Denkmal-AfA ist zeitlich begrenzt. "Rendite" ist aber nur dann eine solche, wenn sie sich *nachhaltig* erzielen lässt. Richtig festgestellt hast Du, daß einem solchen "Investment" noch ganz andere ... sagen wir einmal ... "Risiken" beiwohnen(Kalauer-Alarm!). Angefangen vom Wiederverkaufswert auf dem Zweitmarkt, über nach einigen Jahren ggf. fällige Sonderumlagen (Denkmal bleibt Denkmal!), Änderungen bei den Einkommenssteuersätzen, ...


    Das weiter oben im Thread von einem Mitforisten vorgerechnete Beispiel haarscharf am Rande der Reichensteuer lässt z.B. die Opportunitätskosten *vollkommen* ausser acht.


    Die einzige Möglichkeit, daß sich soetwas *überhaupt* rechnet, ist, wenn die erzielbaren Mieteinnahmen (und damit der Marktwert) langfristig *überproportional* stark ansteigen. In Berlin z.B. mag man diesem spekulativen Aspekt - mit Blick auf andere Europäische Metropolen - seine Berechtigung nicht völlig abstreiten - aber *Leipzig*?

  • Ein Bewohner der Bernhard-Göring-Str. 110 äußert sich zum Verkauf des Hauses durch die LWB und zu den Entmietungspraktiken des neuen Eigentümers:


    Radio Mephisto 97,6, 10.10.2014
    Schuldenabbau vs. Nachhaltigkeit
    Zwischen Auftrag und Schulden
    http://mephisto976.de/news/zwi…uftrag-und-schulden-45898


    Ebenfalls zu Wort kommt Stadträtin Juliane Nagel, die zuvor in einer Pressemeldung kritisch über den Verkauf bewohnter Häuser durch die LWB geäußert hat:


    PM Nagel, 7.10.2014
    Späte, aber heftige Nachwehen von LWB-Verkäufen
    http://jule.linxxnet.de/index.…wehen-von-lwb-verkaeufen/


    Im Rahmen der Diskussionen zur Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzeptes findet heute ab 18 Uhr der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig (Grimmaische Straße 12) die nächste öffentliche Veranstaltung statt. Im Mittelpunkt steht die Zukunft einzelner Wohnformen. Diskutiert wird in vier Arbeitsgruppen.



    http://www.leipzig.de/news/new…eranstaltung-verlaengert/

  • Neuer Koalitionsvertrag zu Themen Stadtentwicklung, Bauen, Wohnen

    Möglicherweise verändern sich die Rahmenbedingungen, die die neue Regierung des Freistaates Sachsen setzt:


    SächsZ, 23.10.2014
    CDU und SPD stellen Koalitionsvertrag vor
    CDU und SPD sind bei ihren Bemühungen um eine Neuauflage eines schwarz-roten Regierungsbündnisses in Sachsen auf der Zielgeraden. Der Koalitionsvertrag steht, nun müssen noch die Parteien zustimmen.
    http://www.sz-online.de/sachse…svertrag-vor-2957137.html



    http://www.sz-online.de/includes/dokumente/koav-sn.pdf


  • Am letzten Sonntag fand in der Bernhard-Göring-Straße 110 eine "Protestaktion gegen Verdrängungs- und Gentrifizierungsprozesse in Leipzig und überall" unter dem Motto "Reise ins Licht!" statt. Eingeladen hatten die Bewohner_innen der Bernhard-Göring-Straße 110 und es kamen neben vielen Nachbarinnen und Freunden auch mehrerer Pressevertreter_innen. Kurz zuvor hatte der neue Eigentümer, die DGG AG, nach drei Monate ohne jegliche Bauaktivität die blickdichte Plane vor den Fenstern beiseite gerafft.
    https://www.facebook.com/LeipzigStadtFuerAlle


    Gedreht wurde unter anderem von einem Team für MDR artour, der Beitrag wird heute abend ausgestrahlt:



