Hochhaus „EDGE East Side“ + „East Side Mall“ (140 m | in Bau)

  • ^^ Habe ich mir bei dem "Kann weg!"-Graffito auch gedacht.

    ...

    Wenn man "London Graffiti Problem" googelt, findet man zahllose Einträge. Eine Antwort der Londoner Stadtverwaltung auf eine entsprechende Anfrage beginnt so:

    Sicher, das Graffiti an Londener U-Bahnstationen "undenkbar" sind?

    Gemeint war jetzt schon eine vergleichbare Station, also in zentraler Lage und vor allem neu gebaut! Natürlich gibt es in London und Paris Graffiti zur Genüge, aber in der Regel nicht in exponierten Gegenden – es sei denn es sind hippe Szene-Viertel wie Shoreditch – und eher auch nicht in Stationen drin, jedenfalls nicht bei den neu errichteten. Das liegt einfach daran das man neue Stationen in diesen Städten auch mit einem neuen Sicherheitskonzept errichtet, aber in Berlin begeht man da aus Gleichgültigkeit die selben Fehler wie in der Vergangenheit. Ich bin übrigens selbst Sprüher und kenne auch Spüher in London und Paris. Der Überwachungs- und Verfolgungsdruck ist da ein anderer als in Berlin, wobei die BVG bei der Überwachung abgestellter Züge schon ziemlich aufgerüstet hat. Aber gerade was die Überwachung der Haltestellen anbelangt nimmt man es hier eher locker, Stichwort Drogenhandel in den Stationen am Kotti oder Görli.


    Zitat gekürzt.

  • Ich stelle mal die sehr wahrscheinliche These auf, dass dieses Kunstwerk extra so gestellt wurde um beschmiert zu werden. Der „KANN WEG“ Schriftzug ist auf beiden Seiten identisch perfekt, fast wie gedruckt. Und die rauhe schwarze Oberfläche ideal zum besprühen. Auch hat die Mall sich noch nie geäußert und es gibt keine offiziellen Beschwerden. Damit hat das Ding sein Ziel erreicht: Alle reden drüber;)

  • ^Ja, schon klar, aber auch da gibt es Graffiti, bzw. Schmierereien wie das Gekritzel auf dem "Kunstwerk" in eher homöopathischen Dosen und extrem selten auf Neubauten oder repräsentativen Gebäuden. Ich spreche hier ja nicht vom RAW-Gelände sondern explizit von Edge und der direkten Umgebung. Prinzipiell hätte ich übrigens nichts dagegen gehabt am Edge oder am Neubau des BHFs Warschauer Str. für Streetart bewusst Platz zu schaffen, hat man aber eben nicht.

  • Habe ich mir bei dem "Kann weg!"-Graffito auch gedacht. Somit haben wir jetzt ein konsumkritisches Kunstwerk vor einem Konsumtempel, das von (mutmaßlichen) Konsumkritikern als überflüssig markiert wurde. Das ist schon sehr postmodern...

    Was ist an dem Kunstwerk denn "konsumkritisch"? Ich persönlich habe diese "Sprungschanze" erst mal gar nicht verstanden. Es hat lange gebraucht, bis ich den Einkaufswagen als Anspielung auf einen Basketballkorb begriffen habe. Aber was ist daran genau jetzt konsumkritisch? Das, was sich der Künstler einbildet darzustellen? Wozu man erst einen Aufsatz lesen muß, um die Intentionen so zu verstehen, wie sie gewollt sind?


    Das kommt mir ähnlich "progressiv", akademisch und gewollt vor wie die intendierte "Geschlechtergerechtigkeit" einer aktuell propagierten Kunstsprache. Da muß man auch erst das richtige Bewußtsein haben, damit das Ganze irgendwie Sinn ergibt. :)


    Also, man kann diese Kunst durchaus infrage stellen und auch als Feigenblatt für ungehemmten Kommerz ansehen. Lustig wäre wohl auch ein Graffito mit dem Spruch "Ist das Kunst?" oder gleich den ganzen Spruch, wie man ihn kennt. Ich persönlich kann den Ärger über die Graffitos nicht so richtig nachvollziehen. Berlin ist nicht Tübingen. Und solange man nicht Bilder im Museum oder Baudenkmäler verunziert, kann man damit doch ganz gut leben.


