Dresdner Stadtgespräch

  • Das ging ja noch schneller als ich gedacht hätte: von der gesamtstädtischen Vision eines vielfältig vernetzten Stadtraumes und der dadurch möglichen Aufwertung von Straßen und Stadtplätzen in der Innenstadt, hin zu einer Forderung der Rekonstruktion einzelner Bauten des Historismus und historischer Baufluchten.

    und

    Eine Reko-Debatte lenkt ab, birgt Streit, und könnte alles zersetzen. Diese Fragen sind noch lange nicht anstehend, so schön es auch wäre.

    Von einer Forderung nach Rekonstruktionen oder einer "Reko-Debatte" war überhaupt nicht die Rede, sondern von Möglichkeiten und Vorschlägen. Nichts anderes hatte z. B. auch Frank Wießner mit dem Venezianischen Haus gemacht. Ich hatte auch im Gegenteil formuliert, dass es zunächst um den Stadtraum geht, nicht um einzelne Gebäude. Allerdings wurde ja auch schon richtig erkannt, dass man Bilder braucht, die die städtebaulichen Möglichkeiten visualisieren - warum nicht mit den vormals dort vorhandenen Gebäuden, wenn man sich schon auf den historischen Stadtgrundriss bezieht? Ich finde es etwas unfair, dass nur, weil Rekonstruktionen überhaupt erwähnt werden, ein umfassender Beitrag auf diesen Aspekt reduziert und daher entweder rundheraus abgelehnt oder ignoriert wird. Wer sich länger mit diesem Stadtraum beschäftigt, kommt eben irgendwann zu Details.


    Also, was sind denn eure konkreten Vorschläge, welche Aspekte wollt ihr an den jetzt vorliegenden Vorschlägen diskutieren? Woran habt ihr was auszusetzen und mit welcher Begründung? Lasst uns die Debatte, die in der Stadtgesellschaft notwendig ist, doch mal ganz konkret hier beginnen!

  • Civitas fortis, welchen Vorschlag meinst Du, den von Querfeldeins, Deinen oder beide?

    Der Entwurf von Querfeldeins ist genau die Ebene, auf der die Diskussion jetzt geführt werden sollte. Die Frage, ob eine Brücke im Ostragehege (und eine Geh- und Radwegbrücke am Thomas-Müntzer-Platz), sowie Lückenschließungen im Straßennetz den Verkehr derart gleichmäßig auf das Stadtgebiet verteilen können, dass der Straßenzug Petersburger Straße - Carolabrücke - Albertstraße auf ein stadtverträgliches Maß verringert und die Verkehrsanlagen dann verkleinert werden können. Daraus würde sich dann zuerst mal ergeben, wie die neue Carolabrücke aussehen kann.

    Erst dann sollte man konkret über die Gestalt der Petersburger Straße diskutieren.

    Ich denke, dass man den Straßenzug realistischerweise vom Bestand her denken sollte. Das heißt, das ich mir einen Komplettumbau nicht vorstellen kann. Man kann hoffentlich auf einen Straßenarm verzichten. Für den Abschnitt nördlich des Pirnaischen Platzes wird man aber nicht den historischen abknickenden Verlauf wiederherstellen können. Ich würde es auch für falsch halten, den üppigen Baumbestand aufzugeben. Ich würde mir deshalb wünschen, vor allem die Plätze baulich zu fassen. Da aber mit dem Bild der historistischen Kopfbauten ins Rennen zu gehen, finde ich falsch. Dass die rekonstruiert werden, halte ich weder für realistisch noch für wünschenswert. Da gab es Dresden ganz andere Gebäude, deren Rekonstruktion ich mir viel eher wünschen würde.

    Aber nochmal, der bauliche Umgang mit der Petersburger Straße ist jetzt noch gar nicht an der Reihe.

