Hochhaus 'Alexander - Berlin's Capital Tower' (150 m | in Bau)

  • ... das Schlimmste wäre m.E. ein Pseudo New York Abklatsch. Ein berlintypischen Hochhausstil gibt es so nicht, schon aus Mangel an Hochhäusern.


    Ich war letztes Jahr im September in Den Haag und ich muss sagen, ein Glück, dass uns diese IMHO visuell altbackenen Hochhausneubauten, die dort enstanden, am Alex erspart geblieben sind. Ich bin für modernes Bauen mit viel Glas wie das Legacy Wohnhochhaus in Chicago aber auch für avangardistisch verspieltes wie den m.E. wirklich beeindruckenden Torre Reforma in Mexico - Stadt.


    Hier mal drei Bilder der ~ 150m hohen Kollhoff Hochhäuser aus Den Haag

    Hochhäuser in Den Haag by Kleist Berlin, auf Flickr



    Hochhäuser in Den Haag by Kleist Berlin, auf Flickr



    Den Haag by Kleist Berlin, auf Flickr


    Da gefällt mir der etwas trashige Babylon Hochhaus Komplex, ebenso in Den Haag gelegen, deutlich besser.



    Babylon Hochhaus Den Haag by Kleist Berlin, auf Flickr

    Einmal editiert, zuletzt von Kleist () aus folgendem Grund: Foto eingefügt

  • Und da haben die Bürger recht, denn die Nachwendevision vom New York an der Spree und Kollhoff's Prinzip "frühe Hochhausarchitektur des 20. Jahrhunderts in den USA" nach Berlin zu transferieren lässt stadtgestalterische Sensibilität vermissen.


    Ich glaube sie sollten sich erst einmal mit der berliner Protestkultur auseinandersetzten. Grad in Berlin sagt Protest relativ wenig aus. Angebracht oder nicht, ein Echo gibt es immer.
    Sensibilität ist am Alexanderplatz nicht gefragt. Der Alex ist ein Haufen zusammengewürfelter architektonischer Stile, die untereinander kaum harmonieren. Städtebaulich kenne ich keinen innerstädtischen Bereich der mehr Unbehagen auslöst als der Alex. Hier muss man erst einmal eine Grundsprache finden, grad wenn man 10 Hochhäuser als Ziel hat.
    Eine zeitlose Ensemblebildung begrüße ich. 10 individuelle Diven würden dem Platz nicht gerecht werden. Ich verstehe auch diese NewYork-Assoziationen nur bedingt. Auch die Chicagoer Schule oder Art Deco bedienen sich an historischen und modernen Elementen, und diese harmonieren wunderbar mit dem internationalen Stil. Demnach optimal geeignet für den Alex.


    Fernsehturm, Haus des Lehrers oder auch Park-Inn wirken neben ihrer Einfachheit und Schlichheit ja vor allem deshalb so elegant, weil man radikal auf die einfachsten Teilungsverhältnisse wie den Goldenen Schnitt gesetzt hat.


    Komischer Vergleich. Das Park-Inn und elegant? Vom Sockel bis zur Krone, dieses Gebäude ist alles andere als elegant. Weder die Architektur von innen, Proportion von außen, noch die neue Fassade versprüht auch nur einen Ansatz an Eleganz. Von der städtebaulichen Situation mal abgesehen...

  • Euch ist aber schon aufgefallen, das die Kohlhoff-Hochhäuser recht wenig mit den frühen New York-Hochhäusern gemeinsam haben? Das sind nur etwas mehr verkleidete (aber immer noch sehr materiell glatt gehaltene) Glastürme. Sie sind halt im Milaner Rationalismus gehalten. New Yorker Hochhäuser der 20er Jahre haben entscheidend weniger Glasflächen und richtiges Zierat und nicht nur ein paar Schattenfugen. Tatsächlich ist der Unterschied zwischen einen Kohlhoff und dem Park-Inn nur, das anstatt hinterblendeten Glasverkleidungen, Ziegelriemchen oder Steinriemchen auf den Beton geklebt sind. Tatsächlich dürften die Raumhohen Fenster eines Kohlhoffs sogar mehr Fensterfläche besitzen als das Park-Inn. Das sind halt wirtschaftsraster-Fassaden und keine Lochfassaden ala 20er Jahre.

