Dresdner Stadtgespräch

  • Meiner Meinung nach fehlen in Dresden auch keine Sozialwohnungen, sondern Wohnungen für die Mittelklasse, so um die 10€ pro m^2

    Alles was neu gebaut wird, kostet zuviel, wenn man nicht auf Urlaub, etc. verzichten will oder man brauch einen Sozialberechtigungsschein, den die Mittelklasse aber nicht bekommt.

    Das wären dann die Wohnungen der Genossenschaften, von denen ja auch ein paar gebaut werden. Ich wette, Investorenwohnungen bekommt man in ein paar Jahren auch wieder zu dem Preis. Leerstand über Jahre werden die sich auch nicht leisten wollen. Ich fahre täglich über den Postplatz. Die Vermietung dort geht schon sehr schleppend. Da ist die Schmerzgrenze offenbar überschritten. An der Cottaer hat die CG Gruppe die Mieten auch wieder gesenkt, als dort für 14 € pro m² keiner rein wollte. Jetzt sind es je nach Größe zwischen 8 und 12 €. Und nach 2 Jahren ist immer noch nicht alles vermietet, 10 Wohnungen gibt es bei Immoscout.

  • Mir fallen auf die Schnelle eine ganze Reihe Argumente dafür ein, dass die Stadt Dresden mit der WiD wieder einen kommunalen Wohnungsbestand aufbaut:

    - die Kommune erfüllt einen Sozialauftrag, auch Leute unterzubringen, die am freien Wohnungsmarkt auf Vorbehalte stoßen (Obdachlose, manche Migranten u.a.); zwar besitzt die Stadt Belegungsrechte bei Vonovia, aber diese laufen irgendwann aus und man ist immer auf den Goodwill der Privaten angewiesen

    - mit eigenen Wohnungsbeständen kann eine angestebte soziale Durchmischung gefördert werden; ich beobachte, dass die WiD auch in mittleren und besseren Lagen baut und so wenigstens etwas die Ghettobildung hemmt

    - aktuell mag die demografische Situation entspannt sein, aber das kann sich in ein paar Jahren wieder ändern (man denke an die Schrumpfung Ende der 90er und das starke Wachstum zehn Jahre später) und dann wäre man froh, mit eigenen Wohnungen Mietpreisanstiege wenigstens ein bisschen zu bremsen

    - das Förderprogramm des Freistaates versetzt die Stadt in die Lage, noch zu akzeptablen Preisen zu bauen und Immobilienbesitz und Vermögen aufzubauen; das ist auch eine finanzielle Vorsorge für die Zukunft

    - die Stadt kann durch eigenen Neubau auch städtebauliche und gestalterische Maßstäbe setzen, beispielsweise durch mehr Begrünung, gebietsangepasste Dachformen, oder die Wiederaufnahme von Blockstrukturen, an welche sich in der Anschlussbebauung weitere Bauherren zu orientieren hätten


    Sicherlich lassen sich noch weitere Argumente finden. Insgesamt sichert sich die Stadt mit eigenem Wohnungsbestand städtebauliche, sozialpolitische und mittel- und langfristig finanzielle Handlungsspielräume, die sie andernfalls nicht hätte. Es geht bei weitem nicht nur um bezahlbare Wohnungen im Hier und Jetzt.

  • Das wären dann die Wohnungen der Genossenschaften, von denen ja auch ein paar gebaut werden. Ich wette, Investorenwohnungen bekommt man in ein paar Jahren auch wieder zu dem Preis. Leerstand über Jahre werden die sich auch nicht leisten wollen. Ich fahre täglich über den Postplatz. Die Vermietung dort geht schon sehr schleppend. Da ist die Schmerzgrenze offenbar überschritten. An der Cottaer hat die CG Gruppe die Mieten auch wieder gesenkt, als dort für 14 € pro m² keiner rein wollte. Jetzt sind es je nach Größe zwischen 8 und 12 €. Und nach 2 Jahren ist immer noch nicht alles vermietet, 10 Wohnungen gibt es bei Immoscout.

