Dresden: Innere Neustadt

  • Als Nicht-Architekt eine Frage in die fachkundige Runde:


    Waren die Fassaden früherer Epochen tatsächlich hochwertiger? Gefühlt gehört es für den unkundigen Beobachter zu einer der ernüchternden Erkentnisse modernen Bauens, dass es nicht mehr möglich zu ein scheint, Fassaden umzusetzten, die tatsächich witterugsbeständig sind und an denen sich nicht schon nach wenigen Jahren unschöne Dreckspuren zeigen.


    Ist das tatsächlich so oder trügt hier die "gefühlte Wahrheit"? Zu DDR-Zeiten waren die Gebäude natürlich auch alle "dop-dreggig". Allerdings war damals die Luftverschmutzung entsprechend höher.




    Dem ist so. Es gab mehrere Studien die alle bewiesen haben, dass die Gebaeude frueher hochwertiger, sprich langlebiger waren.
    So zB. eine Studie ueber das Heizen: Wenn alle Gebaude eine gleiche Raumhoehe haetten wuerde laut einer Studie ab 1918 die Heizwerte schlechter werden. Besonders nach 45 nimmt die Isulierung gravierend ab. Waren frueher noch Kastenfenster standard, wurden in den 60 gern einfach verglasste Fenster in Bueros eingebaut. falsche Materialien, Eisen, oder Beton wurden ausprobiert. Auch wurden Haeuser einzeln gestellt, was den Wind mehr Angriffsflaeche bot. Auch die Tahlsolen wurden aufgebraucht und die Haeuser zuhnehmend auf Anhoehen gestellt. Den Tiefpunkt erreichte man in derStudie zufolge 1978 - 1982. Zufaelliger weise wurde das am Sclechtesten isulierte Haus als "Extra sparsam" vermarktet. 100 qm dieser Haeuser verbrauchten laut Studie acht mal mehr Energie als 100 qum eines Hauses von 1918. Wenn beide gleiche Deckenhoehen haetten. Fundamente wurden auch deutlich leichter gebaut. Im Kapitalismus macht sich die Wegwerf Gesellschaft breit, da wir eine Ueberproduktion haben. Dies fing um 1940 in den USA an. Es gab Debatten im dortigen Parlament. Im Komunismus fing das in den 1920`gern an. In der "Frankfurter Schule" staht geschrieben, dass die Haeuser deutlich einfacher, viereckig und alle gleich sein sollten. Dadurch sollten alle Laender der Erde mitmachen koennen gleichaussehende Gebaeude zu bauen. Damit das auch die Schwachen schaffen. Die Idee war, wenn alle Staedte gleich aussehen, wuere die Weltregierung von allen Menschen schneller akzeptiert.

  • Die Idee war, wenn alle Staedte gleich aussehen, wuere die Weltregierung von allen Menschen schneller akzeptiert.


    Steht das auch in der "Studie"? Wie wäre es mit einer Quellenangabe?

  • Es gibt ganz sicher auch eine Studie darüber, dass früher mehr Lametta war. Diese Studie würde dann aber auch ähnlich viel Sinn machen wie diese.


    Man müsste erst einmal definieren, worin das Kriterium des Mehrwertes bestehen soll. Als man in den 60er und 70er Jahren Gebäude des Historismus und früherer Epochen abgebrochen hat, legte man z.B. offenbar andere Maßstäbe zugrunde.
    Etwa 40 Prozent der Baukosten werden heute in technische Anlagen investiert. Weitere Kosten werden für perfekt angedichtete Keller, gedämmte Fassaden (nicht nur als WDVS!) und andere Dinge fällig, die man den Gebäuden erst mal nicht ansieht.


    Wenn man all dieses Geld in den Schmuck der Fassaden investieren würde, dann könnte man auch heute eine ganze Menge machen. Aber deshalb pauschal zu sagen, dass die heutigen Gebäude weniger wert seien, ist entweder ziemlich naiv oder einfach populistischer Unsinn.


