Dresden: Pirnaische Vorstadt/Lingnerstadt

  • Hochhaus am Pirnaischen Platz - update, alle neuen Fenster des Hochhauses sind drin, Schmalseite-Süd schon fertig, Schmalseite-Nord in Dämmung

    Was hier evtl. noch erwähnt werden kann: Der Ausbau des Raumes unter den V-Stützen erfolgt dergestalt, dass die Stützenstruktur weiterhin erkennbar ist; die neu entstandenen Flächen liegen also innerhalb der Stützen. (Ich wollte da eigentlich schon längst ein Foto machen.)

  • Quartier am Mozartbrunnen - fertig, noch leer, zuletzt #830, quasi das erste echte (und mE gelungene) Gebäude an der Bürgerwiese seit dem Krieg.


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    Bild: https://i.postimg.cc/cHjGMZmF/P1190779.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/2Sw6dbBT/P1190781.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/50H2MsKk/P1190780.jpg


    Bild: https://i.postimg.cc/PqXHdSJQ/P1190776.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/BZLjWndQ/P1190775.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/L4cnmMpk/P1190774.jpg


    Bild: https://i.postimg.cc/vBDdVDW1/P1190771.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/8CZScLrQ/P1190772.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/8sg89HxW/P1190773.jpg

    alle fotos elli kny

  • Teil-Freilegung des Gerhard Richter Wandbildes "Lebensfreude" im Südfoyer des Dt. Hygiene-Museums Dresden

    Infos beim DHMD über Historie und Restaurierung

    Es ist seine Diplomarbeit von 1956, Richter (*1932) flüchtete 1961 in den Westen, seit 1979 wurde das Bild überstrichen, jetzt Teilfreilegung anlässlich der "VEB" Ausstellung.

    Nun ist eine Restauratorenkabine vorgebaut, durch die man nicht viel sieht. Es gab aber schon Pressetermine mit besseren Ansichten in Artikeln.

    Bild: https://i.postimg.cc/g21xB3SH/P1190763.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/XvFrMXtS/P1190762.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/c49gwpfj/P1190766.jpg


    Blick auf freigelegte Figuren // Beschreibung des Projektes // heutige Bild"kunst" nebenan im Treppenhaus mit dem Titel "Schrei". ||

    Bild: https://i.postimg.cc/C1sd1XFc/P1190764.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/Wb3tN5x7/P1190767.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/kgR48BJ6/P1190765.jpg

    Natürlich war und ist das "DDR-Motiv" ansprechender und gestalterischer als die "Schrei"-Collage aufgerissener Mäuler mit vielen amalgamierten Zähnen.

    Doch damals gabs wohl nicht viel zu Lachen (Nachkriegszeit), die neue Gesellschaft wollte Freude und Hoffnung sähen. Und heute? Heute haben viele viel zu Lachen (die fetten Jahre sind noch nicht vorbei), da muß man die Leute aus der Komfortzone holen und mit Problemen und Negativa konfrontieren.

    Der recht kleine Freilegungsumfang ist natürlich politisch determiniert, aber vielleicht kommt dann bei Beschau neue Freude über mehr Freilegung auf. 8|

    Da hinten im letzten unbeachteten Winkel eines engen Nebenfoyers wäre die komplette Wandgestaltung a la Richter'56 mE sehr wünschenswert.


    Baujahr 1930, wirkt das Hauptfoyer des DHMD doch etwas mussolini-esk. // neue Beete vor dem Museum - hier könnte auch ein Baumhain hin...

    Hat dieser Vorplatz als rein steinerene Wüste tatsächliche "Aufenthaltsqualität", oder nur eine behauptete und nur für den kurzen Besuchertransit?

    Bild: https://i.postimg.cc/XNxp6R1J/P1190768.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/dtx3L8Yc/P1190769.jpg


    Bonusblick: die "Lingnerstadt" nach ca. 10 Jahren baulicher Nichtentwicklung

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    fotos elli kny

    Einmal editiert, zuletzt von Elli Kny () aus folgendem Grund: Fehler korrigiert (1930 ist natürlich richtig)

  • Fassadenmäßig ganz gut , aber wie immer fehlt ein richtiges Dach.