    ElleDeBE Ja, watt is' denn dieses Kunstwerk nun? "Unnachvollziehbar" oder doch konkret konsumkritisch? Ich denke, es ist erst mal besser als nichts. Der Gewinn liegt hauptsächlich in der nicht zweckgerichteten Ästhetik, also im Spielerischen, Redundanten. Und der Effekt wird duch die Graffitos noch verstärkt.


    Noch etwas zum Hochhaus The Edge: Ich finde den Bau grundsätzlich gelungen. Er wirkt auf mich aber etwas mutlos. So, als ob man sich ein bißchen was getraut hat, aber letztlich doch kein Risiko eingehen wollte. Mehr Strahlkraft und Einzigartigkeit hätte das Hochhaus für mich, wenn man es noch minimal differenziert hätte. Also das letzte Segment entlang der "Treppe" (also nach schräg oben) ein oder zwei Meter verschoben hätte. Vielleicht auch nur waagerecht. So würde der Turm stilvoller und nicht so simpel aussehen. Es würde auch zur Grundaussage des Turms passen, wenn man das letzte Segment minimal verschiebt. Auf diesem Bild von Prinz Ali sieht man es ganz gut:


    20230905_092611821_iousi5d.jpg


    Also nur minimal. Ein Meter oder etwas mehr würde vermutlich schon ausreichen. Dann hätte das Gebäude das gewisse Etwas, das es über das normale Maß hinausheben würde. Und es würde auch so etwas wie einen Setback andeuten, auch wenn es kein richtiger wäre. Aber man würde damit über die normale stupide Hochhausästhetik (Quader) hinausgehen.


    Noch eine Anekdote: Vor ein paar Monaten bin ich mal zufällig die Warschauer Brücke langgelaufen Richtung Westen. Das Gebäude war da de facto schon fertig. Aber es hatten sich trotzdem ein paar typische Friedrichshainer Gutmenschen dort versammelt und demonstrierten mit Transparenten wie "Fight the tower" und kamen sich dabei wohl moralisch mächtig toll vor. Da fragt man sich, was an diesem Turm oder Amazon so schlimm sein bzw. was solch ein Protest noch bringen soll. Wer das Unternehmen nicht fördern will, kann ja kritisch konsumieren und sich von dem tollen Kunstwerk an der Mall inspirieren lassen. :) So ein Protest scheint mir jedenfalls ziemlich albern.

  • ElleDeBE Ja, watt is' denn dieses Kunstwerk nun? "Unnachvollziehbar" oder doch konkret konsumkritisch?


    Stellst Du mir die Frage? Obwohl ich dieses Kunstwerk weder als konsumkritisch noch als unnachvollziehbar bezeichnet habe? 8o

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  • Nein, ich stelle dir nicht die Frage. Dein Name hat sich nur zufällig in meinen Beitrag verirrt. Und es ist ja auch sehr wahrscheinlich, daß ich mir die Sache mit dem unnachvollziehbar einfach nur ausdenke und schlicht zu doof bin, um anderer Leute Aussagen zu erfassen.


    Sorry, aber ich mag‘s gerne satirisch. Ganz allgemein sollte man jedenfalls immer darauf achten, daß man es sich nicht zu leicht macht mit der Gegenposition. Da blüht schnell mal die Phantasie.


    Man muß schon ziemlich spitzfindig sein, wenn man sich so aus der Affäre zieht wie du. Denn du redest ja über das Wesen moderner Kunst, und der Anlaß ist diese Sprungschanze am Einkaufszentrum. Deine Aussagen ergeben wenig Sinn, wenn du sie nicht auch auf dieses „Mahnmal“ beziehst. Daß du das Kunstwerk als konsumkritisch bezeichnest, habe ich auch nicht behauptet. Ich habe es nur als Gegenpol zu der von dir postulierten Unnachvollziehbarkeit erwähnt.


