@ harher,
das "was weg ist ist weg" ist für mich auch nicht nachvollziehbar. Danach verbietet sich ja jede konservatorische und restauratorische Tätigkeit. Frei nach Heisenberg stellt ja auch das Konservieren einen Eingriff in die Substanz dar. Ich höre in der letzten Zeit immer öfter auch den Begriff des "kontrollierten Verfalls". Leider kann ich damit nichts anfangen, weiss ich doch, dass am Ende eines jeden Verfallsprozesses das Verschwinden steht. Also hinsichtlich dieser ganzen Thematik scheint die Kultur vor einem Diskussionsprozess zu stehen, deren Ausgang ich nicht abschätzen kann. Nur das "was weg ist ist weg" ist ja auch ein Freifahrtsschein für jeden Vandalismus und jeden Investor, dem irgend ein Kulturdenkmal im Wege steht. "Was weg ist ist weg" ist für mich Kulturnihilismus.
Naja es gibt schon noch Mäzene, die sich eben nur nicht mehr an die Stadt wenden wollen. Du bringst das Beispiel von Diehl, und Klutentreter (man lese hier den zweiten Abschnitt) an anderer Stelle haben wir Prechtl, den man erfolgreich vergrault hat. Diehl richtet sein Engagement eben stattdessen direkt an die Altstadtfreunde z.B. für den Pellerhof. Aber es gibt ja auch noch die DATEV, die sich zum Standort Nürnberg ganz offensichtlich bekannt hat und sich derzeit einen Büropalast gönnt, und ebenso Terraplan, der sein Engagement im Hotel Deutscher Hof ebenfalls als Geschenk an das Stadtbild Nürnberg sieht. Auch die Familie Rübsamen scheint Nürnberg als Ort für lohnende Investitionen zu sehen, denn sie errichten gerade ein Oberklassehotel in der Bahnhofstraße.
Allen ist gemein, dass die Stadt Nürnberg offensichtlich kein guter Adressat ist wenn man sich in Form eines Schecks engagieren will. Und die Öffentlichkeit vergisst eben gerne, dass ein Mäzen eben nicht für einen Spielplatz, eine Verkehrsampel, oder eine frisch geteerte Straße spendet, sondern in etwas das eben nicht zur Basisaufgabe der Stadtverwaltung gehört. Die 3,5 Millionen, die die Altstadtfreunde für den Pellerhof gesammelt haben, wären für nichts anderes gespendet worden.
Es wird auch oft darüber gejammert, dass man in Nürnberg ständig zurück schauen würde, dem nachtrauere, was gewesen ist, und Weiterentwicklungen im Wege stehe. Dies besonders an die Altstadtfreunde gerichtet. Jetzt aber mal die ehrliche Frage: Was sind die Alternativen? Wie entwickelt man eine Altstadt, die ganz offensichtlich das Herz Nürnbergs ist, konsequent weiter und steigert dessen Attraktivität auch als Standortfaktor im überregionalen Wettbewerb? Was ist da das bessere Konzept, jetzt kulminiert auf die aktuelle Frage: Ein zum Großteil bürgerlich finanziertes Rekonstruktionsprojekt, oder eine "Diashow forever" bezahlt aus der Stadtkasse?