Dresden: Wilsdruffer Vorstadt

  • Es ist leider nicht Lebensqualität die dahinter steht, sondern Egoismus. Es ist einfach nicht unser Grundrecht, öffentlichen Raum für private Zwecke einzufordern. Man kann das tun und das wird ja auch getan, doch das ist nicht der Allgemeinheit dienlich.

  • Sorry, das sind mir zu viele Allgemeinplätze.

    Wenn meine Vorstellung von Lebensqualität mit der von jemand anders kollidiert, ist das natürlich "Egoismus". Außerhalb der gesamten Verkehrsproblematik gibt es das selbstverständlich auch - siehe die Diskussion um "lebendiges Kiezleben" und "Nachtruhe".


    Hier geht es auch nicht um das "Fahren um seiner selbst willen", also "Cruisen" oder "Rennen fahren", sondern um den Transportaspekt.


    Was "der Allgemeinheit dienlich" ist, entscheidet bekanntlich die Allgemeinheit. Wenn die Allgemeinheit der Meinung ist, dass MIV mit all seinen Nebenwirkungen ihr dienlich ist, dann ist das nun mal so.

  • ich finde "Lebensqualität" passender. Wenn ich mehr Zeit habe, um den Dingen nachzugehen, die mich interessieren


    Also wenn wir schon von persönlichen Befindlichkeiten sprechen: Ich persönlich empfinde 30 Minuten Bewegung und frische Luft auf dem Fahrrad oder alternativ 45 Minuten lesend in der Straßenbahn als "Dinge, die mich interessieren". Am Lenkrad im Stoßverkehr ein Auto zu steuern oder einen Parkplatz zu suchen, selbst wenn das weniger Zeit beansprucht, empfinde ich eher als verschwendete Lebenszeit. Jeder, wie er mag. Es gibt jedoch keinen Grund, dem Auto Priorität bei der Platzverteilung einzuräumen, nur weil es so viel Platz benötigt. Das ist ja gerade das Problem am Auto.


    Wenn auf 570.000 Einwohner rund 270.000 Fahrzeuge kommen, kann niemand ernsthaft argumentieren, dass die Halter dieser 270.000 Fahr- (bzw. ja eher Stehzeuge) darauf "angewiesen" sind.


    Einwohner Leipzig: 616.000

    zugelassene PKW: 271.000

    44%


    Einwohner Dresden: 552.000

    zugelassene PKW: 230.000

    41%


    Alle Angaben Stand 2022


    Das ist einfach zu viel. In Leipzig stagniert die Zahl der PKW wenigstens (obwohl es die am schnellsten wachsende Stadt in Deutschland ist), die Zahl privater PKW ging in den letzten zwei Jahren sogar zurück. Dass die Lebensqualität unter weniger PKW leiden würde, hielte ich für eine steile These.

  • Kurz gesagt, der MiV kostet die komplette Bevölkerung extrem viel Geld.

    Das ist aber irrelevant, so lange die Mehrheit der Bevölkerung bereit ist, diese Kosten mitzutragen.

    (Darüber hinaus halte ich diese Berechnungen nur für teilweise sinnvoll, weil eben nicht gegengerechnet wird und gegengerechnet werden kann, welche Nebeneffekte es hat, wenn bestimmte Dinge nicht mehr stattfinden, weil sie entweder mit ÖPNV nicht funktionieren oder weil sich der ÖPNV dafür nicht rechnet.)

  • Also wenn wir schon von persönlichen Befindlichkeiten sprechen: Ich persönlich empfinde 30 Minuten Bewegung und frische Luft auf dem Fahrrad oder alternativ 45 Minuten lesend in der Straßenbahn als "Dinge, die mich interessieren".

    Ah ja - 30 Minuten Bewegung auf dem Rad (vielleicht im Dezember oder im Februar? alternativ auch gern im Juli in der Mittagshitze) mit 20 Kilo Gepäck, um zur Arbeit zu kommen; und dann das gleiche um 21:30 Uhr zurück. Aber hey: Vor 100 Jahren haben das die Menschen ja schließlich auch gemacht, oder?

    (For the record: Ich habe das einmal durchgezogen und als "definitiv keine gute Idee" verworfen, trotz Wechsel-T-Shirt.) Und was das Lesen in der Straßenbahn angeht: Nein. Nicht in der Straßenbahn oder im Bus.