  • Der Alex ist ein Haufen zusammengewürfelter architektonischer Stile, die untereinander kaum harmonieren. .... Hier muss man erst einmal eine Grundsprache finden...


    Hier liegt bereits ein Ensemble von gut ein Dutzend Bauwerken vor, die zur gleichen Zeit unter der selben städtebaulichen Strömung entstanden und sogar in Höhe und Grösse elegant miteinander abgestimmt sind. Was will man eigentlich mehr?


    Städtebaulich kenne ich keinen innerstädtischen Bereich der mehr Unbehagen auslöst als der Alex.


    Die Aufenhaltsqualität am Alex leidet unter der vernachlässigten Platzgestaltung, den Flachbauten und dem bunten Fassadenchaos der Neuzeit (Kaufhof, Alt-Saturn, Alexa). Aber sicher nicht, weil in der Peripherie 10 Wolkenkratzer fehlen, oder wegen dem Fernsehturm oder dem Haus des Lehrers.


    10 individuelle Diven würden dem Platz nicht gerecht werden.


    Das kann sehr gut funktionieren. Der Fernsehturm in Shanghai (Oriental Pearl Tower) wird ja oft mit dem Berliner Fernsehturm verglichen. Die sehr individuellen Diven im Hintergrund harmonieren sehr gut mit ihm und schaffen eine atemberaubende Silhouette. Man stelle sich mal die streng monotonen Blöcke des Kollhoff-Masterplans so wie hier zu sehen als Umfassung des selben Turms vor.

  • Das kann sehr gut funktionieren. Der Fernsehturm in Shanghai (Oriental Pearl Tower) wird ja oft mit dem Berliner Fernsehturm verglichen. Die sehr individuellen Diven im Hintergrund harmonieren sehr gut mit ihm und schaffen eine atemberaubende Silhouette. Man stelle sich mal die streng monotonen Blöcke des Kollhoff-Masterplans so wie hier zu sehen als Umfassung des selben Turms vor.


    Der Oriental Pearl Tower hat jüngere Asiatische und Amerikanische Vorbilder. Jia huang Cheng hat als Einfluss aber auch mal das Atomium in Brüssel beschrieben. Das ganze Gebäude gehört zu einer Serie von Asiatischen "Anschluss-Retro-Designs". Und das Perldelta-Ensemble um diesen Fernsehturm zeigt ja genau wie man es nicht machen sollte. Die Skyline ist extrem verbastelt und Kitschig. Es ist jedenfalls nicht besser als Kohlhoffsche Glastürme mit Stimmannschen Steinriemchen-Kleidchen. Man sollte aber auch nicht vergessen das der Kohlhoff-Masterplan eben nur ein Masterplan ist der die Kubaturen darstellt. Normalerweise gibt man da eine unspezifischere Architektur vor, aber in der Stimman-Ära hat man eben versucht einen Hybrid-Stil zu unterschwellig suggerieren. Am Alexa und den Gerry-Diven Turm sieht man ja in welche Richtung es eigentlich gehen kann.

  • Hier liegt bereits ein Ensemble von gut ein Dutzend Bauwerken vor, die zur gleichen Zeit unter der selben städtebaulichen Strömung entstanden und sogar in Höhe und Grösse elegant miteinander abgestimmt sind. Was will man eigentlich mehr?


    "Was will man eigentlich mehr?" Dieser Satz, im Zusammenhang mit dem Alexanderplatz grenzt doch schon an Schizophrenie.
    Der Alex ist momentan eine einzige Zumutung. Das liegt vor allem am DDR Städtebau einer autogerechten Stadt und deren damaligen städtebaulichen Motiven. Die TLG Platte riegelt den Platz nach Norden von der restlichen Stadt ab. Das Verlagshaus tut selbiges. Haus des Reisens und Haus des Lehrers stehen für sich. Unabhängig von dem, ob nun eines dieser Gebäude abgerissen wird oder auch nicht, stehen sämtliche Gebäude in zweiter Reihe. Dem entsprechend tuen sie wenig für den Platz oder für die Stadt. Genau genommen stören sie.
    Und welche Gebäude sind bitte "in Höhe und Grösse elegant miteinander abgestimmt"?


