Prager Projektfrühling (Bauvorhaben an der Prager Str.)

Zitat von psero

Updatel zu #271, PUR- aka. Telecolumbus-Neubau Talstraße 1

+++ Es steht ein Schild auf der Flur: Die Stadtbau AG lässt Otto Wulff für die Siemens Niederlassung Leipzig bauen +++ der Entwurf entspricht augenscheinlich dem ursprünglichen für Telecolumbus +++ die Einzäunung des Geländes wurde komplettiert, und ein Bagger steht bereit +++

Inzwischen zeigt sich schon einiges an Rohbau. Auf dem Bauschild sind mir aufgrund der Größe zwei Dinge aufgefallen: die Pfeiler zwischen den Fenstern stehen in verschiedenen Winkeln quer, das finde ich interessant und gut. Und die Fassade zur Talstraße, die nicht gerade wenig Raum einnimmt, ist wohl großteils anders gestaltet (bestimmt labgweiliger).

Schön wäre eine etwas ausgereiftere Gestaltung des Eingangsbereichs und ein z. B. farblich abgesetztes Staffelgeschoss. Auch den Übergang zum linken Nachbarn finde ich auf der Visu etwas ungelenk. Insgesamt finde ich den Entwurf aber gut und kann mir vorstellen, dass da etwas entsteht, was fast e bissl sowas wie scheen ist.

Beim Ostforum befindet sich das letzte OG im Bau:

©555Farang

Schade eigentlich, paar Etagen mehr wären auch nett gewesen

Die Raumwirkung vor Ort ist echt erstaunlich. Wahrscheinlich, weil man mit elf Etagen einfach mal das runterrasierte Standardmaß überschreitet. Ganz klar Daumen nach oben, dass man in einer 625.000-Einwohner-Stadt in Mitteleuropa auch mal ansatzweise anfängt, großstädtisch zu bauen.

Passiert hier noch viel zu wenig wenn man sich vergleichbare Städte in Dtl. anschaut.

Ich hab nichts gegen hohe Gebäude, aber vielleicht sehen das viele Menschen auch anders, wenn man bedenkt, dass Leipzig in Umfragen immer wieder als besonders schön angesehen wird? Großstadt kann ja auch etwas Bedrückendes haben. Davon abgesehen würde natürlich höher gebaut werden, wenn es sich lohnen würde. Niedrige Gebäude sind ein Zeichen für niedrige Preise und das ist auch eine Qualität Leipzigs.

Naja die Schönheitsqualitäten in Leipzig rühren ja gerade von der vorbildlichen europäischen Urbanität her. Vergleichsweise geschlossene Blockränder, Durchmischung von Gewerbe und Wohnen, verdichtete Quartiere und verschiedene architektonische Stile von Gründerzeit bis Postmoderne. Nicht überall in Leipzig findet man das, und die Instagram-Touris finden Leipzig per se schön, weil sie genau in Plagwitz, der Südvorstadt, im Zentrum, in Gohlis usw. die genannten Faktoren finden. Schauen sich die gleichen Leute in der Dieskaustrasse um oder im Gerichtsweg, fiele das Urteil sicher anders aus. Auch die Prager Strasse mit ihren großen Gebäudefronten ist sicherlich nicht wirklich der Gipfel des Städebaus. Das Ostforum ist da ein interessanter Kontrapunkt, eben weil man da nicht viel kaputt machen kann. Würde man einen 11-Geschosser mit Glasfassade in einen Innenhof der Mariannenstrasse setzen, wäre auch die Reaktion anders. Umgekehrt gilt bspw. Halle/S. als hässlich, weil man vornehmlich die Plattenwüsten Silberhöhe und Halle- Neustadt im Kopf hat. Dabei kann die Innenstadt in der urbanen Qualität locker mit Leipzig und Erfurt mithalten.

Sicher ist aber auch, Leipzig als Leitstadt für die Region Mitteldeutschland braucht ein sinnvolles Skyline-Konzept. Das 20er-Jahre Konzept mit der "Stadtkrone" von Höhendominanten um den Ring herum hat mir nie zugesagt. Zu breit gezogen, eine Reihung von Solitären ohne wirkliche Ballung und teilweise zerstörerischer Wirkung auf die Sichtbeziehungen. Eher sollte es Cluster geben entlang der Gerberstrasse oder eben am Ostplatz.

Ich finde es ulkig, dass teilweise die gleichen Leute einen Like unter den Kommentar von LeipzigSO setzen, der es begrüßt, wenn

Zitat von LeipzigSO

das runterrasierte Standardmaß

überschritten wird, wie unter den Kommentar von Lichtwark, der erläutert, dass die Schönheit Leipzigs von vielen mit den gründerzeitlichen Blockrandbebauungen assoziiert wird.