    Dass die Lebensqualität unter weniger PKW leiden würde, hielte ich für eine steile These.

    Ich dachte, ich hätte ausgeführt, dass es DIE Lebensqualität nicht gibt?

    Meine Lebensqualität würde auf jeden Fall unter weniger PKW leiden.

  • Ich fasse zusammen: Städtebau bedeutet für Dich also in allererster Linie die Bedienung Deiner Bedürfnisse. Ich fürchte damit gehörst Du tatsächlich zur Mehrheit.

  • Ich fasse zusammen: Städtebau bedeutet für Dich also in allererster Linie die Bedienung Deiner Bedürfnisse.

    Für mich sind meine Bedürfnisse wichtig, für andere Menschen wiederum deren Bedürfnisse. Stadtplanung soll/muss zwischen all diesen Dingen vermitteln. Das erfolgt in der Regel über demokratische Prozesse, die natürlich mit ihren ganz eigenen Fallstricken und Problemen daherkommen. Trotzdem halte ich das für einen besseren Prozess, als quasi ex cathedra eine bestimmte Art der Stadtentwicklung zu diktieren.


    Dass es schon zur Frage, was man unter "zukunftsfähig" versteht, ganz unterschiedliche Ansätze gibt, habe ich weiter oben ausgeführt. Welcher dieser Ansätze sich dann 25 oder 50 Jahren als der richtige erweist, können wir heute noch gar nicht wissen.

  • Niemand wird Städtebau für oder gegen Gacki betreiben. Und es wird auch nicht dazu kommen, dass Gacki nicht mehr mit dem Auto bzw. Kleinwagen zur Arbeit kommen kann. Vielmehr geht es doch darum, ob das (eigene!) Auto an jedem Ort der Stadt das schnellste Verkehrsmittel bleiben muss, was das Vorhalten großer Flächen bedeutet. Oder ob dort nicht andere Bedarfe sinnvoller bedient wären.


    Dass wichtige Plätze der Innenstadt heute keine Parkplätze mehr sind und der Rückbau großer Straßen auf weniger Spuren sich sehr positiv auf diese Orte ausgewirkt hat, scheint schon fast vergessen. Das (eigene!) Auto ist nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein Symbol, das durchaus in allen politischen Lagern die Ratio auszuhebeln imstande ist.


    Beim Thema Verkehrsorganisation wird Dresden mit diesem Stadtrat voraussichtlich den Anschluss an nationale und internationale Entwicklungen verlieren bzw. noch weiter zurückgeworfen werden. Wenn die CDU schon mit neuen Tunneln liebäugelt, zeigt das, in was für eine teure (und an den Einfahrten städtebaulich destruktive) Richtung das gehen kann.

  • Ecke Schützengarten, Laurinstrasse / Schützenplatz - entrüstet, update


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    Bild: https://i.postimg.cc/k5vxfkgk/P1210823.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/wjKLH6tC/P1210824.jpg   Bild: https://i.postimg.cc/HWhbZ0Ts/P1210825.jpg

    Ein Blick in den Innenhof wäre interessant, zB ob es dort auch Balkone gibt. Denn die (durch Enge teils erzwungene?) Wahl der Balkone zur Strasse rettet die Straßenabwicklung doch gehörig. Insgesamt wirkt es unerwartet stimmig für dieses Umfeld, auch wenn man wie so oft die Fensterflächen (leider!) per se reduziert hat.

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    Der Eck-Vorplatz zur Jahnstrasse ist nun in Bau.

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    Blick durch den Torbau in die wohl vermeinten grünen Bereiche der Hofachse. Die Lampen im Tordurchgang stimmen schonmal (Typ Stalinallee-Topf?).

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    last not least: das Highlight heute! Ein Stückchen Dresden mal OHNE (dämliche) MASTEN im Gehweg- oder Seitenraum!!! Hier gespart = 2 Stück. :thumbup: :thumbup:

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    Zuletzt dürfte das an der langen Revitalis-Zeile Schweriner Strasse der Fall gewesen sein, wo ein längeres Stück Schweriner Strasse MASTENFREI ist!