    So nehme ich es auch wahr. Aber die mittelfristige Folge wird sein, dass viel weniger gebaut wird. Denn Bauen ist trotz Niedrigzinsen und Steuervorteilen in Deutschland immer noch unglaublich teuer und irgendjemand muss es bezahlen. Und sobald sich herumspricht, dass trotz Wachstum der letzten Jahre eigentlich kaum einer bereit ist, 15€ zu zahlen, auch aufgrund der vergleichsweise mickrigen Netto-Lohnentwicklung hierzulande, dann hat das ungemütliche Folgen für Investoren bzw. Anleger. Für Dresden im Speziellen spielen auch falsche Bewertungsmaßstäbe eine Rolle. Wir haben kein Banken-/Büroviertel. Die touristisch geprägte Altstadt wird nie die Löhne abwerfen, die man für das Wohnen am Neumarkt oder Postplatz bräuchte. Im Gegenzug werden die wenigsten Ingenieure bei GF oder Bosch Lust darauf haben, jeden Morgen aus der Altstadt heraus zum Flughafen zu gondeln. Die Lingnerstadt wird genau das gleiche Problem bekommen. Und irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass sich die Stadt über potente Arbeitgeber in der Innenstadt Gedanken macht, eher kümmert man sich darum, dass die Riegel in der Wilsdruffer Vorstadt noch hundert Jahre halten, um bloß niemanden zu "vertreiben".

    Insofern ist es gut für Dresden, in den letzten Boomjahren so viele Brachen geschlossen zuhaben, wenngleich mit ziemlich unterirdischer Architektur.

  • Ein bisschen Hoffnung habe ich noch, es gibt jetzt doch einige größere Bürohäuser in der Innenstadt, die demnächst gebaut werden, wie die Drewag am Hauptbahnhof oder das Ding hinter dem Postplatz. Oder die Häuser am Anfang der Großenhainer Str. Dort werden wohl überall eher keine Callcenter mit Niedriglöhnen einziehen. Und in die Lingnerstadt könnten die Mitarbeiter des neuen Rathauses einziehen. Im öffentlichen Dienst verdient man hier im Osten immer noch vergleichsweise gut.


    Man hat sich hier über die Jahrzehnte auch daran gewöhnt, dass man sehr schöne Wohnungen für 6€ pro qm mieten konnte und nicht mehr als 20% vom Einkommen ausgeben musste. Die Löhne sind auch schon gestiegen, aber die billigen Altmietverträge gibt man eben auch ungern auf.


    Die Stadt kann da auch nicht viel machen, einmal wollen alle Wohnungen bauen, wo 20 Jahre niemand irgend etwas bauen wollte am Postplatz, das konnte sie ja schlecht ablehnen. Jetzt werden wieder mal Bürohäuser gebaut. Schön. Platz ist in der Innenstadt ja noch für Jahrzehnte.


    Und wenn einige Investitionen kein Geld einbringen, muss uns das nicht stören. Die guten Wohnungen in guten Lagen bleiben ja. Ich bin ja der Meinung, dass eh kein Bedarf mehr an neuen Wohnungen besteht, da wäre es auch nicht so schlimm, wenn sie sich zurückziehen.

  • Ich finde, dem Beitrag von Blogrand ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass ich glaube, dass wir hier in Dresden auf eine neue Pleitewelle im Immobiliensektor zusteuern, so wie Anfang der 2000er Jahre. Auch einige meiner Vorredner haben das im Grunde schon gesagt: Aktuell wird offensichtlich am Markt vorbei produziert. Leuchtturmbeispiele sind für mich der Leerstand der Randbebauung an der Schweriner Straße oder der bereits mehrjährige Leerstand (seit Fertigstellung!!!) von mehr als 50% der Reihenhäuser der CG-Gruppe an der Cottaer Straße. Die beobachte ich seit über 2 Jahren (!!!) bei Immoscout und hab auch mehrfach schon persönlich vorbeigeschaut. Für solch hochpreisige Mietwohnungen gibt es in Dresden einfach keinen Markt und wird es auch zukünftig nicht ohne Weiteres geben. Und wer sich solche Preise leisten kann, zieht nicht in die Altstadt, die Friedrichstadt, Wilsdruffer Vorstadt o.ä. Der wohnt am Weißen Hirsch, in Striesen oder so. Und ich bin mir auch sicher, dass sicgh das kurzfristig nicht ändern wird.