    Am Montag veröffentlichte Jens Rometsch einen längeren Artikel in der


    LVZ, 3.11.2014
    Wohnkostenbelastung in Leipzig sinkt - Stadt will dennoch Anstieg vorbeugen
    Laut Baubürgermeisterin wird es keine Mietpreisbremse, aber Sozialauflagen für Investoren geben
    http://www.lvz-online.de/leipz…/r-citynews-a-261212.html


    In diesem bezog er sich unter anderem auf eine Pressemitteilung von


    ImmobilienScout24, 27.10.2014
    Wo kann sich Deutschland das Wohnen noch leisten?
    Wohnkostenanteil ist in Metropolen am höchsten
    http://news.immobilienscout24.…-noch-leisten,116066.html


    Demnach geht aus einer aktuellen Untersuchung des größten deutschen Internet-Vermietungsportals Immobilien-Scout24 hervor, dass die Leipziger_innen im Dezember 2013 im Durchschnitt nur 16,0 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aufbringen müssen, wohingegen es im Dezember 2011 noch 16,4 Prozent waren. Der Chefanalyst des Portals Michael Kiefer erklärt das günstiger gewordene Verhältnis in Leipzig durch die zuletzt gewachsenen Einkünfte: Im gleichen Zeitraum stieg laut kommunaler Bürgerumfrage das persönliche Monatsnettoeinkommen von 1055 auf 1135 Euro, also um 7,6 Prozent. Die von der Stadt veröffentlichten Zahlen sind zwar etwas anders, aber die Größenordnung stimmt.


    Gleichzeitig wurden auch die Preise, mit denen freie Wohnungen im Internet angeboten werden, erhöht. Sie stiegen in den letzten fünf Jahren um insgesamt 13,1 Prozent auf nunmehr 5,67 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter. Laut der Untersuchung von Immobilien-Scout24 liegt Leipzig damit noch leicht unter dem bundesdeutschen Mittelwert von 15 Prozent. Zum Vergleich Dresden: um 22,6 Prozent auf 6,89 Euro und Berlin: um 30,8 Prozent auf 7,70 Euro. In den beiden Städten stieg damit laut dieser Untersuchung im Gegensatz zu Leipzig auch die Wohnkostenbelastung: in Dresden von 17,2 auf 17,9 Prozent, in Berlin von 19,6 auf 20,7 Prozent. Deutlich günstiger ist es in Chemnitz mit Angebotskaltmieten von etwa 5,05 Euro und einer Belastung der Haushalte durch die Kaltmiete von 13,6 Prozent.


    Obwohl sie sie ebenfalls auf die Daten der kommunalen Bürgerumfrage beziehen, weichen die Angaben im Monitoringbericht Wohnen 2013/2014 deutlich davon ab, vor allem, weil hier die Wohnkostenbelastung aufgrund der Bruttowarmmieten berücksichtigt wird. Auf S. 40 heißt es ( http://www.leipzig.de/bauen-un…frontend_push&docID=32022 ).



    Mietbelastung stabil bei einem Drittel des Haushaltseinkommens
    2012 gab ein Leipziger Haushalt im Durchschnitt 425 € für seine Wohnung aus. Die Gesamtmietbelastung, die den Anteil der Miete einschließlich der Heizungs- und sonstigen Mietkosten am Haushaltsnettoeinkommen darstellt, verbleibt aufgrund steigender Haushaltsnettoeinkommen mit 35 % auf dem Niveau der Vorjahre (Abb. 43). Die Gesamtmietbelastung
    variiert zwischen den verschiedenen Haushaltstypen (Abb. 44). Einpersonenhaushalte (Singles bzw. alleinstehende Rentner) mussten 2013 mit je 39 % einen größeren Anteil ihres Nettoeinkommens für ihre Wohnkosten aufwenden als im gesamtstädtischen Schnitt. Mit 38 % mussten Alleinerziehende einen ähnlich hohen Anteil ihres Haushaltseinkommens für
    Wohnkosten verwenden. Die niedrigste Mietbelastung bestand 2013 mit 25 % für Paare mit Kind(ern). Nur etwas höher liegt sie für Paare ohne Kinder (27 %) und Rentnerpaare (28 %).