    Bild: https://i.postimg.cc/28gF6QtX/P1210820.jpg

    alle fotos elli kny

  • Die Eckausbildung zum Schützenplatz ist ganz gelungen. Kein großer Wurf, aber man hat immer hin etwas an Eckbetonung angeboten.


    Ich bin ja gespannt, ob irgendwann auch mal die Fläche zwischen Laurin- und Ritzenbergstraße bebaut wird. Sind meines Wissens zwei Flurstücke, schreit aber natürlich nach einem prägnanten Kopfbau zum Schützenplatz hin.

  • Neubau Probst-Beier-Haus (Bischöfliches Ordinariat), Schweriner Strasse - Gerüst tlw. weg, Fensterstruktur sichtbar, Baufortschritt innen unklar, zuletzt #1265


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  • Schützengarten - zuletzt vor circa 3 Monaten bzw 3 Posts darüber


    Ein paar Fortschritte bei den Außenanlagen sind zu verzeichnen. Der Versuch einer Begrünung im Eingangstorbereich fällt für meinen Geschmack etwas dürftig aus ("Garten"), aber vielleicht kommt da noch was.


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  • Neubau Probst-Beier-Haus (Bischöfliches Ordinariat), Schweriner Strasse - es geht weiter: Fassadenbau längst im Gange, zuletzt ^^

    nach hinten ist die einfachere Fassade schon dran, vorn die aufwendigere Strukturfassade wird nun von unten nach oben gezogen.

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    Das Runde Kirchenfenster ist schon drin, die dortige Sonderfassade am auskragenden Kapellenbau fast fertig.

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    alle fotos elli kny

  • Fragen und Antworten zu dem Bau und ein Foto vom sehr schönen Rosetten-Fenster (bereits abgerüstet) gibt es hier zu lesen und weiter unten zu sehen:


    https://www.bistum-dresden-mei…inariat/propst-beier-haus


    In diesem Stil hätte doch auch die Stadt Dresden ihren Verwaltungsbau auf dem Ferdinandplatz errichten können, ne?


    Der Baupreis je Quadratmeter liegt beim katholischen Verwaltungsbau bei 4.071 Euro.

    Beim Stadtforum errechne ich 4.298 Euro (144 Millionen dividiert durch 33.500 m²). Aber da waren natürlich auch riesige Glasscheiben und ein klaffendes Loch notwendig.

  • "Ostra Quartier" - Neustart einer Gebietsentwicklung am Packhof-Areal


    Schon vor etlichen Jahren gab es hier Initiativen zur Entwicklung, welche dann ewig nichts wurden. Ggf lag es auch an anderen Eigentümern hier.

    Das Thema war nun in der Gestaltungskommi, daraus berichtet die SäZ paywall. Flächeneigentümer ist Bertelsmann SE & Co. KGaA, welcher wohl

    auch als Bauinvestor eine Bebauung vorantreiben möchte. Zur Funktionsaufteilung brachte die SäZ folgendes Bild aus der Gest.kommi.

    Unser User Civitas fortis hat die besprochenen Dinge im APH-Forum schön aufbereitet, wäre gut es auch hier im DAF einzustellen.

    Einige Kritiken kann ich allerdings nicht nachvollziehen - so zB ein "weniger Zersplittern - mehr Dichte", häh.., dichter gehts ja kaum.

    Die Hochpunkte werden ggf möglich sein, da sie weiter weg vom Zwinger stehen. Die Grünfläche westlich ist Stadteigentum und sollte besser erhalten bleiben. Ich bekam nur noch folgendes Bild zu sehen, was den neuen städtebaulichen Entwurf darstellt - mit zwei Fugen beidseits des Pressehochhauses.

    Der vertagte Bürokomplex für den Landtag ist weiterhin Teil der Gebietsentwicklung. Die Sache wird noch Jahre brauchen, auch da es eines B-Plan-Verfahrens bedarf. Zunächst finde ich den Entwurf ok, ob die beiden Durchbrüche oder Abbrüche der Riegel beidseits des SäZ-Hochhauses nötig und vorteilhaft wären, müßte man untersuchen. Einen "Pavillon" im Park kann man sich mE sparen. Die Grünfläche ist besser, und die Pavillonnutzung sollte ins EG am Mittelplatz des Quartiers.