    Um nicht zu Off-Topic zu werden und zum Ausgangspunkt der Diskussion zurückzukommen: das Ministeriumsgebäude halte ich insgesamt für ein sehr hochwertiges Gebäude, welches städtebaulich einen sehr wichtigen Beitrag zur Wiedergewinnung der Struktur der Inneren Neustadt geleistet hat. Seine Natursteinfassaden sind sehr hochwertig (wenngleich auch kein ortstypischer Stein eingesetzt wurde).
    Die Fassadenbereiche mit Vollwärmeschutz an der Nord-Westseite benötigen nach 20 Jahren definitiv mal wieder einen neuen Anstrich. Ich bin wirklich absolut kein Fan von WDVS (die Ausführung mit Styropor sollte aus vielen Gründen nicht mehr zulässig sein), aber die technische Entwicklung ist mittlerweile bedeutend weiter. Insbesondere durch thermisch isolierte Verankerungen und rein mineralische Putz- und Anstrichsysteme treten die Veralgungen und die punktförmige Abzeichnung der Telleranker heute nicht mehr auf. Jedes System braucht seine Zeit um perfektioniert zu werden.


    Man kann sehr gerne sagen, dass einem die heutigen Fassaden nicht gefallen. Das ist Geschmacksache. Aber mit Absagen an den "Wert" der Gebäude sollte man sich zurückhalten.

  • Was soll man dazu noch sagen? Wir brauchen detaillierte Bebauungspläne mit Gestaltungssatzung, die öffentlich diskutiert werden müssen, oder diese Stadt wird von Jahr zu Jahr hässlicher werden. Die Gestaltungskommission reicht nicht. Wenn dann öffentlicher Unmut aufkommt, schieben sich SPA, Bauherr und Architekten stets gegenseitig die Schuld zu.

  • Dieses "Super 8" Schild über dem Eingang passt ja auch mal so gar nicht zum Gebäude. Als hätte sich dort eine dubiose Spielhölle eingemietet.

  • Besuch zweier Schulbaustellen von DD-TV im Neustadtbereich


    Video 1: Neubau Tieckstrasse. Hier baute man erstmal im Hof die Sporthalle, vorn ist erst das EG im Rohbau da.
    Nun wirds wohl an der Straße schneller wachsen.



    hier auch gleichmit:
    Video 2: Neubau 148. Grundschule Lößnitzstraße (zu Hechtviertel)


    Fehlen eigentlich noch die Dreikönigsschule sowie die 15. GS an der Görlitzer Strasse, naja, abwarten oder selbst schauen. Moment, ich habe ja Bilder.... siehe Strang "Antonstadt".

  • Königshöfe / Palatium - Abriss Hofgebäude erfolgt, update
    zuletzt #658




    ^ in die Brandwand des Palatiums gen Königsstrasse kamen zahlreiche Fenster - sieht nun geschmeidiger aus und weniger nach Brandwand, (kein Bild).


    Behr'sche Villa, Glacis-/Wigardstrasse - entkernt, Vorbildbirke weg
    siehe zuletzt #660



    Bonusbild: Biotop "Stadt Leipzig"

  • Japanisches Palais - Studenten-Workshop der gmp-Stiftung Hamburg: Ideen für die Zukunft des Prachtbaus
    Derzeit freie Ausstellung im Palais.
    SäZ (exclusiv) berichtet. Die SKD, so die SäZ nebenbei, hätten zuletzt eine "Bedarfsanmeldung" für das Palais an den Freistaat gerichtet - also quasi einen Bauantrag.
    Zur Nutzung und auch sonst: keine Info. Die Senkenberg-Sammlungen hätten genug Exponate zum alles vollstopfen, sollen aber nicht rein. Hmm.., was könnte rein?


    Paar Bilder aus der studentischen Ausstellung:




    Im Hof wurde es im Zuge der Zukunfts-Ausstellung grün (Kräuter- und Gemüse) - und so SOLL es auch nach der Ausstellung bleiben.


    Bonus: Blick in den "Eckparadesaal" im EG gen Altstadt, folgend gleicher Raum in Gegenrichtung.
    Im Gebäude also noch reichlich Nachkriegs- und Rohbaucharme.


    Bilder: ich

  • In Anbetracht der studentischen Arbeiten bin ich verstört.
    Mir scheint die Bedeutung des Palais ist bisher tatsächlich nicht im Bewusstsein von Kulturschaffenden, Architekten und der Bauverwaltung des Landes Sachsen verankert.


    Wie sonst lässt sich erklären, dass man das Japanische Palais zur Spielwiese von Studenten erklärt und unsensible Entwürfe auch noch in der Öffentlichkeit präsentiert?
    Bei aller künstlerischer Freiheit und der Notwendigkeit, neues auszuprobieren... Den Hof des Japanischen Palais mit seinen Asiaten-Karyatiden (die das Gegenstück zu den Skulpturen des Wallpavillons darstellen und künstlerisch und in ihrer Bedeutung diesen ebenbürtig) komplett zu überbauen geht gar nicht.



