Hochhaus „EDGE East Side“ + „East Side Mall“ (140 m | in Bau)

  • Rhetorische Frage? Die Hauptvorwürfe sind ja ziemlich bekannt und ...

    Nein die Frage war nicht rhetorisch.

    Ich hätte hier im Bezug auf die Kritik an dem Mieter des Bauprojektes so was Wohnraumverdrängung erwartet, es ist aber doch nur wieder plumpe Kapitalismuskritik und Klassenkampf. Ich weiss nicht ob man damit noch eine bürgerliche Mehrheit in diesem Land erreicht.

  • Das heißt also die von ElleDeBe aufgeführten Kritikpunkte sind für Dich im Prinzip OK und sie zu thematisieren nur "plumpe Kapitalismuskritik und Klassenkampf", was um des lieben neoliberalen Friedens willen doch besser zu unterbleiben hat?

  • Das heißt also die von ElleDeBe aufgeführten Kritikpunkte sind für Dich im Prinzip OK und sie zu thematisieren nur "plumpe Kapitalismuskritik und Klassenkampf", was um des lieben neoliberalen Friedens willen doch besser zu unterbleiben hat?

    Ich verstehe nicht was diese Kritikpunkte am Unternehmen mit dem Bau des Turms zu tun haben? Wenn Amazon dann in Brandenburg eine riesige Fläche versiegelt, weil man dann eben keine Lust mehr auf "Kapitalismuskritiker" hat - ist das besser?


    Die Kritik ist doch - wenn man das mal in einem Satz sagen möchte: "Wir wollen das ihr keinen Turm baut, weil Alexa mir evtl. beim auf der Couch hocken zusieht und das verletzt meine Privatsphäre und außerdem habe ich gehört das Mitarbeiter nicht gut behandelt werden und überhaupt mi mi mi".


    Man muss hier mal zwischen Architektur / Stadtentwicklung und Kritik an einem Konzern unterscheiden.

  • Es gibt keine bürgerliche Mehrheit in diesem Land. Es sei denn, mann behauptet die AfD sei bürgerlich.

    Du vergisst hier Nicht-Wähler - die haben die absolute Mehrheit. Und interessieren sich womöglich nicht für Politik generell, aber für lokale Entscheidungen die ihr Leben gefühlt stärker beeinflussen, als wer der künftige Außenminister wird. Und da gibt es sicherlich viel Bürgerliche.

  • Das heißt also die von ElleDeBe aufgeführten Kritikpunkte sind für Dich im Prinzip OK und sie zu thematisieren nur "plumpe Kapitalismuskritik und Klassenkampf", was um des lieben neoliberalen Friedens willen doch besser zu unterbleiben hat?

    Nein diese Punkte sind nicht okay...das unterstellst du mir ja hier einfach mal so. Okay, gut...du fragst noch.

    Aber ich frage mich was diese Punkte als Grund zur Verhinderung des Turms zu tun haben sollen.

    Es ist ein Mieter der dort einzieht, es könnte aber auch ein anderer sein.


    Um was geht's denn nun? Um den Turm oder um potenzielle Mieter die unserer feinen Deutschen Moral gerecht werden müssen?


    Und um auf die Punkte noch mal einzugehen:

    • Kritik an Arbeitsbedingungen - es arbeiten dort trotzdem 1000e Angestellte
    • Marktmachtmissbrauch - es kaufen dort trotzdem Millionen Kunden
    • Unlauterer Wettbewerb - es betreiben innerhalb Amazons trotzdem 1000e einen Händlershop
    • Steuervermeidung - ist keine Straftat, allenfalls moralisch bedenklich, macht jeder wenn er es kann
    • Vernichtung neuwertiger Produkte - halte ich für ein unkonkretes Gerücht
    • Überwachung/heimliche Aufnahmen der Amazon „Cloud Cam“, Amazon Echo «Alexa» - dennoch haben es Millionen Kunden freiwillig in ihren Wohnungen stehen

    Besonders wir Deutschen mit unserer blütenweissen Vergangenheit haben natürlich das größte Recht dazu alles und jeden von Aussen durch das Monokel unserer feinen Moral zu beurteilen und zu bewerten. Das gefundene Haar in der Suppe muss dann für alles her halten was einem selbst nicht schmeckt.


    Die meisten der genannten "Kritikpunkte" liessen sich politisch lösen, man ist aber lieber damit beschäftigt einer ganzen Branche so was wie der Bonpflicht über zu helfen und das ausgerechnet aus dem politischen Lager, welches die oben genannten Kritikpunkte ja am ehesten zur Lösung auf der Agenda stehen haben müsste. Und dann wundert man sich dass es statt Bäckereien irgendwann nur noch Kaffeehäuser des anderen amerikanischen Großkonzerns aus Seattle gibt....übrigens...weitere Neu-Eröffnung in den nächsten Tagen keine 50 Meter von der Baustelle des EDGE EastSide entfernt.