Ich finde, Lichtwark hat detaillierter argumentiert, was ich auch ausdrücken wollte. Dort, wo es passt, kann gern hoch gebaut werden. Wenn es sich denn rechnet. Die Stadtverwaltung sieht ja durchaus Hochpunkte vor, u. a. in der genannten Gerberstraße. Nur bauen will es halt offenbar keiner. Und da muss ich sagen: na und, dann eben nicht. Das ist kein Beinbruch. Im Gegenteil: Beim "Standardmaß" kann man weniger falsch machen. Architektonische Entwurfssünden drängen sich bei einheitlicher Traufhöhe weniger auf als bei einem Hochhaus, bei dem auch negative Wirkungen nach oben skaliert werden. Hier hat man ja beim Mitlesen den Eindruck, als ob eine Stadt ohne viele Hochhäuser oder gar Wolkenkratzer eine Art Handicap habe.

Dass das Ostforum positiv wirkt, unterschreibe ich. Das tut es, weil, wie mehrfach genannt, die Prager Straße in diesem Abschnitt ein zerrütteter Stadtraum ist. Solche Orte gibt es zum Glück in Leipzig nicht allzu viele. Daher ist es Ausdruck einer intakten Stadt, dass viel häufiger in traditionellen Höhen gebaut wird als in "vergleichbaren Städten in Dtl.".

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Ich finde gar nicht, dass die beiden Meinungen so polarisieren. In beiden Statements stecken Dinge, denen man zugetan sein kann. Beispielsweise sowohl der Kritik am "runterrasierten Standardmaß" als auch dem Plädoyer für die Bildung von Hochhaus-Clustern wider der "Stadtkrone".

Aktueller Stand Siemens Neubau:

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Auch entlang der Talstraße ist man nach Fertigstellung der Tiefgaragenzufahrt (angrenzend an die bestehende Bebauung) gut voran gekommen:

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Zitat von 555Farang

RiebECK […]

aoc […]

Entlang der Prager Straße fallen die ersten Gerüste:

Auch auf der Rückseite enthüllen sich die neuen Wohngebäude:

Blick von der Judith-Auer-Straße:

©555Farang

Selbst rückseitig liebevoller gestaltet, als manche prominenter platzierte Neubauten an der Schauseite. Wenn es jetzt noch Dächer gäbe, die diese Bezeichnung verdienten...

Schade, dass ausgerechnet der Kopfbau des Ensembles an der Kreuzung den schwächsten Entwurf abbekommen hat.

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Nunja, das ganze ist schon anspruchsvoller gemacht, aber auch auf zu lange Fläche die immer gleiche Fassade. Etwas mehr Abwechslung hätte dem Gebäude sicher gut getan - und wenn nur die Farbe mal wechseln würde... grau ist nun auch nicht die Farbe, die stimmungsaufhellend wirkt

Im Vergleich zum Projekt in Schönefeld vom gleichen Büro sieht man, dass die Mansarddächer einen großen Unterschied machen. Die hinteren Fassaden werden sowieso von dem LWB Neubau zukünftig großteils versteckt, das einheitliche Farbkonzept wird nicht so auffällig.

Bei Siemens ist man mit den Rohbauarbeiten im letzten Geschoss angekommen und der Fenstereinbau hat begonnen

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Die Fassaden im BermudaNeubaudreieck Prager/Riebeck/Judith-Auer-Straße sind meines Erachtens eher durchschnittlich, kommen hinter der nichtwinterlichen Bewaldung aber kaum zur Geltung

Angenehm ist zumindest die neue Raumwirkung an der Gabelung Prager/Ribeckstraße

Laut heutiger LVZ wurde am Ostforum Richtfest gefeiert und man geht weiterhin von einer Fertigstellung 2024 aus, zumal das Objekt komplett an Talanx verkauft ist. Zu zukünftigen Mietern gibt es keine Info. Auf der Adler Website etc. wird das Objekt zzt. inseriert.

Angeblich soll ab November auch am ehemaligen Technischen Rathaus weitergebaut werden.

^ hier bin ich gespannt, ob man die Flächen gut vermietet bekommt. Wenn eine nahezu Vollvermietung bestünde, hätte das auch größere Effekte auf die dortige Infrastruktur und Wohnungsmarkt.

Hoffentlich klappt es mit dem Weiterbau des städtebaulich so schwierigen Riegels.

Zitat von DrZott

Die Fassaden im BermudaNeubaudreieck Prager/Riebeck/Judith-Auer-Straße sind meines Erachtens eher durchschnittlich, kommen hinter der nichtwinterlichen Bewaldung aber kaum zur Geltung

Angenehm ist zumindest die neue Raumwirkung an der Gabelung Prager/Ribeckstraße

M.E. eine vertane große Chance diese stadtbildprägende Kreuzung Richtung Innenstadt mit einem entsprechenden Hochpunkt zu akzentuieren. Manchmal frage ich mich, wer in einer Großstadt diesen Formates in so zentralen Lagen mit 4 OGs baut als wäre es in irgend einem Industriegebiet am Stadtrand oder in einer Kleinstadt mit 20 tausend EW? (Ja, ein paar Meter stadteinwärts wird es dann etwas höher - aber warum hat man das nicht durchgezogen oder an der Platzseite wieder aufgegriffen ggf. gar abgesetzt wie beim Haus am Albertplatz in Dresden?)

Ostforum + Vertical Village am Ostplatz - von oben

Tram-Beifang @ Ostplatz + Vertical Village

Siemens

^{alle fotos elli kny}