Dresden: Wilsdruffer Vorstadt

  • ^^ Ich fürchte, dass die Annenhöfe kaum zu einer Belebung der eher toten Ecke hinter dem Postplatz führen werden. Es fehlt hier einfach an Dichte - sowohl was dort lebende Menschen angeht als auch eine kritische Masse an Gewerbe. Es gibt auch nach Fertigstellung der Annenhöfe eigentlich keinen Grund dort einzukaufen.


    Die Hoffnung auf weitere qualitätsvolle Neubauten im westlichen Teil der Innenstadt kann ich leider auch nicht teilen: Der Rückbau von Wohnraum zu Gunsten einer Neustrukturierung der vorstadtartigen Zeilenbebauung ist unpopulär. Kein Politiker würde bezahlbaren Wohnraum zurückbauen, um dort im Blockrand teureren Wohnraum zu errichten. Das wäre das Ende einer jeden politischen Karriere - und wohl auch zu Recht. Das einzige was hier also in den nächsten Jahrzehnten folgen wird, sind weitere Verdichtungen zwischen den Zeilen bzw. der noch vorhandenen Brachflächen, die im "besten" Fall so ausfallen, wie die Seniorenresidenz in der Rosenstraße.

  • Das Problem dabei ist, dass die Wohngebäude zwischen Genossenschaften und der Vonovia aufgeteilt sind, die beide wenig stadtbildnerische Eigeninitiative haben. "Die Stadt" alias die politischen Vertreter können also nur Impulse schaffen, indem z.B. kommunale Grundstücke (Schulen, Kindertageseinrichtungen, etc.) bei anstehenden Sanierungen baulich neu geordnet werden, sodass die Großvermieter bei Vorhaben ihrerseits nachziehen können. Außerdem können auch bei absehbar längerfristigem Bestand des Status Quo Bebauungspläne oder Rahmenpläne erstellt werden, die dann für Neubauvorhaben gelten. Damit lassen sich unpassende, den Status Quo zementierende Bauvorhaben verhindern, bzw. einpassen. Der Abriss der ehemaligen Herkuleskeule ist so ein Beispiel für eine Neuordnung.


    Eine generelle Infragestellung der Zeilenbauten ist auch nicht unbedingt notwendig, wenn Nachverdichtungen im Blockrand (ggf. mit geringen Modifikationen der Bestandsgebäude) und mit ordentlicher Architektur erfolgen und nicht nur zu Wohnzwecken errichtet werden. Dafür muss man natürlich die Großvermieter frühzeitig einbinden, und nicht erst, wenn diese selber einen Bauantrag einreichen. Ein Grundstückstausch könnte z.B. die Stadt wieder in Gestaltungshoheit über die großen Abstandsgrünflächen bringen, denn den Großvermietern ist es, denke ich, fast egal, wo genau ihre Wohnungen stehen.

  • Solche perfekten Ecken zum Ergänzen gibt es wirklich genügend in der Wilsdruffer Vorstadt.
    Zum Beispiel hier an der Ecke und im Karree nördlich davon.


    Gesetzte Markierung

    In der Nähe von Ermischstraße 2, 01067 Dresden

    https://maps.google.com?q=51.0524678,13.7272209&hl=de-DE&gl=de


    Aber an dieser Ecke saniert die Stadt gerade einen Schacht und sichert damit den Bestand der offenen Ecke...


    Es muss doch auch jemand im Rathaus sitzen, der solche Möglichkeiten der Gestaltung erkennt und forciert.

  • Der Anbau an derartige Ecken lohnt sich erst bei entsprechend hohen Mieten: Die Baukosten sind verhältnismäßig hoch, die bebaubare Fläche sehr gering und die Bestandsmieter in den betreffenden Wohnungen an den Enden der Zeilen bekommt man auch in vielen Fällen nicht so einfach aus ihren Wohnungen (was auch gut so ist). Selbst in Berlin, wo die Mieten schon ein recht hohes Niveau erreicht haben, sind derartige Anbauten noch immer eher die Ausnahme. In DD sehe ich da in den nächsten Jahren auch kaum Handlungsspielräume.