    Dennoch wüsste ich gern was all das mit der Errichtung oder erhofften Nicht-Errichtung des Gebäudes zu tun haben soll?

  • Architektenkind OT: Auch Klischees haben teilweise leider einen gewissen wahren Kern (natürlich nicht pauschal, so etwas wie doofe Blondinen oder faule Ausländer zähle ich da definitiv nicht dazu!). Wie gesagt gibt es sogar Datenbelege zu dem Thema Vielflieger (wobei mir immerhin die Ehrlichkeit der Befragten Respekt abverlangt).


    BTT: Analog entbehert es hier nicht einer gewissen Ironie, wenn ausgerechnet Twitterprofis und 'Tech-Arbeiter' (herrliches Labeling!) die Nachbarschaft vor dem nächsten bösen Tech-Giganten und somit logischerweise zuallererst vor weiteren Tech-Arbeitern wie sie selbst es sind bewahren möchten. Vielleicht profitiert als Kolateralnutzen auch wirklich die ein oder andere nette Omi davon. Aber wenn man in Deinem Bild bleibt, haben genau diese Leute zuvor die ein oder andere ebenso alte, nette und schützenswerte Nachbarin verdrängt oder verhindert, dass auch Kinder und Enkel dieser Omi in der Nähe eine Wohnung finden.


    Noch kurz zum Namen: 'Amazon-Tower' bzw -Turm stammt mE nicht von Edge oder Amazon selbst. Den Medien hingegen dürfte es nur Recht sein, zu polarisieren und den Aktivisten Munition zu liefern. So gibt es wiederum mehr Futter für ihre Artikel.


    ElleDeBE: Ich persönlich finde Amazon auch nicht sympathisch (vermutlich kann man das auch nur schwer). Da ich zudem gerade Buchhandlungen schätze, bestelle ich bei Neuware seit jeher alles erhältliche dorthin und kaufe auch sonst möglichst in den Geschäften vor Ort ein. Amazon nutzen wir vielleicht 2, 3, 4 mal pro Jahr, ähnlich oft auch noch eBay. Das ist kein Totalboykott aber zumindest eine bewusste Steuerung der eigenen Kaufkraft.


    Aber gleichzeitig würde ich Regent doch weitgehend zustimmen, dass man das nicht komplett schwarzweiß malen sollte. Die großen Fische nutzen vielleicht härtere Bandagen aber im Grunde wirken dieselben Mechanismen (Personalkosten, Steuervermeidung, Wissen und Kontrolle in Bezug auf die Kunden...) überall auf dem Markt und große Arbeitgeber geraten bei Fehlverhalten durch Gewerkschaften und vielfache Überwachung auch deutlich schneller in die Kritik und werden zu Änderungen gezwungen. Das ist für mich auch kein billiger Whataboutism, sondern eine komplett realistische Einordnung. Viele Menschen versuchen bestimmt schon, ihren Konsum auch nach ethischen Grundsätzen auszurichten, aber da wird sicherlich auch sehr viel Augenwischerei betrieben.

  • Aber ich frage mich was diese Punkte als Grund zur Verhinderung des Turms zu tun haben sollen.

    Davon war doch gar nicht Rede! Du hattest gefragt, inwiefern Amazon ein problematischer Konzern sei und ich habe einige Kritikpunkte angeführt, die Deine Frage beantworten.

    Aber gleichzeitig würde ich Regent doch weitgehend zustimmen, dass man das nicht komplett schwarzweiß malen sollte.

    Auch hier: Das war eine konkrete Antwort auf die konkrete Frage von Ostkreuz und kein Versuch einer umfassenden Beschreibung Amazons oder gar der des gesamten Handels.

  • @Ostkreuzblog:

    Mein Einwand hat nichts mit dem Bau des Turms zu tun, sondern mit Deinem Einwand gegenüber Archtitektenkinds Einschätzung von Amazon als "problematisches" Unternehmen.

    Den Bau des Turms finde ich unproblematisch, Amazon als Unternehmen finde ich aber sehr wohl problematisch, vor allem weil das Geschäftsmodell dieses Unternehmens den klassischen Einzelhandel in Innenstädten bedroht, und damit einen wesentlichen Anker des Modells der lebendigen und lebenswerten europäischen Stadt mit allen weiteren sozialen und kulturellen Qualitäten.

