Gotteshäuser in Berlin

  • ^ Ich glaube, es ginge weniger um den liturgischen Bedarf, als um den Denkmalcharakter (seitens der Gemeinde) und darum, eine Lücke in der Uferbebauung zu schließen (seitens der Stadt). Eine Visu gibt es hier. Deinen letzten Hinweis verstehe ich nicht. Er ist recht auslegungsbedürftig... ;)

  • Vom Standpunkt der Stadtreparatur her und auch als Sichtbarmachung öffentlichen jüdischen Lebens in Berlin ein schönes Projekt.
    Die bestehenden Synagogen sind in der Mehrzahl ja "Nachkriegsprovisorien"
    Als ich den Bericht im RBB sah, hab ich mich aber gefragt ob dann für das House of One überhaupt noch Geld reinkommt, auch da läuft die Finanzierung sehr schleppend.

  • ^^^ Vor dass hier einen falschen Zungenschlag reinkommt bez. Bedürfnissen von israelischen hipster, ist es gut sich vielleicht erst mal ein wenig fortzubilden. Z.B. mit dem Buch :) „Synagogen in Berlin. Zur Geschichte einer zerstörten Architektur“ von Rolf Bothe, 1983. Ist für kleines Geld im Antiquariat erhältlich.
    Glaubensgemeinschaften haben traditionell ihre bau-kulturellen Höchstleistungen in den Sakralbauten erbracht.
    Die mutwillige Zerstörung in der Nazizeit ist in der Zeit des Wiederaufbaus von einer weiteren Zerstörungswelle gefolgt worden. Es gab weder eine jüdische Gemeinde noch ein öffentliches Interesse um sich für den Erhalt dieser Bauten in Berlin einzusetzen.
    Die Bilder der Sprengung der großen Synagoge in der Fasanenstraße (West-Berlin) können emotional mit der Sprengung des Berliner Schlosses mithalten.
    Wenn es zu einer Rekonstruktion (oder architekturpolitisch korrekt für die jüngere Architektengeneration: Wiederaufbau = ist eine Rekonstruktion light?) dieses Gebäudes kommen sollte, ist dies für Berlin und für die Architektur der Stadt eine einzigartige Sache.

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  • Wäre es nicht sinnvoller, die zerstörte Rückseite der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße zu rekonstruieren? Sie ist schließlich nicht nur architektonisch, sondern vor allem auch historisch für die jüdische Gemeinde Berlins wesentlich bedeutender als der Bau am Fraenkelufer und zudem eine beliebte Sehenswürdigkeit in zentraler Lage.

  • ^ Wäre auch eine Möglichkeit, aber eine sehr unwahrscheinliche und denkmalpflegerisch ein Minenfeld.
    Raed Saleh geht es nätürlich um die politische Dimension in Kreuzberg.

  • Ich klang vielleicht etwas "radikal". Ich gehöre ja selbst dieser "Gemeinschaft" an und behaupte mal, einen gewissen Eindruck zu haben, was den Bedarf oder auch die persönliche Auswahl an Synnas angeht. Und da frage ich mich eben, ob man dort wieder eine größere braucht.


    Die Mehrheit der Synnagänger wohnen in Charlottenburg, Wilmersdorf, Schöneberg oder Grunewald. Aber nicht in Kreuzberg oder Neukölln. Wer ins Fraenkelufer geht, tut dies weil er schon als Kind dort hin ging, aber nicht weil er dort wohnt. Und andersherum, wer dort wohnt, geht letztendlich weiterhin in die Synna seiner Kindheit. Dort wohnen tun höchstens isr. Hipster, die dann eben mit der U7 etwas fahren müssen.


    Reko natürlich grundsätzlich immer gerne. Aber ich hätte lieber die in der Fasanenstraße rekonstruiert, anstelle dieses überholten Gemeindehauses. Aber wie auch die zerstörte Oranienburger dürfte es wohl zu viel Symbolcharakter haben.


    Die bestehenden Synagogen sind in der Mehrzahl ja "Nachkriegsprovisorien"


    Von welchen redest du denn da? Die jetzige Fraenkelufer kann man als Provisorium bezeichnen. Ist ja nur der Wurmfortsatz der großen. Und die kleine Konvertiten-Synna in der Oranienburger. Aber sonst...?


    Vielleicht könnte man dort das House of One (von dem ich an sich nichts halte) einziehen lassen? Der Multi-Kulti-Anspruch ist bei der dortigen Bevölkerung sicher höher, als auf der Fischerinsel.

  • "Nachkriegsprovisorium" trifft es wohl nicht richtig, ich meine dass viele Synagogen entweder nur teilweise wiederhergestellt wurden, bzw. stark verändert wurden.
    Ich habe den Bau in der Fasanenstraße irgendwie als Provisorium in Erinnerung, wahrscheinlich liege ich damit falsch.


