Prager Projektfrühling (Bauvorhaben an der Prager Str.)

  • Ich fahre täglich am Ostforum vorbei. Seit zwei bis drei Wochen geht es zügig voran ( vor allem beim Fenstereinbau). Davor gefühlt quälend langsam. Mal sehen wie viele Jahre es bis zur Fertigstellung dauert. Die Büros kann man jedenfalls auf diversen Website anmieten.

  • Am Johannisplatz 12 wird wohl bald gebaut. Derzeit steht dort noch ein Imbiss auf einer, nun ja, nennen wir es Wiese. Auf 555Farangs Fotos der Parkplatz vor dem roten Wohnhaus. 2020 wurden erste Bauabsichten bekannt und es wurde diskutiert, ob die Fläche besser für einen Pocketpark genutzt werden sollte.


    Zuletzt fiel der Planungsstand beim Blick in den Jahresbericht des Gestaltungsforums auf (S. 36). Zumindest bei mir führten die halbgaren Visualisierungen nicht zu Vorfreude.


    Unterwegs in der Hinrichsenstraße fiel mir im Schaufenster einer Bürogemeinschaft kürzlich eine neue Visualisierung auf:


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    Laut einem LinkedIn-Beitrag des offenbar planenden Architekten war der Bauantrag Anfang des Jahres in Bearbeitung und ein Baubeginn für Frühjahr 2025 anvisiert. Zu sehen ist auch eine Vogelperspektive auf das Modell:


    Ralf Hug auf LinkedIn: Städtebauliches Modell unseres Entwurfes Johannisplatz 12/ Leipzig… | 12 Kommentare


    Ich konnte nur durch das Schaufenster knipsen:


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    Ich finde die Bebauung dort prinzipiell sehr gut. Der Platz braucht Fassung und das rote Wohngebäude (siehe Fotos von 555Farang) passt sehr gut in die zweite Reihe, aber keineswegs in die erste.


    Mit der Grundstücksform scheint der neue Entwurf gut umzugehen,

    • da die Spitze leicht zurückweicht, somit einen Vorplatz mit Baum zulässt,
    • das Dach in dieser Richtung eine Rundung aufweist,
    • die Schmalseite eine auffallende Gestaltung erhält.

    An der Fassade gefallen mir

    • die Unterteilung in Sockel, Mittelteil und Dach,
    • die angedeutete sowohl vertikale wie horizontale Gliederung,
    • der plastische Fassadenschmuck an der Schmalseite,
    • die Symmetrie der Fensterachsen,
    • das Schrägdach.

    Weniger gut gefallen mir

    • der zu großflächig verglaste Sockel,
    • die monotonen Wiederholungen der Hauptfassade,
    • die Grobschlächtigkeit des Fassadenschmucks,
    • dass sehr wahrscheinlich eine blecherne Dachverkleidung zu erwarten ist.

    Die Punkte auf der Haben-Seite überwiegen aber deutlich. Gegenüber dem Gestaltungsforum war von einer steinernen Fassadenverkleidung die Rede. Die plastischen Elemente lassen mich eher Beton vermuten. Ideal würde ich einen Mix finden, z. B. Betonformsteine und Naturstein-Bänderungen. Ich hätte gern mehr Informationen, um emotional dosieren zu können, wie viel Vorfreude ich mir erlauben kann.


    Ich staune, dass der Bauherr FIBONA, wenn er es denn noch ist, sich so stark auf das Gestaltungsforum einlässt. Wer in Bielefeld und Erfurt zweimal das gleiche Hotel baut und in Leipzig, weiter hinten an der Prager Straße, dann noch ein drittes Mal, nur diesmal im Steinkleid, der fällt nicht gerade durch architektonische Sensibilität auf...


    FIBONA GmbH HOTELS | FIBONA GmbH

  • ^ war mir nicht bewusst, dass hier so eine Verdichtung geplant ist und bin eigentlich davon ausgegangen, dass es eine reine Platzfläche wird. In der Tat finde ich die Visualisierung noch etwas undeutlich bzw. ungenau. Die Diskrepanz zwischen positiven Andeutungen und der möglichen Realität sehr groß. Ich hoffe, dass man an dieser Stelle wirklich keine Variante der von dir Ziegel verlinkten Beispiele der Hotelneubauten verwirklicht. Das würde der Stelle am Grassi-Komplex nicht gut tun.


    Darüberhinaus stellt sich durch die Bebauung eine andere Situation dar, jener einer nicht vorhandenen Platzsituation am Grassi-Komplex bzw. auf dem Johannisplatz selbst. Die städtebauliche Situation aber eigentlich als eine Fortführung des Augustusplatzes - über den Johannisplatz - in die Ostvorstadt zu verstehen ist. Der nach Osten abgeschottete Augustusplatz selbst, die viel zu breite Verkehrsfläche des Grimmaischen Steinwegs sowie die übergroße Kreuzungssituation und die reine Rasenfläche des Johannisplatzes verdeutlichen das bisher kaum.