  • Civitas fortis, ich bin in der Sache komplett bei Ihnen, muss aber Arwed zustimmen, dass aktuell die Brückendebatte zu führen wäre, aus der sich dann alles weitere ableitet. Und in dieser Brückendebatte werden wohl neben städtebaulichen insbesondere verkehrliche Argumente bei den Entscheidern gehört werden. Ich habe das Gefühl, es herrscht aktuell eine große Einheit darüber, dass die aktuelle Situation - auch vor dem Einsturz - nicht zufriedenstellend war. Lassen Sie uns daher diese Chance nutzen, dieses dicke Brett bohren und dann strategisch den nächsten Schritt gehen (in Richtung Venezianisches Haus, Nachverdichtung bei der Polizeidirektion, Lingnerstadt etc.).


    Zunächst sollte die Maxime lauten: Brückenverkleinerung.

  • Arwed ich meine alle Vorschläge, inklusive den beiden genannten und den Utopien aus dem Semesterprojekt der TU, die im nächsten Semester wohl noch detaillierter ausgearbeitet werden.


    Wir sind uns ja offenbar einig, dass es darum geht, den Verkehrszug Carolaplatz-Georgplatz (bzw. auch darüber hinaus) zu verkleinern. Ich bin allerdings der Auffassung, dass es hier nicht vorrangig um ein Verkehrsthema geht (bzw. gehen sollte), sondern um Städtebau. Verkehr hat sich dem Städtebau unterzuordnen, und das wurde ja auch bereits vor langer Zeit mit der geplanten Verlegung der Bundesstraßen (und damit von Durchgangsverkehr) aus der Innenstadt heraus entschieden. Eine neue Brücke im Ostragehege war bisher nicht mehrheitsfähig und es sprechen (außer verkehrlichen) auch ziemlich viele Aspekte dagegen, v. a. auch ökologische und finanzielle. Es soll jetzt also schon um zwei bis drei neue Brücken gehen, bevor irgendwas anderes überhaupt nur besprochen wird? Das halte ich nicht für zielführend, nicht nur wegen meiner Konzentration auf Städtebau, sondern auch finanziell und politisch - habt ihr das Gezerre um die Waldschlößchenbrücke denn schon vergessen, oder das Blaue Wunder, oder die anstehende Sanierung der Marienbrücke? Und was ist mit den Bauleitplanverfahren, die ja bereits jetzt schon in dem Gebiet laufen und alle diese Aspekte bisher völlig außen vor gelassen haben?


    Aus meiner Sicht braucht es eine breite Diskussion darüber, wie unsere Stadt aussehen und funktionieren soll. Der Verkehr ist dabei Ergebnis und nicht Voraussetzung. Und natürlich geht es dabei auch und vor allem um Gebäude, Ensembles, Plätze, Räume im Allgemeinen und auch darum, wie sie aussehen sollen oder können. Stadt- und Raumplanung ohne eine klare Vorstellung davon mündet in beliebige Inseln von bezuglosen Stadträumen ohne urbane Qualitäten, wenn man Gegebenheiten nicht in Frage stellt und eine Vision entwickelt, wohin es gehen soll. Zu diesen Gegebenheiten zähle ich den Verkehrszug in seinen jetzigen Ausmaßen, inklusive aller Begleiterscheinungen, wie eben z. B. der Baumreihen, die bei einem Erhalt die Schneisenwirkung zementieren. Solche Flächen inmitten der Innenstadt als Folge der autogerechten Stadt will ich nicht heilig sprechen, bzw. sie in zu urbanen Stadträumen kompatible qualitativ hochwertige Grünflächen umwandeln, wie z. B. einen Promenadenring mit Kaitzbach und passender Bebauung (das ginge übrigens auch mit Verpflanzungen). In Konsequenz der Unantastbarkeit dieser Schneise wurde allerdings auch schon von Landschaftsplanung anstelle von Stadtplanung gesprochen - direkt zwischen Alt- und Vorstadt, in unmittelbarer Nähe zu Blüherpark, Bürgerwiese, Großem Garten, während die Vorstädte massiv zersiedelt und unterverdichtet sind - welch ein städtebaulicher Unsinn!