    Die Aufenhaltsqualität am Alex leidet unter der vernachlässigten Platzgestaltung, den Flachbauten und dem bunten Fassadenchaos der Neuzeit (Kaufhof, Alt-Saturn, Alexa). Aber sicher nicht, weil in der Peripherie 10 Wolkenkratzer fehlen, oder wegen dem Fernsehturm oder dem Haus des Lehrers.


    Die Aufenhaltsqualität am Alex leidet unter einem enorm schlechten bzw. nicht vorhandenen Städtebau. Es gibt ein überdimensioniertes Platzverhältnis.Wenn man ihn überhaupt als Platz beschreiben kann. Es gibt kaum Raumkanten und kaum Platzfassung.
    Der Kollhoffplan versucht all diese Mängel zu beseitigen. Hochhäuser sind kein muss. Allerdings müssen die Raumkanten proportional zum Platzverhältnis sein.
    Durch den großen Platz inszeniert man die Hochhäuser. Sind die Raumkanten zu klein, entsteht ein Eindruck von "lost in space".


    Der Fernsehturm hat mit dem Alexanderplatz relativ wenig zu tun und steht komplett für sich.

  • Ich finde das Design des neuen Towers nicht gerade grazil. Aber in seiner Massigkeit und seiner doch sehr rohen Anmutung passt er irgendwie zum Alex und zu der dort vorfindbaren Architektur. In Frankfurt würde man so ein Design vermutlich nicht bauen weil es zu wenig stylish ist in dem Sinne dass es in der Skyline zu schwer wirken würde.


    Ich bin erst mal froh dass es überhaupt mal Bewegung gibt. Auch wenn ich ansonsten ja nicht Grade ein Freund der Architektur nach 1920 bin habe ich mich damit abgefunden dass es am Alex diese Architektur gibt und man diese nun sinnvoll weiterentwickeln muss. Daher ist diese leichte brutalistische Note der man sich bei diesem Entwurf entlehnt und modern interpretiert echt nicht schlecht. Man wird sehen wie man sich bei den fortlaufenden Towern im Design entwickelt.


    Ich hoffe man findet da eine nicht zu bunte Mischung an Stilen. Denn eine schöne Skyline hinzukriegen ist gar nicht so leicht.


  • Die Aufenhaltsqualität am Alex leidet unter einem enorm schlechten bzw. nicht vorhandenen Städtebau. Es gibt ein überdimensioniertes Platzverhältnis.Wenn man ihn überhaupt als Platz beschreiben kann. Es gibt kaum Raumkanten und kaum Platzfassung.


    Dem kann ich nur zustimmen. Das geplante Hochhaus fasst den Platz hoffentlich mehr ein. Es ist dann zwischen Landesbank und Saturn vom Platz aus in ganzer Größe zu sehen.
    Der autogerechte Städtebau betrifft nur die Umgebung des Alex. Dort ist ja nur Fußgängerzone mit Straßenbahn.
    Das Haus des Reisens steht historisch auf dem nächsten Platz, dem Georgenkirchplatz. Der ist heute koplett verschwunden und durch überbreite Schneisen ersetzt worden.

  • Aber in seiner Massigkeit und seiner doch sehr rohen Anmutung passt er irgendwie zum Alex und zu der dort vorfindbaren Architektur. ... dass es am Alex diese Architektur gibt und man diese nun sinnvoll weiterentwickeln muss. Daher ist diese leichte brutalistische Note der man sich bei diesem Entwurf entlehnt und modern interpretiert echt nicht schlecht.


    Eben! :daumen: Schade dass das Gebäude kein Geschäftsgebäude ist, dann könnte man anstelle des Fensterrasters diese modernistische Kantigkeit mit einer schlichten glatten und verspiegelten Glasfassade noch forcieren.

  • Glasfassade

    Eine Glassfassade ähnlich dieser von Henn für den Kingdee Tower würde doch passen. Die kantig-schlichte Form des „Alexander“ würde so zum lokalen Stil passen, die Glasfassade dem Gebäude dennoch Leichtigkeit und Eleganz verleihen. Ansonsten hoffe ich, dass die Fassade wenigstens ein bisschen die Berliner Rauheit aufgreift und damit wertiger wirkt, das visuell Schlimmste für die Umgebung wäre eine Natursteinfassade wie am Kaufhof.

