Europäische Bankenaufsicht kommt nach Frankfurt

  • Nach meiner Wahrnehmung wird vor dem Hintergrund der britischen Sezessionstendenzen gegenüber der EU und der kaum verhohlenen britischen Schadenfreude gegenüber der Euro-Krise eine gesamteuropäische Bankenaufsicht mit Sitz in London für alle Euro-Staaten und auch den ein oder anderen Nicht-Eurostaat zunehmend untragbar. Das spielt Frankfurt in die Hände.


    Falls UK wirklich aus der EU austreten sollte (womit ich nicht rechne) und die Euro-Zone im Großen und Ganzen zusammengehalten werden kann, dann würde ich darauf tippen, dass die Bankenaufsicht komplett nach Frankfurt wandert und auch "Bestrafungsaktionen" seitens der EU erfolgen, wie z. B. dass Euro-Geschäfte grundsätzlich innerhalb der Eurozone zu clearen sind oder dergleichen. Davon könnte Frankfurt ebenfalls profitieren. Jedoch sollten wir darauf nicht hoffen, da unklar ist, wie sich der Finanzplatz London gegenüber dem Finanzplatz Frankfurt entwickeln würde, sollte UK nicht mehr Teil der EU sein.

  • EZB: 2.000 neue Mitarbeiter für die Bankenaufsicht?

    Im Nachgang zu der oben unter #110 - #132 geführten Diskussion zur Bankenaufsicht sei auf diesen Spiegel-Artikel verwiesen, wonach die Bankenaufsicht rd. 2.000 neue Mitarbeiter benötigt. Der Artikel beruht auf einer Meldung der Financial Times vom 4.2.2013, der seinerseits ein vertrauliches Gutachten zitiert, wonach die EZB für die neuen Aufgaben ihre Mitarbeiterzahl verdoppeln müsse. Der FT-Artikel ist leider nicht online, jedenfalls nicht ohne Registrierung

  • Standort für neue Mitarbeiter bei EZB Bankenaufsicht

    Bekanntlich wurden in den letzten Tagen Berechnungen darüber angestellt, dass die zukünftige, bei der EZB anzusiedelnde europäische Bankenaufsicht, bis zu 2.000 neue Mitarbeiter benötigt.


    Heute beschäftigt sich die FR in ihrer Printausgabe mit dem Thema, wo diese zusätzlichen Mitarbeiter unterkommen könnten. Diese Frage kam auch hier im Forum schon zur Sprache (vgl. weiter oben #119 ff.) und es wurde darüber spekuliert, in welches Bestandsgebäude diese Leute einziehen könnten oder ob sogar ein neuer Turm gebaut werden müsste. Die FR weiss jedenfalls zu berichten, dass neben dem Neubau der EZB im Ostend noch genügend Freiflächen zur Verfügung stünden, die insbesondere für Anbauten bzw. Erweiterungen der EZB vorgesehen wären. Freilicht würde dort kein weiteres Hochhaus entstehen, sondern nur "normale Bürogebäude" (was auch immer damit gemeint sein mag ;)


    Für mich jedenfalls war diese Information, dass neben der EZB noch weitere Anbauten vorgesehen sind, neu. Ich frage mich aber, ob es wirklich Sinn macht, die Mitarbeiter der Aufsicht am gleichen Standort wie die Zentralbank zu fokussieren. Bereits rein rechtlich und organisatorisch müssen beide "Bereiche" streng voneinander getrennt sein. Eine klare räumliche Trennung halte ich daher ebenfalls unabdingbar.


    Aber ich frage mich schon, wie die FR auf diese Idee kommt oder ob da etwas dran sein mag.

  • ^ Ich hoffe sehr, dass die EZB nicht Erwägung zieht, ein solches Bürogebäude auf ihrem Campus zu bauen. Das Ensemble aus Großmarkthalle und dem Doppelturm braucht meiner Ansicht nach die große Freifläche drumherum. Allein die Sichtachse aus den südlichen Richtungen ist medial gesehen Gold wert. Wirklich Platz für ein komplettes Bürogebäude ist auf dem Campus auch nicht mehr: Pförtnerhäusern, Ladehof, Parkplätze, Straßen/Rampen und andere Verkehrsflächen lassen kaum noch Platz. Sollte nicht auch eine Kita entstehen?