  • Also mir fiele schon noch was ein, das man dem Beitrag von Blogrand ergänzend beigeben könnte...


    Die von ihm benannten vielen hären Wünschen und Ziele für eine WID bezüglich "Richtmaß im Städtebau" sind aus meiner Sicht Utopien, die eine WID nicht erfüllen wird. Vielmehr werden sie - glaube ich - von der WID doch eher ignoriert bis konterkariert.


    Zunächst vermute ich: wegen finanziellen Drucks beim Neubau und des engen Finanzrahmens bezüglich Mietpreisbindung wird man sämtliche ästhetische Überlegungen, mehr Durchgrünung etc. pp. über Bord werfen müssen... (Lasse mich aber gern eines besseren belehren).
    Es sei denn man plant wie 2018. Ich erinnere mich mit Grauen an den ersten Neubau-Entwurf der WID:


    https://www.dnn.de/Dresden/Lok…chhaus-in-der-Johannstadt


    https://www.google.de/maps/@51…180h,39.37t/data=!3m1!1e3


    Zwischen 3 Punkthochhäusern, die

    - in den 90-ern per STADTRATSBESCHLUSS als störend für das Stadtbild eingeordnet und

    - zum Rückbau empfohlen worden waren,

    plante man 2018 "einfach mal" ein 4. ein. Um somit den städtebaulichen Missstand zu zementieren: direkt am Elbufer, die Blickbeziehung zwischen Waldschlösschen und Altstadt (ergänzend) störend...


    Es bedurfte einiges an Intervention seitens GHND, Bauausschuss-Mitgliedern und interessierten Bürgern, um diese Fehlentwicklung zu verhindern.

    Hier wurden also Stadtratsbeschlüsse und offensichtliche Notwendigkeiten zur Stadtreparatur ignoriert und konterkariert.

    Es bleibt zu hoffen, dass man bei der WID gelernt hat... Dies zu prognostizieren, wie Blogrand, halte ich gerade bei der Dresdener Politik im Bausektor für "ambitioniert".


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    Die von Schöni prognostizierte Pleitewelle erwarte ich eher nicht.

    Die benannten unvermieteten Projekte sind im Besitz großer institutioneller Anleger, also Versorgungswerke, Rentenfonds etc. Diese haben derzeit keine anderen Möglichkeiten zur Geldanlage (Niedrigzinsen) und gehen sicher nicht Pleite.

    Dass sie mit ihren Mietpreis-Vorstellungen nicht "runter gehen" hat etwas mit dem Buchwert der Immobilien zu tun.

    https://www.addn.me/freiraeume…e-ursachen-und-loesungen/

  • ^^ Also soweit ich mich an den gestern in der Printausgabe der DNN gelesenen Artikel diesbezüglich erinnere, handelt es sich vorerst einmal um eine Überlegung von Herrn Finanzbürgermeister Lames. Online gibt´s den Artikel leider nur bei DNN+. Ist da jemand angemeldet?

    Hat Lames auch schon einen Antrag dazu eingereicht? Der Stadtrat müsste dem auch erst einmal noch zustimmen und ob das eine Mehrheit bekommt, bin ich mir nicht so sicher.


    Zum Hochhausentwurf Florian-Geyer-Straße sei daran erinnert, dass es nach den Protesten und Einwänden dann im Stadtrat den Beschluss gab, das an dieser Stelle keine Hochhaus gebaut werden soll.

  • ^ Lames hat dazu konkret eine Ratsvorlage erarbeitet, über die in den zuständigen Gremien abgestimmt werden wird.


