Gotteshäuser in Berlin

  • Camondo hat Recht: Die Laterne wurde schon 1747 von Knobelsdorff geplant, aber (womöglich aus finanziellen Gründen) erst 1886-87 von Max Hasak gebaut:


    Im Sinne der 1747 in einer Stichfolge von Jean Laurent Legeay veröffentlichten Entwürfe, die von dem ausgeführten Bau abweichen, wurde die Kirche 1886-87 von Max Hasak verändert. Er ersetzte das Ziegeldach der Kuppel durch eine Kupferdeckung und bekrönte es mit Laterne und Kreuz.


    Schade, dass die schlecht proportionierte Schwippert-Kuppel trotzdem erhalten bleibt. Nicht, dass ich die schwere, neobarocke Hasak-Variante unbedingt zurückhaben möchte. Aber eine gut proportionierte, klassisch-schlichte Variante mit Laterne, die sich dem Knobelsdorffschen Original annähert, stünde dem historischen Bebelplatz und der gesamten Dachlandschaft gut zu Gesicht.

  • Man kann ja zum Umbau der Hedwigskathedrale stehen wie man will. Aber das gestern veröffentlichte Urteil zum Streit um das "Urheberrecht" der Innenausstattung des Architekten Hans Schwippert hat es schon in sich. Die Nachfahren und Erben der beteiligten Künstler wollten den Komplettumbau verhindern.


    Tenor des Urteils: Wer ein urheberrechtlich geschütztes Kunstwerk besitzt, darf es zerstören, er darf es aber nicht verändern, denn das wäre eine Entstellung.


    Die Kirche dürfe also den Komplettumbau durchführen, wenn dabei der urheberrechtlich geschützte Entwurf komplett zerstört wird und sich so "neu erfinden".


    Säulen und Kuppel gehören nach Ansicht des Gerichtes nicht zum Schwippert-Entwurf.


    Ob der Rechtssteit damit beendet ist, bleibt offen.


    Nachzulesen einigermaßen objektiv im Tagesspiegel.


    Und etwas polemisch in der Berliner Zeitung.

  • Also vom künstlerischen Ansatz her ist das ja nur konsequent. Auf andere Kunstwerke bezogen, hieße das: Ich könnte die Mona Lisa verbrennen, denn eine Auslöschung ändert den künstlerischen Ausdruck nicht. Male ich ihr aber zwei zusätzliche Grübchen ins Gesicht, wird der Ausdruck des Bildes stark verändert und entspricht auch nicht mehr dem künstlerischen Ansatz, den der Maler zur Erschaffung verfolgt hat.

    Bei der Hedwigskathedrale finde ich aber problematisch, dass der Künstler Schwippert ja selbst in die vorbestehende Substanz eingegriffen hat und somit ein vorbestehendes Kunstwerk verändert hat, oder nicht ? :/

  • Dieser Vergleich von Kunstwerken und Architektur finde ich an den Haaren herbeigezogen. Architektur hat eine praktische Nutzung. Diese Nutzung steht im Vordergrund und wird kreativ umgesetzt bzw. dekoriert. Als Auftraggeber würde ich einen Architekten nur akzeptieren, wenn dieser mir auch das Urheberrecht auf das Gebäude überträgt, ansonsten wäre jegliche Veränderung später ein Eingriff in seine "Kunst".


    Kurioses Beispiel: An einem Gebäude das ansonsten nicht sonderlich auffällig ist (ganz sicher keine große Kunst), wurde der Sockel in weiß gestrichen. Das hat zur Folge, dass Dreck der vom Boden durch Regen oder Wind an die Wand kommt oder z.B. Fußabdrücke von wartenden, die sich an die Wand anlehnen (Gebäude steht in der Innenstadt), zu hässlichen Flecken führen. Die Idee der Hausgemeinschaft, den Sockel also mit Klinker zu verkleiden um diesem Effekt vorzubeugen bzw. den Sockel etwas rustikaler zu gestalten kann nicht einfach durchgeführt werden (trotz absoluter Mehrheit bei den Eigentümern).