    Eine Debatte über eine Brücke ohne Klarheit, in welche Räume sie eingebunden, bzw. welche sie verbinden wird, ist eine rein verkehrliche Debatte und führt ganz sicher nicht zu den Ergebnissen, die ihr euch als logische Konsequenz vorstellt. Eine städtebauliche Debatte ist jetzt angebracht, denn es können damit jetzt Entscheidungen herbeigeführt werden, die für eine Brückendiskussion überhaupt erst Voraussetzungen schafft, während gleichzeitig viele andere Probleme gelöst werden, die man sonst aufschiebt: Wohnraum, Aufenthaltsqualität, Investitionen, und auch verkehrliche Regelungen, die im Moment sowieso stattfinden müssen und entsprechend gelenkt werden können. Mir ist klar, dass z. B. im Moment viel Widerspruch zu Überlegungen einer Rekonstruktion der alten Carolabrücke (oder überhaupt einer schmaleren Brücke) kommen, weil die Räume, die sie umgeben, das derzeit nicht hergeben. Stellt euch vor, ihr würdet auf einem dichter gefassten Rathenauplatz stehen, dann wäre das schon etwas ganz anderes. Im Moment findet eine Brückendiskussion unter den Vorzeichen der weiterhin bestehenden breiten Sankt Petersburger Straße und dem ach so wichtigen Durchgangsverkehr statt, der durch Räume führt, wo ja sowieso nichts los ist, eine schmale Brücke also ein unnötiges Hindernis wäre. Genau deshalb haben wir es mit Gesprächen über Ersatzneubau, Teilerhalt, angeschraubte Radwege, teilaufgehobene B-Pläne, etc. - also mit Flickschusterei und Resignation zu tun. Es braucht eine städtebauliche Vision!


    Und nochmal, weil das vielleicht nicht klar geworden ist: Meine Gedanken entspringen nicht der Prämisse, so viele Rekonstruktionen wie möglich einzufordern, sondern der Einsicht, dass der historische Stadtgrundriss eine perfekte Schablone für die Lösung der anstehenden Probleme ist und dieser im Gegensatz zu Experimenten mit neuen Konzepten (die sich andernorts als nicht sinnvoll erwiesen haben) viele Möglichkeiten schafft - neben "modernen" Zutaten eben auch Rekonstruktionen oder traditionellen Städtebau möglich macht, die das Stadtbild bereichern und dessen Geschichte sichtbar machen würden. Ich fände ein rekonstruiertes Redlichhaus grandios, aber ich präsentiere es nicht als Prämisse, sondern als Möglichkeit, als Dokumentation, wie der Stadtraum aussah und welche Qualitäten er hatte. Stellt euch doch einen Kopfbau à la Verwaltungszentrum, World Trade Center oder Fernbusbahnhof vor, wenn euch das so stört.


    Kurz gesagt: Wenn der historische Stadtgrundriss sinnvoll und möglich ist, warum denn eigentlich nicht? Mir konnte nämlich bisher niemand objektive Nachteile dieses Vorgehens darlegen, außer einer generellen Ablehnung, weil "Rekonstruktion" oder "geht nicht mehr wie früher" oder "Pferdekutsche und Klo im Hof".

  • Civitas, meine Bedenken betreffs Rekos zum jetzigen Zeitpunkt waren nur allgemeiner Natur und nicht auf deinen Beitrag bezogen.

    Natürlich hast du aber Recht, daß man eigentlich mit dem Städtebau anfangen muß, bevor man zum Verkehrsthema kommt. Schön wärs.

    In Dresden befürchte ich, kurz gesagt, daß man (leider) diese beiden Punkte andersrum abhandelt - also erst Einigkeit über Verkehr, dann alles weitere.

    Ich denke auch, daß man bei der Verkehrsdebatte immer auch den Städtebau dabei hat bzw stets mit unterbringen kann, denn ohne gehts ja auch nicht.

    Es geht, und da sind wir bei der politischen Praxis und den finanziellen Spielräumen, um Findung von Konsens und Mehrheiten, damit es überhaupt in Planung und Umsetzung kommen kann. Natürlich können wir hier im DAF über alles und jedes debattieren und uns auch schon über Rekos und alten Stadtgrundriß unterhalten. Ich habe keine gemachten Pläne in der Schublade, aber ich meine daß das SPA einer Variante den Vorzug gäbe, welche die Petersburger am einfachsten auf der Ostflanke des Rings bündelt (also eine künftige Nordfahrbahn neben der jetzigen Nordfahrbahn).