    Wie gut, dass nun endlich eine Monographie zum Japanischen Palais dessen Bedeutung herausarbeitet, denn es gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten Schlossbauten des 18. Jahrhunderts in Deutschland.
    August der Starke hatte das Gebäude als einzigartiges „Porzellanschloss“ für die Aufnahme und Präsentation seiner immensen Schätze an ostasiatischen und Meißner Porzellanen bestimmt. Aus dem Holländischen Palais hervorgegangen, war es nach Plänen Matthäus Daniel Pöppelmanns, Zacharias Longuelunes und Jean de Bodts 1729–38 errichtet, jedoch wegen des Todes seines Auftraggebers (1733) nicht vollendet worden.
    Im Siebenjährigen Krieg teilweise zerstört, wurde das Palais 1783 als Monument des sächsischen Staates wiederaufgebaut. Es beherbergte nun die berühmte Antikensammlung und die Kurfürstliche Bibliothek.
    Die Neuausmalung der Antikensäle durch Gottfried Semper in den Jahren 1835/36 stellte schließlich die letzte gestalterische Veränderung von Bedeutung am Japanischen Palais dar.



    Vermutlich bedingt durch die Zerstörungen des 2. Weltkriegs und die Konzentration auf Zwinger, Frauenkirche und Residenzschloss ist dem Bauwerk bisher - bis auf vereinzelter Ansätze - noch nie eine umfassende Erforschung seiner Bau- und Architekturgeschichte zugekommen.
    Es ist damit auch den meisten Fachleuten außerhalb der engen Stadtgrenzen Dresdens wohl weitgehend unbekannt.


    Nun endlich gibt es ein fantastisches Kompendium, welches aus einem großangelegten Forschungsprojekt unter der Leitung Prof. Henrik Karges hervorgegangen ist. Die Bearbeitenden Stefan Hertzig und Kristina Friedrichs haben auf 650 Seiten die komplizierte Planungs- und Entstehungsgeschichte des Japanischen Palais "komplett ausgeleuchtet" und sämtliche Quellen systematisch gesichtet und veröffentlicht.


    Ca. 650 Abbildungen machen die Publikation zu einem beeindruckenden Band aus Fachwissen und visueller Opulenz...
    - Erstmals werden die mehr als 350 bauzeitlichen Pläne ausgewertet und im Wesentlichen Publiziert.
    - Erstmals werden ungefähr 70 Vorkriegs-Farbfotografien der Semperschen Ausmalung vollständig in einem Katalog publiziert.
    - Neben einer minutiösen Darstellung der Baugeschichte des Palais werden zudem die weitreichenden kultur- und geistesgeschichtlichen Einflüsse sowie die Vorbildbauten des Palais aufgezeigt.
    - Und die Computervisualisierungen auf wissenschaftlicher Basis von Andreas Hummel zeigen schließlich auch die niemals ausgeführten Räumlichkeiten in ihrer geplanten Pracht.


    imhof-verlag.de/das-japanische-palais-in-dresden.html


    Wer dieses Buch gelesen hat, kommt sicher nicht mehr auf solche unangemessenen Ideen zur "Umgestaltung"

  • ^

    Zitat eryngium: Wie sonst lässt sich erklären, dass man das Japanische Palais zur Spielwiese von Studenten erklärt und unsensible Entwürfe auch noch in der Öffentlichkeit präsentiert?


    Bitte nicht überbewerten, niemand machte was zur Spielwiese, es ist eine Studentenübung (aus der Ferne) - mehr nicht, das ist normal und wird am Ende eben ausgestellt.
    Danach wird es vermutlich schnell in die Ablage wandern. Falls später jemand dadurch "inspiriert" sein sollte, würde es ohnehin zum Politikum mit wenig Aussicht auf Erfolg.
    Vielleicht ergab es sich durch Gerkans Projekte in Dresden, wo man auch die Stiftung ansprach und mal was machen wollte - bzw zugetragen bekam. Auch das ist üblich.
    Daher besten Dank für den Verweis auf Dr. Hertzigs neue Monographie als Abschluß des intensiven mehrjährigen Forschungsauftrages.