    In dem LVZ-Artikel vom Montag bezog auch die Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau. Die hohe Zuwanderung von etwa 10.000 Menschen pro Jahr wird aktuell noch durch den hohen Wohnungsleerstand aufgefangen. Von den derzeit etwa 27.000 ungenutzten Wohnungen - Stand Ende 2013, aktuell ca. 22.000 [LE Mon. hist.] - könne aber nur etwa die Hälfte in absehbarer Frist wieder nutzbar gemacht werden. "Irgendwann ist auch diese Reserve aufgebraucht. Deshalb arbeiten wir seit einem halben Jahr an einem neuen wohnungspolitischen Konzept, damit im Anschluss nicht die Mieten explodieren." Daher werden die größten Einwohnerzuwächse derzeit in jenen Stadtteilen erzielt, die bislang den höchsten Leerstand aufwiesen, d.h. im Leipziger Osten und in Grünau, da in anderen Vierteln dafür schlicht der freie Wohnraum fehle.


    Die Baubürgermeisterin sieht die unter dem Stichwort Gentrifizierung diskutierten Verdrängungsprozesse trotzdem "noch auf einem ganz niedrigen Level". Der Stadtverwaltung würde gegenwärtig lediglich ein Fall vorliegen, in dem Nutzer_innen eines Objekts um Hilfe baten, weil sie ein Hauseigentümer vertreiben wolle. Mit großer Wahrscheinlichkeit zielt sie dabei auf das Elsterwerk, Holbeinstraße 28a ( http://www.holbeinstrasse28a.de/ ), ab. Solche Konflikte werden jedoch künftig sicher eine größere Rolle spielen. Dorothee Dubrau: "Das Problem ist, dass zunehmend Häuser in die Sanierung kommen, in denen die Kaltmiete noch bei 3 oder 3,50 Euro liegt. Damit lassen sich die notwendigen Arbeiten jedoch nicht bezahlen." Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat daher im Stadtrat die Wiedereinrichtung der 2004 geschlossenen städtischen Schlichtungsstelle für Mietstreitigkeiten angeregt.


    Inwieweit Kommunapolitik und die Stadtverwaltung regulierend auf den Mietwohnungsmarkt eingreifen können und sollen, wird im Zuge der Erarbeitung des neuen wohnungspolitischen Konzepts diskutiert. Die in dem LVZ-Artikel noch angekündigte öffentliche Vorstellung des Arbeitsstandes am 18. November wurde mittlerweile auf das nächste Jahr verschoben. Laut der Baubürgermeisterin lasse sich nach Lage der Fakten die Einführung einer Mietpreisbremse in Leipzig - in "angespannten Märkten" dürfte bei einem Mieterwechsel der neue Mietpreis maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen - nicht begründen. Zustimmung gäbe es jedoch für Vorschläge der SPD, Investitionen im Baubereich mit einer "sozialgerechten Bodenordnung" wie in München und/oder einer Beteiligung privater Bauherren an Infrastruktur-Projekten im jeweiligen Stadtgebiet zu verknüpfen.


    Auf die Zahl von lediglich einem Fall von direkter Verdrängung in Leipzig reagierte wiederum die Stadträtin und Landtagsabgeordnete Juliane Nagel am Dienstag, den 4.11.2014, mit einer ausführlichen Pressemitteilung:


    http://jule.linxxnet.de/index.…leipzig-kein-randproblem/


  • Demnach geht aus einer aktuellen Untersuchung des größten deutschen Internet-Vermietungsportals Immobilien-Scout24 hervor, dass die Leipziger_innen im Dezember 2013 im Durchschnitt nur 16,0 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aufbringen müssen, wohingegen es im Dezember 2011 noch 16,4 Prozent waren.


