Senckenberg Gesellschaft baut um und erweitert (seit 2014)

  • Auch wenn man es gar nicht dokumentieren mag, hier Bilder der "Verpackungsaktion".
    Was für ein Unsinn, braucht man nicht, will man nicht und es sieht mit Verlaub: "Besch... aus".


    Sogar den T-Rex hat man in buntes Toilettenpapier gewickelt:


    Bilder gross klickbar





    Fundraising-Kampagne Senckenberg Museum by Pix-elist, auf Flickr


    Bilder: Adama


    P.S.:
    Wie ich dort in einem Gespräch erfahren habe, hat sich das Denkmalschutzamt wohl ziemlich quer gestellt (was an sich schon ein Witz ist bei dieser Aktion und bei den Umbaumaßnahmen denen man zugestimmt hat) und die "Aktion" dann voller Gnaden wohl für eine Woche genehmigt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Adama () aus folgendem Grund: noch ein weiteres Bild hinzugefügt

  • Ernsthaft? Für dieses temporäre und harmlose "schmücken" stellt sich das Denkmalamt quer und wenn ein Kulturbau dauerhaft und gründlich verschandelt wird, schauen die nur zu?
    Na wenigstens scheinen die ein gehörig schlechtes Gewissen zu haben, anders kann ich mir das symbolische querstellen, nachdem alles zu spät ist, nicht erklären...

  • Mir schien da auch immer, dass der Hessische Denkmalschutz offenbar das eigene Denkmalschutzgesetz nicht kennt.


    So heißt es schon in § 2 Abs. 2 Nr. 1 Hessisches Denkmalschutzgesetz:

    Kulturdenkmäler sind ferner Straßen-, Platz- und Ortsbilder einschließlich der mit ihnen verbundenen Pflanzen, Frei- und Wasserflächen, an deren Erhaltung insgesamt aus künstlerischen oder geschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse besteht (Gesamtanlagen). Nicht erforderlich ist, dass jeder einzelne Teil der Gesamtanlage ein Kulturdenkmal darstellt.


    Am öffentlichen Interesse der Erhaltung des weltbekannten Senckenberg-Geländes (geschichtliche Gründe) konnte eigentlich kein Zweifel bestehen. Wo doch die krassen Umbauten an einzelnen Bauten der Gesamtanlage der Senckenberg Gesellschaft immer damit gerechtfertigt wurden, dass einzelne Bauten gar nicht unter Denkmalschutz stünden. Wie man direkt aus dem Gesetz ablesen kann - siehe oben - ist das aber gar nicht notwendig, um auch diese aktiv mit Denkmalschutz zu erhalten.


    In § 16 Abs. 3 Satz 1 ist dann auch vom Gesetzgeber eine Anforderung an die Genehmigung von Maßnahmen an just solch einer Gesamtanlage formuliert:


    Die Genehmigung soll nur erteilt werden, wenn überwiegende Gründe des Gemeinwohls dem nicht entgegenstehen. Eine Maßnahme an einer Gesamtanlage (§ 2 Abs. 2 Nr. 1) ist zu genehmigen, wenn sie deren historisches Erscheinungsbild nur unerheblich oder nur vorübergehend beeinträchtigt.


    Senckenberg hätte nichts dagegen machen können, wenn der Denkmalschutz die massiven Eingriffe durch Kulkas Entwurf schlicht untersagt hätte. Die gesetzliche Handhabe hätte der Denkmalschutz gehabt. Sich nun restriktiv gegenüber einer harmlosen PR Aktion zu geben erweckt in der Tat den Eindruck, als ob man sich beim Denkmalschutz sagt "Was haben wir da nur zugelassen!".


    Bitter daran ist natürlich auch, dass der Denkmalschutz des verbleibenden, noch nicht "modernisierten" Bereiches damit umso schwieriger ist, man kann ja nun nicht mehr auf eine harmonische Gesamtanlage verweisen, selbst wenn nicht jeder Teil der Gesamtanlage für sich genommen ein Kulturdenkmal ist ging das ja zuvor über den Kniff der "Gesamtanlage", die hier natürlich eindeutig gegeben ist bei diesem zusammenhängenden Senckenberg-Gelände. Oder besser gesagt: war.


    Ist das eigentlich Thema in der Regionalpolitik? Werden da von Bürgern Konsequenzen gefordert o. ä.? Oder wird das einfach schulterzuckend hingenommen vom Bürger?