    Wesentlich spannender fände ich die Sache mit der "Bedarfsanmeldung durch die SKD". Was beinhaltet jene, was folgt zunächst daraus? Ich mutmaße, es könnte sich - vorausgesetzt Beschluß - um einen Verfahrensstart handeln, wonach Teile der enormen Bausummen per Jahresscheiben haushälterisch reserviert und quasi bis zu einem nötigen Punkt angespart werden (Verpflichtungsermächtigungen). Woher sonst soll man auch künftig die Summen stemmen? Keine Ahnung, ob es so geht und wie das Verfahren abläuft, aber das könnte ich mir vorstellen. Es liesse sich ein Gutteil eines fiktiven "Bedarfs" ansparen - auch ohne aktuell zu wissen, welche Nutzung erfolgt. Fest steht nur, man braucht viele Mio. Euro, und man sollte es früh anmelden. Es wäre angesichts derzeitiger politischer Aufgaben schon ein kleines Wunder, wenn das Geld peu a peu fließen könnte. Es würde dann aber auch bedeuten, daß folgend irgendwann die Nutzungsfrage zu behandeln und zu klären ist.
    Ich wäre übrigens skeptisch, ob eine weitere vorwiegend museale Großnutzung für die Stadt und an diesem Standort Sinn ergäbe - so schnuckelig und historisch nachweisbar dieses an sich herrliche "Porzellanschloß" auch sei. Ein Thema für umfangreiche Untersuchungen und Abwägungen.



    Hier noch drei Motive von diesjähriger Palais-Illumination @ Palaissommer:

    Bilder: ich



    ^ Zum Film "Van Gogh" gab's entsprechend einen Gemäldeausschnitt der "Sternennacht über Saint Rémy".

  • Königshöfe / Palatium - Abriss Hofgebäude (CG-Gruppe), Wallgäßchen-Theresienstr. - update
    zuletzt ^^^^oben #670


    Zustand Ende August, darunter aktuell:


    Detailblick ins Innenleben des Wallgäßchen 3b:


    Schuttlandschaft gen Palatium




    Die Fassaden-Nachsanierungen an der Königstrasse sind fertig
    zuletzt #657
    Hier die KÖ Nr.7 / Ecke Wallgäßchen:


    Detail obiger KÖ 7 (linke Bildhälfte), rechts die hofseitige Nachsanierung Rähnitzgasse 20b - fertig

    Bilder: ich


    Das EG der Königstrasse 12 + Rähnitzgasse 27 ist auch längst fertig, aber kein Foto hier.

  • Hatten wir das schon? SPA stellte die Datei online:


    Studioprojekt Albertplatz Ost - SPA workshops/Alpla-Ost


    Es geht um städtebauliche Fragen bzgl. der ehem. Alberttheater-Brache (heute schnöde Blechhalde). Ein Entwurf wurde als Empfehlung ausgesprochen.


    gleiche Motive aus der Flurausstellung am TUD Lehrstuhl vor genau einem Jahr:


    Diese Typologie wurde wohl weiterempfohlen. Blick aus der Alaunstrasse.


    Man könnte natürlich auch alles zu Grünfläche machen und die Bouchéanlage erweitern.

    alles: © TU Dresden, Fakultät Architektur, Institut für Städtebau

  • Brachfläche Theresienstrasse 16 - Gamma Immo plant hier einen Neubau
    Draufsicht
    Kürzlich wurde etwas ausgerodet, seither hängen auch drei Gamma-Transpis am Grundstück. Ich vermute, dass die Firma hier was plant.



    Umbau Blockhaus, Neustädter Markt - Archiv der Avantgarden - es geht los
    Die Baustelle wird eingerichtet, der Parkplatz nebenan ist freigeräumt und umzäunt (Bild 2), ein Bauschild wurde gestellt (Bild 1).



    Sanierung + Umbau Hotel Stadt Leipzig, Rähnitzgasse-Heinrichstrasse - es geht los
    Kran steht, 3 Baucontainer sind da und Baustellenzeugs hinterm Bauzaun.


    Nach hinten wurde schon was abgetragen, es geht augenscheinlich los mit der Baumaßnahme.
    Bild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p1260775pdjml.jpgBild: https://rianmafotos.de/abload/11550/p1260776bukxe.jpg
    Bilder: ich

  • Wie gehts nach einigem Hin&Her am Narrenhäusel und Neustädter Markt weiter:


    DD-TV zeigt es ausreichend im Video - bewegte Bilder sagen mehr als viele Artikel. Außerdem: PM der Stadt.

