Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • Auch wenn ich die Wilhelminische Kartusche auch gestalterisch schon historisch als nicht wirklich gelungen für das Portal entwickelt halte und sie mir eher als etwas wurschtig komponiert geratenen erscheint, ist sie ein handwerklich qualitätvoller Dekorationsunfall mit dem man sich auch farblich wirklich über die Zeit abfinden kann.


    Wir halten ja auch die schwarzen, bronzenen Kunst-Klumpen von Kirkeby auf der Attika des Bundesrates aus.

    die sich mittlerweile wenigstens etwas mattiert haben.


    Es erscheint auch nur konsequent dass, wenn man auf die prägnante Kuppel von Stüler nicht verzichten wollte, man auch die vielleicht weniger gelungenen Beiträge der Wilhelminischen Ära bei der Rekonstruktion mitberücksichtigt.


    Damit muss man eben nun nicht nur die merkwürdig verrutschten Fenster an der Terasse oder die Tafeln am Portal lll sondern eben auch die sogenannte „Brosche“ aushalten können.


    Um eigene zeitgenössische Akzente an der Fassade, die dem Humboldt - Forum als Hausherr wirklich zugestanden hätten, hat man sich nicht bemüht.


    Der Königsweg wäre für mich gewesen, man hätte wie beim Vorbild des Konstantinbogens das Zentrale Feld in der Attika für eine vollflächige Reliefdarstellung allerdings in Metall genutzt.


    Thema hätte der Wiederaufbau des Baues als Humboldtforum und die Humboldts selbst sein können, die Schlossfassade hätte so eine bürgerliche Marke bekommen und man hätte aus dem royalen Triumphbogen einen wirklichen Ehrenbogen für die Humboldts und Ihre aufklärerische Leistung als Namenspatron der Einrichtung gemacht.


    Nun hat man stattdessen dieses Kryptische Klingelschild von Wilhelm Zwo und einmal mehr bleibt für mich der Eindruck hängen, das HF sei nur aus Verlegenheit hier auf Abruf reingestellt worden.


    Die äußerliche, souveräne Inbesitznahme der Barockfassade durch das HF hat man an dieser Stelle leider verpasst.


    Wenn eine ähnliche Kartusche in der Bauzeit des Portales erwogen worden wäre, hätte man sicher nicht auf eine Metallausführung gesetzt sondern auf Sandstein.


    Diese Metallausführung kann nur wie ein appliziertes, nachrangiges Beschlagwerk wirken und sich erst recht bei einer Rekonstruktion eines Bauwerkes das mehrere Zeitschichten zu einem Guss zusammenführt, unangenehm fremd ausnehmen.


    Ich könnte mir aber vorstellen dass, man sich historisch des Kontrastproblemes bei der Ausführung der Wappekartusche bewusst war und sich gerade deshalb für eine Metallausführung entschieden hatte.


    Für diese weitaus später erfolgte wilhelmin. Ergänzung am Bestand wäre die Umsetzung der Wappenkartusche in Sandstein ein massiverer Eingriff in die Fassade gewesen, hätte sich optisch viel stärker negativ auf das farbl Gesamt-Bild der Steinfassade ausgewirkt und eine unangenehme Unruhe zwischen Alt- und Neustein geschaffen.


    Zudem entstand mit der Kartusche und den Relief-Tafeln im Material, eine engere Beziehung

    zur Architektur des alten Nationaldenkmales die heute so gar nicht mehr empfunden werden kann weil dieser Konterpart eben fehlt.


    Man hat sich leider gegen und die Kolonnade von Halmhuber mit ihrem Metallzierrat entschieden.

    Ironischerweise erhält ausgerechnet dadurch, dieser Dekoreinfall der Wappenkartusche deren Original eher als Reaktion auf das Nationaldenkmal entstand nun eine einsame, aufdringliche Prominenz.


    Der relativierende Effekt, Wilhelms bronzeschwerem Zoo via a vis lediglich zu sekundieren und damit die Fassade des Stadtschlosses mit seiner Umgebung gestalterisch zu verknüpfen, ist gar nicht mehr gegeben und wird auch mit der freigestellten Wippe keine ausreichend abmildernde Entsprechung mehr erreichen, da mir das Objekt von der Umfeld autonomen Materialanmutung abgesehen, viel zu formsimpel, flächig und niedrig erscheint und ohne die Kolonnade auch keine wirkliche hochbauliche Antwort auf das HF anbietet.