    Einfacher erscheint mir die Lage gleich gegenüber deiner gesetzten Markierung, ggü. der Schuldnerberatung der Caritas. Dort ließe sich recht einfach die Lücke schließen.

    Einmal editiert, zuletzt von arnold ()

  • Genau diese Ecke ist mir auch schon immer aufgefallen und für so eine Lückenschließung prädestiniert erschienen. Das Grundstück gehört der SWG, d.h. es wäre theoretisch kein Problem, dort zu bauen. Das Bestandsgebäude müsste nur minimal angepasst werden. Die Bewohner "aus ihren Wohnungen zu bekommen" ist dabei gar kein Problem, die Genossenschaften halten immer eine gewisse Anzahl Wohnungen für solche Fälle vor (um nämlich Bewohner ggf. temporär umzuwohnen bei Sanierungsmaßnahmen), falls das überhaupt notwendig wäre. Die Fläche von ca. 145 m² ist auch ausreichend für Wohnungsbau, in diesem Fall bei heutigen Geschosshöhen wären sechs Etagen drin.


    Ich meinte aber ursprünglich Blockrandschließungen quer zu den Zeilenbauten, z.B. entlang der Ermischstraße, wo bisher die Garagen stehen. Auch dort müssten lediglich die jeweils 5 am Rand liegenden Wohnungen der Zeilenbauten modifiziert werden. Damit wäre das ganze Quartier schon fast geschlossen und würde ein urbaneres Bild abgeben als bisher.


    Aber wie sich die Genossenschaft wehrt, hat ja alleine die Diskussion über die Ecke am Wettiner Platz gezeigt. Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht so richtig, denn die Attraktivität des ganzen Wohngebietes würde ja dadurch steigen, was der Genossenschaft letztlich auch zugute kommen würde.

  • Das stimmt alles schon, die Bereiche mit den Zeilenbauten sind nur mit viel Willen und entsprechender Wirtschaftlichkeit zu verdichten oder gar zu ersetzen. Ich setze da aber auch etwas auf die zu erwartende Verjüngung der Einwohnerstruktur. Gerade bezüglich der Wilsdruffer Vorstadt bin ich aber definitiv recht optimistisch. Das Gebiet verdichtet sich doch jetzt schon von seinen Rändern her. Die Bebauung um den Herzogin Garten und die Schützengasse, die westliche Randbebauung des Postplatzes, das Packhofgelände, vor allem aber das Kraftwerksgelände geben da schon ordentliche Impulse. Auch die Friedrichstadt entwickelt sich mittlerweile gut. Wenn das genug Fahrt aufnimmt, ziehen irgendwann auch die Großvermieter mit. Klar geht da auch immer mal wieder was in die falsche Richtung. Doch muss man sich doch nur mal ansehen, was da in den letzten 20 Jahren passiert ist und noch passiert.

    Man soll sich zwar nicht an negativen Beispielen orientieren, aber schaut mal in die (nördliche) Pirnaische Vorstadt. Das nenne ich Stagnation!

  • Auch dort ist es u.a. eine Genossenschaft, die keine Initiative zeigt. Der Plattenriegel Steinstraße wird gerade saniert, obwohl er ein Grundübel dieses Gebiets ist. ebenso das Hotel Terrassenufer - auch da keine Einsicht.


    Die Stadt muss dort, wie auch hier in der Wilsdruffer Vorstadt, planen, planen, planen und vor allem dabei die Bürger beteiligen, damit die Eigentümer klare Leitlinien haben. Die einzige momentan sichtbare Richtung ist: "Wir lassen das erstmal so". Wenn dann erstmal durchsaniert ist, kann man Stadtbild-Änderungen für die nächsten 20 Jahre vergessen. Dabei ist es dann auch egal, wie alt die Bewohner sind.