    Was ist denn der Grund, warum du dich derartig kreativ aus der Affäre ziehst? Hab‘ ich dich etwa kalt erwischt? Wir müssen dieses Kunstdingens ja nicht weiter ausdiskutieren. Aber das Kunstwerk gehört ja nun mal zu dem Gesamtkomplex. Über die Sinnhaftigkeit und Nachvollziehbarkeit dieser Sprungschanze kann man durchaus streiten.

  • Schönes wuchtiges Ding, der Turm. Die Massivität kommt an dieser vom Straßenbild sonst eher konfusen Ecke ganz gut. Ein oder zwei weitere Segmente obendrauf hätten mich auch nicht gestört.


    Als Bonus kommt hinzu, dass er die Hässlichkeit der Mall erheblich entschärft bzw. versteckt, zumindest aus dieser Perspektive.

  • Der Turm ist symbolisch eine Dominanz Geste des US-Konzerns Amazon gegenüber dem Nachbarturm. Er ist nicht von ungefähr höher als das Hochhaus vom dt. E-Commerce Spieler Zalando. Wenn man die Symbolik Interpretation noch weiter vorantreibt könnte man zum Schluss kommen, dass der US-Internet-Hegemon ins populäre Friedrichshain der Clubkultur gekommen ist um die Gegend zu unterjochen.


    Wenn ich könnte würde ich das Amazon-Ding sprengen.

  • Sind beide nicht nur Mieter?


    Keiner der beiden Konzerne hat die Türme in Auftrag gegeben?


    Davon abgesehen ist das Edge mal wieder ein typischer BIG... Eine Idee, minimalaufwendig umgesetzt... wie der Omniturm, man sieht was die Idee war, aber beeindruckend, oder überzeugend finde ich das nicht. Uninspirierte Fassade, kaum Gespür für die Lokalität und am Ende nur Copy and Paste eines 300m Turmes in New York.


    Vielleicht hat der Typ eine Vision, aber ein Renzo Piano oder ein Kenzō Tange wird aus ihm nicht mehr.


    Sorry für den Rant...

  • Zum Sprengen ist es heute ja traurigerweise die richtige Zeit.

    Könntest du kurz erläutern, was du damit meinst?


    Arty Deco


    Dein Beitrag wirkt auf mich leicht satirisch. Wie will Amazon die Gegend denn "unterjochen"? Für die Clubkultur in Friedrichshain ist die Verlängerung der A100 vermutlich wesentlich bedrohlicher.


    Grundsätzlich kann ich verstehen, daß man aus Berlin kein Frankfurt am Main machen möchte, daß es nicht zu kommerziell und konventionell werden sollte. Aber der Turm ist für mich kein Problem, solange es nur bei dieser einen Dominanzgeste bleibt. Ich finde, er macht eine gute Figur in der Gegend und schenkt ihr den nötigen Schuß Moderne. Denn ansonsten sieht es dort doch ziemlich "alt" aus, strahlt noch viel von alten DDR-Zeiten aus. Ohne den Turm sähe die Gegend für mich deutlich langweiliger aus. Er gibt ihr ein Gesicht und steht nicht in irgendeiner Ecke rum.


    Da finde ich das Aussehen der Mall viel problematischer.

  • In dem Amazon Tower arbeiten mehrere Tausend Leute. Die wollen alle Wohnungen im Kiez drumherum.


    Nebenbei: Ich bin grundsätzlich für Hochhausbau, für wirtschaftliche Entwicklung. Nur nicht für diesen speziellen Mieter, der womöglich auch noch einige IT-Arbeiter abzieht. So wie es Apple und Meta in München tun.


    Außerdem befürworte ich Bau- und Lebensqualität mit klassischen Elementen. Deshalb wirkt der Turm auf mich zu kalt, zu frankfurterisch. Wenn man das gesamte Areal von Ostbahnhof bis Warschauer Brücke anschaut muss man konstatieren, dass dort viel grauer, seelenloser Klötzchen-Mist gebaut wurde.


    Sinnlos-Zitat gelöscht.