  • Baujahr 1912?

    Baujahr war 1930, 1912 wurde das Museum gegründet. Mussolini kam 1922 an die Macht.


    Die Moderne ist ein Phänomen des 20. Jahrhunderts, nicht der politischen Systeme. Beides, die Architektur wie Politik dieser Zeit sind Ausdruck von Massengesellschaften und entmenschlichtem Rationalismus.


    Und sowohl baukulturell wie politisch ist in dieser Zeit vieles kaputtgegangen. Die politische Aufarbeitung ist seither intensiv betrieben worden. Im Architekturbetrieb mündete die Aufarbeitung eher in Kontinuität statt Abkehr. Man hat sich zwar vom Pathos des Ausdrucks gelöst, jedoch nicht die gestalterischen Grundsätze der in ungute Ideologien verstrickten Moderne infrage gestellt. Daher wird heute überwiegend immer noch für Massengesellschaften, rationalistisch und ohne Individualität gebaut.

  • Oh ja, das war ein Fehler mit 1912, ich hatte auch 1930 im Kopf, guckte aber nochmal kurz ins Wiki und wunderte mich noch über 1912.

    Aber dort steht in der rechten Spalte etwas irreführend "Eröffnung 1912" und nicht "Gründung", die Bauzeit des Hauses wird erst später erwähnt.

    Die Mussolini-Spitze galt dem überideologischen Umgang mit dem heute belanglosen Wandbild Richters, aber ok, die Freilegung ist stückhaft mühevoll und kostet Geld, vielleicht liegt es mehr am Aufwand. Danke, Ziegel, der nochmal den Architekturduktus korrekt einordnet, und auch heute leben wir übrigens in einer Massengesellschaft qua Bevölkerungszahl.

  • Quartier am Mozartbrunnen - fertig, noch leer, zuletzt #830, quasi das erste echte (und mE gelungene) Gebäude an der Bürgerwiese seit dem Krieg.

    Ich persönlich finde dieses Gebäude für die heutige Zeit an diesem Ort auch sehr gelungen. Sollte sich die Lingnerstadt qualitativ auf dieser Linie entwickeln, würde ich diesem Projekt Hoffnung schenken. Man kann nur hoffen, zumal wir hier einen ganz besonderen stadtplanerischen Bereich haben.

  • https://www.dresden.de/de/rath…lungen/2024/05/pm_022.php


    In der Lingnerstadt soll 2027/28 der Kaitzbach offengelegt werden, von der Bürgerwiese bis zur St. Petersburger.

    Im Plan sieht man auch die Wiederherstellung des Blüherparks westlich vom Hygienemuseum und zwei Torhäuser an den Ruinen des Palais.

    Bei den nördlichen Torhäusern wird das zweite wohl nur als Abdruck gestaltet.


    https://www.dresden.de/media/b…ng-Kaitzbach-Lageplan.pdf

  • Reiner Wahlkampf. In der Lingnerstadt passiert auf absehbare Zeit nix bei den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Behörde hat aber etwas, womit sie sich beschäftigen kann, in Zeiten mangelnder Bauanträge. Und der derzeitige „Investor“ hat gleich mal ein neues Argument um nicht bauen zu müssen.

    Wenn Torhäuser, dann gleich das Prinz-Georg-Palais mit rekonstruieren, Schule dürfte aus brandschutztechnischen Gründen ohnehin zur Disposition stehen.

  • Im Übrigen zeigen die Visualisierungen mit einem angeblich "naturnahen" Verlauf wohl auch nur einen mit Betonwinkeln befestigten Trog, der durch die öffentliche Zugänglichkeit höchst wartungs- und pflegeintensiv und von Anfang an ganz sicher nicht "naturnah" sein wird, siehe Biotoptypen der naturnahen Fließgewässer. und Biotoptypen, Rote Liste Sachsens, sowie diese Auflistung von Biotoptypen Binnengewässer - man vergleiche auch die Beispielfotos eines "naturnahen Bachs" (Code "FB") und des eher passenden Biotoptyps "stark ausgebauter Bach" (Code "FX").