    Schnell habe ich diese Untersuchung ergoogelt, nach der es 2010 im bundesweiten Schnitt 22,5% waren, hier ist es deutlich weniger und sinken tut's auch noch. Was erwarten denn manche, dass man für Lau wohnt und der Vermieter auch noch Taschengeld dazuschiesst? Sorgen sollten sich die Politiker eher darum machen, ob die niedrigen Mieten ausreichen, Renovierungen und dringend benötigte Neubauten zu finanzieren.


    Ach so - da die LVZ vom proletarisch korrekten Umsonst-Lesen nix hält, konnte ich nicht erfahren, was den für Sozialauflagen für Investoren dem Wohnungsbau aufgebürdet werden. Dass diese die Kosten belasten und am Ende von den ETW-Käufern bzw. Mietern bezahlt werden müssen (dann steigt der Anteil für die Normalbezahler womöglich doch wieder), dürfte hoffentlich klar sein.

  • ^
    Angeblich sinkt es. Irgendwie unvorstellbar, wenn die Einkommen pro Jahr um weniger als 100 Euro steigen (=> Siehe statistik.leipzig.de), gleichzeitig die Mieten aber Neubau vs. Bestand immer weiter auseinander driften und in Spitzen bereits 13 Euro kalt (!!) erreicht haben, während der Bestand bei knapp 5-6 Euro liegt. Ich kenne niemanden, der sinkende Mietbelastung hat, außer er/sie zieht in eine WG. Jeder Mensch der z.Z. in Leipzig umzieht, zahlt i.d.R.nach dem Umzug mehr, hat aber nicht automatisch eine Gehaltserhöhung. Und dabei kann ich auf einen sehr breiten Kreis von Umzügen zurückgreifen, vom Professor über den Assistenzarzt bis zum Arbeitslosen. Wer nicht gerade in einer WG Kosten aufteilen kann, zahlt nach dem Umzug fast immer mehr, selbst wenn die Wohnung sich nicht vergrößert.
    Ich denke, dass man genauso schnell Studien erstellen kann, die andere Ergebnisse liefern. Studien von Immobilienscout können genauso gut interessen-geleitet sein, selbst Studien an Hochschulen und Co. sind in Ausnahmefällen nicht neutral, wenn z.B. eine große Firma es komplett finanziert. Dazu findet man unter google auch so Schlagworte wie "Wie die Wirtschaft die Hochschulen beeinflusst und Unternehmen Hörsäle sponsern und Studien in Auftrag geben" .. alternativ kann man da auch Bildung, Tabak, Medizin eingeben. Soll nicht automatisch heißen, dass Immoscout beeinflusst wurde, aber mich verwundert die Zahl trotzdem.

    "ob die niedrigen Mieten ausreichen, Renovierungen und dringend benötigte Neubauten zu finanzieren." > würde es nicht ausreichen, wären wohl in den letzten Jahren hunderte oder tausende Immobilien verwahrlost oder Besitzer Pleite gegangen. Es wurde trotzdem viel gebaut, saniert und renoviert. Nur Neubau hat sich bis 2010 eben kaum gelohnt weil es genug Leerstand gab. Ist aber nicht passiert, dass alle Hauseigentümer und Genossenschaften etc. Pleite gingen. Es waren bis ca. 2005/2010 harte Zeiten, aber fast alle Firmen haben überlebt. Heritius, Licon und Co. sind nicht wegen geringer Mieten kaputt gegangen, sondern wegen i.d.R. Managementfehlern.
    Auch finanzieren viele Bauträger ihre Neubauten nicht aus Bestandsmieten, da sie gar nicht selbst vermieten, sondern nur verkaufen.


