Umgang mit Berliner (Bau)Denkmälern

  • Hinter der Florastraße 87 (Adresse ist mir nicht bekannt) wird diese Altbauvilla entkernt und sicher saniert:


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    Schön wäre es.


    Hierbei handelt es sich um die sog. "Weiße Villa", die in den nächsten Wochen komplett abgerissen wird - zugunsten einer Baugruppe, die sich im Kietz damit bereits viele Freunde gemacht hat.


    http://praegerrichter.de/AUSBAUHAUS-FLORA-86


    Zur Krönung, dass eine schöne (und in der Straße einmalige Bebauungsform) Villa abgerissen wird, wird städtebaulich auch noch die Brandmauer freigelassen. Danke, Flora 86 & Praeger - Richter! Ihr als Architekten habt euren Beruf wirklich verstanden. *ironie*


    PS: Bevor jemand bezahlbares Wohnen und Nachverdichtung ruft, was ich sonst auch immer rufe - diese Baugruppe ist alles andere als günstig und zudem wäre die Erhaltung der Villa problemlos möglich gewesen, hätte man auf ein bisschen Rendite verzichtet. Eigentlich eine Farce, dass so etwas im Jahr 2016 noch funktioniert.

  • Schade, dass die weiße Villa weichen muss; und dann auch noch für so minderwertige Architektur.


    Ein letzter Rundgang im Inneren ist beim Blog Florakiez zu sehen.

  • Ein Jammer.
    Schlimm, dass sich heutzutage mit geringwertiger Architektur viel Geld verdienen lässt, daher werden die Verluste solcher Substanz nicht nachlassen. Wenn so eien Villa doch mal den Weg in den Besitz eines Enthusiasten findet dann würde er hier wohl sein Herzblut reinstecken und ein kleines Wunder vollbringen. Aber die Billigheimer ziehen wie Heuschrecken durch die Gegend und nudeln eine Adresse nach der anderen durch, da gerät viel wertvolle Substanz unter die Räder.

  • Der Denkmalschutz darf sich nicht wundern, dass er, ob der vergeistigten Kritierien, was geschützt wird und was nicht, in der Bevölkerung nicht besonders ernst genommen wird. Denkmalschutz hat primär den Grund, dafür wurde er einmal eingeführt, Kulturdenkmäler und kunsthistorisch bedeutende Bauten zu erhalten.


    Okay, kunsthistorische Bedeutung mag man hier vielleicht nicht finden. Jedoch ist es eindeutig ein Kulturdenkmal, wenn es prägte das örtliche Straßen- und Stadtbild und somit die Identität der Umgebung entscheidend mit. Diese Verwurzelung versprüht nicht nur der Spitzname "Weiße Villa", das zeigt auch das Engagement vieler Bürger, die den Abriß noch verhindern wollten.


    Hier braucht es keine Gutachter vom Kunsthistoriker aus dem Elfenbeinturm um über die Bedeutung als Kulturdenkmal zu richten, der Erhaltungswert drängt sich dem interessierten Beobachter des Gebäudes sowie dessen Bedeutung für die Menschen vor Ort einfach auf. Und da muss ein Denkmalamt in meinen Augen einfach einschreiten.


    Am anderen Ende stellt man Plattenbauten, die nie mit kunsthistorischem Wert geplant oder als Kulturdenkmäler betrachtet wurden, unter Denkmalschutz, als so eine Art baulicher Zeitzeuge und bauliche Dokumentation im Originalmaßstab. Dabei könnte man die Platte nun wirklich einfach wissenschaftlich dokumentieren und dann abreißen und die Welt wäre um kein Steinchen ärmer.


    Wenn das so weitergeht, dann ist, außer wenigen Leitbauten, bald nix mehr aus dem Vorkriegsberlin übrig. Sukzessive verschwinden stadtbildprägende Gebäude in der Fläche, das Bild des Kiezes wandelt sich damit - und genau das zu verhindern, dass außer einigen Leitbauten vom Rang einer "Sehenswürdigkeit" für Postkartenmotive, der Zeitgeist unsere Stadtbilder verwüstet, genau dagegen wurde einst nach dem Krieg der moderne Denkmalschutz eingeführt.


    Ich rede hier als Bürger, nicht als Architekturinteressierter.