  • Die große, kirschbaumgesäumte Rasenfläche des Johannisplatzes ist das Beste an diesem Platz. Ich hoffe, die wird nicht infrage gestellt, anders, als es die studentische Fingerübung für eine Erweiterung des Grassimuseums ("Grassi Future") vor einigen Jahren vorweggenommen hat.

  • ^ die reine Rasenfläche mit ihrer geschorenen Erscheinung ruft bei mir keinerlei Begeisterung hervor. Die Kirschbäume sind natürlich ein Highlight.


    Es gebe aber etliche Möglichkeiten diesen Platz zu einem wirklichen Platz umzugestalten ohne eine Versiegelung vorzunehmen. Bänke im Zulauf. Dazu Gräser- und Buschflächen unter den Kirschbäumen. Gegebenenfalls eine erweiterte Baumreihe zum Museumsgebäude selbst. Dazu eine Auflockerung des gepflasterten Teils direkt vor dem Gebäude mit Büschen und Gräsern.


    Es wäre nicht nur Potential für mehr Aufenthaltsmöglichkeiten sondern eine wesentlich abwechslungsreichere und naturorientierter Freiraumgestaltung.

    Einmal editiert, zuletzt von hedges ()

  • ^ + ^^

    Derartige Umgestaltungen würde ich eher am Rabensteinplatz vornehmen. Der Johannisplatz ist aufgrund seiner Hochfrequenz kein Ort wo man einen Ruheraum schaffen könnte und gemäß seiner Historie muss man das auch nicht. Dafür gibt es gleich nebenan zwei viel geeignetere Areale (o.g. Rabensteinplatz und - noch ruhiger - den Alten Johannisfriedhof). Wie so oft im Leben ist es halt nicht schwarz/weiß: Die Studentenarbeiten sind ja nicht einfach so vom Himmel gefallen sondern Ausdruck einer städtebaulichen mehr aber noch einer bedarfsorientierten Situation aus den Museen selbst heraus. Da ist zum Einen deren eklatante Raumnot (Sammlungszuwächse, Forschung, Servicebereich) und zweitens der Umgang mit dem eigentlichen Grassivorplatz. Vor Jahren hatte der Stadtrat für dessen Bebauung in Form einer Höhendominante „vorzugsweise“(!) durch den wiederaufzubauenden Kirchturm gestimmt. In diesem LVZ-Artikel gab es 2019 mal eine Visu vom Kirchturm-Verein. Mal abgesehen davon, dass der Neubauteil wie aus der Zeit gefallen scheint gebieten es die Umstände, dass man sich zumindest mittelfristig Gedanken um die Neucodierung des Ortes macht. Die Studentenschaft der TU Dortmund hat hier m.M.n. eher schlecht als recht geliefert. Dass man z.B. die Kirschbäume – wie in vielen der Arbeiten zu sehen – opfern würde halte ich für falsch, eine fast komplette Versiegelung durch einen Neubau, nicht wirklich wünschenswert. Mein Ansatz wäre den Erweiterungsbau größtenteils unter die Erde zu legen und oberirdisch eingeschossig in Erscheinung treten zu lassen. Durch eine Freitreppe könnte man das Dach zugänglich machen und mit Teil- oder Vollbegrünung aufwerten. Die erhaltene aber zugeschüttete Bach-Gellert-Gruft wird freigelegt und im Inneren der Öffentlichkeit präsentiert. Zusammen mit dem Kirchturm könnte so eine ansprechende Mixtur aus architektonisch hochklassiger Reko (George Werner!), am Bedarf geplanter Erweiterung inkl. begehbarer Grünzone, Kirschbaumreihen und Wiesenrestfläche bei insgesamt geringem Versiegelungsgrad entstehen.

  • Beim RiebECK ist mittlerweile auch der langgezogene Büroriegel an der Ecke Prager- / Riebeckstraße gerüstfrei

    Das Erdgeschoss wird mit Stein verkleidet (dafür, dass alle über hohe Baukosten stöhnen, ist Naturstein gerade erstaunlich angesagt). Es sieht nach meinem Dafürhalten besser und plastischer aus als auf den Visualisierungen:


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    Schön auch, dass der Sockel vom Sockel aus Granit ausgeführt wird.


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    (eigene Bilder)

  • Bei Siemens ist man mittlerweile bei der Fassade.

    Seit Ende April ist inzwischen ein bisschen mehr zu sehen.


    An der gerundeten Front zur Prager Straße wurden große, gebogene Scheiben eingesetzt (teurer Spaß, Stuck ist günstiger!). Ich hoffe immer noch, dass der Eingang etwas umgestaltet wurde oder in der Realität weniger halbgar wirkt als im Rendering.


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    An der Längsseite zur Talstraße wurde schon eine der ornamentalen Brüstungen eingesetzt. Grau statt gülden. Ausnahmsweise finde ich Grau an der Stelle ganz gut.