  • Womit wir wieder beim Geschmack wären. Ich finde das Schlimmste an Geschmacklosigkeit den PearlTower (oder nah dran) und die Kaufhoffassade von Kleihues sowie das ganze Kaufhaus sehr gelungen. Allerdings müsste die Gebäudebrücke weg, damit der Würfel frei steht.


    Allgemein zu Lüscher kann ich sagen, dass ich enttäuscht bin, dass man den postmodernen Weg, der offen ist für historische Anspielungen und kritische Rekonstruktion, zugunsten einer Neomoderne verlässt. Dennoch sehe ich einen puristischen modernen Geschmack bei ihr, der vor Missgriffen, wie sie anderswo zu bedauern sind, schützt. Auch dass man Viertel ortstypisch weiter baut, finde ich nicht schlecht für die Gründerzeitquartiere.


    Hier am Alex wird nun halt die DDR-Moderne weitergebaut aber dabei natürlich technisch weit übertrumpft, was auch keine Kunst ist. Mal schauen, was da kommt. Ich habe mich etwas damit abgefunden und sehe die DDR-Moderne dank der Diskussion hier differenzierter als früher. Wie man ein echter Liebhaber davon sein kann, bleibt mir dennoch schleierhaft, da die DDR doch in keiner Hinsicht vom Hocker reißen konnte und geschichtlich eine Fußnote sein wird und auch ihr Bauerbe weist einige ordentliche Sachen auf, aber auch sehr sehr vieles mit niedrigem Niveau.

  • ...auch ihr Bauerbe weist einige ordentliche Sachen auf, aber auch sehr sehr vieles mit niedrigem Niveau.


    Ist das heute in Berlin anders? ;) Wenn Sie innerstädtische Grossbauten in Ost- und Westberlin aus den 60er Jahren direkt vergleichen, steht der Osten, der zudem ein grosses Loch zu füllen hatte, gar nicht so schlecht da.


    Hier am Alex wird nun halt die DDR-Moderne weitergebaut aber dabei natürlich technisch weit übertrumpft....


    Ein halbes Jahrhundert später ist das nun nicht ganz so überraschend. Die Prestigebauten in Mitte waren im internationalen Vergleich auf der Höhe ihrer Zeit. Qualitativ wird in Berlin jedoch heute meist billiger gebaut.

  • Eine Glassfassade ähnlich dieser von Henn für den Kingdee Tower würde doch passen.


    Bloß nicht dieser schnöde Konservatismus! Immer diese Glaskisten, egal ob mit oder ohne Steinkleidchen. Besonderes dieses falsche Kubengezerre ist so altbacken und nur mal wieder Trendy weil Bjarke Ingels mit seinen Dümmlichen Legokonzepten, die wieder aus der Langweiler-Restekiste für Starchitekten gezerrt hat. Ein einfacher schlichter Turm und ne kontextuelle Fassade von OMA, Christan Kerez oder am besten Bruther entwickelt, das wäre mal interessant.

  • Modell

    Ich hab mal mein altes Modell entstaubt und den Turm den neuen Rendern entsprechend umgestaltet:




    Leider finde ich diese Ausbuchtungen sehen echt merkwürdig/ ungelenk aus :nono:



    Bonusbilder: wenn ich ne geschätze Millarde über hätte, würde mein Motel one etwas anders aussehen :lach:




    Wünsche und Visionen für den Alex bitte dort weiterdiskutieren. Danke
    Bato

  • Häh was ist das denn für eine Aussage??
    1. Der Turm ist nach wie vor eine Mischung aus Bauhaus und Konstruktivismus.
    2. Kollhoffs Architektur ist 20-40 Jahre Art-Deko/Backsteinexpressionismus in Postmoderner Ausführung.
    3. Das Berolinahaus ist eher neue Sachlichkeit also klassische bis teilweise leicht Klassizistisch angehauchte steinerne Moderne.
    4. Die neue Fassade geht sogar eher weg vom Berolinahaus vorher war sie ähnlich. nur jetzt hat man sie ja ungleichmäßig gemacht. Denn wie du siehst wechselt sich ein dicker und ein dünner Fensterrahmen ab.

  • Bei mir hinterlassen die Visus auch einen Eindruck, als näherte sich der Turm dem Berolinahaus an. Kollhoff kann ich darin aber auch nicht erkennen.