  • Prinzipiell finde ich es begrüßenswert, dass sich mit der Freilegung beschäftigt wird. Offenbar steckt Druck dahinter, zumindest schreibt die Stadt ja in ihrer Mitteilung, dass nur noch bis 2027 Zeit bleibt, EU-Gesetze zur ökologischen Qualifizierung von Gewässern zu erfüllen.


    Eure Kritikpunkte würde ich gern besser verstehen.


    Ich interpretiere die Visualisierung als naturnahes Bett. Im Abschnitt Lingnerallee gibt es eine Art Erlebnisfenster mit begrünten, massiven Terrassen. Der Gewässerverlauf selbst ist doch aber unbefestigt. Entlang der Zinzendorfstraße wird auch ein unbefestigter Verlauf dargestellt.


    Entlang der St. Petersburger Straße bleibt es vorerst bei der bisherigen Verrohrung (evt. bis geklärt ist, wie es in diesem Bereich städtebaulich weitergeht)?


    Der Standort des ehem. Prinz-Georg-Palais ist doch nach wie vor unverbaut und bleibt es durch die Planung auch? Ich finde es gut, wenn Torhäuser wiederkehren, vielleicht als erster Schritt. Das ist mehr, als für eine Freilegung des Kaizbaches notwendig ist und daher ein schönes Sahnehäubchen.


    Es gab doch von Stadtbild e. V. auch einen Vorschlag für den Kaizbach. Ist jemand in der Lage, die wesentlichen Unterschiede zur städtischen Planung gegenüberzustellen?

  • Der Vorschlag beschäftigt sich mehr mit dem verrohrten Teil entlang des Promenadenrings, wenn ich es richtig in Erinnerung habe.

  • Es geht uns im Verein um eine städtebaulich angepasste Einbindung eines offen verlaufenden Kaitzbachs. Eine Troglage mit Natursteinmauern hat dabei bzgl. der naturschutzfachlichen Einordnung den gleichen Biotoptyp wie das in der Machbarkeitsstudie visualisierte Konstrukt, bei dem mehr Versiegelung nötig ist, als es scheint, und bei dem eine durchgehende Zugänglichkeit mit Treppen und Terrassen keinen "naturnahen" Bach entstehen lässt, sondern im Gegenteil Störungen der Bachfauna und -flora bedingt.


    Wir favorisieren zudem die Wiederherstellung der Lingnerallee im Verlauf der ehemaligen Johann-Georgen-Allee, in deren Mitte der Kaitzbach verlaufen könnte, genau dort, wo er übrigens auch heute unterirdisch im alten Kanal verläuft. Das sähe dann mit Blickrichtung Gewandhausstraße aus der (wiederhergestellten) Lingnerallee so aus (mit potentiell mehr Bepflanzung des Ufers):


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    Grundsätzlich begrüßen wir die Offenlegung des Kaitzbaches, und entlang der Zinzendorfstraße ist die vorgestellte Planung auch hervorragend. Aber für die Lingnerallee braucht es noch Diskussionen, v. a. weil die Teilbebauungspläne dort noch gar nicht alle mit Entwürfen in der Offenlage waren, bzw. erhebliche Mängel aufwiesen und im Bauausschuss kontrovers diskutiert wurden - geschweige denn ein Satzungsbeschluss vorliegt. Die Machbarkeitsstudie nimmt das also vorweg.

  • Dass an dieser Stelle geplant wird, obwohl der übergreifende Städtebau noch in der Diskussion ist, ist natürlich schräg. Andererseits aber auch typisch.


    Allerdings hat der Stadtrat den Robotron-Klotz (Cityherberge) bis 2033 anmieten lassen. Mindestens so lange wird da also nichts abgerissen und in die Johann-Georgen-Allee würde eine Ecke hineinragen. Der noch viel störendere Riegel entlang der St. Petersburger will der Eigentümer TLG meines Erachtens ohnehin abreißen und dann neu bauen. Aktuell ist dort noch die Stadt selbst bis zur Fertigstellung des Verwaltungszentrums am Ferdinandplatz eingemietet.