    Sozialauflagen - dazu gibt es noch gar keine konkreten Angaben, was sich Frau Dubrau eigentlich darunter vorstellt. Vielleicht muss jeder Neubau von GRK und Co. künftig eine Sozialwohnung enthalten :D. Ob das alles umsetzbar ist, man wird sehen ... gute Beispiele gibt es aus München, Wien und Co., die man natürlich auf Leipziger Verhältnisse (mehr Leerstand aber eben nicht mehr überall) anpassen muss.

  • Ich habe nur mal versucht, die Zahlen von Immoscout24 nachzuvollziehen. Es ist mir nicht so ganz gelungen.


    Wenn die durchschnittliche Einwohnerin Leipzigs 16,0 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aufbringen muss und das Nettoeinkommen 1135 Euro beträgt, wären das 181,60 Euro. Bzw. sollen es im Dezember 2011 noch 16,4 Prozent von 1055 Euro gewesen sein, also 173,02 Euro Kaltmiete. Die Wohnung würde ich dann schon sehr gern mal sehen. Bei einer durchschnittlichen Angebotsmiete von 5,67 Euro/m² wäre das eine Wohnfläche von 32 m², 2011 bei einer Angebotsmiete von 5,01 Euro/m² immerhin 34,5 m² pro Kopf.


    Vielleicht sollten wir die Zahlen nicht ernst nehmen und lieber bei den offiziellen Zahlen der Stadtverwaltung bleiben.

  • Wenn die durchschnittliche Einwohnerin Leipzigs 16,0 Prozent ihres Nettoeinkommens für die Kaltmiete aufbringen muss


    Wieso Einwohnerin? Wie sind denn die Daten für die Herren der Schöpfung?;)

  • Bau-Lcfr:
    du hast völlig recht, dieses rumgejammer ist beschämend.


    bekannte von mir sind letztes jahr von hamburg nach leipzig gezogen. die wohnen jetzt im top-sanierten altbau-erstbezug mit kamin und lift direkt in die wohnung, haben 40 qm mehr - und zahlen trotzdem 100 euro im monat weniger miete als vorher (und können ihr glück kaum fassen).
    die einbildung, 13 euro pro qm wären unerschwinglicher horror, stimmt halt so nicht.


    und wer schon seit 5 oder 10 jahren in leipzig lebt, seinen job hat und nicht umgezogen ist, der hat in dieser zeit jedes jahr eine gehaltserhöhung und vielleicht einmal eine mieterhöhung bekommen. unterm strich ist für all diese leute das wohnen erheblich billiger geworden.


    dem gegenüber stehen leute, die im letzten jahr innerhalb leipzigs umgezogen sind und studenten, die neu hinzugezogen sind. die mussten für wohnungen in gefragten lagen tiefer in die tasche greifen. günstigere alternativen wären allerdings auch vorhanden.


    alles in allem werden die zahlen zur durchschnittsbelastung schon stimmen. (hätten sie eine steigerung ergeben, würden altbaufan und le mon.hist. diese ja auch nicht anzweifeln...)


    zu guter letzt: die stadtwerke leipzig haben heute bekannt gegeben, dass ab januar 2015 ihre preise für strom, gas und fernwäme gesenkt werden. das wird gut für künftige nebenkostenabrechnungen sein.


    dennoch: auch künftig sollte man sich darauf einstellen, dass man für behagliches wohnen einen teil seines einkommens aufbringen muss. wie hoch genau dieser anteil sein soll, kann jeder selbst beeinflussen: vom luxus-loft bis zur günstigen platte ist inzwischen alles vorhanden. wer hätte sich das vor 25 jahren angesichts von wohnungsnot, staatlicher "wohnraumlenkung" und massenhaft verfallender altbauten erträumt?


    und darum möchte man sich für das völlig unangebrachte gejammere am liebsten entschuldigen. besser wäre es allerdings, wenn dies die beteiligten selber täten...