    Zur Florian-Geyer-Straße: Diese neue Vorlage würde das Projekt dahingehend ändern, dass eine bessere soziale Durchmischung des Neubaus gewährleistet wäre. Das war ja ein Kritikpunkt an dem Projekt. Andererseits war es eben auch der Hochhausbau selbst, für den am Ende nur noch Grüne und SPD waren. Hier ist also keine Mehrheit zu erwarten.

  • Themenstadtplan hat nun auch die "Kunst im Stadtraum" drin - siehe TSP. Da hat sich offenbar jemand auch die Mühe gemacht, und überall die Dinger fotografiert (Ort anklicken, dann Bild anklicken). Gut so.

    Daher nochmal der Link zur Wikiwand mit der Liste_von_Skulpturen_und_Kleindenkmalen. Da kam ich seither aus Zeitmangel nichtmal zu. :D

  • Auslastung PKW-Parkplätze Dresden-Innenstadt 2019 (werktags) - gemäß Ratsanfrage AF3220/19


    + eigene Ergänzung in oranger Farbe: generell steht elend viel leer. Daher auch unverständlich, warum CDU+FDP von Parknot fabulieren und auch gegen minimal weniger Stellplätze wetterten (zB zuletzt wegen -42 Stück am Promenadenring-Ost).

    000addabrisseeleme79jiv.jpg


    Folglich reiht sich auch die aktuelle PM der Stadt betreffs "Klimaschutzkonzept" ins Dilemma eines wissentlichen Vollscheiterns ein, wonach man seit Jahren so fast gar nichts auf die Reihe bekam. Wobei: zu jedem Handlungsfeld liegen unterschiedliche Hinderungsgründe vor.

    Und Irrwitz, daß läppische 2 (in Worten: zwei) Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern dem solches fordernden Ratsbeschluß von vor noch mehr Jahren genüge täten. Auch der Rest der Mitteilungen läßt betretenes Kopfschütteln zurück. Die Zielstellungen werden krachend verfehlt.

  • Di., 25.02. 2020, 18 Uhr findet die 4. öffentliche Dialogveranstaltung zum

    Hochhausleitbild

    statt - DNN oder PM der Stadt. Nun gehts um konkrete Gestaltungsanforderungen, damit die erlaubten Hochhäuser eine Bereicherung werden.


    000addabello1ikzu.jpg


    Hier noch paar bisherige Folien: 1. Folie aus 1. Termin Ende 2018 (Aufgabe+Verfahren), danach Folien aus letztem (3.) Termin (Ästhetikaspekte, Erkentnisse).


    Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p1290249hohanzjti.jpg   Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p12902508gkub.jpg   Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p12902519ijeb.jpg


    Planansicht (Entwurf) mit weiträumigen Freihaltebereichen

    Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p12902525gjca.jpg

  • Am Freitag 28.02. wird nach 7-jähriger Bauzeit die komplett sanierte und neu wieder eingerichtete Gemäldegalerie eröffnet. Nach einem Staatsakt mit diversen Präsidenten (jedoch „ohne Fußvolk“) darf ab 20.30 die interessierte Bevölkerung im Zwingerhof der Übertragung eines Konzertes (E-Gitarren-Pop, https://de.wikipedia.org/wiki/Woods_of_Birnam) aus der Galerie beiwohnen. Dazu soll es an ein paar „Fressbuden“ auch was zu essen und trinken geben.


    Ab 22.oo bis 2.oo Uhr dürfen Kunstliebhaber zu einem ersten Rundgang durch die Räume schlendern.


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    Es ist zu wünschen, dass möglichst viele Menschen zu dieser OpenAir-Veranstaltung mit anschließendem Rundgang Interesse bekunden!


    Der eine oder andere denkt jetzt sicher: Freitag gegen halb neun? Da liege ich gemeinhin geschafft vom Stress der Woche auf der Couch. Auf Massenauflauf habe ich keine Lust und ich gehe später mal zu den normalen Öffnungszeiten hin, wenn ich die Kunstwerke in Ruhe betrachten kann… Alles verständlich.