    Insgesamt entwickelt sich das heutige gesamte Umfeldkonzept des HF aber sowieso eher konfus.

    Mit seiner Aufzählung von netten Ideen die völlig unbeeindruckt von der Architektur des HF umhergerümpeln, verfehlt man jede Möglichkeit einer Konzeptionellen Einheit für den Ort.


    Die hist. wilhelmin. Superierung des Raumes die sich barockisierend auf die Schlüterfassaden bezogen - wollte und will man unbedingt vermeiden.


    Dom, Marstall und der wenn auch vandalierte Denkmalsockel stehen aber noch da - und können an ihre einstige Beziehung zu den Schlüterfassaden wieder anknüpfen, wenn wie angedacht, eine zeitgenössisch geprägtes umgebungs-Thema aufgemacht werden soll - wär es n.M.n klug gewesen hier auf die fam. Effekte für das HF als Dominante Rücksicht zu nehmen sich nicht im krächzen Potpourri aus funktionellen, mentalen und gestalterischen Einzelmeldungen zu verlieren.


    Über den abgesprengten Flügel des Adlers kann man jetzt spekulieren - könnte an einer ungünstig gewählten Steinstruktur für das Fassadenbildwerk liegen, an einer Vorschädigung bei Transport od. Montage oder an Vandalismus - ist jetzt aber auch kein Grund ne Ewige Bauhütte hier aufzumachen - macht man ja bei anderen Sandsteinfassaden dieser Stadt auch nicht - da lösen sich eher regelmäßig die Glasplatten am HBF und stürzen aufs Trottoir.

    Im Gegensatz zum Großteil der Fassadenarchitektur die durch moderne Bautechnik, Baumaterialien und Gestaltungsprinzipien entwickelt werden, altern handwerklich und künstlerisch orientiert, gestaltete Fassaden vor allem aus trad. soliden Baumaterialien eigentlich gut und man kann sich drauf verlassen dass sich selbst ästhetisch fragwürdige Kontraste in Material, Farbigkeit und Gestaltqualiät mit dem Altern des Fassadenmateriales irgendwann legen werden.


    Man bringt vermutlich heute nicht mehr die Geduld auf und ist wohl heute einfach nicht mehr gewohnt, dass am Bau, die hierzu ausgesuchten natürl. Materialien und ihre Verknüpfung mit der Architektur, in der Lage sind, eine Altersreifung zu erlangen die die optische Wirkung eines Baues eher heben.


    Während die Zeit durch Licht und Witterung etc. den klassischen, handwerklichen Fassaden eine gewisse erzählerische Würde anpinselt, entlarvt sie eher die Unzulänglichkeit der jüngeren Bauten als verschleißende Gewöhnlichkeit, die nie dazu gedacht waren länger als 30 Jahre zu bestehen.

    Egal ob bröselnder Beton, blätternder Lack, abfallende Fassadenteile, poröser Kunststoff, veralgter Styropor, oder rissiges, morschendes Holz.


    Solche Gebäude haben und werden erst recht in ihrer gefeierten Gestaltarmut nur als unansehnlicher, deprimierender, architektonischer Müll, Karriere machen wenn sie nicht gerade mühsam alle paar Jahre auf dem Stand der ihnen gebotenen, roboterhaften und sterilen Perfektion, aufwändig erhalten werden.


    Nach dieser statischen Sterilität und Perfektion strebt eine Fassade wie die des HF aber gar nicht, sondern nach Patina etwas, was als formal modern geltende Bauten gar nicht aushalten da sie dann eben eher wie ne nach außen gestülpte versiffte Bahnhofstoilette aussehen würden.


    Das sollte auch eine Frau Dahlhaus vom BDA reflektieren, wenn sie bei der Diskussion um die Rekonstruktion der BA als deren einflussreiche Gegnerin, das HF als Referenz für die Unzulänglichkeit und Unehrlichkeit von Rekonstruktionen anführt und das hohe Lied zur zeitgemässen Architektur für die BA als Demonstrationobjekt für nachhaltige Architektur anstimmt.

    Es erscheint mir eher als völlig frei von Reflektion über die bisher repititiv als zeitgemäß modern deklarierte Architektur und Planung mitverursachte, verkorkste, ungenießbare Stadtgestalt.

    Das ausgewachsene Misstrauen und die weitgehende Ablehnung gegenüber einer modernen innovativen Gestalt der BA am Platze ist hausgemacht, Frau Dahlhaus sollte ihr trotziges Angebot wahrmachen und die neue BA in ihrem Sinne woanders aufmachen.