    Inwieweit man den alten Stadtgrundriß aufnehmen könnte, sollte geprüft sein, aber um den Pirnaischen Platz mit seinen heutigen Wänden wird das glaublich für recht ausgeschlossen gehalten im SPA. Das hat ja alles diverse Gründe, der ganze Untergrund ist noch voller wichtiger Leitungen, welche verlegt werden müßten. Heute hatte sich die Gestaltungskommi mit der Petersburger beschäftigt, war jemand da? Mal schauen ob die Zeitungen was wiedergeben.

  • ^ Ich war bei der Sitzung der Gestaltungskommi. Und die Stadt brachte sogar den "Vorschlag" ein, die St. Petersburger zu verlegen und es gab kein Gegenwind. Das sollte also das geringere Übel sein. Und auch beim Bestandsgrün schien es, als ob man da auch was wegrationalisieren könnte und es an andere Stelle neu zu pflanzen. Erstmal sehr positiv!

  • Inwieweit man den alten Stadtgrundriß aufnehmen könnte, sollte geprüft sein, aber um den Pirnaischen Platz mit seinen heutigen Wänden wird das glaublich für recht ausgeschlossen gehalten im SPA. Das hat ja alles diverse Gründe, der ganze Untergrund ist noch voller wichtiger Leitungen, welche verlegt werden müßten.

    Die immer wieder genannten "Leitungen" sind für mich kein Ausschlussargument per se, denn da steht ohnehin eine regelmäßige Erneuerung an und gerade am Pirnaischen Platz hat man mit dem nur verfüllten Fußgängertunnel sowieso eine größere Aufgabe bei einer ohnehin notwendigen Umgestaltung. Und solange in B-Plan-Entwürfen der Verwaltung Verlegungen, neue Leitungsrechte (verrohrter Kaitzbach, Fernwärme), etc. eingeplant werden können, brauchen sich städtebauliche Vorüberlegungen diesen später einzuplanenden Details nicht wirklich widmen. Das wird ja auch bei INSEK, Flächennutzungs- und Rahmenplänen nicht gemacht.


    Wenn die Petersburger verlegt und bebaut wird, sind umfassende Leitungsanpassungen sowieso nicht zu vermeiden. Übrigens auch hier: die Fernwärmetrasse über die Elbe liegt gerade bis zu einem Brückenneubau woanders und ließe sich währenddessen zwangsfrei neu planen.

  • Das ist so aber zu naiv gedacht. Die Medientrassen würden ja niemals gleichzeitig erneuert werden müssen. Bei einer Änderung der Straßenführung wäre das aber unumgänglich.

    Mal abgesehen von der historischen Bedeutung der exakten ehemaligen Straßenführung, welche Rechtfertigung hätte dieser Totalumbau ohne jegliche Rücksichtnahme auf den Bestand?

    Es geht hier um viele Argumente. Die Verkehrsführung ist nur nur eine davon. Die Stadtgeschichte spielt für die wenigsten Leute eine zentrale Rolle. Die Größte dürfte das Geld sein. Wenn man mit einem Totalumbau viel Geld durch dann verfügbare Grundstücke erzielen könnte, dann wären sicher mehr Leute dafür. Das sehe ich so in Dresden aber nicht. Wenn man hier etwas ändern will, muss man zwingend auf der Basis des Bestandes planen. Sonst erzeugt man nur heiße Luft.

