"Anfang der 2000er musste man kein Nationalist sein um im Potsdamer Platz ein heilendes Pflaster für die geschundene deutsche Hauptstadt zu erkennen."
Nationalist?
Also in meiner Wahrnehmung haben Nationalisten und solche die sich dafür halten, das Massaker an deutschen Städten verursacht!
Nationalisten braucht es sowieso nicht mehr. Ein Europa, eine Welt, eine Aufgabe - nämlich ein friedliches und nachhaltiges Leben auf der Erde zu sichern. Städte wie Berlin haben etwas einmaliges - sie sind divers und sie sind multikulturell und es sind Städte die sich immer wieder neu erfinden und haben eine individuelle Architektur die dem Ort zugeschrieben werden kann. Da hat Berlin viel aufzuholen bzw. viel zu reparieren.
Die von Dir beschriebene Ortsbezogenheit ist genau der Schlüssel zu dem was wir unter "Kiezkultur" bezeichnen. Der Alexanderplatz hat in seiner Architektur einmal den ehemaligen DDR-Bezug der (ob mir das gefällt oder nicht) ebenfalls für diese Stadt steht und auch Touristen anzieht, und zum anderen den Dreißiger Jahre Bezug mit Berolina Haus...
Genau dafür werbe ich seit Jahren. Das wir erkennen für was die Plätze stehen und die Orte bzw. für was Sie gestanden haben und diesen Bezug wieder ziehen. Denke ich an diese Weißen Leuchten von den Berolina Häusern die ja diesen dreißiger Jahre Charme haben, dann könnte man genau diesen wieder in Gebäuden aufnehmen. Trara - schaut man sich den ehemaligen Karstadt an, hat man genau das in den Eingangsbereichen getan. Stellt man sich das jetzt in einem Hochaus vor - kann das sehr Edel wirken.
Und hier hat Lüscher aus meiner Sicht alles andere als Konsequent gehandelt. Wieso hat man an der Media-Spree nicht den roten Klinker der Oberbaumbrücke aufgegriffen, warum nicht wenigstens hier und da die Bezüge der Wohnbauten aus Friedrichshain aufgegriffen? Das hätte sofort die Akzepttanz gesteigert, trotz moderner Bebauung.
Hier wünschte ich mir das dieser Kiezgedanke viel konsequenter zu Ende gedacht wird als das bisher der Fall war und ich meine dabei immer Bestandsbauten und deren Besonderheiten aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu transportieren. Sicherlich gibt es in Berlin die einmalige Situation das es Plätze gibt wo nichts gab, auf das man hätte sich beziehen können, ok hier kann man dann "gerne" NEU ansetzen. Aber da wo es den Kiez etwas individuelles gibt, wo man Bezüge hat, diese doch dann bitte bitte nutzen.
Deshalb freut es mich wenn der Grundgedanke der "Kiezkultur" verfolgt wird und ärgert mich wenn er sträflich missachtet wird, siehe die diversen "Raumschiffe" inmitten von Altbaugebieten oder gesichtslose Büroarchitektur ala Hauptbahnhof. Wobei hier muss man sogar das ein oder andere lobend hervorheben ist es doch wenigstens Konsequent gesichtslos. Am Hbf kann man wirklich nicht mehr erkennen ob man in Berlin ist oder in Düsseldorf, Hamburg oder München.