    Beim Narrenhäusel erhält Bauherr Wiesner nun das Kaufangebot. Der Verkauf wird nach archit. Nachbesserung und Einigung auf Bauvariante wohl vollzogen.

    Am Neust. Markt kommt eigentlich alles so wie angenommen:

    1. Voranbringen des Baurechts am Königsufer (=Platz-Südseite), Sorge hier: das SPA braucht viel zu lange, die sind viel zu lahm*

    2. Rückstellung Bebauung direkt auf der heutigen Platzfläche - weil das mE mit den Vonovia-Platten + jetziger Platzausstattung auch unabhängig der Anwohner-Interessen keinen Sinn macht bzw äußerst schwierig/krötig wäre,**

    3. positiv, neu, aber noch schöne Absicht: Untersuchung der verkehrl. Trennschneise, sofern (!) der Stadtrat die Planungsmittel gibt. Ok, wird er hoffentlich. Hier nochmal ein Bild dazu.


    sonst so?, ach ja:

    - interener Vonovia-Wettbewerb zu deren Platten: lange abgeschlossen, weiter unter Verschluß, aber wenn man 1und1 zus.zählt, wird es wohl so sein: da kam nix Nutzbares bei rum, kein einziger guter Entwurf dabei (woher auch?), Vonovia hat sich längst für bloße Sanierung der nichtsanierten Platten entschieden - also dem worst-case (zu dt.: Wurstkäse) für den Platz. Der Durchbruch zur Rähnitzgasse dürfte allerdings weiter zugesagt sein.

    - unklar bleibt auch, ob die Bauaufsicht eine Baugenehmigung fürs Narrenschiff, äh.. -häusel erteilt, solange die "ewige" Brückenbaustelle (sponsort by HenschkeBau) anliegt.


    * man schaue in Klein- u. Mittelstädtchen, dort bringt man B-Pläne idR in 3-6 Monaten zur Reife, dabei haben die nur Einzelne an jeder Amtsstelle sitzen. So einfach ist das. Was das DD-SPA für Tänze vollführt ist äußerst fraglich und wäre mal zu klären.

    ** man beachte die verglichen kleine Baumasse der Platzvehikel im Gegensatz zum wichtigen Königsufer, wo 80% der Baumasse des Wettbewerbs liegen.

    Es bleibt spannend, wo dann wirklich jemand Bauen möchte, beim Bellevue bin ich skeptisch, und deren Riegel zum Japan. Palais wird sicher noch abständiger dazu (also etwas gekürzt)


    Soweit nur kurzer Überblick, ggf was vergessen, bitte ergänzen oder diskutieren.

  • ^ Ich finde diese "Petitionierung" des Alltags wirklich bedenklich. Bei gefühlt jedem Kleinstvorhaben, was irgendwem gegen den Strich geht, wird in letzter Zeit eine Petition gestartet und verbal aufgerüstet, um in der Öffentlichkeit für möglichst viel Wirbel zu sorgen. Da nehmen sich die Stadtbild-Initiatoren dieser Petition und die vehementen Neubauverweigerer der "Neustädter Freiheit" beide nichts.


    Dabei gibt es für die Bebauung links und rechts des Goldenen Reiters noch überhaupt keine Perspektive. Fakt ist doch, dass vorher der Straßenzug Köpcke-/Große Meißner angegangen und verschmälert werden muss. Für dieses Ziel gibt es derzeit kaum mehr als ein paar Ankündigungen. Bis das verkehrstechnisch untersucht, eine Spurenreduzierung vielleicht durch einen Verkehrsversuch erprobt wurde, letztlich Umbaupläne vorliegen, die dann auch noch ausgeschrieben und umgesetzt werden (und auch eine politische Mehrheit brauchen!), vergehen noch etliche Jahre - leider. Warum sollen hier schon heute durch Bürgerinitiativen oder Petitionen Fakten geschaffen werden?