    • Eine Offenlegung des Kaitzbaches und eine Neuordnung der Knotenpunkte, u. a. mit Einordnung einer Straßenbahntrasse über die Pillnitzer Straße, sowie der Anbindung einer neuen Brücke bewirken aus meiner Sicht ohnehin umfassende Umbauarbeiten, sodass die Medien sowieso angepasst werden müssen. Zudem müsste so ein Umbau auch nicht sofort im kompletten Umfang geschehen. Eine Baufeldfreimachung für Promenadenring und die Ringbebauung wäre vorerst ausreichend.
    • Es würden Umlegungsverfahren entfallen, siehe aktuelle Flurstückzuschnitte. Ein Verkauf, bzw. eine Vergabe nach Erbbaurecht könnte also schneller beginnen.
    • Im Untergrund wird man Fundamente, Teile der Stadtmauer, etc. entlang des historischen Grundrisses vorfinden; bei einer Bebauung oder Verlegung wird man darauf also sowieso Rücksicht nehmen müssen.
    • Die Führung des Promenadenrings mit offenem Kaitzbach entlang der ehemaligen Stadtmauer ergibt städtebaulich, historisch, ästhetisch und auch verkehrlich Sinn, da bei einer geraden Führung mit konstanter Breite die Straßenbahntrasse, der Kaitzbach, sowie der Promenadenring problemlos eingeordnet werden können und keine toten öffentlichen Räume entstehen, wie bei den derzeitigen Dreiecksflächen zwischen Petersburger und der alten Baulinie Reichsbank-Landhausstraße.
    • Die ursprüngliche, heute "schräg" erscheinende Führung würde eine Fassung des Pirnaischen Platzes mit Bebauung vor dem Hochhaus ermöglichen und somit einen echten Stadtplatz mit geschlossenen Platzwänden entstehen lassen. Derzeit fasert die Platzfläche zum Hochhaus hin aus, welches durch den vorgelagerten Flachbau nicht als Teil des Platzes wirkt. Es entstehen damit auch zusätzliche Bauflächen zwischen Grunaer und ehemaliger Serrestraße.
    • Gleiches am Rathenauplatz: der Platenbauriegel ("Carolinum") wird ja bestehen bleiben, d. h. die Platzöffnungen würden kleiner, der Platz besser gefasst, urbaner Städtebau durch weniger Abstandsgrün erreicht - evtl. könnte im Hochparterre an der Ecke des Carolinums perspektivisch auch eine öffentliche Nutzung eingeplant werden (Läden, Gastronomie, etc.) - der Platz hätte insgesamt eine engere Anbindung an die Innere Altstadt einerseits, sowie an ein sich entwickelndes Quartier nördlich der Pillnitzer Straße andererseits.
    • Nicht zuletzt geht es um Adressbildung - ein Kopfbau und eine engere Fassung der Plätze bewirken eine einzigartige Identität der Orte, die zudem die wichtige geschichtliche Bedeutung hervorheben würden - diesen Aspekt würde ich nicht unterschätzen. Wie schwer sich neue Konzepte bei der Akzeptanz und Attraktivität im Vergleich zu vorherigen städtebaulichen Situationen tun, sieht man am Postplatz, Wiener Platz, sowie überall dort, wo nach dem Krieg große Räume ohne viele Funktionen entstanden und vorher das Leben pulsierte - z. B. Ammonstraße, Budapester Straße, Grunaer Straße, Lingnerallee, Georgplatz, usw.
    • Ich sehe hier sogar einen denkmalpflegerischen Aspekt, denn der Promenadenring hat ja bzgl. der zunächst angelegten Gärten im Bereich des alten Stadtgrabens und der daraus entstandenen Ringgestaltung einen klaren historischen Bezug.
  • Die Offenlegung des Kaitzbaches ist doch noch lange nicht gesetzt oder habe ich da etwas verpasst? Das Argument zählt für mich daher nicht allzu sehr.

    Ansonsten kann ich mich nur wiederholen: der Umbau der Petersburger Straße wird sich aus finanziellen und logistischen Gründen am Bestand orientieren müssen. Es wäre der sinnvollste Weg, das (vorher reduzierte) Verkehrsaufkommen auf die östliche Fahrbahn zu konzentrieren und die westliche Spur dann aufzugeben. Dann wird man m.E. einen guten Teil der mittlerweile 50 Jahre alten Linden erhalten müssen. Hier kompletten Kahlschlag zu betreiben, wäre ein Unding.

    Bauliche Nachverdichtung wünsche ich mir an den Plätzen, insbesondere am Pirnaischen Platz, aber auch am Rathenauplatz und am Georgsplatz, sowie zudem am Brückenkopf.