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    Gefällt mir:


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    Im Foto nicht so gut zu erkennen sind die angeschrägten Längsbalken:


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    Ausgeführt werden die aus Dämmstoff, Glaswolle, wenn ich das richtig sehe:


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    Der Blick die Talstraße hinunter Richtung Grassimuseum hat schon was:


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    Vom obigen Fotostandort nach links geschaut gibt es einen der interessantesten Architekturblicke in Leipzig. Das wäre mal was für Panoramastreetline. Ich kann das nicht so recht einfangen.


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    (eigene Bilder)

  • Für die geplante Bebauung am Johannes Platz 12 spricht auch, dass sich der erst kürzlich dort niedergelassene Dönerladen einen neuen Standort gesucht hat. Jetzt Ludwig-Erhard-Str. 1.

  • om obigen Fotostandort nach links geschaut gibt es einen der interessantesten Architekturblicke in Leipzig. Das wäre mal was für Panoramastreetline. Ich kann das nicht so recht einfangen.

    Ja, das stimmt, ganz allgemein der ganze Abschnitt der Goldschmidtstraße im Abschnitt Tal- bis inklusive der Kreuzung Stephanstraße. Ein schönes Beispiel wie auch heterogene Bebauung einen tollen Gesamteindruck vermitteln kann. Komme da gern ab und an mal entlang.

  • Die Stadt Leipzig hat Erläuterungen zum Technischen Rathaus an der Prager Straße (Abriss und Neubau) veröffentlicht. Ich finde die Antworten, die dort gegeben werden, sehr interessant, unter anderem auch zu Wert und Ankaufspreis.


    https://www.leipzig.de/bauen-u…ecke/prager-strasse-20-28


    Da es eine städtische Veröffentlichung ist, darf frei zitiert werden:


    "Beispielsweise die Treppenhäuser und Aufzugskerne sind für ein Verwaltungsgebäude zu klein und deshalb nicht mehr genehmigungsfähig. Für größere Räume sind die Geschosshöhen nach aktueller Arbeitsstättenverordnung zu niedrig. Auch müsste für jede Brandschutztür ein neuer Wandanschluss gebaut werden. [...] Vor allem der verwendete DDR-Beton spricht gegen den Erhalt des Gebäudes – Prüfberichte fehlen und Zulassungen müssten im Einzelfall langjährig erwirkt werden. Die Decken bieten für viele notwendige Nutzungen zu wenig Lastreserven. Auch für die Befestigung einer neuen Vorhangfassade könnten keine genormten Halterungen verwendet werden."


    Ich habe mir auch nie klar gemacht (obwohl es logisch ist), dass die Stadt bis jetzt nie Besitzer des entsprechenden Grundstückes war. Von ergänzenden Nutzungen ist keine Rede, nur von Amtsbüros und Bürgerberatung.

  • Das Tragwerk vom alten und neuen Technischen Rathaus soll wohl doch nicht abgerissen werden:

    Rolle rückwärts: Altes Technisches Rathaus soll nun doch stehenbleiben - Radio Leipzig


    Ich habe mir noch keine Meinung gebildet, was ich davon halten soll. Einerseits sehe ich die Risiken einer Weiterverwendung, andererseits sind auch die Abrisskosten recht hoch. Einerseits halte ich den unproportionierten Klotz für städtebaulich fatal, andererseits ist höchst unsicher, ob heutige Architekten denn überhaupt zu Ansprechenderem in der Lage wären.


    Überhaupt ist ja mehr als fraglich, woher die Mittel zum Losbauen kommen sollen. Bis 2029 will man eigentlich umgezogen sein. Allzu viele Kehrtwenden kann man sich dann nicht mehr leisten.

  • gab es jemals eine Skizze, wie welches Bauvolumina auf dem Grundstück verteilt werden sollten?


    So sinnvoll eine Weiternutzung sein kann, der "Unraum" vor dem Gebäude wird damit zementiert.

  • Das Tragwerk vom alten und neuen Technischen Rathaus soll wohl doch nicht abgerissen werden:

    Rolle rückwärts: Altes Technisches Rathaus soll nun doch stehenbleiben - Radio Leipzig

    [...]


    Ja sehr schade! Ich hatte mir erhofft, dass man hier grundlegend neu denkt.


    Wie dem auch sei, gehen aber hoffentlich folgende Dinge in die Prüfung: immer noch mögliche Brechung des Riegels und mehrere Teile; Anbauten zur Prager Straße hin mit Abstufung, damit der Riegel nicht so weit vom Blockrand entfernt steht und sich die Gebäudehöhe aufbaut; pointierte Eingangsportale und hochgezogene EG Etagen/Eingänge; keine reine Verwaltungsnutzung; öffentlich nutzbare Bereiche (in möglichen Anbauten zur Prager) für z.B. Nahversorgung, KITA, VHS, Bibliothek etc.; eine mögliche Wohnbebauung hinter dem Gebäude (Goldschmidt-/Platostraße).


    Der Gedanke von Weiternutzung okay. Aber dann konsequent ins neue Jahrzehnt getragen und keine reine Sanierung a la LWB Block.