Senckenberg Gesellschaft baut um und erweitert (seit 2014)

  • Habe mir heute das Elend mal angesehen und fotografiert. Naja. :Nieder:


    Die meisten Bilder OHNE Kommentar und alle gross klickbar:






    Frontalpanorama:






    Zum Vergleich ein Bild Epizentrums vor Beginn der Umbauarbeiten aus ähnlicher Perspektive:



    Bild: Epizentrum


    Warum man noch nicht einmal die gleiche Wandfarbe wie beim Museumsaltbau verwendet hat ist mir ein Rätsel.






    Bilder: Adama

    6 Mal editiert, zuletzt von Adama ()

  • Unfassbar. Tut mir leid für die explizite Wortwahl, aber es sieht aus, als ob sich gerade ein 90er Styropor-Würfelgebäude auf das alte ehrwürdige Museumsgebäude legt und es brutal vergewaltigt. Es blutet das Herz und tränt das Auge.

  • Daß Adama fotografieren kann, wissen wir. Aber das hilft hier auch nicht mehr. Da es fast nichts gibt, was nicht schon gesagt wurde, ich mich aber nicht gänzlich in schweigen hüllen kann,, mach ich's kurz: Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.

  • Man darf nur hoffen dass das Museum nicht auch noch verhunzt wird:



    Bild: Adama


    penultimo, danke für die Ehr', aber ich muss sagen es fiel mir schwer...
    Wenn man wenigstens! noch irgendwelchen Verzierungen auf den "Styropor"-Aufbau plaziert hätte, irgendwas...aber so? Dieser historische Eingang mit der Sandsetin-Fassung, ja den hätten Sie dann auch noch weglassen können. Wäre zumindest ehrlicher gewesen.

  • ^^
    Selbst der große Schriftzug ist zumindest auf Adamas erstem Bild aus nicht allzu großer Entfernung nur noch mittelprächtig lesbar. Großes Kino. Im Tierreich würde man sagen: "Tötet es, bevor es Eier legt."

  • Ach du sch*****


    Das ist ja noch viel schlimmer gekommen, als ich's schon befürchtet hab. :Nieder:


    Hoffentlich nimmt das Denkmalamt es nicht noch in Schutz, damit man es wenigstens in 10 Jahren wieder in Ordning bringen kann.

  • @ Saxonia, der Schriftzug war nur lesbar da es bewölkt war, wenn die Sonne direkt drauf geschienen hätte, wäre man geblendet worden, so weiß ist der Putz. Und der text wäre gar nicht zu lesen gewesen. Es standen ja einmal 3 Farben zur Auswahl, darunter eine Farbe die zumindest farblich mit dem Putz des Museums korrespondiert hätte. Warum selbst bei der Farbe der Bruch?

  • @ adama


    Weil das nun mal das ist was viele Architekten unter Ehrlichkeit und Kontrast etc. verstehen. Dieser pseudoakademische Müll. Sorry dass ich das so direkt sage. Aber was man sich da an den Unis und in den Fachkreisen der Architektenschaft mittlerweile an gedanklichen Gebäuden und Theorien zusammengeklöppelt hat führt in der Praxis mittlerweile zu so einem unheilvollen Mist.


    Ohne den Begleittext zu dem Gebäude zu kennen bin ich mir sicher dass da die Worte Ehrlichkeit Kontrast Zeitschichten etc. vorkommen und wie stringent man doch moderne Anfordernisse und die Historie des Ortes in einem spannungsreichen Prozess zusammen gefügt hat.


    Dass Architektur früher mal was mit Kunst und Ästhetik zu tun hatte ist diesem Berufsstand mittlerweile völlig abhanden gekommen. Und selten waren hier im Forum die Meinungen denke ich so eindeutig. Das ist nicht moderne Architektur. Das ist Nichtarchitektur.


    Es bleibt ein erschauderndes Staunen ob dieser unglaublichen architektonischen Fehlleistung.

  • Großer Gott, von Nahen sieht dieser Supergau ja noch schlimmer aus als auf dem Distanzbild letzte Seite. Was für eine Jahrhundertscheußlichkeit!
    Wie Odysseus schon sagte, anscheinend stecken viele Architekten so in ihrem akademischen Elfenbeinturm (der natürlich im allerschlimmsten Möchtegernbauhaus-Stil designed ist) fest (man könnte auch sagen der Kopf steckt zu tief im eigenen Hintern fest) dass sie völlig verlernt haben was ästhetisches, ansprechendes, dem Menschen, und zwar allen Menschen, nicht nur hornbebrillten Kulturfaschisten, dienendes Bauen ist. Auf Kritik wird dann mit Arroganz, Unverständnis oder gar Empörung darüber was sich die ungewaschenen Plebejer denn einbilden die hehre künstlerische Vision zu bemäkeln, reagiert.
    Ich frage mich wirklich ob wenigstens die Herrschaften von der Senckenbergischen Gesellschaft angesichts dieses grässlichen Klotzes nicht plötzlich eine "Gott im Himmel! Was haben wir nur getan!" Epiphanie haben.