    Ich weiß natürlich, wie die Ringstraße einst ausgesehen hat, welche Gebäude hier gestanden haben. Diese Straße war sicher schön, aber auch nicht unumstritten. Während Städte wie Wien ihre Ringstraße zum breiten Prachtboulevard ausgebaut hatten, hatte man in Dresden die Flächen der einstigen Wallanlagen einst verkauft oder verschenkt und hatte später zu tun, überhaupt noch eine Ringstraße umsetzen zu können. Später hat man immer wieder mal versucht, die früheren Versäumnisse zu korrigieren. Jetzt soll das die perfekte Lösung sein, die man unbedingt rekonstruieren soll? Das denke ich nicht.

  • Wir sollten die wichtige Debatte en detail nicht hier weiterführen, sondern (mein Vorschlag) in den Carolabrücken-Strang legen.

    Da die Themen stark zusammenhängen, sollten die Mods den Strang in "Carolabrücke und Petersburger Schneise - Einsturz und Zukunft" umbenennen.

    Die Petersburger ist schlecht in den Teilsträngen zu behandeln, da sie aus diversen Abschnitten besteht. Und zur Carolabrücke werden sich die Meldungen jetzt nicht weiter überschlagen sondern peu a peu dahintröpfeln, auch der Neubau in Jahren wird sich dann hinziehen, ebenso wie jetzt die aufgeflammte Debatte um die Petersburger Schneise.

    Was meint ihr? Und dann müßte jemand mal einen Moderator anschreiben, das umzubenennen und die obigen Beiträge zur Diskussion dorthin verschieben.

  • ^Wäre ich einverstanden, gebietsmäßig deckt es alles bis runter zum Georgsplatz ab. Aber diesem bislang schwachen Stadtteilstrang gilt wenig Aufmerksamkeit. Die Petersburger ist und wird ein Thema mit stadtweiter Wirkung und Ausstrahlung, das würde ich prominent in eigenem Strang fokussieren. Und weil es mit der Carola-Causa derart zusammenhängt (ja durch diese erst aufkommt) und wir den Carola-Strang schon haben, würde ich es dort kombinieren. Die Causa Carola zöge dort mit ihrer noch grossen Aufmerksamkeit auch zu diesem Thema hin. Einen Extra-Strang für jedes Einzelthema hingegen sehe ich nicht als nötig.

    Tja, was nun? Drittmeinungen bitte ... !

  • Da ich den Strang Carolabrücke angelegt habe, kann ich diesen auch umbenennen. Das habe ich nun getan. Ich finde es logisch, dem Thema St. Petersburger besondere Aufmerksamkeit zu widmen und es zusammen mit der Brücke zu diskutieren. Den neuen Strang hatte ich damals wie folgt umrissen: "Diskussion der Einsturzursachen, die behelfsweise Verkehrsumleitung, ein Teil- oder Komplettneubau und die Neuorganisation der Verkehrsführung". Die Diskussionen zum Verkehr werden nun einmal ausführlich geführt (werden), angefeuert durch Nachrichten zur Brücke. Städtebauliche Ideen müssen sich in der Gesellschaft wie auch hier im Forum entsprechend Gehör verschaffen.


    Ich war auch mal so frei, noch den Carolaplatz in den Strang zu integrieren, in der Hoffnung, dass der nicht wieder vergessen wird.


    Für ein Verschieben der obigen Beiträge braucht es dann wirklich einen @mod.

  • Super, dann setze ich gleichmal den Faden hier fort, auch wenn die hierher zu verschiebenden Beiträge erst später rüberrutschen.


    Gestaltungskommission: Tagesordnungspunkt zur Petersburger Strasse


    Gleich vorweg das Positive (was zeigt daß das Thema im SPA längst zu Aktionen führt):

    Die SPA-Planungschefin Innenstadt, Frau Heckmann, gab ab Ende der Besprechung bekannt, daß:

    2025 zu Workshops eingeladen wird, um eine Aufgabenstellung zu formulieren, welche einem beabsichtigten Wettbewerb in 2026 zugrunde liegen wird. In 2026 soll folglich ein großer Gestaltungswettbewerb zur "Petersburger Schneise" stattfinden, also genau das, was ich mir als unabdingbar auch wünsche. Super, daß es schon in der Pipeline ist. Wir hier haben also noch gut 1 Jahr Zeit, um parallel "vorzuarbeiten".