  • Arty Deco

    ist es wirklich so schwer, zu unterscheiden zwischen einem Gebäude und dessen Nutzer? Natürlich dominiert dieser Turm seine Umgebung, aber das ist nicht das Bestreben des Nutzers sondern liegt im Wesen der architektonischen Geste. Würde sich dort ganz unschuldig irgendeine Ansammlung vieler kleienr Büros, Anwaltskanzleien, Werbeagenturen und sonstwas einmieten, ändert sich dadurch nichts an der architektonischen Wirkung.

    Abgesehen davon gehen die Argumente ziemlich durcheinander: seelenloser Klötzchen-Mist und zu frankfurterisch. Wenn ich mir die vielfältigen Hochhäuser der letzten Jahre in Frankfurt anschaue, ist das irgendwie ein Wiederspruch.

  • ^^ Es sollte eine Anspielung auf die Nachrichtenlage sein. Sprengfantasien gerade jetzt kundzutun, finde ich völlig niveaulos.


    Ein User hier zieht ja bekanntlich in peinlich selbstgefälliger Form vom Leder und spielt sich als Kosmopolit auf, der auf uns arme Würstchen in Berlin herabschaut.


    Jeder darf sich mal aufregen und seinen Unmut über etwas bekunden, aber hier fehlt dem Gemotze über jedes einzelne Bauwerk vom Mittelalter bis zum Edge Eastside nun wirklich jede Substanz.

  • ^ Unkorrekt. Ich bin der derjenige hier im Forum, der am lautesten jubelt, wenn Klasse geschaffen wird. Das ist nur in Berlin im Vergleich zu anderen Weltstädten selten der Fall. Ich habe einen auf Blick hochwertige Architekturzeitschriften und sehe was sich anderswo tut. Architektur aus Berlin und Deutschland wird seit 2 Jahrzehnten nirgendwo gefeiert oder gewürdigt. Zu Recht.


    Die größte Schwäche des Edge ist wohl sein Sockel, der gleichsam oll und instabil wirkt. Durch den geringen Umfang sieht es so aus als wurde dort nicht zu Ende gebaut.


    Unsinniges Zitat des Vorposts gelöscht.

    Einmal editiert, zuletzt von Arty Deco ()

  • ... Die wollen alle Wohnungen im Kiez drumherum. ..

    Das ist doch Quatsch! Nicht alle Angestellten wollen in diesem versifften Graffiti Kiez leben, speziell leitende Angestellte. Ich kenne sogar einige die dort in der Ecke arbeiten. Die nehmen alle die S-Bahn Richtung Westen!

  • Nicht alle Angestellten wollen in diesem versifften Graffiti Kiez leben, speziell leitende Angestellte.

    Ja, für Bessermenschen ist der dortige Slum natürlich nicht zumutbar! Im Ernst: Natürlich ist es Unfug zu sagen, alle Büroinsassen aus dem Turm würden direkt in die Umgebung ziehen. So eine Riesenbelegschaft verteilt sich über die ganze Stadt.


    Genau so irrig ist aber die Annahme, das südliche Friedrichshain wäre "versifft" und, so klingt es, "Unterschichts"-Gebiet. Klar gibt es dort mehr Graffiti als in Charlottenburg. Aber es ist auch eine attraktive, lebendige Umgebung mit zahllosen Restaurants und Geschäften. Entsprechend steigt das Preisniveau (sehr zum Leidwesen der Alteingesessenen). Das Freudenberg-Areal etwa dürfte für kaum jemanden erschwinglich sein, der nicht irgendwo leitend tätig ist. Oder wie wäre es mit diesem 2,8-Mio.-Penthouse in der Warschauer Straße, nur ein paar hundert Meter vom Edge entfernt?

    Ich kenne sogar einige die dort in der Ecke arbeiten. Die nehmen alle die S-Bahn Richtung Westen!

    Ach, keiner nach Prenzlauer Berg? Ist auch dort das Leben für Leitende unerträglich? Ich halte es für möglich, dass Dein Bild von Berlin einem Nahumfeld-Bias unterliegt. Ich zum Beispiel arbeite in Mitte und nehme jeden Tag die S-Bahn Richtung Osten. Soll es geben.