    Hübsch wäre, wenn die EZB der neuen Behörde das Hochhäuschen auf dem Molenkopf bauen würde. Dann könnten die Geschwister immer Blickkontakt zueinander halten, und die Presse hätte ein Euro-Doppelmotiv. Gestalterisch kann man sich auf dem Molenkopf ebenfalls austoben, da er ja per Definition für einen Solitär vorgesehen ist.

  • Das EZB-Areal bietet schon Erweiterungsmöglichkeiten, sonst wäre die Standort-Entscheidung auch arg kurzsichtig gewesen. Der Bebauungsplan B830 sieht in der Nordost-Ecke ein Baufeld mit zulässiger Höhe von max. 26 Metern vor und gleich östlich des Doppelturms ein weiteres Baufeld für ein bis zu 60 Meter hohes Gebäude plus Sockelbebauung bis 22 Meter (Plan). Aber das wird wahrscheinlich nicht für 2.000 Mitarbeiter reichen. Der Molenkopf schon gar nicht, die Grundfläche ist sehr klein und die mögliche Höhe beschränkt, so dass hier wohl kaum mehr als 200 Mitarbeiter unterkommen könnten. Zusätzliche Bauten in der Umgebung des Molenkopfs scheiden auch aus, nach aktueller Großwetterlage ist hier keine Bürobebauung möglich (auf dem Molenkopf an sich auch nicht, hier ist ein Hotel vorgesehen).


    Wie marty-ffm sehe ich auch einen größeren räumlichen Abstand zwischen den beiden Institutionen als notwendig an. Zunächst käme ein Bezug der frei werdenden jetzigen EZB-Flächen in Betracht, langfristig dürfte es auf einen Neubau irgendwo auf dem Frankfurter Stadtgebiet hinauslaufen. Der Hochhausentwicklungsplan hält da ja einige Köstlichkeiten bereit.

  • Intern wird eher von 600 bis 700 neuen Mitarbeitern gesprochen, zumindest in absehbarer Zeit. Die werden die naechsten Jahre wohl in einem der EZB-Bestandsgebaeude untergebracht. Da das Eurotheum zu klein ist und das alte Commerzbank-Gebaeude keine vollstaendige Infrastruktur bietet, spricht vieles fuer den Eurotower.

  • Der B-Plan sieht für den Molenkopf eine GF von 26.000 m² vor. Zieht man 30% für Konstruktion und Erschließung ab, bleiben rd. 18.000 m² Bürofläche. Rechnet man pro Arbeitsplatz mal mit 40 m², böte der Molenturm Platz für rund 450 Personen (wobei ich glaube, dass 40 m²/Arbeitsplatz eher untere Grenze sind heutzutage, oder?).


    Nachtrag: das bedeutet umgekehrt, dass für 600-700 Bankenaufseher ca. 28.000 m² Bürofläche, mithin rd. 40.000 m² Bruttgeschossfläche benötigt werden und für 2.000 Mitarbeiter etwa 80.000 m² Bürofläche und 114.000 m€ Bruttogeschossfläche.

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  • Ist ja "nett", was die FR da veranstaltet. Aber es ist weit weg von der Realität.
    Es ist ja noch nicht geklärt, wo die europäische Bankenaufsicht angesiedelt wird. Frankfurt ist sicher ein Favorit dafür.


    Wenn Frankfurt, dann: Auf dem Gelände der EZB wird es nicht stattfinden können wegen zu wenig Platz und wegen der Trennung von Zentralbank und Kontrollinstanz der Einzelbanken.


    Frankfurt bietet da noch genügend Möglichkeiten für die Ansiedlung. Etwa mit dem ehem. Polizeipräsidium oder alter Uni-Campus oder Europaviertel oder Eurotower fürs Erste und dann noch der WinX als Ergänzung.


    Außerdem muss es nicht unbedingt ein Skyscraper sein. Die BaFin hat auch keinen Turm.


    Frage ist nur, ob sich der OB dafür auch stark macht, wie es die OB'in vorher getan hat...

  • Die Bankenaufsicht fuer die Eurozone wird in FRA angesiedelt. Das ist beschlossen (auch ohne Hilfe durch den OB:-)). Und die inhaltliche Trennung zwischen Geldpolitik und Bankenaufsicht erfordert in der Praxis keine raeumliche Trennung.