    Die Verpflichtungen zur Gewässer-Ertüchtigung greifen spätestens 2027. Es muss also schnell gehen. Wie lässt sich das in Einklang bringen? Vielleicht den kontroversen Abschnitt vorerst nur provisorisch ans Licht holen?


    Was mir nicht einleuchtet, C. S., dass du die Planung an der Zinzendorfstraße "hervorragend" nennst, den Teilbereich an der Lingnerallee hingegen als zu versiegelt charakterisierst. In beiden Bereichen sehe ich die gleiche Darstellung des Flussbettes, jeweils mäandernd in einem Trog. Beide Varianten sind zugänglich, eingefasst durch Fußwege und befestigte Längsseiten mit Sitzflächen darauf. Inwieweit sich der ökologische Nutzen dieser beiden Abschnitte voneinander unterscheiden soll, ist mir unklar.


    Vor allem aber bin ich nicht überzeugt, dass sich der Rehwaldt-Plan ökologisch nicht vom Stadtbild-Plan abhebt. In den dankenswert verlinkten Definitionen wird ein stark ausgebauter Bach (FXS) wie folgt beschrieben: "Überwiegend Regelprofil, Verlauf meist geradlinig; Ufer bzw. Böschungsfuß oft durchgehend mit toten Baustoffen (z. B. Steinschüttungen, Pflasterung, Holzverbau) befestigt; Uferbewuchs meist aus ruderal isierten Staudenfluren oder häufig gemähter Grünlandvegetation; Wasservegetation meist schlecht entwickelt, immer artenarm; Sohle strukturarm." Das alles trifft bei Rehwaldt nicht zu, bei Stadtbild sehr wohl.


    Fazit: Den alten Verlauf der Johann-Georgen-Allee finde ich auch erstrebenswert, aber die Erlebbarmachung und ökologische Qualifizierung des Baches überzeugt mich im Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros stärker als bei Stadtbild. Um beides zu erreichen, müsste der Abschnitt an der Lingnerallee irgendwie bis in die 2030er zurückgestellt werden. In der Hoffnung, dass ein Abriss des Robotrons mit den relevanten Akteuren umsetzbar ist.


    Ich binde hier mal die Visualisierungen von Rehwaldt Landschaftsarchitekten ein:


    5loesb57.png


    Ist hier am nordwestlichen Ende rechts des Kaizbaches schon der Neubau eingezeichnet, den TLG anstelle des ehemaligen Robotrons bauen will, das mit dem quadratischen Innenhof? Das wäre freilich ärgerlich, wenn es so kommt, denn dann wäre der Knick in der Allee endgültig fixiert.


    Detailansicht Lingnerallee:


    avwjquum.png


    Perspektivische Darstellung dieses Abschnitts:


    q4kzfdxn.png


    Detailansicht Zinzendorfstraße:


    mw2zj6cz.png


    Perspektivische Darstellung dieses Abschnitts:


    2l8o4rbu.png


    Hier noch die übereinander gelegten Grundrisse einst und heute (www.altesdresden.de, Google):


    jwu7p3l4.png


    Den Robotron-Riegel entlang der St. Petersburger (oben mit M&M Computer) ist der größte Hemmschuh.

  • Das alles trifft bei Rehwaldt nicht zu, bei Stadtbild sehr wohl.

    Dann bist du auf die Visualisierung reingefallen. Die Ausgestaltung des Bachs entlang der Lingnerallee würde sich bei unserem Vorschlag nicht bzgl. der Gewässerklassifizierung unterscheiden, die Bachsohle wäre in beiden Fällen nicht oder nur teilweise versiegelt, wohl aber die Ufer (bei Rehwaldt durch Betonprofile, auf denen oben drauf Rasen liegt, bei unserem Vorschlag durch eine Natursteinmauer). Uns geht es bei der Einordnung auch nicht darum, welche Variante "naturnäher" wäre, sondern um die irreführende Verwendung von Fachbegriffen, die das Umweltamt eigentlich kennen sollte.