    Desweiteren stört mich der Dumpingansatz, als Online-Händler seinen Angestellten keine Handelstariflöhne zu bezahlen und damit unlauteren Wettbewerb gegenüber dem stationären Handel zu praktizieren, und die Tatsache dass die Flotte von Lieferfahrzeugen kostenfrei öffentlichen Raum belegt, in der Regel durch vollkommen anarchisches Wild- und Falschparken in 2. Reihe oder auf Radstreifen auffällt und damit mir als Radfahrer nicht nur das Leben schwer macht, sondern mich regelmäßig in lebensgefährliche Situationen bringt, vom Schadstoffaustoß der Lieferkisten ganz zu schweigen.

    Zudem fließen die Gewinne weitgehend unversteuert ins Ausland ab und konzentrieren sich bei einem einzelnen Individuum, das Gegenteil von lokaler Wertschöpfung und auf Dauer ökonomischer und kultureller Selbstmord (s.o. europäische Stadt).

  • Du vergisst hier Nicht-Wähler - die haben die absolute Mehrheit. Und interessieren sich womöglich nicht für Politik generell, aber für lokale Entscheidungen die ihr Leben gefühlt stärker beeinflussen, als wer der künftige Außenminister wird. Und da gibt es sicherlich viel Bürgerliche.

    Eine Behauptung, die Du nicht belegen kannst. Vielleicht gibt es ja ein Mehrheit an Sozen. Ich weiß es nicht. Und Du auch nicht.

  • Es geht in diesem Thread ja kaum mehr um Architektur und Städtebau.


    Zum einen finde ich das schade. Zum anderen ist der gesellschaftliche Aspekt von Unternehmen wie Amazon, Zalando und etc. schon interessant. Richard David Precht argumentiert, die Onlinehändler würden die Innenstädte veröden und es sei eine gesellschaftliche bzw. politische Aufgabe der Verödung von Innenstädten etwas entgegenzusetzen, Lebensräume zu schützen. So fordert er eine Erhöhung der Mehrwertsteuer für den Onlinehandel. In einer Sendung von Lanz durfte er zu Wort kommen, falls es hier interessiert. Link

    Von den Gegenern des Amazonturms wird Seattle (und auch die San Francisco Bay Area) als abschreckene Beispiele aufgeführt. Seattle als Zentrale von Amazon hat in der Tat große Probleme. Dort können sich die Ernas und Ottos Normalverbraucher oft keine Wohnungen mehr leisten, obwohl sie arbeiten gehen. Ein Bericht der Zeit zum Thema: Link

    So habe ich persönlich mit dem Geschäftsmodell von Amazon schon meine Probleme. Und gleichzeitig bin ich für den Turm. Den Turm zu bekämpfen ist für mich der falsche Ansatz, bei einer gleichzeitigen bestehenden Notwendigkeit für einen Ansatz.

  • ^

    Also bitte nicht falsch verstehen.

    Ich bin nicht dabei das "Verhalten" Amazons schön zu reden oder zum non plus ultra hochzujazzen.

    Kritik muss sein.


    Aber, es kann nicht sein, dass die zu kritisierenden Punkte dafür her genommen werden um eigentlich andere private eigenwirtschaftliche Interessen durchzusetzen.


    Wenn man nun meint man müsse den Turm verhindern, weil er Wohnungen in der Umgebung teuerer macht und das mit der schlechten Entlohnung der Mitarbeiter des mietenden Konzerns verargumentiert, dann ist das ganz schön schwach und auf dem Rücken anderer für die sich gar nichts ändert ausgetragen.


    Mich stört an diesen Debatten diese absolute Kompromisslosigkeit und die Unfähigkeit aufeinander zuzugehen und das ganze als demokratischen Prozess zu verstehen.

    Da wird eben einfach in der Kiste der Argumente gekramt, alles zusammengetragen und das muss und soll dann ausreichen um etwas zu 100% aus der Welt zu schaffen.


    So, wird das aber nicht funktionieren. Das ist nach meinem Verständnis kein Prozess wie er in Demokratien ablaufen sollte.


    Der Turm hat nun seine gültige Baugenehmigung und es wird aktuell wenn ich aus dem Fenster schaue auch dran gebaut.

    Es lässt sich nicht mehr viel verhindern. Die jetzt aufflammende Kritik kommt etwas zu spät und wird wohlmöglich wieder in Gewalt und Vandalismus münden. Und dafür wird dann erst Recht niemand mehr Verständnis aufbringen. Der eigentliche demokratische Prozess wird dann zum Strohfeuer.

  • Ich bin froh das der Turm nun nach langen und offnen Abstimmungen und Gesprächen aller Beteiligten gebaut wird und nicht mehr verhindert werden kann. Die Gegner scheinen dagegen selbst nicht gern mit offenen Karten zu spielen. Auf ihrer Webseite gibt es zum Beispiel kein bei uns gesetzlich vorgeschriebenes Impressum und das die Seite in Panama regestriert ist zeigt auch das die Gegner nicht an Offenheit und wirklichen Gesprächen mit den Beteiligten interssiert sind sondern ehr die Konfrontation und Provokation suchen. Zum Glück ohne weitere Wirkung auf das stattfindende Baugeschehen.


    https://www.whois.com/whois/berlinvsamazon.com

  • @Ostkreuzblog Ich glaube, Du verstehst hier was falsch. Der Ausgang der ganzen Debatte war Camondos These, dass die Benennung nach Amazon den Protesten Auftrieb verschafft hat. Ich glaube, niemand hier im Forum hat wegen Amazon gegen den Turm argumentiert.