    Ich finde daher den Ansatz vom Bau-BM Schmidt-Lamontain gut und logisch, das große Konzept zum Königsufer Neustädter Markt in Teilprojekten umzusetzen. Das Narrenhäusel und die Südseite der Köpcke-/Großen Meißner können relativ kurzfristig angegangen werden. Zeitgleich sollten Pläne für eine Umgestaltung des Straßenzugs ausgearbeitet werden. Wenn das alles geschafft ist, sollte noch mal über die Neubauten links und rechts des Goldenen Reiters öffentlich diskutiert werden. Warum nicht zum Beispiel an deren Standorten Gerüste aufstellen und diese mit Planen möglicher Bauten versehen, wie es auch am Neumarkt oft gemacht wurde, um eine ungefähre Wirkung des Platzes entstehen zu lassen? (z.B. https://1.bp.blogspot.com/-t2W…HJDTYsE_gCKgB/s1600/1.JPG)

  • Ich finde diese "Petitionierung" des Alltags wirklich bedenklich. Bei gefühlt jedem Kleinstvorhaben, was irgendwem gegen den Strich geht, wird in letzter Zeit eine Petition gestartet und verbal aufgerüstet, um in der Öffentlichkeit für möglichst viel Wirbel zu sorgen.

    Du sprichst hier einen sehr sehr wichtigen Punkt an, der mich seit Jahren umtreibt. Ich kann mittlerweile verstehen, warum man mit direkten Elementen demokratischer Entscheidungen in der Vergangenheit so sparsam war. Früher war ich auch ein Anhänger für mehr Bürgerpartizipation. Dies hat sich bei mir mittlerweile grundsätzlich geändert.


    Aus meiner Sicht sind Bürgerbegehren, Petitionen und was es da alles noch für Elemente gibt, zu rein destruktiven Mitteln der Meinungsäußerung geworden, die mittlerweile alles lähmen und sich wie ein bleierner Schleier auf jeden Fortschritt oder jeden innovativen Geist legen.


    Dies trifft insbesondere den Bau- und Infrastruktursektor. Ein Projekt ist 5 Minuten angekündigt, da hat sich schon die erste Bürgerinitiative über Facebook gegründet. Egal ob von rechts oder links, von Naturschützern oder wem auch immer, gerade im Bausektor ist das Mittel der direkten Demokratie von Leuten gekapert worden, die dagegen sind. Mit den dazugehörigen Klagewegen, Bürgeranhörungen etc. ist in Deutschland heute gar kein größeres Projekt mehr umsetzbar. Alles erstarrt in Dogmen und einer aufgeheizten Polarisierung.


    Man kann jetzt für oder gegen die Pläne am Neustädter Markt sein, aber irgendwann muss auch mal jemand entscheiden, was in Zukunft tatsächlich sein soll. Der Mangel an Führung aus Angst vor dem nächsten Shitstorm ist ein riesiges Problem geworden. Ich bin teils auch ratlos, wie man sich aus dieser Sackgasse befreien soll, denn Kompromisse sind ja gar nicht mehr gewünscht. Alle Probleme und Konfikte werden nur noch entlang von Maximalforderungen diskutiert, es gilt Schwarz oder Weiß, Grautöne sind gar nicht mehr gefragt. Und oft geht es ja auch gar nicht um echte Bürgerbeteiligung. Sondern es sind oft kleine Gruppen, die nur extrem laut schreien, die dann für die Mehrheit gehalten werden. Ein Schlüsselerlebnis ist für mich hier Stuttgart 21. Bis zu Bürgerbefragung hatte man das Gefühl, außer der Bahn und der Politik ist jeder in der Bevölkerung gegen dieses Projekt. Umso überraschter war dann jeder, als die Mehrheit der Menschen für Stuttgart 21 stimmte.


    Ein weiteres Paradebeispiel ist Potsdam. Hier hält eine Truppe von vielleicht 15 oder 20 Leuten die gesamte Entwicklung der historischen Mitte seit Jahren in einer nicht enden wollenden Hysterie. Das einzige Resultat ist, dass die Stimmung mittlerweile völlig vergiftet ist. Dies geschicht aber nicht nur von links, auch die Rekovereine haben mittlerweile die gleichen Reflexe. In der Summe bringt das keinen wirklich weiter, es ist aber ein Ausdruck unserer Zeit, indem sich alles auf möglichst radikale Aussagen in Twitter-Manier verkürzt. Ich glaube, dass dies nur noch begrenzt so weiter gehen kann und dass man sich an einem Wendepunkt befindet. Denn wenn das so weiter geht, zerstören sich die westlichen Gesellschaften selbst. So irre es klingt, aber ein zu viel an Demokratie kann letztlich zu ihrem Zusammenbruch führen, das ist zumindest aus meiner Sicht eine der Kernaussagen, die man aus den letzten 10 Jahren des Verfalls der öffentlichen Diskussionskultur ziehen kann.