Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • Tomov ^^

    Warum meine durchaus realistischen Sorgen jetzt irgendwelche „pessimistischen Untergangsfantasien“ sein sollen, bleibt wohl dein Geheimnis. Jeder, der in Berlin lebt, weiß ganz genau, dass frisch sanierte oder fertiggestellte Bauten gerne von Gentrifizierungs-Gegnern, Kapitalismus-Kritikern oder schlicht asozialen Vandalen beschmiert werden. Wie fies sich derartige Farbstoffe in den Sandstein fressen können, haben wir ja an der Beschmierung des Brandenburger Tors gesehen. Vor dem Hintergrund würde ich die Figuren einfach nicht so frei rumstehen lassen - erst recht nicht, da es in diesem Fall genügend politische Motive für potenziellen Vandalismus gibt.


    Aber Rotes Rathaus schrieb ja bereits, dass die Figuren nun in Schutzfolie gewickelt wurden. Die Verantwortlichen hatten wohl die gleichen legitimen Bedenken.


    Nachtrag: Nun scheinst du, Tomov, deinen Beitrag derart überarbeitet zu haben, dass meine Antwort keinen Bezug mehr zu deiner Aussage hat. Oder ich habe dich von Anfang an falsch verstanden - jedenfalls kann meine Reaktion dann auch eigentlich wieder weg.


    [mod]Unnötiges Zitat gelöscht. [/mod]

    4 Mal editiert, zuletzt von maselzr ()

  • ^ Ich habe Tomov nicht so verstanden, dass er Vandalismen ausgeschlossen hat, sondern dass öffentliche Spekulationen darüber Menschen auf diese Möglichkeit aufmerksam machen und auf dumme Gedanken bringen könnten. Wenn man Sorge hat, dass etwas geschehen kann, wäre es vielleicht sinnvoller, sich diskret an die Verantwortlichen zu wenden.

  • Sich an „Verantwortliche“ zu wenden ist eine Aussage, die komplett an der Realität von Deutschland im Jahr 2024 vorbeigeht! Es ist leider so, das Werte, die geschaffen werden, nicht geachtet werden. In diesem Forum müsste eigentlich Konsens darüber herrschen, vom Menschen Geschaffenes zu respektieren!

    Das ist gesellschaftliches Versagen auf der ganzen Linie.

  • In diesem Forum müsste eigentlich Konsens darüber herrschen, vom Menschen Geschaffenes zu respektieren!

    Das ist gesellschaftliches Versagen auf der ganzen Linie.


    ^... Verstehe ich nicht. Was erregt Sie denn jetzt so sehr? Es wurde nichts beschädigt, Nichts wurde verunziert , alles schön und gut. Ihrem elitären Aufruf kann ich mich auch nicht widerspruchslos anschliessen, denn, und das haben Sie wohl in Ihrem Eifer nicht bedacht, dann sind auch Graffitties und Tags zu respektieren, da von Menschenhand geschaffen. Und nun?


    Zu den Statuen. Üblicherweise gefallen mir bärtige Männer. Diese hier aber sehen aus als hätten sie einen Stock verschluckt so steif und fast gotisch ist die Anmutung. Die Plastizität hält sich auch etwas zurück. Nicht Meins.

  • Was vielleicht etwas zu wenig wirken könnte ist etwas mehr barocker Schwung. Allerdings ist das von den älteren Herrn dieser alttestamentarischen Gruppe viel verlangt. Vielleicht wird die Wirkung der in üppigen Falten gewandeten Propheten weniger steif sein, wenn sie ihre endgültigen Positionen hoch oben in würdiger Distanz zum Betrachter eingenommen haben. Jetzt aus der Nähe betrachtet ist das so, als würde man einer aufgetakelten Diwa mit der Lupe ihre Falten unter dem Make-up suchen. Ich empfehle Vorschuss-Gnade.

  • Wie gesagt: Die Figuren sollen alttestamentliche Propheten darstellen. Die haben laut biblischen und teils auch historischen Quellen zu Zeiten von Kriegszügen, Götzenanbetung inkl Menschenopfern usw Rechtschaffenheit gepredigt. Das sollte man jetzt vielleicht nicht mit irgendwelchen sonst gängigen Maßstäben bemessen. Ich finde sie sehr passend zum Genre und auch sehr ausdrucksstark. Die Adler als Symbole politischer und militärischer Macht beispielsweise sehen ja auch nicht gerade locker und entspannt aus.