  • Ich trau mich jetzt gar nicht nochmal nachzulesen/gucken, aber soll das Jügelhaus eigentlich auch so vergewaltigt werden?


    Nachtrag: Ja, natürlich. Hatte ich schon ganz verdrängt... Dann also doch ein Kommentar der Fassungslosigkeit zu dem "Ergebnis": Ich bin fassungslos und ohne Worte.

  • Zu dem Thema hier habe ich mich noch gar nicht geäußert, was ja an sich nicht schlimm ist. Aber zu den Visualisierungen und jetzt zu den echten Bildern, braucht's auch keinen weiteren Kommentar, eigentlich. Die posts zuvor unterschreibe ich da alle.


    Ich frage mich aber allen Ernstes, warum man für die Fassade soviel Euronen ausgegeben hat. Da wäre jeder Farbanstrich mit qualitativ hochwertiger Farbe, nebst Einbau dreifach verglaster Fenster ein besseres Investment gewesen, als das was da jetzt einem als "Hausfront" geboten wird. Diese Euronen hätte man an anderer Stelle sicher besser investieren können.

  • Senckenberg wirbt um Spenden

    Jetzt trommelt die Senckenberg-Gesellschaft doch schon lange Zeit, um Spenden für den zweiten Bauabschnitt zu erhalten, den Umbau des Museumsgebäudes. Bisher nur mit mäßigem Erfolg. Um dies zu ändern, wird in der kommenden Woche das Museumsgebäude mit Bauband eingewickelt. Dafür wurde ein namhafter "Extrem-Kletterer" aus Oberbayern engagiert, wie dieser Presseeinladung zu entnehmen ist. Am Ende soll es so aussehen.


    Ist das schon unter Verzweiflungstat einzuordnen? Nach dem Grund für die geringe Spendenbereitschaft sollte nicht lange zu suchen sein, denke ich, und das ganz ohne Plastikband. Die katastrophalen Ergebnisse des ersten Bauabschnitts stehen unmittelbar nebenan. Wieder scheint Senckenberg entschlossen, das Bauvorhaben durchzuziehen, ohne in der Vorbereitungsphase Planungen publik zu machen. Wird wieder - never change a winning team - Peter Kulka beauftragt? Wer wird spenden, wenn zu befürchten ist, dass auch aus dem immer noch prächtigen Museumsgebäude am Ende ein strahlend weiß verputzter Sarkophag wird? Schließlich ist in der Presseeinladung die Rede von einem "großen Um- und Neubau des Museums". Spätestens bei "Neubau" läuten doch die Alarmglocken! Ist denn bei der Senckenberg-Gesellschaft tatsächlich niemanden klar, wie viel Sympathie und Vertrauen mit den überaus arroganten Reaktionen auf die heftige öffentliche Kritik an den Planungen für Jügelbau und Alter Physik verspielt wurde? Man mag das alles gar nicht glauben.

  • Oh nein, ich hatte schon verdrängt, dass der Senckenberg-Zerstörungs-Mechanismus nicht vor dem Museumsgebäude halt machen wird. Wenn es dort etwas umzugestalten gibt, dann doch hoffentlich nur innerlich. Alles andere wäre in meinen Augen fast in die Rangordnung einer frevelhaften Tat zu rücken. Für die Vergewaltigung von historischen Gebäuden sind im Strafgesetzbuch leider keine Paragraphen zu finden, glaube ich. Wenn auf das Dach des Museums auch ein weißer, bunkerartiger Aufbau käme, dann wäre die Optik unwiderbringlich dahin. Dann könnten auch die den Bunkerlook störenden Schmuckfiguren abgenommen und der Sandstein weiß gestrichen werden, darauf käme es dann auch nicht mehr an.

  • Och, es gäbe doch noch genug Stuck und Gesimse zum abhauen. Das kostet halt. Kulka arbeitet ja nicht pro bono.

  • zumal das Museumsgebäude zwischen all der Scheußlichkeit ziemlich verloren da steht und keinerlei Zeitschichten zu erkennen sind.


    Oder anders ausgedrückt: mir wird angst und bang.

  • Auf einen inneren Umbau wird man sich nicht beschränken...immerhin soll die Ausstellungsfläche ja von 6.000 qm auf 10.000 qm wachsen, da wird ein neuer Anstrich nicht reichen!
    Das Umbau-Schema auf der Website http://die-welt-baut-ihr-museum.de/ deutet an, dass es zumindest im hinteren Teil des Museums einen viergeschossigen Neubau geben wird. Hoffentlich widersteht man der Versuchung, die Schaufront des Altbaus um ein "spannendes Markenzeichen" zu ergänzen!