    Workshops und Wettbewerb sind aufbauend auf den beiden kürzlich gelaufenen bzw gerade laufenden Semesterprojekten an der TUD:

    - Sommersemesterprojekt 2024 (abgeschlossen, Bild 1 unten) unter dem Titel "Stadt und Landschaft im urbanen Kontext", hier gab es auch den Betriff "Petersburger Oase". Das waren allerdings sehr visionäre, eher theoretisch-spielerische Entwürfe, die ich hier auch einst grob zeigte. Es fand hernach eine Ausstellung v.a. im ZfBK statt. Hier die TUD-Webseite.

    - Aktuell läuft ein weiteres Petersburger-Projekt an der TUD - Fakultät Architektur, Institut für Städtebau, ich finde noch keine Webseite dazu. Bild 2 unten.

    Es ist das Wintersemesterprojekt, eingebunden sind die TH Nürnberg, die Hochschule Anhalt Dessau, sowie (wichtig!) das SPA inkl. BauBM.

    Für Interessierte gibt es etliche Zwischentermine bis zur Endpräsentation am 6.2.2025 - siehe Bild 3. So findet das nä. Treffen am 21.11. im Sparkassenforum Külzring statt. Die genauen Orte und Zeiten weiß ich ansonsten nicht, vielleicht gibt es doch schon eine Webseite (??). Hier wird sich mE schon umsetzungsorientierter mit der ganzen Thematik auseinandergesetzt als in sonstigen studentischen Arbeiten. Auch die aktuelle Brisanz und der Zeitdruck dürften hier zu einer Abkehr von reiner Lehr- und Übungsthematik hin zu ernsthaften Lösungen führen, hoffe ich.

    Beide Uni-Projekte haben den Untertitel "Petersburger Oase - vom Verkehrs- zum Lebensraum" (siehe Folien 1 und 4 - je am unteren Rand).

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    Süß und witzig fand ich die Fauna-Analyse ,entlang des Stadtraumes. Naja, ob diese Kollegen noch eine faire Berücksichtigung finden werden, und wie?

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    Das neue Semesterprojekt steht noch am Anfang, hat aber den Stadtraum schonmal mit diversen Strukturtypen überlagert bzw gefüllt. 2 Folien:

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    Jetzt befindet man sich in der Konzeptphase, worüber am 21.11. in der Sparkasse genauer berichtet wird. Uhrzeit?

    Die Folie zeigt die benannte und vermutlich konsensfähige Bündelung der Straße an der Ostflanke, allerdings wurden die Kreuzungen noch nicht detailliert. Auch sind viele Details seltsamerweise nicht stimmig oder in der Art wünschenswert - zB die Bebauung Schießgasse sowie Ferdinandplatz, etc.

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    alle fotos aus der öffentlichen gestaltungskommission

    Zum Abschluß ergriff Planungsamtschef Dr. Lerm das Wort und stellte klar, daß die Leitungsmenge im Untergrund doch ein gehöriges Problem darstellt.

    Ein einfach-mal-Umverlegen kann es angesichts des Aufwandes nicht geben, man könne und müsse nur Abschnittsweise vorgehen, aber nicht die ganze Länge auf einmal. Ich erinnere nochmal ans "Kleingedruckte": es ist dafür auch nirgends Geld vorhanden oder absehbar.

    Nun möchte ich Dr. Lerms Aussage auch nicht für ganz bare Münze nehmen, denn natürlich kann man alles umverlegen oder managen, wenn die Finazierung stünde. Daher sehe ich angesichts der Aufgabe die Erfordernis, veräußerbare Bauflächen zwecks Refinanzierung auszubilden - genauso wie es ständig viele andere Städte bei Entwicklungsgebieten auch tun. Dies sollte bzw muß ein seriöser Entwurf der Petersburger darstellen, meine ich.

  • Ob die Dresdner Verwaltung etwas hinzugelernt hat und von Beginn an auch Bürger/innenbeteiligung mitdenkt? Im Beitrag von Elli lese ich dazu nichts.