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    Abfoto aus der Gestaltungskommission - Quelle Architekturbüros Graft

  • Gut, dann kopiere ich mal hierher. Ziele des Entwurfs waren wohl:

    • Wiedervernetzung mit der Stadt
    • Stärkung von Blickbeziehungen zu Yenidze und Japanischem Palais
    • Einbindung des Hauses der Presse (das sich als, Zitat, "ignoranter" Solitär gegenüber der Umgebung verhalte)
    • Einfügen einer Straße in Anlehnung an den Vorkriegs-Stadtgrundriss sowie eines zentralen Platzes
    • Zur Eckbetonung höchstens 29 Meter hohe Gebäude
    • Ersatz der Flachbauten rund um SZ- und MoPo-Gebäude durch höhere Anbauten

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    Bildnachweis: Rene Meinig in: Sächsische Zeitung


    Anmerkungen der Gestaltungskommission:

    • Weniger Zersplitterung, mehr urbane kompakte Dichte - u. a. stärkere Schließung des Platzes
    • Begrenzung des Weges Richtung Yenidze mit einem Pavillon
    • weniger sichtbare Integration von Tiefgarageneinfahrten
    • erneute Vorstellung in der Gestaltungskommission sowie Aufstellung eines B-Plans
    • Stadtrat Stefan Engel (SPD) wünschte sich "mehr Behutsamkeit [...] mit dem Bestehenden" im Bezug auf die Flachbauten
    • Berücksichtigung, dass nebenan beim einst geplanten Landesbehörden-Neubau 29 Meter als zu hoch eingeschätzt wurden

    Meine Einschätzung:

    Auffällig ist mal wieder der Verzicht auf Bebauung in/an wilden Grünflächen. Eine Bebauung entlang der Könneritzstraße sollte bei einer Verdichtung eigentlich gesetzt sein. Die Straße, das Eisenbahnviadukt und der Bahndamm sind eine breite Schneise, die enger gefasst gehört. Das war schon vor dem Krieg nicht vollständig gelungen, war aber bereits geplant und entsprechend parzelliert:

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    Bildnachweis: © Deutsche Fotothek / Hahn, Walter Lizenz: Rechte vorbehalten - Freier Zugang.

    Die Grünfläche am Brückenkopf verträgt aufgrund ihrer Größe eine Bebauung entlang der Straße sehr wohl, der Großteil der zu erhaltenden Bäume wäre nicht beeinträchtigt und könnte dahinter bestehen bleiben - das war damit gemeint.


    Bzgl. Dichte kann man schon noch Abstufungen sehen. Braucht es so viele Durchgänge? Muss der Platz so offen gestaltet sein? Gerade letzteres entsteht aus dem unbedingten Freihalten von Sichtbeziehungen, die teils fraglich sind (z. B. unter dem Vordach des Kongresszentrums hinweg und durch Bäume über die Elbe zum Japanischen Palais). Wie auch Prof. Lorch meinte, kann man sich das aus meiner Sicht sparen, das kommt auf die Entfernung eh nicht wie beschrieben zur Geltung. Dann lieber klare Platzkanten und weniger Abstandsflächen.


    Der Teil, auf dem das Behördenzentrum geplant war, ist ja rechtskräftiger separater B-Plan, deswegen lässt sich das wohl erstmal nicht gleich wieder anfassen. Das ist aber auch der dichteste und städtebaulich am klarsten konturierte Teil des Gebiets.


    Die Schließung des Blocks der MoPo sehe ich eigentlich als zwingend an, auch wenn das wohl mit Kritik bedacht wurde. Aber dieses angebliche "Ensemble" aus Hochhaus, Flachbauten und Bürozeile trägt städtebaulich wenig zum Raumgefühl bei. Eine Bebauung der Ecke zur Ostra-Allee würde die (leider) denkmalgeschützte Wiese vor den Theaterwerkstätten wenigstens als Solitär auf der Straße herausstellen und der Ostseite der Ostra-Allee etwas den Gewerbegebiets-Charakter nehmen, den sie hier ausstrahlt. Der Bestand an der Maxstraße und der dreieckige Hotelblock bedingen hier beiderseits des Hauses der Presse ein Pendant jeweils bis zur nächsten Einmündung.