  • "Ein Baudenkmal ist eine bauliche Anlage oder ein Teil einer baulichen Anlage, deren oder dessen Erhaltung wegen der geschichtlichen, künstlerischen, wissenschaftlichen oder städtebaulichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt. Zu einem Baudenkmal gehören sein Zubehör und seine Ausstattung, soweit sie mit dem Baudenkmal eine Einheit von Denkmalwert bilden." § 2 Absatz 2 Denkmalschutzgesetz des Landes Berlin


    Das Interesse hat die Allgemeinheit mit ihrem Engagement belegt, dass sich das Gebäude aus seiner Umgebung heraushebt sieht jeder mit einem kurzen Blick, der den Kiez kennt und sich einmal das Gebäude und dessen Umgebung anschaut. Im Gegensatz zum anderswo in Berlin engagiert geschützten Plattenbau ist dieses Gebäude nämlich gerade keine "Dutzendware", sondern wortwörtlich einmalig - das gibt es so nur einmal. Mithin ist es bauliches Zeugnis einer großbürgerlichen Vergangenheit des heute eher kleinbürgerlichen Kiez. Wenn das keinen Schutz rechtfertigt, dann weiss ich nicht was. Der Denkmalschutz ist ja gerade nicht nur für Leitbauten wie das Rote Rathaus da! Mit diesem Gebäude und dessen Ersatz durch großformatigen Geschosswohnungsbau verschwindet die letzte Erinnerung an eine andere Struktur des Stadtviertels. Gerade sowas wollten die ersten Denkmalschützer verhindern.


    Es wäre im Ermessen der Behörde gelegen - diese Definition im DSchG eröffnet der Denkmalschutzbehörde ein sehr weites Ermessen - das Gebäude in den Denkmalschutz aufzunehmen.

  • Die Bilder gleichen sich. Aus kriegszerstörten Ländern fliehen die Menschen, weil Ihnen die Lebensgrundlage genommen. Hier zerstört man sinnlos Gebäude ohne Krieg und Not und nimmt dem Ort so seine Geschichte.

  • man verpasst hier eine einmalige chance, etwas kreativeres zu machen. die kleine villa mit Moderne Architektur so zu umschließen, dass mehr focus drauf fällt und damit ein hingucker geschaffen wird.

  • ^Vielleicht einen Durchgang mit Blick auf die Villa ähnlich beim

    . Eine interessante Perspektive hätte sich ergeben können.

  • oder eine passende version des china cctv tower? so ein haus, wäre der perfekte Rahmen. für die kleine villa.

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    Wie soll eine solche Konstruktion in klein auf so einem kleinem Grundstück technisch und finanziell möglich sein? Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedanken.

  • ^ :confused: offensichtlich ist so eine Konstruktion finanziell weniger möglich und vor allem nicht leichter und kosten effektiver als ein abriss plus neubau. das ist mir klar. Genauso klar wie die Tatsache dass ich hier keine Welten bewegen werde. Trotzdem, und um deine frage zu beantworten, ist hinter diese villa platz genug um so ein Kran haus wie die Häuser in Köln oder das NH an der Spree zu bauen. Technisch gesehen ist es also möglich.


    Würde man es wollen, würde man es können.

    Einmal editiert, zuletzt von krycekuva ()

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    Sorry, aber das sind doch völlig unrealistische Träumereien. Bei einer Traufhöhe von 22m und einem Grundstück mit so ungünstigem Schnitt wie diesem, schwierigeren Bodenverhältnissen da für so eine Konstruktion umfangreiche Gründungsarbeiten in enger Bebauung notwendig wären steht das in keinem Kosten-Nutzen-Verhältniss und würde niemals vom Bauamt genehmigt. Da anzunehmen ist, dass so ein Gebäude die Traufhöhe von 22m überragen würde müsste ja zusätzlich noch ein eigener B-Plan festgesetzt werden.

  • ...oder man hätte einfach das eh vor wenigen Jahren kernsanierte Gebäude nochmal renoviert und dabei ggf. etwas von dem, was in den letzten Jahrzehnten an altem Charme verloren ging, rekonstruiert und das ein Kulturzentrum für die ganze Gegend gemacht. Zumindest will mir nicht in den Kopf, dass man sich oft um Nachnutzungen für bockhäßliche Nachkriegsklötze verrenkt, siehe zB der FH Klotz im nahen Potsdam und diese Klötze dafür am Ende noch mit viel Geld saniert, aber so ein Kleinod wie das hier wird recht kommentarlos abgerißen um Einheitsbrei Platz zu machen. Ich hoffe, dass irgend jemand der Abrißgegner vor Ort doch noch in letzter Minute irgend eine Idee kommt um den Bagger noch zu stoppen.

  • Senefelder-denkmal

    Leider ist der Umgang der Berliner mit ihren Denkmälern nicht sehr pfleglich (oder waren hier Touris am Werk?)
    Ich plädiere daher dafür, alle wertvollen Denkmäler im Stadtraum ins Depot zu bringen und Repliken aufzustellen, damit nicht eines Tages allle Denkmäler so aussehen wie das für Herrn Senefelder am gleichnamigen Platz......




    eigenes foto

  • Fehlender Putten-Korpus goes Sprüh-Geist? Das ist doch niedlich! Ich bin jedenfalls Fan. :cool:

  • Hier hatte letztes Jahr ein betrunkener Tourist den Arm des Putten abgetreten und mitgenommen. Er wurde allerdings beobachtet und wurde verhaftet. Danach wurden im Rahmen der Rekonstruktion noch andere Teile zur Überarbeitung entfernt. Das Denkmal wird also bald wieder erstrahlen. Wohl zu Kosten des Vandalen.