  • Vielen Dank für die äußerst hilfreiche Antwort. Dass Leute, die von Hamburg nach Leipzig ziehen, hier günstiger wohnen als zuvor, hat nie jemand bestritten. Ich kenne sogar Leute, die aus New York, London und Paris hierhergezogen sind und sich vermutlich noch viel mehr über die hiesigen Mietpreise freuen. Aber sind die alle zusammen repräsentativ für 531.562 Leipziger_innen? Thema bestreiten: Womit bestreiten die Bekannten aus Hamburg ihr Einkommen? Von Leipziger Durchschnittslöhnen? Haushaltsnettoeinkommen eines 2-Personen-Haushaltes im Median: 2.054 Euro.


    "top-sanierter altbau-erstbezug mit kamin und lift direkt in die wohnung" - sagen wir mal mindestens 7,50 Euro/m² Kaltmiete. 40 m² mehr als Hamburg, nehmen wir da mal 80 m² an, also jetzt 120 m². Kaltmiete: 900 Euro. Mit Lift werden die Betriebskosten eher höher als der Durchschnitt bei 2,35 Euro pro Quadratmeter liegen. Rechnen wir also mal mit 2,50 Euro/m², ergibt eine Warmmiete von 10,00 Euro/m² und insgesamt 1200 Euro.


    Die Miete in Hamburg wird vielleicht so bei 12,00 Euro/m² und ebenfalls 2,50 Euro/m² Nebenkosten gelegen haben, also 14,50 Euro/m² warm. Dies ergibt bei 80 m² 1160 Euro Gesamtmiete. Das wäre in etwa das Gleiche und keine 100 Euro weniger. Aber dj tinitus kann ja seine Bekannten bitten, mal ihre tatsächlichen Zahlen zu nennen, dann wissen wir mehr.


    Allerdings: Das Haushaltsnettoeinkommen betrug 2012 im Medien 1.503 Euro. 2012 gab ein Leipziger Haushalt im Durchschnitt 425 € für seine Wohnung aus (28 Prozent).


    Alles in allem: Was soll uns das Beispiel Deiner Hamburger Bekannten sagen?



    alles in allem werden die zahlen zur durchschnittsbelastung schon stimmen.


    Warum? Weil Immobilienscout24 keine Fehler macht? Weil das Ergebnis so gut zur eigenen Ansicht paßt? Immobilienscout geht bei dem bundesweiten Vergleich davon aus, dass jede_r Bewohner_in 43 Quadratmeter nutzt. Das stimmt für Leipzig sogar recht genau, aber in den teureren Städten ist der Wohnflächenverbrauch pro Kopf viel geringer.


    Mit 43 m² pro Person und einer durchschnittlichen Angebotsmiete von 5,67 Euro/m² wären das 243,81 Euro Kaltmiete pro Person in Leipzig. Das durchschnittliche persönliche Monatsnettoeinkommen wird in dem LVZ-Artikel von Jens Rometsch mit 1135 Euro angegeben. Das wären dann aber 21,5 Prozent des Einkommens für die Kaltmiete und damit in der Größenordnung von Frankfurt am Main, Hamburg, Jena oder Berlin.


    Ich werde mal bei Immobilienscout24 anfragen, welche Zahlen sie für Leipzig als Grundlage der Berechnung genommen haben.


    In der Mediathek des MDR kann nun die gestrige Sendung artour angeschaut werden: http://www.mdr.de/mediathek/index.html . Ab Minute 12:40 der Beitrag "Eine Frage im Jahr 1989: Ist Leipzig noch zu retten?" und ab Minute 17:57 "Leipzig heute - Ein Hype und seine Folgen".

  • Ich werde mal bei Immobilienscout24 anfragen, welche Zahlen sie für Leipzig als Grundlage der Berechnung genommen haben.