  • Nun, wer spendet will in aller Regel wissen, was mit dem Geld passiert. Das wollen die Senckenbergischen Geheimbündler aber offensichtlich nicht wahrhaben. Man verfährt nach dem Motto: Gebt uns einfach Geld und lasst uns machen, wir wissen schließlich am besten, was wir haben wollen. Da stören kritische Fragen von dummen Spendern doch nur.


    Diese Arroganz ist grenzenlos und wird hoffentlich bestraft...

  • Es bleibt ein erschauderndes Staunen ob dieser unglaublichen architektonischen Fehlleistung.


    Aus diesem misslungenen Machwerk abzuleiten, das die gesamte moderne Architektur verkommen ist, halte ich für komplett überzogen. Gerade in Deutschland muss man mit einer extremen Vielgestaltigkeit der Stadtbilder klarkommen. Dafür muss es verschiedene Ansätze geben.


    Nichtsdestotrotz ist dieser Brocken hier ein Tiefpunkt.


    Lassen wir mal dahin gestellt, das die Erweiterung der Flächen notwendig war. Und das dafür das ein oder andere historische Detail geopfert werden musste.


    Aber die Gestaltung ist komplett in die Hose gegangen.

  • Ich sagte ja. Das ist nicht moderne Architektur. Das ist Nichtarchitektur.


    Und es ist ja schon bemerkenswert, dass hier im Forum quer durch alle Geschmackspräferenzen für welchen Architekturstil auch immer das Ergebnis so eindeutig ausfällt wie kaum zuvor.


    Ich bin ehrlich. Für mich ist dieser Bau eine der größten architektonschen Fehlleistungen der vergangenen 60 Jahre. Und ich will das auch begründen. Man kann als Architekt ja vor der Aufgabe stehen, deutlich mehr Fläche in einem Altbau unterbringen zu müssen. Das mag zweifelhaft an sich sein, aber wenn es die Aufgabe ist, dann muss man sich dieser eben stellen. Aber dann hat man die Pflicht, mit Respekt für den Altbau an die Sache ran zu gehen. Und die sehe ich hier null.


    Um es drastisch zu sagen, ich habe eher das Gefühl, der Architekt hat bewusst den Altbau bloß gestellt. Und das regt mich auf. Man kann ja über moderne Glasaufbauten oder Keile in Fassaden (Beispiel Militärhistorisches Museum Dresden) oder moderne Anbauten (Zeughaus Berlin oder Louvre Paris) streiten. Aber zumindest waren die Architekten bereit, dem Altbau seinen Platz im Gesamtkonzept zu erhalten.


    Was hier gemacht wurde ist eine eigentlich unbeschreibliche Demütigung. Es gibt kein wirkliches Dach mehr, die Proportionen sind bis zur Lächerlichkeit hin völlig daneben, die verbliebenen historischen Elemente wirken wie Reste einer zerfledderten Leiche. Und die Krönung stellt dann dieser Alpinagedächtnisanstrich dar, der das Haus so seltsam unhistorisch und völlig künstlich dastehen lässt, wie eine gruselige Karikatur seiner selbst.


    Es ist die Pflicht eines Architekten, der im Bestand baut, sich zumindest grundsätzlich damit anzufreunden, dass der Altbau dann eben als integraler Bestand zu dem was neu werden soll, dazugehört und ihn respektvoll einzubinden. Nix davon ist geschehen. Daher wurde aus meiner Sicht die Grundaufgabe völlig verfehlt.

  • Guten Tag!
    Aus Neugier habe ich bei der Senckenberg-Gesellschaft direkt angefragt:


    Sehr geehrter Herr Anthes,

    vielen Dank für Ihre Nachfrage. Wir sind noch nicht soweit, dass wir Visualisierungen präsentieren können, deshalb müssen Sie sich was diesen Punkt angeht noch etwas gedulden.
    Vorab aber soviel: Die Planungen sehen für den Bestandsbau (also das eigentliche Hauptgebäude) keine Änderungen der Außenhaut vor. Hier möchten wir lediglich im Innenbereich die Ausstellung modernisieren. Der Erweiterungsbau soll im hinteren Bereich des Senckenbergmuseums errichtet werden - dort wo die Sonderausstellungshalle stand. Aber auch hier sind wir noch nicht soweit, dass wir bereits Visualisierungen vorliegen haben.

    Mit freundlichen Grüßen
    Martin Cepek


    Auch wenn "modernisieren" eventuell in "verunstalten" ausarten könnte, fühle mich mich ob dieser Antwort ein wenig beruhigter.