    Klar, man kann nicht alles auf einmal angehen aber wenn es in der Innenstadt so viele städtebauliche Defizite gibt, darf man sich eben nicht nur auf Leuchtturmprojekte beschränken, so wichtig sie auch sind.

  • ^/^^^ "Die Bewohner "aus ihren Wohnungen zu bekommen" ist dabei gar kein Problem, die Genossenschaften halten immer eine gewisse Anzahl Wohnungen für solche Fälle vor (um nämlich Bewohner ggf. temporär umzuwohnen bei Sanierungsmaßnahmen), falls das überhaupt notwendig wäre."


    Da möchte ich dir widersprechen. Meine bisherige Berufserfahrung hat genau das Gegenteil bewiesen. Da es sich um eine Genossenschaft handelt, ist davon auszugehen, dass die Bewohnerschaft ein gewisses Alter 60+ erreicht hat; Menschen die da schon ihr halbes Leben wohnen und die (tlw. erhebliche) finanzielle Mittel in die Genossenschaft eingebracht haben. Erkläre denen mal, dass die da "temporär" ausziehen müssen, um dann in eine größere Wohung/ teurere Wohnung/ Wohnung mit veränderten Grundrissen einziehen können (oder sollen?). Warum sollten die das? Das klappt nicht. Ganz konkret aus meiner Berufserfahrung: Die Leute ziehen für Geld aus bzw. um. Und da sprechen wir nicht von ein paar Monatsmieten sondern von hohen Beträgen, die eine Bebauung der Ecke noch unwirtschaftlicher machen. Den Bewohnern (und der Genossenschaft) sind die städtebaulichen Belange vollkommen egal bzw. in ihrer Nachbarschaft sogar eher unerwünscht (NIMB's, siehe Verdichtung Pirnaische Vorstadt). Hinzu kommt, dass es den Genossenschaften wirtschaftlich häufig schlecht geht und es aus deren Sicht keine Notwendigkeit gibt, in ein funktionierendes Gebäude zu reißen, um dann dort auf komplizierte Weise 10 neue Wohnungen zu schaffen. Die Genossenschaft wird sich hüten. Eher werden weiter die Innenhöfe verdichtet: mehr verfügbare Fläche, weniger Baukosten, kein Ärger mit den Bewohnern (abgesehen von den NIMB's).


    Ich setze hier auch eher auf einen Genarationswandel und einer steigenden Nachfrage nach urbanem Wohnen. Dennoch: Für die nächsten 20 Jahre wird sich hier am Status Quo nur wenig ändern, solange in direkter Umgebung (Friedrichstadt) noch derart viele Brachen verfügbar sind.

  • Immerhin soll ja das Vorhendandensein solcher Brachen die Initiativen auf Hochhäuser ad absurdum führen. Soweit die Fachschaft im Gutachten zu Hochpunkten.

    Wir wisse alle, dass Dresden in allen Belangen genau den falschen Weg einschlagen wird. Und wenn jetzt noch Dank Corona die Nachverdichtung als solche zum Teil der Seuche gemacht wird, seh ich für ein organisch harmonisches Stadtbild für jegliches Neue in Dresden schwarz.

  • Da möchte ich dir widersprechen. Meine bisherige Berufserfahrung hat genau das Gegenteil bewiesen.

    Mir ist jedenfalls genau das schon passiert, die Genossenschaft hat abreißen wollen und es wurden Ersatzwohnungen angeboten, und das nicht nur temporär. Die Neubauten, die dort entstanden sind, kosten fast doppelt so viel Miete, wie die abgerissenen Wohnungen. Nicht, dass ich das grundsätzlich schlecht gefunden hätte, aber vielen Bewohnern ging's dann wirklich nur um's Geld.


    Aus meiner Erfahrung kann ich aber nicht sagen, dass die Leute, wenn im genossenschaftlichen Bestand saniert oder abgerissen und neu gebaut wird, dann woanders hin gehen. Die Genossenschaft ist immer noch eine der günstigsten und sichersten Möglichkeiten, zu wohnen. Vor allem im Osten, wo sie eben oft den Status eines Großvermieters haben.


