Zittau - eine sterbende Stadt
Im Deutschen Architekturforum wird ja vorzugsweise über Neubauten in prosperierenden Städten berichtet. Es gibt aber auch das Gegenteil, nämlich stark schrumpfende Städte, die allmählich zerbröseln. Eine solche Stadt ist Zittau im Osten Sachsens. Zittau war im 17. und 18. Jahrhundert dank seiner Lage im Grenzgebiet von Sachsen, Schlesien und Böhmen eine bedeutende Handelsstadt. Aus dieser Zeit stammt ein wertvoller Altstadtkern mit Kaufmannshäusern aus der Renaissance- und Barockzeit. Außerdem gibt es eine repräsentative Ringstraße mit klassizistischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert, wie dem Stadtbad, der Bauschule, dem Johanneum, der Webschule und dem Theater (dieses stammt allerdings von 1936).
Heute befindet sich Zittau in einer ziemlich trostlosen Situation. Die strukturbestimmenden Betriebe (Textilindustrie, Fahrzeugbau) sind nach 1990 zusammengebrochen, neue Investoren konnten diesen Verlust nicht ausgleichen. Die folge war ein Anstieg der Arbeitslosigkeit und eine Abwanderung. Die Einwohnerzahl sank von 38.000 vor 1990 auf derzeit rund 21.000 (unter Abrechnung von nach 1990 erfolgten Eingemeindungen). Die Folge ist ein zunehmender Leerstand von Wohnungen, folgerichtig zeigen viele Hauseigentümer wenig Neigung, ihre Häuser instandzuhalten. Daher gibt es in Zittau viele leere und verfallene Häuser, immer wieder stürzen Häuser ein, andere Häuser werden abgerissen. Seit 1990 wurden allein in der Altstadt über 60 Baudenkmäler abgerissen, darunter auch Häuser aus der Renaissance- und Barockzeit.
Hier gibt es nun ein paar Fotos:
Albertstraße 16 und 18
Abrissfläche an der Baderstraße
Das sind die Reste einer Toreinfassung aus der Renaissancezeit, das dazugehörige Haus Brunnenstraße 22 (Bauzeit um 1680) wurde 2009 abgerissen.
Alle Fotos: Klarenbach