    Da gibt’s zahlreiche Optionen bei denen sie dann nicht auf das von ihr geschmähte Erscheinungsbild des HF blicken muss.

    Am Europaviertel, Bahnhofsviertel, Politdistrikt, Kulturforum, dem ICC etc. besteht Handlungsbedarf Architektur und Stadt neu zu denken nicht in der Komfortzone der hist. Mitte.


    Mir ist die Schlüterfassade trotz aller Widersprüche in ihrer Stadtwirksamkeit des hist. Milleus ungleich lieber als die xte krampfige Behauptung nüchterner, contemporärer moderner Architektur, die überhaupt nicht auf die Idee kommt die eigene Eignung und Ehrlichkeit für den Raum zu hinterfragen.


    Wenn sie nicht im verlogenen Talmi der angeklebten Zierklinker oder Vorgehängten Bodenbeläge, Wertigkeit vorgaukelt oder ewig dunkle Glasfassadenbolzen als luftig transparent verbrämt- die vampirhaft eigentlich nur im Dunkeln zum Leben erwachen, hängt sie sich im elitären Geschmack des ach so ehrlichen Betonnakedei auf, der in hiesiger Architektur sowieso getüncht oder mit Petersilie verhängt werden muss, damit man ihn erträgt.

  • Ich empfehle allen, die die Kartusche noch nicht mit eigenen Augen gesehen haben, sich erstmal einen persönlichen Eindruck zu machen. Ich hatte übers Wochenende die Gelegenheit dazu und musste feststellen, dass die komplexen, dunkelbraun-metallischen Farbtöne auf Bildern überhaupt nicht vermittelt werden, bzw. auf ein einfaches Schwarz reduziert werden. Vor Ort war mein Eindruck deutlich positiver und ich finde, man könnte sich daran gewöhnen.

  • ^ das mag gut sein, betrifft aber nur das Aussehen. Die inhaltliche Auseinandersetzung vor allem der Dialog mit dem nicht mehr vorhandenen Nationaldenkmal, den Endell so trefflich beschrieben hat, war mir so nicht bekannt. Vielen Dank dafür, Endell.

  • Kürzlich wurden an der Kartusche noch der Orden und die goldene Kette ergänzt. Hier die Bilder dazu, zusammengefasst von mir in einem Video.


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  • Da hat Endell eine Breitseite über das HF/Schlossprojekt abgeschossen: vielseitig reflektiert, voller Bezüge und Wertungen. Interessant und differenziert. Danke Endell.


    Nach den Zerstörungen unserer Städte im II. WK gab es zunächst nur 2 Vorbilder:

    • Die amerikanisierte Autostadt, breite Straßen u. schlichte, blockig schmucklose Hochbauten
    • Die neue sozialistische Stadt, überbreite Straßen, Stalinallee, übergroße Plattenbauten.

    Haben wir gehabt. Dann wurde das Bauen differenzierter, aufwändiger:

    • „Zeitgemäßes“ Bauen, kommerziell, Steintapeten, immer mehr Glas, schnelle Verfallzeit.
    • Postmoderne mit oft wenig geglückten Schnörkeln, Anleihen, Zitate früherer Baustile.
    • Suche nach der Identität unserer zerstörten Städte durch Rekonstruktionen von Leitbauten.

    Bei alledem gelten 3 Leitprinzipien:

    • Das Leitprinzip der Schönheit mit den Konflikten des unterschiedlichen Zeitgeschmacks
    • Das Leitprinzip der Modernität mit den Konflikten Spielerei und schnelle Verfallszeit
    • Das Leitprinzip der Authentizität mit den Konflikten: Echtheit kontra Schönheit.

    Wir sehen an diesem Hybridprojekt, wie umstritten das Gebäude u. viele seiner Teile auf engem Raum waren/sind.

    Stella-Teile, (Turm, Spruchband, Außenanlagen, Einheitsdenkmal, Brunnen, Rosse, jetzt die Kartusche).

    Die Vorschläge von Endell könnte man nach dem Prinzip „Schönheit“ erwägen. Sie könnten Bauwerk und Umfeld verschönern. Für das Landesdenkmalamt gelten aber andere Prinzipien: nicht Schönheit schaffen, sondern den letztgültigen Originalzustand bewahren, ob hübsch oder hässlich, ob komplett oder als Teil, nicht ergänzt, modifiziert oder rekonstruiert. Danach ist maßgebend der letzte Zustand des DDR-Städtebaus mit übergroßem Platz, verlorenem Neptun. Vielleicht gilt hier der Respekt, aber Schönheit?