  • PS: IMHO wurden auch öffentlich geäußerte Ankündigungen nicht eingehalten, so wird der Landesdenkmalpfleger neben einigen anderen Dingen, die zum Stirnrunzeln anregen, in einem FAZ Artikel indirekt mit den Worten zitiert


    Außerdem werde die Farbe des Dachs noch auf den hellen, sandfarbenen Putz des Altbaus abgestimmt. Das wirke später nicht mehr so kahl wie auf den Visualisierungen des Architekten.


    (http://www.faz.net/aktuell/rhe…kmalpfleger-12770831.html). Wo wurde denn die Farbe des Dachs auf den sandfarbenen Putz des Altbaus abgestimmt? Es sieht ganz exakt genauso kahl wie auf den Visualisierungen des Architekten aus! En passant hat der Landesdenkmalpfleger süffisanterweise damit sogar eingeräumt, dass er den Entwurf selbst auch "kahl" findet.


    Der Kommunalpolitik Frankfurts muss man da durchaus einen Vorwurf machen, ihre Bedenken nicht geäußert zu haben, die offenbar durchaus vorhanden waren, so heißt es im FAZ Artikel (s. o.) weiter:

    Siefert traut sich nicht, den Argumenten der Denkmalpfleger zu widersprechen. „Wenn die Fachleute sagen, alles ist super, wie will man dann noch argumentieren?“, fragt er. Und er sagt dann doch noch deutlich: „Wie man das Gebäude so zurichten kann, ist mir unklar.“


    Der Artikel ist von Anfang 2014! Man hätte da noch intervenieren können!


    Und zuletzt noch etwas "Eigenwerbung" für unsere kleine Gemeinde hier, die FAZ zitiert tatsächlich das DAF (man sehe selbst), weswegen ich auch glaube, dass der Artikel damals hier irgendwo im Forum schonmal verlinkt wurde. Aber nun nachträglich nochmal darauf zu blicken gibt dem schon einen sehr üblen Nachgeschmack des "wir haben es doch gleich gesagt!". Manchmal will man eigentlich gar nicht recht behalten...


    Bei der Lektüre dieses alten FAZ Artikels fragte ich mich auch, wenn es der Landesdenkmalpfleger gar nicht so toll findet, siehe das "herausgerutschte" Eingeständnis der Entwurf sei "kahl", wenn Lokalpolitiker mit Unverständnis reagieren aber frei bekunden sich nur nicht zu trauen gegen den intellektuellen Wortschwall von "Fachleuten" zu argumentieren, wer hat diesen Umbau eigentlich überhaupt gewollt? Und mit dieser Frage war ich irgendwie an die alte Geschichte von "des Kaisers neuen Kleidern" erinnert. Keiner wollte zugeben, dass der Kaiser einfach nur nackt ist, denn damit, so dachte jeder, würde man ja eingestehen, dass man nichts von Mode verstünde und ja überhaupt einen ordinären Geschmack habe. Der Kaiser analog. Bis ein ehrlicher Kindermund das Schweigen brach und allen die Augen aufgingen. Diese ehrliche Stimme unverstellten Blicks funktioniert aber offenbar nur in alten Märchen, in der wahren Welt denken die Kaiser gar nicht daran einzugestehen, in Wahrheit einfach nur nackt (oder "kahl") zu sein.

  • Du erwähnst die Lokalpolitik....ich denke das hier wohl die Quelle des Übels gelegen haben mag (auch wenn ich vom Rheinland aus nix von der Frankfurter Lokalpolitik mitbekomme).
    Da die Denkmalschutzbehörde dem Magistrat untersteht, stehen die Denkmalschützer mitten im Minengebiet des politischen Gehackes....Das Senckenberg-Institut ist sicherlich bestens vernetzt und kann erheblichen Druck auf die Verwaltung ausüben.
    Selbst wenn die Denkmalschützer es rechtlich gekonnt hätten: Offenbar hatte man nicht genug Rückenmuskulatur um hier Widerstand zu leisten.
    Mit gestrengem Blick die Pseudo-Christo-Packband-Aktion auf eine Woche zu beschränken liegt hier wohl eher im Rahmen der Möglichkeiten....
    Würde ich in einer Denkmalschutzbehörde arbeiten, müsste ich wohl löffelweise Antideppressiva in mich reinschaufeln! Den Job will ich echt nicht haben...