    2025 zu Workshops eingeladen wird, um eine Aufgabenstellung zu formulieren

    Soll das so etwas wie eine stadtplanerische Variante des "Atelier Neumarkt" von 2000 werden? Sollen die studentischen Fingerübungen tatsächlich Diskussionsgrundlage für anstehende Jahrhundertentscheidungen in diesem Areal sein? Wird in den Workshops, welche den Wettbewerb vorbereiten, nur wieder der gleiche Wanderzirkus altbekannter Expert/innen sitzen, die schon genug Schaden anrichten?


    Oder schaut man doch mal heimlich nach Leipzig?

  • Bei der Komplexität dieses Themas sehe ich Bürgerbeteiligung schwierig. Neben Meinungsäußerungen wie „ich will das alte Dresden zurück“ und „macht mir ja nicht die Straße kleiner“ erwarte ich da nicht viel.

    Ich finde es ja auch richtig und sogar zwingend erforderlich, möglichst breite Zustimmung zu einem Stadtumbau an dieser Stelle zu bekommen. Doch sollte man das Thema, insbesondere die sich damit bietenden Chancen für die Allgemeinheit begreifbar bebildern.

  • Meinungsäußerungen wie „ich will das alte Dresden zurück“ und „macht mir ja nicht die Straße kleiner“

    ...sind absolut legitim und brauchen Diskussionsräume.


    Im übrigen gibt es erprobte und konstruktive Formate der Einbindung und Beteiligung. In Dresden ist man noch nicht so erfahren damit. Hingegen ist man inzwischen so oft mit "Top down" auf die Nase gefallen, dass Zweifel an der Lernfähigkeit der Dresdner Tops angebracht sind.


    Wenn Beispiele benötigt werden, wie man so etwas macht, trage ich die gern zusammen. Neben Leipzig habe schon auf Magdeburg verwiesen.

  • Klar, es soll jeder mitreden der will. Ich glaube nur nicht, dass das zum Ziel führt, welches ja jeder woanders sieht.

    Die beiden Bespiele aus den anderen Städten haben bisher ungefähr so weit geführt, wie die Bürgerbeteiligungen am Leipziger Bahnhof und beim Neustädter Markt in Dresden.

    Ich denke, dass es erstmal Vorschläge braucht, wie man mit der Straße umgehen kann. Darüber kann dann diskutiert werden. Zu abstrakte oder viel zu detaillierte Wünsche führen nirgendwo hin.

  • Klar, es soll jeder mitreden der will. Ich glaube nur nicht, dass das zum Ziel führt, welches ja jeder woanders sieht.

    Woher nimmst du diese Gewissheit? Kannst du mit uns auch Erfahrungen oder Beispiele teilen? Kennst du dich mit modernen Beteiligungsverfahren aus?


    Bei den bisher von mir ins Feld geführten Vorbildern Matthäikirchhof, Prämonstratenserberg und Neustädter Markt sind meines Erachtens sehr gute Entwürfe in Bearbeitung, um als B-Pläne beschlossen zu werden. Meiner Meinung nach ragen sie aus dem Durchschnitt weit heraus und die Beteiligung hat daran erheblichen Anteil gehabt. Den Leipziger Bahnhof lasse ich außen vor, weil ich mich damit nicht genug beschäftigt habe.


    Gerade bei Themen von hoher Bedeutung und/oder besonderer Strittigkeit ist breite Beteiligung Gold wert. Auch bei komplexen Themen wie Verkehrsentwicklungsplänen wird allenthalben auf moderne Beteiligungsverfahren gesetzt, sogar in Dresden. Warum soll das hier plötzlich nicht möglich sein? Dabei geht es nicht nur ums Informieren und Mitreden, sondern auch um Einflussnahme. Eine Garantie, dass das Ergebnis genial ist, gibt es natürlich trotzdem nicht.


    Es fehlt vielfach an Feedbackschlaufen zwischen Politik, Verwaltung, Expert/innen und Bevölkerung. Wenn man es hier wieder versäumt zu integrieren und Wünsche der Bevölkerung zu berücksichtigen, wird es absehbar nach hinten losgehen.