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Leipzig: Hotel- und Geschäftsneubau auf dem Burgplatz (realisiert)
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Vor ein paar Wochen bin ich über einen Artikel in der Immobilien-Zeitung gestolpert, in dem der neue Woolworth als hochwertige Filiale für andere Zielgrupppen als in der Hainstraße angekündigt wurde. Ich war noch nicht drin, aber Rundlings Eindruck war offenbar ein anderer.
Der LVZ war das Phänomen der expandierenden Non-Food-Discounter auch einen Artikel wert. So will sich Woolworth in Deutschland binnen weniger Monate von 700 auf 850 Filialen steigern. Das betrifft also nicht nur unsere Region.
Einst verdrängten Karstadt und Kaufhof die kleineren und teureren Einzelhändler, nun sind eben die noch günstigeren Billig-Kaufhäuser am Zug. Die Qualität ist nicht bei allen Produkter schlechter. Man kann dort auch manche Dinge kaufen und viele Jahre nutzen.
Laut Artikel sind die Leute "preissensibler" geworden und Ketten wie Tedi, Action oder Woolworth sozial akzeptierter. Die nutzen die Gunst der Stunde, um sich möglichst breit im Markt zu platzieren. Der zitierte Experte vermutet, dass die großen Ketten ihre eroberten Anteile auch langfristig werden halten können.
Dass die Billig-Anbieter sich nur günstige Mieten leisten können, glaube ich nicht. Auch das etwas günstigere UG wird im Petersbogen immer noch teuer genug sein. Meiner Beobachtung nach haben eher die Geschäfte mit den teuren Waren Schwierigkeiten, die Mieten zu erwirtschaften, während Primark, Lidl, Woolworth und Co umsatzstark genug für sehr gute Lagen sind. Dass Edeka in den Höfen am Brühl gegen Lidl ersetzt wurde, illustriert das ganz gut.
Im Deutschlandfunk wurde übrigens mal erklärt, warum Eigentümer ihre Läden lieber leerstehen lassen, statt günstiger zu vermieten. Die Mieterwartung bestimmt in den Büchern über den Wert der Immobilie. Daher sei eine theoretisch erzielbare hohe Miete mehr wert als eine praktisch erzielte geringere Miete. Der Finanzzirkus treibt in seiner Entkopplung von der Realität seltsame Blüten.
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Die Währung des Einzelhandels ist die Frequenz. Natürlich sind in einem Untergeschoss die Mieten deutlich günstiger als beispielsweise die Fläche vom RB Leipzig-Fanshop vorn an der Petersstraße oder dem neuen Laden von Söstrene Grene ebenfalls im Petersbogen vorn an der Petersstraße. Das ist bei den Höfen am Brühl ja nicht anders. Im Erdgeschoss ist die Frequenz hoch, da bekommt man mit Pull & Bear jetzt einen sehr attraktiven Mieter, während man im Obergeschoss schon fast Totentänze abhalten kann. Für ein Untergeschoss sind das solide Mieter im Petersbogen, nicht mehr und nicht weniger. Im Erdgeschoss wird man dort und auch beim früheren Karstadt andere Ansprüche haben und ich bin gespannt, was man umgesetzt bekommt. Wie du sagt Ziegel, der Eigentümer dort lässt lieber mal ne Fläche länger leerstehen als die günstig zu vermieten. Andere Eigentümer haben da durchaus eine andere Herangehensweise, weil Leerstand eben auch zu Trading-Down-Tendenzen führen kann, so dass auch andere Mieter abspringen.
Insgesamt gerade eine spannende Phase für die Leipziger Innenstadt mit Sport Scheck-Verlagerung, einem Wandel in den Höfen, weil nach 10 Jahren etliche Mietverträge endeten, der Nachnutzung von Karstadt und damit auch die Chance auf eine Aufwertung des Petersbogens. Werden attraktive neue Konzepte gefunden, wird das insgesamt die Innenstadt aufwerten.