    Die Genossenschaften haben auch keine finanziellen Defizite, eher im Gegenteil. Sie sind aber eben ihren Genossenschaftern gegenüber verantwortlich und die Entscheidungsträger müssen von denen gewählt werden. Außerdem hat jeder Genossenschafter Anspruch auf Dividende auf seine Anteile, die natürlich umso höher ausfällt, je mehr erwirtschaftet wurde.


    Ich kann also deshalb die Haltung der Genossenschaften in der Innenstadt nur so verstehen, dass hoher Aufwand gescheut wird. Wenn der riesige Wohnungsbestand nur aus gleichartigen Typbauten besteht, statt aus individuellen Parzellenbauten, ist die Unterhaltung wesentlich billiger, klar. Aber verantwortungslos gegenüber dem Stadtbild ist das trotzdem.

  • Den Abriss von Wohnbauten halte ich mittelfristig ebenfalls für ausgeschlossen. Erst wenn wieder ein gewisser Überhang am Wohnungsmarkt vorhanden ist, der in den nächsten 10/20 Jahren kaum zu erwarten sein dürfte, wird ein gewisser Druck auf die Wohnzeilen mit ihrem kaum noch zeitgemäßen Standard entstehen.

    Bei Gewerbeobjekten können wir diese Entwicklung bereits beobachten (ABB-Zeile), die zu machen Überraschungen führt. Wer hätte immerhin gedacht, dass das Probst-Beier-Haus an der Schweriner Straße scheinbar abgerissen werden soll.


    Man beachte "Schön gescheitert":


    https://peterzirkel.de/meldungen/

  • In den meisten Fällen muss man auch nicht massiv in die Bestandswohnungen eingreifen.
    Anstelle der Fenster in den Giebeln(meist nur eins pro Etage) würde es auch genügen eine Art Loggia Dort anzubringen, um die Belichtung des Raumes zu erhalten und die Bewohner würden einen zusätzlichen Balkon erhalten.
    Und ein Umbau von Fenster zur Balkontür ist auch im bewohnten Zustand möglich.


    Kleine Skizze


    Bild: https://aph-bilder.de/images/a8130bf8-b70a-4994-9bstk01.png  Bild: https://aph-bilder.de/images/ee58cb7b-8a25-495d-ay1kjo.jpeg

  • ^^Schön wäre ja die Perspektive aus Sicht eines profanen Fußgängers ... die interessiert mich eigentlich mehr als der Blick von der Drohne.

  • Der Entwurf sieht ganz nett aus, die Fassaden sind unauffällig aber OK. Gar nicht gefällt mir aber, wie weit das Gebäude die Flucht der Schweriner Straße verlässt. Den sicher sinnvollen Vorplatz sehe ich zur Ermischstraße hin viel besser angeordnet, wie er bei Peter Zirkel zu sehen ist.

    Hier hat man die Chance, urbane Dichte zu erzeugen und schießt ohne Not wieder so aus der Bauflucht heraus.

  • Aus funktionaler Sicht macht der Vorplatz an der "Schweriner" jedoch weit mehr Sinn, wird doch die Haupterschließung und damit der Haupteingang mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gerade hier liegen. An der Ehrlichstraße würde ein Vorplatz demnach keinen Sinn ergeben.

    Vielleicht überwindet sich die SWGD ja doch noch und reißt irgendwann, ähnlich wie zeitnah an der Ammonstraße, ihren Bestand an der Schweriner Straße ab und schafft damit Raum für neue Quartiere gegenüber des Ordinariats. Als Zielpunkt einer Stichstraße würde der Vorplatz gleich noch mehr Sinn ergeben. Man wird ja mal träumen dürften!

  • Den Vorplatz gibt es ja jetzt schon, da der aktuelle Bau auch schon leicht zurückgesetzt ist.
    Bei dem Neubau ist nur eine elegantere Variante, da nicht das Ganze Gebäude zurückgesetzt ist.
    Trotzdem schade um den einzigartigen Bau, der verschwindet.