  • Ganz unabhängig von einer neuen Bleibe für die EZB-Finanzaufsicht bin ich gespannt auf die Auswirkung auf den überlasteten Frankfurter Wohnungsmarkt. Wenn 2,000 recht anspruchsvolle "global nomads" mit ihren Familien auf einen Schlag auf Wohnungssuche gehen, dürften im Westend, Nordend/Bornheim und Sachsenhausen eine ganze Welle an neuen Wohnprojekten bzw, Nachverdichtungen entstehen (und leider die Preise weiter stark anziehen). Gerade am Wohngebiet Henninger Turm oder Bockenheimer Campus dürfte umso mehr Handlungsdruck bestehen.

  • Rechnet man pro Arbeitsplatz mal mit 40 m², böte der Molenturm Platz für rund 450 Personen (wobei ich glaube, dass 40 m²/Arbeitsplatz eher untere Grenze sind heutzutage, oder?).


    Pflichtfläche sind 12m² pro Mitarbeiter, dabei sind Verkehrsflächen, Konferenzräume, etc. eingerechnet.


    Je dichter man die Mitarbeiter also packt, desto mehr Platz für Besprechungs- und Repräsentationsräume (auch "Chefbüro" genannt) bleibt.


    Auch in Deutschland kann man im Großraumbüro noch Arbeitsplätze mit effektiv weniger 6m² erreichen. Wenn dann dem Raumplaner noch einfällt, dass durch moderne Flachbildschirme keine Schreibtischtiefe von 80cm mehr erforderlich ist sondern man 60er Tische mit einer gemeinsamen Infrastrukturplatte von 20cm Tiefe koppeln kann... Durch VOIP und Headsets wandert die Telefonfunktion in den PC, so dass kein Telefon mehr auf dem Tisch steht, so kann man statt 180er Schreibtische für den gewöhnllichen Mitarbeiter auch wieder auf 160er zurückgehen.
    Persönliche Ablage und Papierakten werden durch Scanfunktion im Postbüro mit automatischer Archivierung ersetzt - viel weniger Aktenschränke im Büro.
    Eine Vielzahl kleiner und kleinster Besprechungsräume (2-4 Personen) ermöglicht den Verzicht auf Besucherflächen im eigentlichen Bürostall - die Headsets reduzieren auch noch die Wirkung paralleler Telefonate - man kann die Mitarbeiter wie die Hühner auf der Stange zusammenpferchen.


    Schreibtischdreiergruppe 2x80, 160 lang + 1 x 80 +10 Installationselement, 160lang sind 250x160, dreiseitig 80cm Bewegungsraum macht 410x240 oder knapp 10m² für drei Arbeitsplätze). An die offene Seite der gegenüberliegenden Schreibtische kommt entweder eine Außenwand oder die Rückseite von dreiviertelhohen (4OH), von der gegenüberliegenden Seite zugänglichen Aktenschränken (120x135x40), die den Arbeitsbereich von einem Durchgang abgrenzen, das gleiche hinter dem Kollegen mit dem geringfügig größeren Schreibtisch, mit einem Schrank weniger für den Zugang - inzwischen sind wir bei 410x320cm, dazu kommen noch 10cm auf jeder langen Seite für Schallschutzwände, also 430x320 für die Arbeitsgruppe, also noch keine 14m². Damit hat man gegenüber dem Ausgangswert von 36m² mehr als die Hälfte eingespart, die man anderweitig nutzbringend einsetzen kann. Diese Gruppe kann man per copy&paste vervielfältigen.


    Wenn man das richtig macht, sind die Leute noch nicht mal unglücklich sondern fühlen sich in den Dreiergruppen sogar wohl - weil der so gewonnene Raum eben wirklich in Form von micro-Konferenzraum und Druckerräumen dazu genutzt wird, Lärm- und Geräuschquellen aus dem engeren Arbeitsbereich fernzuhalten. Wenn man Letzteres nicht macht, oder nicht im ausreichenden Maß durchsetzt, ist es die Hölle.


    Moderne Gebäuderaster von 270 oder 135cm sind auf großzügigere Nutzung ausgelegt.

  • In die Flächen pro Arbeitsplatz sind natürlich die Anteile für IT-Räume, Teeküchen, Kantine usw. einzubeziehen. Aber wir können das etwas abkürzen. Im ersten Post zur Sanierung des Silberturms heißt es, er verfüge über 1.900 m² pro Etage, insgesamt 33.000 m². Zugleich war dort immer die Rede, er werde dereinst 2.000 Bahnmitarbeiter aufnehmen. Das ist ja ungefähr die Größenordnung, um die es auch hier geht; das sind dann per saldo rd. 16,5 m² pro Arbeitsplatz

  • EZB-Mitarbeiter-Arithmetik

    Gegenwärtig arbeiten bei der EZB in Frankfurt an verschiedenen Standorten 1.500 Mitarbeiter. Darüber hinaus hält die EZB Büroraum für "mehrere hundert Berater, Hospitanten und Mitarbeiter von nationalen Notenbanken" bereit.