    Denn das Gebäude ist ja ein "Kunstwerk", daher muss der Architekt dieser Veränderung zustimmen. Das ist - aus meiner Sicht - hanebüchen.

  • ^

    Dazu fällt mir der aktuelle Umbau des Eingangsbereichs/Sockels des Messeturms in Frankfurt ein. Hier hat man keinen Finger gerührt, bevor nicht Helmuth Jahn persönlich die Pläne abgesegnet hat. Finde ich das gut? Im Falle des Messeturms auf jeden Fall, ja. Niemand anderem als Jahn traue ich zu, am Messeturm "herumzufummeln", aber ein städtebaulich herausragendes Bauwerk sollte auch anders behandelt werden als ein 0815 Bau.

  • BV Sri Ganesha Hindu-Tempel (Hasenheide 106)

    Zuletzt hier


    Der Königsturm des Tempels ist bereits weitgehend fertig, dahinter wird ein Funktionsgebäude gebaut (vermutlich die interkulturelle Begegnungsstätte):


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  • Sanierung der St.-Hedwigs-Kathedrale

    Nachdem am 14. Juli das Berliner Landgericht die Urheberrechtsklagen mehrerer Kläger, allesamt Nachfahren der ursprünglichen Künstler des Umbaus 1952-63, abgewiesen hatte, konnten nach erteilter Baugenehmigung die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten an der Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale beginnen. Über das Urteil des Gerichts hatte KaBa1 in #123 informiert.

    Äußerlich werden die umfangreichen Arbeiten insbesondere die monumentale Kuppel betreffen, die nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg ebenfalls in den 1950er Jahren wiedererrichtet worden war und nun erstmals infolge von Materialverschleiß und mangelhaftem Feuchteschutz erneuert werden muss. Aktuell werden Teile der alten Kuppelhaut mit Planen abgedeckt. An anderer Stelle sind die oberen Bauteilschichten bereits entfernt worden.


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    Der Blick auf das Bauschild ist in diesem Fall auch recht interessant. Im Jahr 2014 gewannen Sichau & Walter Architekten GmbH den offenen Realisierungswettbewerb zur Umgestaltung der Kathedrale. Neben diesem Architekturbüro wird jedoch auch bereits Max Dudler Architekten AG als zuständiger Objektplaner für die Sanierung bzw. den Neubau/Umbau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses textlich erwähnt.

    Dies ist insofern interessant, da in diesem Strang bereits vor vier Jahren über Entwürfe des neu zu errichtenden Bernhard-Lichtenberg-Hauses diskutiert wurde. Nun ist, scheinbar unabhängig von den damaligen Ergebnissen, von Oktober 2019 bis Januar 2020 ein neuer Wettbewerb mit vier teilnehmenden Büros initiiert worden, aus dem Max Dudler als Gewinner hervorging.

    Die Wettbewerbsaufgabe bestand in der Neukonzeption des Gebäudeensembles aus dem historischen Altbau an der Französischen Straße sowie des in den 1970er Jahren errichteten Gebäudeflügels an der Hedwigsgasse. Für den DDR-Bau sollte mithilfe einer Machbarkeitsstudie und Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen ermittelt werden, ob der Bestandsbau umgebaut und kernsaniert, oder doch abgerissen und neugebaut wird.

    Trotz längerer Recherche konnte ich im Internet keine konkreten Ergebnisse ausfindig machen. Sollte jemand über die Zukunft des Bernhard-Lichtenberg-Hauses weitere Informationen haben, würde ich mich freuen.


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    Der Blick auf die hinter Bäumen versteckte Kirche aus nordöstlicher Richtung:


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    Die abgebildeten Fotografien sind durch mich aufgenommen und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.


    Vor dem Hintergrund der lange geführten Urheberrechtsstreitigkeiten lohnt sich die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Innenraumausgestaltungen, die auch umfassend an der umlaufenden Bauzaunabfolge dargestellt werden. Die Kirche wurde 1747 bis 1773 errichtet. Geldmangel und Kriegsphasen führten damals zu der langen Bauzeit von 26 Jahren. Erst 1886-87 wurde der Kirchenbau durch Max Hasak endgültig vollendet. Die Kuppel bekam ihr Kuperdach, die Laterne und das Kreuz.