    Leider ist es wichtig, dass auch das „dekadente Bildungsbürgertum“ sich einer Eventisierung der Hochkultur nicht verschließt! Man mag es nicht glauben, aber mittlerweile muss man in Dresden zeigen, dass es Menschen gibt, die sich für die Kultur der Altvorderen interessieren:


    Gerade hatte die Stadt Dresden unter weitgehender Missachtung ihrer kulturellen Vergangenheit eine grandios gescheiterte Bewerbung um den Titel Europäische Kulturhauptstadt bei der EU eingereicht. In der Begründung der Europäischen Jury zu den 8 deutschen Kulturhauptstadtbewerbungen bezüglich der Ablehnung der Dresdener kann man unmissverständlich nachlesen, dass das Gremium „überrascht war, dass die Stadt im Rahmen ihrer Bewerbung NICHT auf ihrem bedeutenden und weltweit bekannten materiellen und immateriellen Erbe [gemeint sind hier Potentiale wie Gemäldegalerie, Grünes Gewölbe, Zwinger, Residenzschloss- oder Moritzburg, Frauen- oder Hofkirche, Staatskapelle oder Kreuzchor] aufbaute oder dieses Erbe erneut untersuchte. Ungeachtet der … Tatsache, dass dieses Erbe nicht das Eigentum der Stadt, sondern des Freistaates steht, ist es eine bedeutende verpasste Gelegenheit, ein Projekt in der Größenordnung einer Europ. Kulturhauptstadt zu entwickeln, ohne alle wichtigen Kulturgüter der Stadt (und der Region) einzubeziehen.“


    Statt dessen suchte die Stadt Dresden ihr Heil in der Beschäftigung mit den eher zeitgeistigen Themen-Schwerpunkten:

    - freies und friedliches Zusammenleben Europas / Demokratie

    - Heimat - Common Ground / Ost und West,

    - Power of Strangeness (aufkeimender Multikulturalismus in der Stadt und ein Blick auf Dresdens koloniale Vergangenheit) und

    - Neue Heimat X-Culture (Darstellung aktueller Transformationen in der europäischen Gesellschaft)

    Auch wurden:

    - Elbe, Wasser und Nachhaltigkeit sowie

    - Partizipation

    als Schwerpunkte der Kulturhauptstadt-Bewerbung thematisiert.

    Mit diesen neuen kulturellen Ansätzen ist die Stadt bei der Bewerbung gescheitert, denn nach Einschätzung der Jury gelang es „leider … nicht, diese Themen aus kultureller und künstlerischer Sicht überzeugend zu behandeln. … Eine zusammenhängende künstlerische Vision fehlte“.



    Zusammengefasst:

    Die Stadt Dresden hat für ihre Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt "das Rad neu zu erfinden" versucht und negierte dabei ihre historischen Werte und Aspekte (bis auf jenen der kolonialen Vergangenheit) komplett.


    Nun ist es wohl Zeit durch Präsenz zu zeigen, dass historisch Überliefertes für viele Menschen immer noch einen sehr hohen Stellenwert hat.

  • HOCHHAUS-VERHINDERUNGSKONZEPT


    In den letzten Jahren gab es immer wieder mal das Ansinnen durch Investoren, in der Dresdener Innenstadt und den zentralen historischen Vorstädten an möglichen aber auch (nach normalem Menschenverstand) unmöglichen Stellen Hochhäuser (über 30m) oder zumindest hohe Häuser (über 22m) zu errichten. Da in der Stadt in Folge des sozialistischen Städtebaus hunderte Gebäude zwischen 30 und 50m Höhe bestehen, musste seitens der Bauverwaltung mindestens 2 Projekten wegen der Genehmigungsfähigkeit nach § 34 Landesbauordnung zugestimmt werden (Wohnhochhaus am Straßburger Platz und an der Bürgerwiese / Lenné-Platz). Schon dagegen regte sich seinerzeit Widerstand seitens Vereinen, Bürgerschaft und Teilen des Stadtrats.