    Die Schlossfassaden haben für mich überhaupt eher eine gewisse Strenge und auch Kühle, gerade auch in Kombination mit der Kubatur (der Farbton macht es teilweise etwas besser, aber bspw in Dresden gibt es mE sehr viel leichtere Architektur). Das lässt sich in meinen Augen auch nicht so ohne weiteres brechen. Man kann es eher durch das Umfeld relativieren (Grün, Wasser aber auch die teils kräftig gefärbten Sitzmöbel).

  • In der Kunstgeschichte der Architektur gehört das Berliner Schloß schließlich zur Stilrichtung des Preußischen Barock. Diese Kunstform gilt generell als relativ streng, zumindest im Vergleich zum süddeutschen Barock. Die Strenge der Schlossfassaden gefällt mir, übrigens viel mehr als die alten Fassaden von Palladio in Vicenca. Die äußerlich kompakte Form des BS macht nach dem Fehlen des Apothekenflügels die Wirkung noch viel strenger. Dadurch fehlt leider auch ein wichtiges Element der Platzumrahmung des Lustgartens.


    Hinweis: Vom konketen Bezug auf diesen Bauthread abweichende Beiträge werden ggfs. in der Lounge verschoben.

  • Wie die BZ heute berichtet / veröffentlicht hat, stehen die ersten Propheten an ihre Stelle.

    2 Tage Soll es dauern. Per 500 Tonnen Kran werden die Stück für Stück an ihre Plätze verlegt.

    Wichtig ist dabei, dass das Wetter mitspielt keine Regen und wenig Wind. Daher passt es perfekt heute und morgen.

    Eine Spezialfirma ist dafür verantwortlich: Bamberger Firma . Die Propheten wiegen rund 3 Tonnen.


    Quelle

    BZ : Acht Propheten schweben zur Schlosskuppel

  • Während ganz aufgeregt ein Fantasie-Wettbewerb und eine unbedeutende Petition zum Schloss diskutiert werden, gibt es auch erfreuliche, handfeste Nachrichten: ein erster Blick auf die neuen Figuren der Schloss-Balustraden ist in der B.Z. zu sehen:


    Kolossale Schönheiten für das Humboldt Forum


    Da man die Figuren des 19. Jh. nicht rekonstruieren wollte und die barocken Originale zu wenig dokumentiert sind, gab es einen Wettbewerb zwecks Neuschöpfung in barocker Anmutung. Ganz wohl war mir nicht dabei, umso mehr freue ich mich, dass offenbar sehr Ansehnliches entsteht. Wieder ein Beispiel, wie Rekonstruktionen alte Handwerkskünste am Leben halten, da in der Moderne kein Platz für sie vorgesehen ist.

  • Für alle, die nicht noch parallel im Stadtbild-Forum mitlesen (was oft auch wirklich anstrengend ist angesichts der kindischen Diskussionen dort), hier der Link zu einer tollen Bildergalerie von heute:


    https://www.stadtbild-deutschl…&postID=443933#post443933


    Mich begeistert es, in welcher Schönheit die Portaldurchfahrt V entsteht! Portal IV ist bereits fertiggestellt.


    Auch mit Blick auf andere Bauten wird hier m. E. deutlich, wie wichtig die gestalterische Verzahnung von Fassade und Innenräumen ist. Ein oft kritisierter kulissenhafter Eindruck kann entstehen, wenn die Brüche zu stark sind. Das ist beim Braunschweiger Schloss der Fall oder manchen Ladeneinheiten am Dresdner Neumarkt. Umgekehrt ist der atmosphärische Effekt riesig, wenn eine einheitliche Wirkung erzielt wurde. Das muss sich gar nicht auf alle Innenräume ausdehnen, wichtig sind aber die "Gelenke" eines Baukörpers. Ich hoffe, nicht nur ich habe diese Erkenntnis und dies wird künftig stärker berücksichtigt, etwa bei der Bauakademie.

  • Sehr richtig! Und es ist wichtig, dass die Fassade zum Raumprogramm und der Nutzung passt. Beides ist beim Humboldtforum der Fall, alleine die Kuppel wird nicht gut genutzt, wohl weil sie später draufgesattelt wurde. Hier wäre eine kreative Lösung gefragt. Dafür bräuchte man in erster Linie einen findigen Brandschutzingenieur.