  • Denkmalschutz

    Es ist tatsächlich traurig was mit dem Senckenberg passiert ist. Für das Geld, was dort investiert wurde hätte man auch sicher den Vorkriegszustand wieder herstellen können.
    Aber wer Kulka und die von ihm (mit)verfassten Bücher kennt, der weiß, was er zu erwarten hat. Ornamente sind nicht so sein Ding ;)
    Das, was der Denkmalschutz am ehemaligen Bundesrechnungshof verlangt, ist im Hinblick auf das Senckenberg Museum einfach nur noch eine Farce. Mit viel Aufwand wird hier eine Wand aus gelben Ziegeln erhalten, während dem Senckenberg-Museum so ein plumper Helm aufgesetzt werden darf. :nono:

  • Nachdem dieser mein Beitrag in den Ich-soll-hier-nicht-nix-sagen-Sammelthread verschoben wurde:


    Aktueller Stand der Aufstockung des Jügelhauses von der Jügelstraße aus gesehen:


    Die weiße Farbe ist sicher schon bestellt... :doof:


    Muß ich noch etwas Fleisch hinzufügen.
    Das Jügelhaus ist ja ein neobarockes Gebäude. Und auch Neobarock ist Barock, da ist ein derartiges strahlendes Baumarkt-Weiß unangebracht.


    Ich habe die Farbproben an der alten Physik vor ein paar Wochen auch gesehen, da waren einige Farbtöne dabei, die einigermaßen bis gut gepaßt hätten. Aber das, was jetzt drauf ist, ist...


    - Aber zur alten Physik im jetzigen Zustand möchte ich noch gesondert etwas schreiben, ich bin mir nur noch nicht schlüssig, wie ich mich ausdrücken möchte, soll und darf.


    Gruß, Christian

  • So, nun habe ich mir das diese Woche auch mal live angesehen. Die Fotos hier im Forum beschönigen die Realität noch deutlich, was wohl den Fotographiekünsten von Adama et al zu verdanken ist.


    Ich kann und will dazu nichts mehr sagen, da mir nichts sachliches mehr einfällt und für Gepöbel hier kein Platz ist.


    Ich frage mich aber, ob hier Substanz zerstört wurde bzw. irreversibel in Substanz eingegriffen wurde oder diese Überformung später einmal problemlos rückbaubar wäre?! Kann hierzu jemand eine fundierte Einschätzung machen? Es wäre nicht das erste Projekt im Sinne eines "bewusst gesetzten Bruch zwischen Alt und Neu", bei dem die Überformung später einmal wieder rückgebaut würde. Damit könnte man sich hier immerhin trösten, eben sofern überhaupt noch möglich.

  • ^ Wenn ich mich richtig erinnere, muss/musste sogar die wunderschöne Aula daran glauben. Anhand von Fotos könnte man diesen Raum sicherlich wiederherstellen.


    Korrigiert mich bitte, falls ich falsch liegen sollte ... ich hoffe sehr, dass ich mich irre.

  • Bilder sagen mehr als Worte. Es hätte nicht soviel gebraucht um mit dem Bestandsgebäuden respektvoller umzugehen, eine Aufstockung wäre auch anders gegangen usw., siehe folgende 2 Grafiken. Vor allem das Hauptportal des Physikalischen Vereins ist einfach nur schrecklich mit diesem weissem Aufbau.


    Einmal ein bereits hier gezeigtes Pano mit adaptiven Weitwinkelfilter entzerrt um eine Draufsicht zu erhalten:



    Nun einmal Teile des Aufrisses von Franz von Hoven eingefügt (habe das alles auf die Schnelle gestaltet):



    Bilder: Adama, Gestaltung: Adama, Aufriss von Franz von Hoven: Gemeinfrei

  • ^hier zeigst du anschaulich, was ich mir bei der Ansicht in natura die Tage schon dachte: der Architekt hat aus einem Schmuckbau in der Anmutung einen funktionalen Industriebau gemacht. Das könnte jetzt auch eine ehemalige Fabrik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sein, in die Bohemians nach einer Sanierung mit Start Up Großraumbüro-Etagen und Loftwohnungen eingezogen sind, vielleicht noch ein Call Center. Die Draufsicht ergibt die typische Anmutung eines derart umgenutzten, ehemaligen Fabrikgebäudes. Der zuvor noch vorhandene Esprit einer "altehrwürdigen Institution" wurde restlos beseitigt. Und wie du schön zeigst hätte es keine kolossalen Rekobemühungen gebraucht, um den Schmuckbau umgekehrt (trotz Umbau) zusätzlich hervorzuheben. :bash:

  • Ich habe es schon mehrfach hier erwähnt, beim Anblick der neuen Fotos muss man dies aber trotzdem noch einmal kommentieren, einfach damit so etwas nie wieder passiert.