    Wenn das Denkmalamt das gesamte Projekt ablehnt, da es nicht Original ist, sagen die Planer: Wenn schon Kuppel, dann im letzten Erscheinungsbild mit Kreuz u. Spruchband, wenn schon Kartusche, dann wie zuletzt im W II.-Stil.

    Würden wir nicht im Sinne der Authentizität in der Rekonstruktion genau sein, wäre für einen fantasiereichen bis kitschigen Historismus Tür und Tor geöffnet. Wo wäre die Schönheit unserer Städte heute geblieben, hätten wir nicht wenigstens der Authentizität nahe Rekonstruktionen zur Erinnerung an die Vergangenheit unserer Städte geschaffen?

    Ich vertrete das Prinzip der Schönheit: Macht Berlin schön. Versteckt nicht, was früher an Schönheit geschaffen wurde.

  • Mist, warum bin ich nicht darauf gekommen. Macht unsere Städte doch einfach schön! Wen stört schon unterschiedlicher Geschmack, Herkunft, Einkommen, Bedürfnisse.

    Schönheit löst alle Probleme.


    Lasst uns einfach alle ein wunderschönes Gebäude anschauen und alle Sorgen fallen von uns ab...


    Ich würde da eine wunderschöne Villa oder auch Wohnsiedlung im Bauhausstil bevorzugen und da gehen die Probleme schon wieder los 😕

  • Mir gefällt die Kartusche - allerdings auch erst auf dem 2. Blick - sehr gut.


    Die offenbar absichtliche dunkle Patinierung (Überfärbung, was auch immer) kann ich nachvollziehen, wenn man sich die Bilder aus der Entstehungszeit in der Werkstadt ansieht. Dass verwendete Kupfer hatte sehr unterschiedliche Patinierungsgrade. Ich bin mir sicher, dass es hier noch viel mehr negative Reaktionen gäbe, wenn die Kartusche ohne farbliche Überarbeitung / Vereinheitlichung angebracht worden wäre.


    Entscheidend wäre für mich die Frage, welchen langfristigen Effekt diese hat. Wenn sie einen normalen Alterungsprozess nicht unterdrückt, wäre aus meiner Sicht alles fein.


    Der eigentliche wunde Punkt des Schlosses bleibt für mich die IMHO öde und klobige Ostfassade.

    2 Mal editiert, zuletzt von HelgeK ()

  • ... und für mich die verlorene Chance mit dem wiederaufbau wenigstens der Denkmalarkaden einen der beeindruckendsten Plätze Berlins zu schaffen, sowie die fehlenden Balustradenfiguren. Ich bete weiterhin dass alle kommen wie benötigt um die dringende vertikale Abwechslung der langen Dachkante zu schaffen (täte auch dem Marstall sehr gut)

  • Über den abgesprengten Flügel des Adlers kann man jetzt spekulieren - könnte an einer ungünstig gewählten Steinstruktur für das Fassadenbildwerk liegen, an einer Vorschädigung bei Transport od. Montage oder an Vandalismus - ist jetzt aber auch kein Grund ne Ewige Bauhütte hier aufzumachen - macht man ja bei anderen Sandsteinfassaden dieser Stadt auch nicht - da lösen sich eher regelmäßig die Glasplatten am HBF und stürzen aufs Trottoir.

    Im den vorausgehenden Fotos sieht man eigentlich ganz gut, dass der abgebrochene Flügel über einer Dehnungsfuge lag und seine Flügelspitze vor der Eckprofilierung aus Sandstein, jenseits der Fuge. Wahrscheinlich hatte der Flügel nicht genug „Spiel“ zur vorspringenden Ecke. Hoffen wir mal, dass der verbleibende „Oberarm“ nochmal überprüft wird.


    Die unscheinbare Anordnung der Dehnungsfugen, galt als „größte Herausforderung“ der zuständigen Architekten, um die historische Erscheinung mit den baurechtlichen Anforderungen eines Neubaus zu vereinbaren.


    Man darf nicht vergessen, dass die Klinker-Sandstein-Fassade zwar „selbsttragend“ (bezogen auf ihr Eigengewicht) ist, aber statisch nur mit Ankern am eigentlichen Betontragwerk hängt und dadurch ausgesteift wird. Dazwischen liegt die weiche Dämmung.