    Dann liegen manche Synagogen auch im Hinterhof (ehrlich ich habe früher gedacht, der Bagelshop in der Joachimsthaler steht unter Polizeischutz bis ich merkte dass sich hinter dem Vorderhaus eine Synagoge verbirgt, peinlich...)

  • ^^ Das House of One (mit Turm) gefällt mir wegen seiner Architektur. Seine ringparabelhafte Toleranzbotschaft ist mir zu seicht angesichts der realen Konflikte. Genau deshalb würde ich mich freuen, wenn es zwischen all den neuen Moscheen in Kreuzkölln mit ihren Minaretten und pseudo-maurischen Fassaden auch eine repräsentative Synagoge gäbe.


    Ich weiß, das sagt sich leicht, wenn man ein protestantisch sozialisierter Agnostiker ist, der noch nie antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war. Aber der Wunsch stammt von der Gemeinde, also kann man ihn auch unterstützen.


    Was die Hipster betrifft: Gehen die wirklich beten?

  • Ich habe hier eine etwas persönlich gefärbte Haltung, denn vor drei Jahren habe ich an einem wunderbaren Schawuot-Fest an der Synagoge am Fraenkelufer teilgenommen und war eigenladen, selbst etwas zum Hohelied beizutragen. Ich habe diese Synagoge damals als einen ebenso unprätentiösen wie herzlichen und offenen Ort kennengelernt. Das ist eine sehr beschränkte, subjektive Erfahrung, ich weiß sonst nicht viel über das Leben in dieser Synagoge, aber sie reicht zumindest aus, um mich etwas skeptisch sein zu lassen, ob eine Umgestaltung, so äußerlich schön sie auch sein mag, der Synagoge nicht auch etwas von dem, was ich damals als Zauber empfunden hatte, nehmen würde.

    2 Mal editiert, zuletzt von ElleDeBE ()

  • ^^ Das House of One (mit Turm) gefällt mir wegen seiner Architektur. Seine ringparabelhafte Toleranzbotschaft ist mir zu seicht angesichts der realen Konflikte. Genau deshalb würde ich mich freuen, wenn es zwischen all den neuen Moscheen in Kreuzkölln mit ihren Minaretten und pseudo-maurischen Fassaden auch eine repräsentative Synagoge gäbe.


    Ich weiß, das sagt sich leicht, wenn man ein protestantisch sozialisierter Agnostiker ist, der noch nie antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt war. Aber der Wunsch stammt von der Gemeinde, also kann man ihn auch unterstützen.


    Was die Hipster betrifft: Gehen die wirklich beten?


    Ich selbst bin nicht religiös, jedoch auch kein Agnostiker. War auch mal antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt, und lege gerade deshalb sehr viel Wert auf den gegenseitigen kulturellen und religiösen Respekt und auf ein aufgeschlossenes Miteinander. Dennoch lehne ich das House of One als krampfhaft ab Weltreligionen unter ein Dach zu pressen, und befürworte eher geringere Auflagen und bevorzugte Genehmigungen bei Neuerrichtung religiöser Einrichtungen, und zwar dort wo sie von ihren Gläubigen gewünscht werden.
    Der Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer wäre meines Wissens nach die erste historisierende Rekonstruktion einer Synagoge im heutigen Deutschland. Ein Zeichen auch, dass es nicht nur kontrastierende Neubauten sein müssen wie in München oder Dresden, selbst wenn sie wie in Dresden sehr gefällig wirken.

  • Gibt es nicht irgendwo in Deutschland eine rekonstruierte Synagoge aus Backstein? Hab leider den Ort vergessen

  • Synagoge am Fraenkelufer

    Das könnte die Synagoge Herford sein. Vielleicht ja auch noch eine andere kleinere Synagoge. Zudem gibt es ja erst spät wieder aufgebaute Gebäude oder solche, die erst in jüngerer Zeit wieder in ihren Ursprungszustand zurückversetzt wurden.


    Die Synagoge Fraenkelufer wäre aber im Gegensatz zu Herford deutlich größer, der Aufwand wäre also entsprechend höher.


    Wenn der Wunsch aus der Gemeinde kommt, wäre dem kaum zu widersprechen. Dies mag sicher nicht die kunsthistorisch bedeutenste gewesen sein, aber hier steht der Bauplatz soweit zur Verfügung, so dass sich die Diskussion über eine Neubebauung in Grenzen halten dürfte, es muss dafür ja außer der Freifläche nichts weichen.


    Denkmalschutzrechtlich dürfte eine Rekonstruktion eher unproblematisch sein, der erhaltene Bauteil wird ja nicht beeinträchtigt. Städtebaulich wäre es sicherlich ein Gewinn. Ob die Gemeinde den Bau für ihren normalen Bedarf benötigt oder sie vor allem damit ein Zeichen setzen will, sollte ihr als Entscheidung überlassen bleiben.