    Die öffentliche Zugänglichkeit sehe ich bei dem vorgelegten Entwurf kritisch bzgl. Pflegeaufwand. Wie die flache Substratschicht auf den Trogprofilen nach zwei Wochen Trockenheit oder bei intensiver Nutzung aussieht, kann man sich vorstellen. Das wäre bei einem "in Ruhe gelassenen" Trog wie bei unserem Vorschlag anders. Ich vergleiche da mit z. B. dem Elster- und Pleißemühlgraben in Leipzig oder Teilen des Potsdamer Stadtkanals (siehe Fotos unten) - bzgl. städtebauliche Einbindung ist das aus unserer Sicht überzeugender, als eine "Pseudo-Aue", wie ich den Entwurf mal nennen will.


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    Bildnachweis: Falk2, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons


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    Bildnachweis: Falk2, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons


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    Bildnachweis: Falk2, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons


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    Bildnachweis: Molgreen, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons


    An der Zinzendorfstraße soll nach dem Entwurf der Bach keinen Trog bekommen, sondern im Blüherpark entlang der Zinzendorfstraße in mit unversiegeltem Ufer offengelegt werden. Das ist anders, als bei der für die Lingnerallee gezeigten Visualisierung. Der Kaitzbach im Blüherpark (wenn auch am Rand) ist eine völlig andere städtebauliche Situation als in der Lingnerallee, und deshalb benötigt er bei letzterer auch eine adäquate Fassung.


    Bzgl. Bebauungsplan im "Robotron"-Areal gibt es einen Entwurf für einen Ersatz für das Gebäude "Pirnaisches Tor" (der blaue Riegel an der Sankt Petersburger Straße), der aber im Bauausschuss krachend gescheitert ist. Auch wir hatten uns mit einer Stellungnahme dazu geäußert, dass ein Ersatz am gleichen Standort, noch dazu mit doppelter Baumasse, nicht dort hin gehört. Wir hatten eine Aufteilung des Gebäuderiegels gefordert, um die Lingnerallee und die Pirnaische Straße wiederherzustellen (siehe hier).


    Dass dort erstmal nicht abgerissen und neu gebaut wird, und auch nicht das Atrium-Gebäude, ist mittelfristig so, aber das Bauleitplanverfahren ist dort, wie gesagt, nicht abgeschlossen und eine Offenlegung des Kaitzbaches mit Zugrundelegung dessen, was die Verwaltung dort gerne hätte, ohne, dass das vom Stadtrat beschlossen wäre, ist (mal wieder) recht ... anstößig.

  • An der Zinzendorfstraße soll nach dem Entwurf der Bach keinen Trog bekommen, sondern im Blüherpark entlang der Zinzendorfstraße in mit unversiegeltem Ufer offengelegt werden.

    Also erst einmal ist die Bezeichnung "Trog" m. E. eine Lagebezeichnung und sagt nichts über die verwendeten Materialien aus. Es geht dabei darum, Steigungen zu nivellieren. Da ein Bach nicht aufwärts fließen kann, ist ein Trog hier wohl unvermeidlich. Entlang der Zinzendorfstraße ist die Zeichnung von Rehwaldt ebenfalls mit dem Begriff "Trogprofil" versehen.


    Die von dir gezeigten Beispiele zeigen keinen stark ausgebauten Bach, sondern Kanäle. Die FXS-Kriterien werden dadurch aber auch illustriert:


    überwiegend Regelprofil, Verlauf meist geradlinig

    -> Vorgesehen ist bei Rehwaldt aber ein mäandernder Verlauf.


    Ufer bzw. Böschungsfuß oft durchgehend mit toten Baustoffen (z. B. Steinschüttungen, Pflasterung, Holzverbau) befestigt

    -> Das unmittelbare Ufer ist im Entwurf in beiden Abschnitten unbefestigt dargestellt.

    -> Beim Böschungsfuß lässt sich streiten:

    Beim Blüherpark geht die Uferzone östlich sanft in die Böschung über, westlich ist die Böschung zur Straße hin befestigt (was ich auch logisch finde).

    Bei der Lingnerallee ist nicht erkennbar, ob die beidseitig des Baches dargestellte sehr niedrige unterste Stufe befestigt ist oder es sich bei dem schmalen grauen Streifen nur um eine Einfassung handelt. Die darauf folgenden Stufen sind sicherlich betoniert.