    Die Innengestaltung in der Fassung von Max Hasak:


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    Quelle: Foto am Bauzaun, ©Königlich Preußische Messbildanstalt


    Eine erste groß angelegte Umgestaltung gab es bereits in den Jahren 1930 bis 1932 unter dem österreichischen Architekten Clemens Holzmeister.

    Dieser schuf eine expressionistische Sakralarchitektur, wobei er einige Gestaltungsmerkmale der ursprünglichen Fassung beibehielt bzw. einband.

    Die Innengestaltung in der Fassung von Clemens Holzmeister:


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    Quelle: Foto am Bauzaun, ©Königlich Preußische Messbildanstalt


    Im zweiten Weltkrieg kam es zur Teilzerstörung der Kathedrale. Der Bau brannte aus und die Kuppel stürzte ein.

    Der Wiederaufbau erfolgte schließlich in den Jahren 1952 bis 1963 unter Hans Schwippert, der in Zusammenarbeit mit mehreren Künstlern den Innenraum neu konzipierte. Wesentliches Merkmal dieser Umgestaltung war dabei die Öffnung des mächtigen Hauptraums mit der darunter befindlichen Unterkirche.

    Die Innengestaltung in der Fassung von Hans Schwippert:


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    Quelle: Foto am Bauzaun, ©Uwe Gaasch, Courtesy Alexander Ochs


    Diese Öffnung von Ober- und Unterkirche war zuletzt das Thema der gerichtlichen Auseinandersetzungen. Im Ergebnis darf die Schließung und die Trennung beider Räume nun erfolgen, da das Werk des Architekten in diesem Fall in Gänze zerstört und nicht nur verändert wird, womit sein Urheberrechts nicht verletzt würde. Die Planung von Sichau & Walter Architekten, welche jene Schließung vorsah, kann damit final umgesetzt werden.

    Die Innengestaltung in der Fassung von Sichau & Walter:


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    Quelle: Foto am Bauzaun, ©Nightnurse Images, Entwurf: Sichau & Walter


    Ungeachtet der urheberrechtlichen Auseinandersetzungen und der denkmalrechtlichen Belange halte ich persönlich die "Boden"schließung in der Konsequenz für richtig. Auf diese Weise kann der Innenraum in seiner einfachen und doch imposanten Grundform wieder erlebbar gemacht werden. Während die historische Sakristei nur über eine Tür zugänglich ist, wird die Unterkirche zukünftig komplett ausgeblendet. Der Altar rückt mit Abschluss der Bauarbeiten in die Mitte des Raumes, wobei die Bestuhlung dieser Zentralität (von Raum und Altar) folgen wird. Die schlichte Ausgestaltung des Raumes nach den Plänen des Architekturbüros kann durchaus kritisch betrachtet werden. Auf der anderen Seite könnte diese Schlichtheit dazu führen, dass der Betrachter zunächst das Raumvolumen wahrnimmt und erst dann für die einzelnen Details empfänglich wird. Ich bin jedenfalls auf das Ergebnis sehr gespannt. Die Umbaumaßnahmen sollen aller Wahrscheinlichkeit nach bis 2023 abgeschlossen werden.

  • Äußerlich werden die umfangreichen Arbeiten insbesondere die monumentale Kuppel betreffen, ...

    Danke für deine aufwendige Recherche. Leider kann ich deinem Beitrag nicht entnehmen, ob sich das Aussehen der Kuppel verändern wird.


    Auch aus den älteren Beiträgen (mitsamt der dortigen Verlinkungen) geht nicht klar hervor, ob die Erneuerung der Kuppel auch zu Veränderungen führt.

  • Im Zuge der Kuppelsanierung wird es zu keinen optischen Veränderungen der äußerlichen Hülle kommen. Die festgestellten Mängel im Bereich des Kuppelaufbaus machen zwar die Entfernung der alten Kupferhaut und die Anbringung einer neuen Kupferschicht notwendig. Jedoch wird diese beim Einbau bereits den bisherigen Grünton aufweisen. Auch die zentrale Öffnung sowie das Kuppelkreuz werden erneuert, aber nicht in ihrer Optik verändert.