    Erst fragen? Wenige Zeilen darüber scheint zur Methode Gewissheit zu herrschen (während diese Zahlen vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden sind):


    Immobilienscout geht bei dem bundesweiten Vergleich davon aus, dass jede_r Bewohner_in 43 Quadratmeter nutzt.


    Diese Zahlen um 16% Anteil der Kaltmiete am Nettoeinkommen in Leipzig (was weit unter dem Bundesdurchschnitt liegt, s. mein gestriger Vergleich) brachte gestern ein gewisser LE Mon. hist. ins Forum, was er nicht täte, wenn sie ihm verdächtig vorkämen. Ist es im DAF erlaubt, dass zwei Accounts genau den gleichen Nicknamen benutzen? (Das war Ironie)

  • @le mon hist.:


    meine hamburger bekannten sind jetzt leipziger. ihre arbeitgeber und jährlichen gehaltssteigerungen sind gleich geblieben, doch zahlen sie statt 1500 euro miete jetzt nur 1400 euro. sie haben mehr wohnfläche als der durchschnitt, zahlen mehr miete als der durchschnitt - und der anteil ihres nettoeinkommes, den sie für die kaltmiete aufbringen müssen, ist dennoch stärker gesunken als beim durchschnitt.


    dieses beispiel soll also sagen:
    für die entwicklung des mietanteils am nettoeinkommen ist nicht nur die entwicklung der mietpreise, sondern ebenso die entwicklung der einkommen ausschlaggebend.


    wie bereits oft erwähnt und von dir verdrängt: wenn das einkommen stärker steigt als die miete, sinkt der für die miete aufzubringende anteil - oder man kann sich eine größere/teuere wohnung leisten. nur zur verdeutlichung: wenn das monatliche nettoeinkommen 2000 euro beträgt, sind 16% (oder eher 20%) für die miete viel geld. wenn man 4000 euro nettoeinkommen hat, kann man locker auch 30% für die miete ausgeben, ohne zu darben. (dadurch erklären sich die höheren prozentsätze in manchen westdeutschen regionen und darum brechen in münchen trotz des dortigen mietniveaus keine unruhen aus.)


    ps.: rote stricherl nehme ich lächelnd zur kenntnis (zumal die farbe so schön passt). noch mehr würde ich mich allerdings freuen, wenn die fakten im sinne einer sachlichen diskusion zu einem nach- und umdenken beitragen würden...

  • Vielen Dank, dj, für die Antwort, die mir zumindest deutlich zeigt, warum unsere Sichten auf die Stadt und ihren Wohnungsmarkt und auf die in ihr lebenden Menschen so unterschiedlich sind. Mir ist durchaus bewußt, daß ein Paar mit monatlich 4000 Euro Haushaltsnettoeinkommen auch 1400 Euro Warmmiete bezahlen kann (35 %). Nur wieviele Leipziger Haushalte haben aktuell ein Einkommen von um die 4000 Euro, wieviele werden es in der allernächsten Zeit erreichen können und wieviel nie, weil sie jetzt nur mit unter 1000 Euro herumkräpeln? Die Zahlen wurden allein in den letzten Tagen x-mal verlinkt:


    Persönliches Nettoeinkommen und Haushaltsnettoeinkommen
    http://statistik.leipzig.de/st…le.aspx?cat=9&rub=2&obj=0


    Hauptquelle des Lebensunterhalts
    http://statistik.leipzig.de/st…le.aspx?cat=9&rub=1&obj=0



    wenn das monatliche nettoeinkommen 2000 euro beträgt, sind 16% (oder eher 20%) für die miete viel geld.


    Das sind Durchschnittszahlen von Immobilienscout24 für die Kaltmiete, die ich allerdings stark bezweifel. Eine Anfrage, auf welchen Daten diese Zahl beruht, ist unterwegs.