    Allerdings wird die Gemeinde das Geld für die Rekonstruktion und die Unterhaltungskosten in erster Linie selber aufbringen, bzw. einwerben müssen. Zwar ist nichts gegen Unterstützung aus der Politik zu sagen und man kann sicher auch staatliche Zuschüsse gewähren. Komplett staatlich geschenkt wird die Gemeinde den Wiederaufbau aber wohl nicht bekommen.

  • Das könnte die Synagoge Herford sein.


    Das stimmt, die meinte ich, Dankesehr.
    Ich glaube Spenden sammeln wäre hier die beste Lösung, da es wahrscheinlich recht viele Menschen gibt, die den Wiederaufbau Symbolcharakter unterstützen wollen. Da es sich hierbei um keine christliche Institution handelt, wird wohl auch das linke Spektrum wenig einzuwenden haben. Vielleicht kämen bei so einem Projekt auch einige Großspenden aus den USA und Israel zusammen.

  • Woher stammt die Sicherheit, dass ein Wiederaufbau hauptsächlich privat bezahlt werden muss?
    Diese Synagoge ist nicht, wie im Gegensatz dazu die Synagoge z.B. im Hansaviertel, dem Bombenkrieg zum Opfer gefallen, sondern sie wurde in der Progromnacht schwer beschädigt und wurde danach zur Ruine weil die Bausubstanz bis Kriegsende nicht gesichert werden konnte/durfte.
    Die Wiedergutmachung/Entschädigung der jüdischen Gemeinden ist bis heute nicht als abgeschlossen zu betrachten...

  • ^ Ja, um den Innenraum ist es schade. Aber eine Generalsanierung ist bitter nötig, und ich verstehe, warum sich die Kirche in diesem Zuge für eine Umgestaltung entschieden hat. Der Treppenabgang mitten im Saal ist schick, aber nicht sonderlich funktional, und eine saubere Trennung in Haupt- und Unterkirche hat ihre Vorteile. Auch mag ich die neue Innenraumgestaltung mit dem zentralen Altar direkt unter dem Opaion und das vertikal orientierte neue Kuppelinnere (das fällt mir heute zu duster aus).


    Weiß jemand, ob sich die Baumaßnahmen erstmal nur auf die Kathedrale beziehen? Oder wird der Neubau des Gemeindehauses gleich mit in Angriff genommen? Ich hoffe letzteres, denn erstens gefällt mir das neue Gebäude und zweitens hoffe ich sehr, dass der Bebelplatz 2023 dann endlich mal fertig ist und nicht gleich die nächste Baustelle aufgemacht wird.

  • Architektenkind: Soweit ich weiß, umfasst der Umbau auch das Bernhard-Lichtenberg-Haus.


    Mir gefällt weder der bestehende noch der zukünftige Innenraum der Hedwigskathedrale. Die dann wieder klare Trennung von Ober- und Unterkirche sehe ich zwar positiv, den Erhalt der nicht zum Gebäude passenden Kuppel ohne Laterne aber sehr negativ. Aufgrund der Aufstellung des Altars in der Mitte (statt am Rand) und der Sitze im Kreis (statt in der Reihe), die den Änderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils geschuldet ist, erinnert der zukünftige Innenraum zudem eher an ein Parlament als an eine Kirche. Für eine katholische Kirche, die darüber hinaus als Bischofssitz dient, ist er jedenfalls viel zu karg und "protestantisch". Wenn ich aus den verschiedenen Innenräumen seit dem Jahr 1747 wählen könnte, würde ich mich für die neubarocke Raumgestaltung von 1887 entscheiden, da sie am besten zum Gebäude passt.


    https://www.erzbistumberlin.de…edraleAusstellungHist.pdf

  • ^ Das Thema hatten wir ja schon. Ich verstehe nicht, warum Du meinst, dieser überladene wilhelminische Pomp der 1880er würde zu einer klassizistischen Kirche nach römischem Vorbild passen. Aber das ist wohl Geschmackssache. Was protestantische Schlichtheit vs. katholischen Überfluss angeht: Der Berliner Dom ist eine protestantische Kirche, in der es selbst eingefleischten Katholiken schwindelig wird (auch ohne vom Weihrauch stoned zu sein) – da ist es doch ein schöner Kontrast, wenn die katholische Hauptkirche ungewöhnlich dezent daherkommt... ;)

  • Wenn die Hedwigskathedrale ursprüglich dem Pantheon in Rom nachempfunden wurde, dann ist die im Kaiserreich aufgesetzte Laterne keine Vollendung im Sinne der Architekten, sondern wohl eher eine zeitgemäße Ergänzung.


    Auch wenn die moderne Kuppel etwas unvorteilhaft gestaucht aussieht, so wie eine Käseglocke, ist sie so dem Original (also ohne Laterne) ähnlicher.


    Was den Innernraum angeht, fand ich ihn originell aber kühl. Vielleicht nicht üblich für klassische katholische Kirchen, aber bei modernen Kirchengebäuden schon eher.
    Ich habe Verständnis dafür, wenn man ihn seitens von Bürgerinitativen erhalten möchte. Mal sehen was dabei herauskommt.