    Folgende Mängel wurden festgestellt und müssen behoben werden (Quelle: Pressemitteilung des Erzbistums Berlin):

    • Das Kupferblech bildet durch Spannung Hohlräume zur darunterliegenden Brettschalung. Auf der Unterseite des Bleches bildet sich Kondenswasser.
    • Die Hinterlüftung der Dachschalung ist unzureichend, sodass sich Oberflächenkondensat bildet und Holzfäule verursacht. Eine Trennlage fehlt.
    • Die Dämmung auf der Stahlbetonschale ist nicht mehr vorhanden. Diese ist vermutlich aufgrund eines feuchtebedingten Stabilitätsverlustes nach unten „zusammengesackt“.
    • Die Stoßfugen der Stahlbetonelemente weisen keine konstruktive Abdichtung auf. Dadurch kann unkontrolliert feuchtwarme Raumluft in den Dachaufbau strömen.
  • ^ mit anderen Worten:


    Die vorhandene Gelegenheit wird nicht dazu genützt, um die vermurkste Kuppelform zu korrigieren. Da hat man einmal in Jahrzehnten die Chance zur Korrektur ... und man nützt die Chance nicht. Es ist zum Haare raufen!

  • Der neue Entwurf für die innengestaltung mag mir in seiner kargheit so gar nicht gefallen da fand ich die vorherige situation spannender und stellt für mich eher eine Hinwendung zur zeitgemäßer Lebensunlust dar- die ganze Anmutung hat eher was von einer trauerhalle eines bestattungshauses gestaltet im Charme der engherzigen Deutsch-50er -. Ich finde es zudem schade dass man nicht wenigstens die korinthischen Kapitelle nicht wieder hergestellt hat - die hätten die strenge evtl etwas aufgelockert und dieser Büßer- und Kesselhauswirkung etwas entgegengewirkt. Auf die kuppelgestalt bin. Ich Verhalten gespannt für mein Empfinden ist sie derzeit etwa so zu niedrig eine gut proportionierten laterne oder wenigstens höhere balustrade mit Oberlicht wäre von Vorteil gewesen -

  • So eine karge Einrichtung passt nicht zu einer katholischen Kathedrale, sondern eher zu einer lutherischen Pfarrkirche. Sola scriptura, Lachen im Keller und all das. Aber gut vlt. wird die alte Hedwig in 20 Jahren ja zum Ashtanga-Yoga Raum umfunktioniert - für sowas geht der Umbau in die richtige Richtung.

  • Jedoch habe ich die ganze Situation des Bernhard-Lichtenberg-Hauses nicht so richtig verstanden. Was ist genau passiert und warum?


    Vielen Dank für die Nachfrage. Vor Ort ist aus baulicher Sicht im Prinzip noch nichts konkretes passiert. Ein Blick in die Fenster des Altbauteils des Bernhard-Lichtenberg-Hauses verrät jedoch, dass dieses wohl aktuell geräumt wird. Es scheint also Bewegung in das Projekt gekommen zu sein.


    Im Jahr 2016 gab einen Wettbewerb für das Bernhard-Lichtenberg-Haus. Der Altbauteil sollte saniert, unterirdisch erweitert und um einen Neubauteil ergänzt werden. Hierzu wollte man den aus den 70er Jahren stammenden Gebäudeflügel abbrechen. Zwei Entwürfe wurden damals im Forum gezeigt, die jedoch beide bezüglich ihrer Fassadengestaltung noch sehr schemenhaft daherkamen.

    1. Entwurf von Sichau & Walter Architekten: Projektbroschüre

    2. Entwurf von Michels Architekturbüro: Projekthomepage


    Den in diesem Jahr initiierten Wettbewerb hat wiederum Max Dudler gewonnen. Laut eines Beitrags einer katholischen Wochenzeitung des Erzbistums Berlin vom 17.09.2020 ist für den Gebäudeflügel aus den 70er Jahren "eine völlige Neugestaltung" angedacht. Dies kann bedeuten, dass der Gebäudebestand wohl nicht mehr abgebrochen, sondern stattdessen komplett umgebaut wird. Man möchte einen einladenden Charakter schaffen und einen Ort der Begegnung und des Wissensaustausches. Wie weit der Umbau gehen wird und ob auch die Fassade verändert wird, ist jedoch weiterhin nicht klar.