    Die Gesamtmietbelastung einschließlich der Heizungs- und sonstigen Mietkosten am Haushaltsnettoeinkommen liegt bei etwa 35 %, also liegen Deine ex-Hamburger, nun Leipziger Bekannten genau im Mittel. Bei Geringverdiener_innen ist sie meist deutlich höher, bis zu 50 %. In Einpersonenhaushalten (bei Singles bzw. alleinstehenden Rentner_innen) liegt sie bei durchschnittlich je 39 %, bei Alleinerziehenden bei 38 %.


    Ca. 9 Prozent der Leipziger_innen im Alter von 18 bis 85 Jahren erhalten staatliche Unterstützung in Form von Arbeitslosengeld I (Oktober 2014: 5.709 Menschen), Arbeitslosengeld II (Oktober 2014: 21.057 Menschen) oder Sozialgeld nach § 19 Abs. 1 Satz 2 SGB II (Februar 2014: 48.640 Menschen. Fürsorgeleistung für hilfebedürftige Personen, die nicht erwerbsfähig sind – und somit keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben -, die aber mit einer erwerbsfähigen Person in einer Bedarfsgemeinschaft im Sinne des § 7 Abs. 3 SGB II leben, die selbst dem Grunde nach ALG II beanspruchen kann - http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialgeld). Im Februar 2014 gab es 43.480 Bedarfsgemeinschaften in Leipzig.
    http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=419870
    https://statistik.arbeitsagent…/Sachsen/Leipzig-Nav.html


    Die Quote und die absolute Zahl der Menschen sinken, aber bis zu welchen Zahlen ist es in nächster Zeit realistisch? Welche Steuerungsmöglichkeiten haben eine Kommune oder das Bundesland?


    Wieviel Geld haben z.B. alleinerziehende Väter oder Mütter monatlich zur Verfügung, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, weil sie nur Teilzeit arbeiten können und der Lohn dazu noch so gering ist, daß sie beim Jobcenter "aufstocken" müssen? Etwa 32.000 Menschen sind sogenannte Aufstocker im SGB II-Bereich.


    Wie hoch ist die Chance von Langzeitsarbeitslosen, morgen wieder in den Beruf einzusteigen und das mit einem Gehalt von 4000 Euro? In Leipzig gibt es laut Martin Richter, Pressesprecher der Agentur für Arbeit, im Moment 9500 Langzeitarbeitslose, was etwa einem Drittel der Arbeitslosen insgesamt entspricht ( http://mephisto976.de/news/ehe…stung-als-betreuung-23453 ). Eine von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) in Auftrag gegebene und vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln erstellte Studie ergab, daß deutschlandweit 78 Prozent der bei der Jobsuche erfolgreichen Langzeitarbeitslosen lediglich in atypische Beschäftigungsverhältnisse wie Zeitarbeit, geringfügige Beschäftigung, Teilzeit oder befristete Verträge kommen. http://www.l-iz.de/Politik/Kas…-Mindestlohnes-58135.html


    Wieviele Rentner und Rentnerinnen haben eine monatliche Rente von 2000 Euro? 27 Prozent der Leipziger_innen leben von Renten und Pensionen. Die Durchschnittsrente betrug im Zugangsjahr 2012 in Leipzig bei Männern nur 894 Euro und bei Frauen sogar nur 741 Euro (http://leipzig-nordsachsen.dgb…a7-11e2-a7bf-52540066f352). Wie werden sich die Renten in den nächsten Jahren entwickeln, wenn immer mehr Menschen mit den - wie es so schön heißt - Erwerbsbiographien der letzten 25 Jahre in den Ruhestand gehen.
    http://www.l-iz.de/Politik/Lei…r-2012-platzen-43196.html


    PS:
    Der oben erwähnte Beitrag auf MDR ist noch einige Tage online, bringt für unsere Diskussion aber wenig Neues:


    MDR artour, 6.11.2014 (5:03 min)
    Die negativen Folgen des Leipzig-Booms
    http://www.mdr.de/artour/video233446.html
    http://www.ardmediathek.de/tv/…=24579028&bcastId=7545220