    In Summe sehe ich unbefestigte Anteile, die beim Stadtbild-Vorschlag, der einem Kanal gleicht, fehlen.


    Uferbewuchs meist aus ruderalisierten Staudenfluren oder häufig gemähter Grünlandvegetation

    -> In Leipzig wächst im Elstermühlgraben tatsächlich nur Schotterbeflanzung, also sehr genügsames und widerstandsfähiges Grün, das kein Erdreich benötigt. Was in Dresden geplant ist, geht aus den Veröffentlichungen nicht hervor. Es ist aber genügend Platz vorgesehen, um Voraussetzungen für eine wertige Vegetation zu schaffen.


    Wasservegetation meist schlecht entwickelt, immer artenarm; Sohle strukturarm.

    -> Eine strukturreiche Sohle lässt sich sowohl in einem Kanal wie in einem naturnahen Verlauf umsetzen.


    Direkt neben dem Leipziger Abschnitt des Elstermühlgrabens, der oben zu sehen war, wird gerade das hier gebaut:


    c4ha4et7.jpg


    https://www.leipzig.de/freizei…ermuehlgraben-offenlegung


    Der "Einbau eines attraktiven Begleitgrüns in den Wasserlauf" zur "Erfüllung der Anforderungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie" wird in Leipzig übrigens nachgerüstet. Der Wassertourismus wird sehr deutlich in den Vordergrund gestellt.


    In Dresden geht es um einen kleinen Bach. Ich denke, der Rehwaldt-Vorschlag könnte umgesetzt so aussehen:


    tj4pfysk.jpg

    Foto: Südkurier, Jutta Freudig

    https://www.suedkurier.de/regi…immern;art372522,10505562


    Deutlich erkennbar ist, dass die Naturnähe der Uferzone durch die zurückgesetzte Terrassierung nicht gestört wird. Auch hier ist eine Böschung bzw. Troglage zu sehen.


    Ich finde Zugänglichkeit sehr positiv, da dies die Verbundenheit der Menschen mit dem Kaitzbach stärkt und einen allseitigen Nutzen generiert. Vertrockneten Flächen kann man durch die Wahl der richtigen Bepflanzung vorbeugen. Eine zu intensive Nutzung durch große Menschenmassen halte ich für unwahrscheinlich. Hauptproblem ist meistens die Vermüllung. Diese findet jedoch auch statt, wenn es hohe Ufermauern gibt. Bei zugänglichen Ufern lässt sich der Müll wenigstens leicht einsammeln.


    Ein anderes Thema, und hier stimme ich dem Stadtbild-Vorschlag zu, ist der Städtebau. Danke nochmal für die Einordnung, mir war das nur noch verschwommen präsent. Meine Frage ist aber geblieben: Die Offenlegung des Baches muss bis 2027 erfolgen, damit kann also nicht länger gewartet werden. Wie lässt sich das mit der noch andauernden städtebaulichen Unklarheit vereinbaren?

  • Die Offenlegung des Baches muss bis 2027 erfolgen, damit kann also nicht länger gewartet werden. Wie lässt sich das mit der noch andauernden städtebaulichen Unklarheit vereinbaren?

    Gar nicht, und die Offenlegung "muss" auch nicht bis dahin erfolgen, zumindest nicht vollständig. Wenn durch die lange Planungszeit (die die Verwaltung übrigens selbst zu verantworten hat!) Fördermittel verfallen, ist das aus meiner Sicht zu verkraften. Hier geht's um die Festschreibung der Stadtstruktur in der Innenstadt für die nächsten -zig Jahre, wenn nicht gar länger. Da sollte man nicht auf kurzfristige Einsparungen schielen, bzw. diese Fördermittel als Druckmittel einsetzen, um Mehrheitsinteressen übergehen zu können. Fördermittel gibt es ggf. auch später noch aus diversen Töpfen.