    Und wenn es Dir am Aufeinander-Zugehen liegt, solltest Du schlichte, sachliche Aufzählungen, nach denen Du selbst gefragt hast, nicht als "plumpe Kapitalismuskritik und Klassenkampf" abkanzeln.

  • Ich finde, man sollte die Berliner Bauordnung ergänzen um eine Vorschrift etwa dieser Art:


    "Bauliche Anlagen sind öffentlich, z.B. zum Zwecke der Vermarktung oder Bewerbung, so zu bezeichnen, dass der Name Ausdruck anständiger Baugesinnung ist. Unethische, rassistische, sexistische und sonstige mit sozialen Unwerturteilen belegte Namen dürfen nicht verwendet werden; auf die moralischen Vorstellungen der billig und gerecht denkenden Bevölkerung ist Rücksicht zu nehmen.


    Verstöße gegen das Gebot der anständigen Namensgebung werden mit Bußgeldern bis zu 500.000 € geahndet,"


    Sowas ähnliches gabs schon mal, liegt aber 83 Jahre zurück.

  • Den Bau des Turms finde ich unproblematisch, Amazon als Unternehmen finde ich aber sehr wohl problematisch, vor allem weil das Geschäftsmodell dieses Unternehmens den klassischen Einzelhandel in Innenstädten bedroht, und damit einen wesentlichen Anker des Modells der lebendigen und lebenswerten europäischen Stadt mit allen weiteren sozialen und kulturellen Qualitäten.

    Das ganze Anschutz-Areal besteht aus solchen Unternehmen (Zalando?), aber Amazon ist jetzt eben das billige Opfer, obwohl gefühlt mittlerweile jeder bei Zalando, Amazon, Lieferando und Konsorten bestellt. Es ist immer die Nachfrage die solche Unternehmen groß machen und die scheint gigantisch zu sein. Da frage ich mich immer wer da eigentlich jedesmal protestiert (zB Klima). :-p

    Deshalb würde ich schon eher vermuten, dass es gegen den Turm geht und nicht Amazon.

  • Jeder aufmerksamkeitsgierige Durchschnitts-Hannes kann heute mit wenigen Mausklicks irgendeine "Anti-whatever" Webseite oder Gruppe erstellen. Was soll dieser möchtegern volksrevolutionäre Protest überhaupt bewirken? Wir verjagen Google, Amazon und Tesla aus Berlin, verhindern den Edge-Tower und dann? Dann färbt sich der Himmel blau, die Bäume werden wieder grün und die Stadt kann wieder atmen, weil die sinistren Unterdrückerfirmen aus dem Illuminatenstaat ihren Zauberbann nicht mehr wirken können oder wie. Eine Gegenbewegung, die rechtsgültige Baugenehmigungen verhindern will und noch nicht einmal ein realistisches Alternativkonzept vorlegen kann, hat überhaupt nicht ernsthaft im Gespräch zu sein. Vielleicht sollte man dem ganzen die Aufmerksamkeit geben, die es verdient hat.


    Weil ich das Argument immer lese, dass Amazon keine oder wenig Steuern zahlt. Wenn man das anführt, muss man auch anführen, dass BMW, MB, Bosch und co. in den USA auch wenig Steuern zahlen. ;) Setzt man Amazon die Steuern hoch, setzen die USA die Steuern auf unsere Produkte hoch. Das gilt insbesondere seit Trump und man muss wissen, dass Amazon sehr(!) eng mit den amerikanischen Behörden zusammenarbeitet und die amerikanischen Behörden wiederrum sehr eng mit unseren Behörden, z.B. wenn es um Terrorbekämpfung geht.

    3 Mal editiert, zuletzt von Berlinier ()

  • Hier gehen auch kurz vor Weihnachten die Arbeiten an den Schlitzwänden weiter voran.


    1. Für das abgepumpte Erdmaterial aus der Separationsanlage hat man ein kleines provisorisches Becken hergestellt. Von hier wird das Material auf LKW verladen.

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    2. Das Erdmaterial aus der Separationsanlage. Der Rest ist Bentonit und wird in den Meteralskreislauf zurückgeführt.

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    3. Ziemlich klein fühlt man sich wenn man erst ein mal direkt vor so einem gigantischen Schlitzwandgreifer steht.

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