    Es ist wirklich eine der abscheulichsten Entstellungen eines historischen Baudenkmals, die ich je gesehen habe. Mein Vorredner hat vollkommen recht. Aus einem palaisartigen Großbau hat man einen schlecht anmutenden pseudoschicken Industrienachnutzungsbau gemacht. Und wenn man nach Leipzig blickt ist selbst das in jedem einzelnen Fall dort besser gelungen als hier.


    Allein dieses furchtbare Hartweiß, welches aussieht, wie die neuen Lackfarben für Feuchträume, einfach unverzeihlich. An dem Bau stimmt einfach gar nichts mehr. Und das muss man erst man schaffen, etwas so zu konzipieren, dass am Ende nichts mehr stimmt. Proportionen, dieser erdrückende Dachaufbau ohne jede Gliederung, als wären Betonbrocken vom Himmel gefallen. Die restlichen verbleibenden historischen Elemente wirken wie auf Dämmpappe aufgeklebt, es ist einfach nur entsetzlich.


    Das einzig gute ist, dass diese Monstrosität vermutlich in 30 Jahren wieder Geschichte ist. Diese Verunstaltungsarchitektur wird zum Glück eher früher als später wieder verschwinden. Und ich hoffe, der Architekt legt schleunigst den Zeichenstift beiseite und geht zukünftig golfen oder angeln, lässt die Finger aber von unseren Städten.

    2 Mal editiert, zuletzt von Odysseus ()

  • Dem kann ich mich nur anschließen. Es ist ästhetisch gesehen einfach grauenvoll, was hier geschehen ist. Und das Ganze nur aufgrund von ideologischen Überzeugungen des Architekten (und womöglich auch der Auftraggeber), von denen ich dachte, sie wären seit mindestens 20 Jahren überwunden. So kann man sich täuschen. Das gebaute Resultat sieht genauso beschissen aus wie der Dachaufbau auf dem Nordgebäude des Rathauses, nur dass in diesem Fall damals vielleicht tatsächlich ein praktischer Grund eine Rolle spielte: man musste halt das Dach nach dem Krieg irgendwie schnellstmöglich schließen und hatte kein Geld. Andernorts rekonstruiert man sowas später in Richtung Ursprungszustand, hier macht man das genaue Gegenteil. Und es kann mir keiner erzählen, dass das aufgrund des Platzbedarfs des Museums so sein muss und nicht anders zu lösen gewesen wäre. Ich wünsche den Verantwortlichen des Senckenbergs, dass sie keinen einzigen Cent für ihren anstehenden Verschandelungsumbau des restlichen Museums einnehmen und dass diese Maßnahme eines Tages kopfschüttelnd rückabgewickelt wird.

  • Danke für Eure Antworten!
    Hätte jetzt nicht mit soviel Zustimmung nach der schnellen Photoshoperei gerechnet, aber umso besser.
    Die Veranschaulichung soll lediglich eine Idee sein was hätte sein können wenn man, ja WENN man kompromissbereit gewesen wäre.


    Nachfolgend ein Video das die Frage der Verantwortung für diese Monströsität eindeutig klärt:


    https://player.vimeo.com/video/144479419

  • Schade. Als Kind war ein Ausflug ins Senckenberg-Museum das Hightlight des Jahres. Vermutlich ist die Austellung, mit den Saurieren und ausgestopften Voegel, immer noch sehr sehenswert. Aber, nach dieser barbarischen Zerstoerung eines Kulturdenkmals, werde ich das Senckenberg nicht mehr besuchen und unterstuetzen.
    Da lob ich mir in Darmstadt das Hessische Landesmuseum.

  • ^^


    Die verschiedenen Statements im Video machen es deutlich: Es ging vor allem um die Nutzbarkeit des Gebäudes. Konsequenterweise ein vollkommen zweckmäßig optimierter Umbau ohne jedes gestalterisches Interesse. Man hätte aber sicher beides haben können. Es ist mir schon schleierhaft, wieso nicht seitens der Leitung des Museums darauf Wert gelegt wurde. Die müssen das doch erkannt haben!!!!????