    Der Gebäudekomplex präsentiert sich zur Zeit folgendermaßen (weitere Bilder gibt es von KaBa1 in #62 von Nov. 2016):


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    Damals wurde bereits das sehr introvertierte Erdgeschoss bemängelt. Zur Hedwigskirchgasse werden daher wohl größere Veränderungen kommen, um den gewünschten, einladenden Charakter umsetzen zu können. Die Fassadenfront zur Französischen Straße finde ich persönlich recht gelungen und proportional angenehm gegliedert.


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    Der Blick auf den historischen Altbauteil, der definitiv erhalten bleibt und saniert wird:


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    Die abgebildeten Fotografien sind durch mich aufgenommen und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.

  • In Spandau am Brunsbütteler Damm 312 wird die Zuversichtskirche aus den 60er Jahren abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der letzte Gottesdienst vor dem Abriss im Sommer ist am 21.1.2021.


    Danach wird ein neues Begegnungszentrum mit Andachtsraum gebaut.


    Der Entwurf dafür stammt von Sander Hofrichter Architekten, die sich in einem Wettbewerb durchgesetzt hatten. So soll das Begegnungszentrum aussehen:


    file77148qz6vb6yqepcmy3kls.jpg


    Copyright: sander.hofrichter planungsgesellschaft mbH

  • < Mit dem Entwurf kann ich überhaupt nichts anfangen. Wo bitte ist hier die Erkennbarkeit, dass es sich um ein Gotteshaus handelt? Die alte Kirche aus den 60ern, ein sehr schöner Ziegelbau MIT Turm hat alle diese Atribute, man kann die Funktion sofort ablesen, außerdem empfinde ich die alte Kirche als einen würdigen Verteter dieses typischen Stils der Nachkriegszeit. Ich habe es schonmal erwähnt, es ist wirklich ein Jammer wieviel gute Architektur der Nachkriegszeit momentan dem Erdboden gleichgemacht wird, und durch etwas ersetzt wird, was eine Ablesbarkeit der Funktion nicht mehr ermöglicht. Auch wenn es nur ein 'Begegnungszentrum' sein soll, hätte man den alten Turm, der ja eh ein Campanile war, wirklich nicht integrieren können?

    Es ist schwer nachzuvollziehen warum es unbedingt einen Abriß und Neubau geben soll, als ob man in Geld dafür schwimmen würde ...


    Hier die alte Kirche:

    http://kulturkirchen.org/kirch…20001a7/Zuversichtskirche

  • Ich glaube, das ist "Absicht". Wahrscheinlich sind die Besucherzahlen der Gottesdienste so gering, dass ein "Andachtsraum" ausreicht. Und die Gemeinde möchte wahrscheinlich eher einen Begegnungsort als einen "Zeremonienort". Dazu kommt, dass ein Kirchenbau aus den 60er Jahren - ganz protestantisch pragmatisch - ziemlich schlecht zu heizen ist...

  • Ich finde den Entwurf, so wie er auf der Visu zu erkennen ist, gar nicht mal so schlecht und für mich ist er aufgrund des dreieckigen erhöhten Bauteils mit der großen Fensterfront auch als moderne Kirche zu erkennen. Ein Glockenturm ist heutzutage nicht mehr unbedingt nötig.


    Dass viele sich damit schwertun, liegt sicher auch daran, dass klassische Kirchenbauten jahrhundertelang mit möglichst hohem Glockenturm, Schiff, Chor usw. immer zentrale und architektonisch ambitionierte Bauwerke waren, die oftmals einem ganzen Ort oder einer Stadt als Dominante dienten und beeindrucken sollten. Kirche war immer auch Macht. Diese und die Größe Gottes sollten verdeutlicht und demonstriert werden.