    Das neue Hauptquartier der EZB bietet Platz für 2.900 Mitarbeiter.


    Um die Rolle der Bankenaufsicht auszuüben, wird der EZB einem internen Bericht zufolge geraten, weitere 800 Mitarbeiter einzustellen.


    Quelle

  • Bankenaufsicht

    Die Europäische Bankenaufsicht - angesiedelt bei der EZB - ist jetzt beschlossene Sache. Das teilte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier heute mit ((Q).


    Die Einrichtung soll schrittweise eingerichtet werden und bis März 2014 vollständig stehen.

  • Die Süddeutsche (Printausgabe) und andere Medien zitieren heute eine Reutersmeldung von gestern, wonach laut EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch für die Bankenaufsicht mehr als 1.000 neue Mitarbeiter eingestellt werden sollen.
    (Q)


    Die Bankenaufsicht wird wohl nicht vor Herbst 2014 starten; bisher war Mitte 2014 angepeilt worden.
    (Q)

  • Bankenaufsicht startet im November

    Die Europäische Bankenaufsicht hat heute auch das Europaparlament passiert. Der Aufbau beginnt im November, ab dann hat die Zentralbank im Japan Center Büroraum für die ersten 200 Mitarbeiter gemietet. Es sollen einmal 1.000 Beschäftigte werden, 800 für die Aufsicht und 200 in der Verwaltung. Deshalb sucht die EZB Büroraum und führt derzeit laut FAZ-Freitagsausgabe unter anderem Verhandlungen mit den Vermietern des aktuellen EZB-Hochhauses, des Taunusturms und Liegenschaften im Mertonviertel.

  • Sehr erfreuliche Nachricht!


    Was ich mich frage: Wieviele Mitarbeiter sind denn momentan im aktuellen EZB-Turm untergebracht?


    Ich vermute mal, dass aufgrund der sensiblen Tätigkeit der Aufsicht eine hohe Zahl der Mitarbeiter NICHT (!!!) in Großraumbüros untergebracht wird und somit der Flächenbedarf höher als bei normalen Banken u.ä. ist.


    Kann es deshalb sein, dass dieser Turm oder auch der Taunusturm (der zudem schon teilweise vermietet ist) alleine jeweils zu klein für 1000 Mitarbeiter sind?

  • Laut EZB-Jahresbericht 2012 hatte die EZB am Jahresende 2012 1.638 Mitarbeiter. Die sitzen aber bei weitem nicht alle im Eurotower, denn bekanntlich hat die EZB seit 1999 sukzessive Teile des Eurotheums und des alten Commerzbank-Hochhauses Neue Mainzer Strs. 32-36 angemietet.

  • Stimmt, die EZB arbeitet mit der Effizienz eines südeuropäischen Steuerbeamten... ;)
    Das liegt aber wahrscheinlich weniger an der Sensibilität der Informationen sondern eher an deren Behördencharakter. Man kann grob 25-30 m² pro Mitarbeiter ansetzen, wenn kein Großraum, sondern Einzelbüros gebaut werden. Kann man sich also ausrechnen, welches Gebäude in Frankfurt groß genug ist und welches nicht.

  • EU billigt Rechtsgrundlage für gemeinsame Bankenaufsicht

    Europas Großbanken sollen künftig von der EZB kontrolliert werden.


    Wie die Tagesschau berichtet, haben die EU-Finanzminister heute den Weg für die gemeinsame Bankenaufsicht frei gemacht. Das EU-Parlament hatte schon vor längerer Zeit zugestimmt. Die Kontrollbehörde wird bei der EZB in Frankfurt angesiedelt und soll ab Oktober oder November 2014 ihre Arbeit aufnehmen.


    Das EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen ist froh, dass ab sofort für die Bankenaufsicht Gebäude in Frankfurt angemietet und die angestrebten 1000 Mitarbeiter eingestellt werden können.


    Welche Gebäude vorübergehend oder endgültig in Frage kommen, wurde nicht erwähnt. Es bleibt spannend, ob durch den Beschluss ein neues Hochhaus gebaut oder ein bestehendes bezogen wird. Auf jeden Fall ist das eine sehr gute Tagesschau-Meldung für Frankfurt!