    Als dann vor 2 Jahren die neu gegründete STÄDTISCHE Wohnungsbaugesellschaft an sensibelster Stelle Hochhaus-Missstände am Elbufer durch einen weiteren ergänzenden bis 50m hohes Wohnturm zementieren wollte und das neue Technische Rathaus am Ferdinandplatz nach Wünschen der städtischen Bauverwaltung einen hohen Glasturm bekommen sollte, wurde die städtische Bauverwaltung mit Druck des Stadtrates zur Erarbeitung eines Hochhaus-Leitbildes verdonnert.

    Gestern nun wurden die Ergebnisse (nach mehreren Schritten der Bürgerbeteiligung) in einem gut gefüllten Rathaussaal den interessierten Bürgern präsentiert. Dank vieler kluger Köpfe ist ein Hochhaus-VERHINDERUNGSkonzept entstanden, dass zukünftig nur an sehr wenigen Stellen WEITERE Hochhäuser und hohe Häuser erlaubt.


    - Wiener Platz Ost und West,

    - Achse Grunaer Straße - Karcher-Allee vom Pirnaischen Platz bis Gruna,

    - Bahnbrache und Bomenschadgebiet zwischen Nossener Brücke und WorldTradeCenter,

    - Vorstadtbereich Niedersedlitz-Dobritz (wohl irrelevant, aber als Alibi-Fläche eingearbeitet) .


    Für die Johannstadt wurde explizit ein RÜCKBAU auf alte Traufhöhen und das Verbot weiterer hohen oder Hoch-Häuser als verbindliches Entwicklungsziel festgeschieben!!!!

    Schier unglaublich, aber wahr! Ein großer Erfolg der ;) rückwärtsgewandeten und geschichtsverliebten dekadenten Dresdner ;) gegen Modernisten und "Bruch-Fetischisten" in der eigenen Verwaltung.


    Das die Konzeption erarbeitende Schweizer Architekturbüro hat eine sehr akribische Untersuchung angestellt.

    In der Überlagerung u.a.

    - denkmalrelevanter und v.a. stadtbildprägender Blickbeziehungen,

    - ausgewiesenen Denkmalschutzgebiete,

    - Umgebungsschutz für die Altstadt,

    - Landschaftsschutz-Ausweisungen

    - etc. etc.

    wurde klar, dass nur in sehr wenigen Teilflächen der Stadt überhaupt neue Hochhäuser zulässig sind.

    Dresdener Landschaftsplaner, Bauhistoriker und v.a. die Landes-Denkmalpflege haben unmissverständlich die Bedeutung des Stadtbildes und die Unverträglichkeit von Hochhäusern herausgearbeitet.

    Bereits in der Auftaktveranstaltung erklärte die Stadtbaudirektorin von Köln: "moderne Städte brauchen keine Hochhäuser" .

    All diesen Protagonisten ist zu danken.

    Nun hat man also bald (durch folgenden Stadtratsbeschluss) verbindlich festgeschrieben, dass in Johannstadt (und am Technischen Rathaus) so wie in 90% der Stadtfläche weitere Hochpunkte NICHT zulässig sind. Ansinnen von Investoren und die Begehrlichkeiten bestimmter Kreise in der städtischen Bauverwaltung können so nun zukünftig abgewehrt werden.


    http://www.neumarkt-dresden.de…in-dresden-gebaut-werden/

  • Für die Johannstadt wurde explizit ein RÜCKBAU auf alte Traufhöhen und das Verbot weiterer hohen oder Hoch-Häuser als verbindliches Entwicklungsziel festgeschieben!!!!

    Wenn man schon einmal dabei ist, sollte man auch noch Blockrand vorschreiben. Das wäre dann eine gute Ausgangslage, um in der Johannstadt von dem furchtbaren DDR-Städtebau wegzukommen. Lässt man SPA und Investoren freie Hand, wird das nie etwas.

  • Ich bin, was das Leitbild in der vorgeschlagenen Form angeht, etwas hin- und hergerissen.

    Einerseits fand ich die Herleitung von möglichen Gebieten sehr schlüssig und gut nachvollziehbar.