    Das hat sich (Gottseidank 🙂) zum Glück geändert und nicht jede Kirche muss heute mehr diesem Prinzip folgen. Gerade bei moderne Kirchen hat sich die Funktion verändert, neben Raum für Gottesdienste sind sie oft Gemeinde- und/oder Nachbarschaftszentren mit kulturellen und sozialen Schwerpunkten. Schaut man sich insbesondere Freikirchen an, findet man bei diesen manchmal den Charme von Seminarräumen oder gar Gewerbegebäuden (was dann auch für mich bisweilen zu weit geht).


    Ein Glockenturm ist wie gesagt nicht mehr nötig. Wenn überhaupt noch gebimmelt wird, klagen oftmals die Anwohner oder sind zumindest genervt und überhaupt ist der Anspruch an ein Kirchengebäude anders als noch vor hundert oder gar tausend Jahren. Daher darf man gern sowas bauen wie hier, zumal in so einer Gegend nichts nach einer "klassischen" Kirche schreit.

  • Vielen Dank für die Nachfrage. Vor Ort ist aus baulicher Sicht im Prinzip noch nichts konkretes passiert. Ein Blick in die Fenster des Altbauteils des Bernhard-Lichtenberg-Hauses verrät jedoch, dass dieses wohl aktuell geräumt wird. Es scheint also Bewegung in das Projekt gekommen zu sein.


    Im Jahr 2016 gab einen Wettbewerb für das Bernhard-Lichtenberg-Haus. Der Altbauteil sollte saniert, unterirdisch erweitert und um einen Neubauteil ergänzt werden. Hierzu wollte man den aus den 70er Jahren stammenden Gebäudeflügel abbrechen. Zwei Entwürfe wurden damals im Forum gezeigt, die jedoch beide bezüglich ihrer Fassadengestaltung noch sehr schemenhaft daherkamen.


    Zitat gekürzt.

    Mit dem Gerichtsverfahren hat man sich am Ende einen Bärendienst erwiesen. Eine Veränderung des Entwurfs von Schwippert war aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich, also muss er insgesamt zerstört werden, um den Umbau rechtlich zu ermöglichen. Es wird nichts vom Schwippertschen Entwurf übrig bleiben, selbst die Fenster werden neu gestaltet.


    Das Ausmaß der Zerstörung ergibt sich aus dem auf der Homepage des Bistums einsehbaren Antrag auf denkmalrechtliche Genehmigung. Auch der aus DDR-Zeiten stammende Teil des Berhnhard-Lichtenberg-Hauses wird abgerissen.


    https://www.erzbistumberlin.de…alrechtliche-genehmigung/


    Der zitierte Artikel der kirchlichen Wochenzeitung verharmlost den bevorstehenden Abriss.


    Erhalten bleibt lediglich die Silhouette der Kuppel. Eine Laterne wird es nicht geben, diese hatte Schwippert in moderner Form sogar vorgesehen und als 1:1-Model seinerzeit auf die neue Kuppel setzen lassen. Den DDR-Behörden war diese jedoch ein Dorn im Auge, das christliche Symbol des Kreuze wäre dadurch zu "auftrumpfend" am Bebelplatz erschienen. Die Kirche musste sich also möglichst in das Platzgefüge ducken, eine eigene Höhendominante sollte unbedingt vermieden werden.


    https://kirchenbauforschung.in…elle-st-hedwig-um-1953_1/


    Welch Ironie, dass ausgerechnet diese "bauliche Duckmäuserei" als einziges Zeugnis der DDR-Zeit erhalten bleiben soll, wo man doch angeblich dem Bau als zentralem katholischen Bau in der Hauptstadt, mit Strahlkraft in die ganze Republik, zu einer würdigen, bedeutungsvolleren Ausstrahlung verhelfen wollte. Dies wiegt besonders schwer, da mit dem Bühnenturm der Staatsoper, der von 1926-1928 errichtet wurde, die Proportionen des Bebelplatzes aus den Fugen gerieten. Der einst in der den Bebelplatz bestimmende Kirchenbau wurde optisch endgültig in die zweite Reihe gesetzt.


    Einer verpasste Gelegenheit, diesen historischen Fehler zu korrigieren.