    3 Mal editiert, zuletzt von Megaxel ()

  • ^das Problem ist, dass "form follows function" zwar Konzept der Architekten des 20. Jahrhunderts ist (Kulka ist jetzt 79 Jahre alt! Er ist durch und durch Architekt der "Moderne des 20. Jahrhunderts", die ihn geformt hat, das sieht man auch an seinen Werken), es ist aber kein "äußerer Zwang". Wie der Aufriß von Adama zeigte, könnte man auch ohne eine echte Reko mit einer stimmigeren Gestaltung der Dachlandschaft den selben Nutzflächenzuwachs haben, ohne dabei das Gebäude bis zur Unkenntlichkeit zu verändern. Es ist möglich, also wollte man es bewusst nicht (von anderen Möglichkeiten, wie zB im Hof in die Tiefe zu graben und dort Tiefgeschosse als ideal-lichtgeschützte Ausstellungsräume, a lá Nationalgalerie Berlin, zu errichten mal ganz abgesehen).


    Auch die Annahme, dass das (immer noch) das Neueste vom Neuesten ist, man argumentiert ja damit eine aktuelle Zeitschicht hinzufügen und in der Architektur sichtbar machen zu wollen also scheint Kulka wirklich zu denken mit dieser Ästhetik mitten im 21. Jahrhundert zu liegen, ist in meinen Augen ein großer Fehlschluss. Innovative Architektur, wie sie zB junge Büros aus den Niederlanden weltweit zeigen, arbeitet heute mit organischen Formen, nachwachsenden Materialien,.... nicht mehr mit rechtem Winkel und Alpina-Weiß. Auch ältere Kollegen Kulkas, wie zB Chipperfield oder Mäckler, zeigen, dass man nicht zu Historismus greifen muss, um vom "monochromen Würfel" als Ideal wegzukommen. Wieso sich der Bauherr Herrn Kulka ausgesucht hat kann ich nur raten, vermutlich fand man die Teilreko des Stadtschloss Potsdam ganz gelungen und hat dabei übersehen, dass das, was daran begeistert, nämlich die historischen Reko-Teile, dem Architekt doch sowieso vorgegeben war, dort konnte Kulka eben gerade nicht in der Fassade seine "Zeitschicht" hinterlassen.


    Das vorliegende Ergebnis wirkt auf mich wie der Versuch, aus der oberen Hälfte eines Schmuckbaus im hessischen Regionalstil des "langen 19. Jahrhunderts" eine Exklave der Weißenhofsiedlung und anderer Ikonen der Fans der "Moderne des 20. Jh." zu machen. Und nicht einmal wenn man diesen Stil mag bzw. gegenüber dem Stil des ehemaligen Schmuckbaus bevorzugt kann man dies als gelungen bezeichnen. D. h. eigentlich kann niemand mit diesem Ergebnis zufrieden sein, nicht einmal Freunde der Moderne des 20. Jahrhunderts, vgl. die Reste des Schmuckbaus im Erdgeschossbereich.

  • Man hat sich ja immer gefragt, wie es zu den Bausünden der 70iger Jahre kommen konnte - am Ende zeigt sich wie machtlos architekturinteressierte Bürger bei solchen Bauprojekten sind - selbst in der heutigen Zeit.


    Es ist schon erschreckend, wie ein historischer Bau so verunstaltet werden kann, dass jegliche Harmonie in den baulichen Proportionen abhanden kommen kann. Am Ende wird der Bau feierlich eröffnet und man wird sich selber auf die Schultern klopfen und gar noch von einem "sensiblen Umbau" sprechen. Grausam!

  • Ich kann mich der von euch angebrachten Kritik nur voll und ganz anschließen. Das was ihr schreibt und so wie ihr es schreibt: Mit Niveau und Sachverstand, ohne Polemik, aber mit Leidenschaft, als Bürger, die an der Architektur eurer Stadt und mit deren Auswirkung auf den Stadtraum interessiert sind, genau das gehört in den Medien veröffentlicht. Unsere Mitbürger, sei es Architekten oder Investoren, Politiker, Städteplaner, Denkmalpfleger oder einfach nur Bürger, die sich genau wie wir für die Architektur unserer (schönen) Stadt, die in vielen Fällen ihr architektonisches Potential bei weitem nicht ausschöpft, sollten diese kritische Diskussion verfolgen können und sich angesprochen fühlen, ihre Meinung oder auch ihren Unmut zu äußern.
    Die Leute, die solche (Fehl)Entscheidungen zu verantworten haben, sollen wissen, wie das bei großen Teilen Bevölkerung ankommt. Vielleicht, aber nur vielleicht würde man dann nicht mehr so arrogant die Meinung der Bevölkerung beiseite wischen.