    Andererseits hatte ich das Gefühl, dass mittendrin sehr konkrete architektonische Anforderungen quasi "versteckt" wurden; wäre am Ende etwas mehr Zeit gewesen, hätte ich auch noch mal nachgefragt. Mein Eindruck war, dass das Leitbild eine ganz bestimmte Form von Hochhaus vorgibt, nämlich einen Turm mit quadratischer Grundfläche und einer Kantenlänge von ca. 25 Metern, aufgesetzt auf einen größeren drei- bis vierstöckigen Sockel.

    Ein Gebäude wie das WTC wäre nach diesem Leitbild dann nicht möglich, ebensowenig die meisten der bisherigen Punkthochhäuser.

    Ebenso stößt mir die Vorgabe etwas auf, dass die Gestaltung nicht extravagant sein dürfe. Das ist hochgradig subjektiv und dadurch m.E. wenig hilfreich.

  • Nach meinem Verständnis wurden lediglich maximale Kantenlängen vorgegeben, was aber runde Grundrisse nicht ausschließt.
    Ausgeschlossen sind aber große Hochhaus-Scheiben, wie uns ja leider am Lenné-Platz eine blühen wird, da vor der Leitbild-Erarbeitung baubeantragt und nach §§4 nicht verhinderbar.


    Für mich ist es passend, dass man keine schreienden Kreationen zulassen möchte und statt einer Ansammlung von Solitären städtebauliche Harmonie durch Cluster erzeugen möchte.

    Ein Baukunstwerk (wie dieses in einem Randgebiet Barcelonas) wird in Dresden tatsächlich ausgeschlossen. Finde ich auch bissl schade, kann ich aber als nahräumige Konkurrenz zum historischen Stadtzentrum verstehen.


    https://www.e-architect.co.uk/…-porta-fira-e131113-j.jpg


    Die Londoner City fällt mir als Beispiel ein, wie ich Hochhäuser für Dresden mir nicht wünschen würde. Dort empfinde ich die Hochhäuser als komplette Zerstörung des historischen Zentrums.

    Insofern für mich alles gut.

    Aber Geschmäcker sind natürlich verschieden.


    https://www.london.gov.uk/in-my-area/city-london

  • ^Obwohl "the Gherkin" schon was hat ;)


    gacki, so versteckt war das gar nicht ja, man will auch keine expliziten Glaspaläste mehr angesichts der klimatischen Änderungen, sondern klassisch tektonische Entwürfe, mit Sockel, Mittelbau usw. Das finde ich in Ordnung so. Das lässt noch genügend Spielraum.

  • Um noch ein paar Dimensionen aufzuzeigen: Viele der Bestands-Punkthochhäuser (Grunaer Str., Wiener Platz, Freiberger Str.) haben eine "längere Seite" als die besagten ca. 25m (so ca. 30m?). Gleichzeitig bewegen sie sich im maximal möglichen Höhenbereich (um die 50m herum). Ergo würden mögliche neue Hochhäuser in der Summe wohl kleiner wirken. Auf mich wirken allerdings besagte Bestandsbauten nicht besonders groß.


    Ich finde die Hochhausdiskussion merkwürdig überhitzt. Das "historische Zentrum" ist ja nicht so sehr historisch; und es gibt genügend Hochpunkte aus neuerer Zeit, die heute ganz selbstverständlich zum Stadtbild gehören ("Schweinedom", Bienertsche Hafenmühle, "Zitronenpresse"), auch wenn sie seinerzeit arg umstritten waren (Rathausturm). Hat es eigentlich zur Bauzeit der Christuskirche in Strehlen einen Aufschrei gegeben, dass sie die Silhouette der Stadt beeinträchtigen würde?


    Was die Gestaltung angeht: Für mich klingt das wie "Wenn Ihr ein Hochhaus baut, darf es aber kein Hingucker sein!"; und das fände ich ziemlich billig. Die von den Gutachtern gezeigten Fotos aus Zürich wirkten auf mich etwas bieder. Klar, das kann man sicher machen, aber ich wage zu bezweifeln, dass das von der Nachwelt als "architektonische Qualität" wahrgenommen wird.