    Die Visualisierung unseres Vorschlags ist übrigens nur eine grobe Darstellung und genausowenig als fotorealistischer Vergleich gedacht, wie die Rehwaldt-Zeichnungen. Daraus sollte man also nicht ableiten, ob es eine Versiegelung der Bachsohle gäbe oder wieviel Bepflanzung möglich ist. Die Begrifflichkeiten bzgl. der Biotoptypen beziehen sich schlussendlich auch auf die Bewertung bestehender Ökosysteme und sind keine planungsrelevanten Begriffe - unsere Kritik zielte darauf ab, dass das Umweltamt suggeriert, hier könnte in großem Umfang "Natur" entstehen, und das als Argument gegen urbanen und dichten Städtebau verwendet wird. Uns geht es, wie gesagt, um die städtebauliche Einbindung, und da sind Leipzig und Potsdam ein gutes Vorbild - mehr als der von dir gezeigte Bach im ländlichen Einfamilienhausviertel.


    Wir sind jedenfalls gespannt, ob es eine Rückmeldung der Umweltbürgermeisterin und des Umweltamtes gibt und werden an dem Thema dran bleiben.

  • Daraus sollte man also nicht ableiten, ob es eine Versiegelung der Bachsohle gäbe oder wieviel Bepflanzung möglich ist.

    Habe ich auch nicht.

    Eine strukturreiche Sohle lässt sich sowohl in einem Kanal wie in einem naturnahen Verlauf umsetzen.



    unsere Kritik zielte darauf ab, dass das Umweltamt suggeriert, hier könnte in großem Umfang "Natur" entstehen, und das als Argument gegen urbanen und dichten Städtebau verwendet wird.

    Ich finde, du vermischst hier selbst zwei Thematiken, die unabhängig voneinander zu bewerten sind.


    In Postdam und Leipzig hattest du den angeblich weitgehenden Verzicht auf Zugänglichkeit als positive "städtebauliche Einbindung" dargestellt. Einen Bachlauf wie einen Kanal zu gestalten, hast du als sozusagen als ehrlicher gegenüber einer "Pseudo-Aue" bewertet. Ich habe darzustellen versucht, dass der Rehwaldt-Entwurf hier Stärken hat, welche die dargestellten Abschnitte in Leipzig oder Potsdam eben nicht haben. Mein Beispiel in Immendingen bezog sich erkennbar nicht auf den Faktor Städtebau, sondern auf die Faktoren ökologischer Wert und Nutzbarkeit.


    Insofern wird auch vom Umweltamt nicht suggeriert, dass in "großem Umfang" Natur entsteht. Aber es soll renaturiert werden, und das meines Erachtens in gelungener Weise, auch wenn natürlich viele Einzelheiten, was Materialien und Pflanzenwahl betrifft, noch nicht klar sind. Die Grundlagen, um es gut zu machen, sind aber dargestellt. So wie gezeigt, würde ich mir das unmittelbare Umfeld des Kaitzbaches wünschen. Nur eben mit einem anderen Verlauf, der sich dem historischen Stadtplan stärker annähert.


    Ob der gezeigte Entwurf die Renaturierung gezielt "gegen urbanen und dichten Städtebau" in Stellung bringt, halte ich für zu gewagt formuliert. Selbst ob hier vorrangig gegen die Johann-Georgen-Allee angegangen werden soll, würde ich bezweifeln. Man orientiert sich eben am Status quo.


    2027 ist durch die Wasserrahmenrichtlinie vorgegeben. Es geht dabei nicht nur um Fördermittel, sondern um Verpflichtungen. Welche Konsequenzen ein Reißen dieser Frist hat, weiß ich nicht.


    Die alte Allee führt heute über das Privatgrundstück der TLG, wenn ich das richtig sehe. Da müsste wahrscheinlich verhandelt und getauscht werden, damit man den Bach dort entlangführen kann und die TLG an der Ecke nicht baut. Dass viel zu lange nichts getan wurde, und die "Planungszeiten" (wahrscheinlich ein beschönigender Begriff") zu lange dauern, sehe ich auch so. Aber ich habe umso mehr Verständnis für den Ansatz, den Kaitzbach jetzt nicht noch weitere 10 Jahre im Betonrohr belassen zu wollen.


    Ihr würdet das wohl inkauf nehmen?