    Allerdings wird es auch beim massiven Mauerwerk des historischen Berliner Schlosses, auf seinen jeweils bis zu 200m langen Fassaden, auf morastigem Grund, zu vielen Rissbildungen gekommen sein (siehe das Schicksal Schlüters). Also kein Grund zur Verklärung der Vergangenheit ;).

  • Angesichts der aktuellen Berliner Bautätigkeit (u.a. am Kulturforum) bin ich glücklich, dass ich die Genese dieses Bauwerks so intensiv miterleben durfte. Es ist bei all den Berliner Baustellen ein Unikum. Noch besser wird es durch die perfekte Verlängerung der U5! 👍


    Die fertige Bebilderung des Hauptportals ist Top. Bei dem schönen Wetter staunten und knipsten alle Passanten und es waren viele. Den außerordentlichen Erfolg dieses Neubaus kann man vor Ort ganz einfach studieren.



    Nach der mehr als holprigen Bildung des neuen Senats wächst meine Hoffnung für die Bauakademie stark. Die Bauten am Schinkelplatz haben sich schon ganz selbstverständlich eingegliedert und auch die Einheitswippe wird das schlussendlich tun.


    Nur der südliche Schlossplatz braucht eine Ergänzung- Bäume oder Brunnen.

  • Sehr schön geworden, vor allem in dem traumhaften Abendlicht. :)
    Ja, Daumen drücken, dass sich Berlin hier letztendlich gegen den Bund durchsetzen kann und die zumindest äußerlich originalgetreue Bauakademie zurückkehrt. Eine große Ansage gab es ja im Koalitionsvertrag...
    Ich persönlich finde, die BA braucht es hier einfach, um das Areal in dieser Ecke abzurunden (hehe ;)) und städtebaulich und bauhistorisch zu heilen.
    Ohne BA, oder mit modernistischer BA, würde gegenüber dem Schloss kein passendes, verbindendes bauhistorisches Gegenüber stehen, nur ein wilder Kuddelmuddel der Moderne: Einheitsdenkmal, Außenministerium, Schinkelplatz-Häuser, und dann was auch immer man uns als neue Bauakademie zumutet. Was am Kulturforum gelaufen ist, macht mir darüber hinaus Angst und Bange.

  • ^^Dass sich die Schinkelplatzhäuser einfügen, wie du schreibst, ist aber keine Auszeichnung der schrecklichen Kisten mit vergitterten Fenstern, sondern eher eines Scheiterns der zeitgenössischen Bauten auf dieser Seite. Wenn die BA rekonstruiert würde, würde dies einen Kontrast zu den weiß-beigen Kisten bieten und die Ecke deutlich verbessern. Dann könnte man das Areal um das Humboldtforum auch ohne Vorbehalte als gelungen bezeichnen.

  • Der Fassadenschmuck an der süd-westlichen Ecke des HF hat etwas Federn gelassen. Zum Glück wurde Niemand verletzt.

    Nachtrag hierzu: Beim Potsdamer Landtagsschloss passierte das rundum, Ursache dort ist ein Konstruktionsproblem - auch dort ist die Fassade selbsttragend, das Dach liegt allerdings auf dem Stahlbetonkern auf. Zwischen Dach und Fassade besteht (bzw. bestand) ein schmaler Spalt. Mit der Zeit setzte sich der Betonkern, der Spalt schloss sich und das Dach begann, auf die Fassade zu drücken. Folge: Abplatzender Sandstein im oberen Teil der Fassade.


    Sowas könnte auch hier passiert sein, wenn auch nur punktuell. Hoffen wir mal, der Dachanschluss ist beim HF anders gelöst, sonst droht eine Dauerbaustelle...

  • ^

    Beim HF ist die Fuge/Spalt an besagter Stelle nur nicht horizontal angeordnet, sondern vertikal. Sonst wäre vermutlich auch eher der Kopf oder die Klauen des Adlers abgeplatzt.


    Im auskragenden Kranzgesims sieht man die Fuge im Steinverband in der Unterseite. In der Wandfläche liegt sie verdeckt an der Hinterseite der Eckquaderung/Eckpilaster aus Sandstein. Die zwei unterschiedliche Fassadenebenen an der Stelle, ermöglicht diese verdeckte Anordnung - ähnlich zweier Blätter übereinander gelegtes Papier die man hin- und her schiebt und keinen Spalt sieht. Wo die Fuge „über die Ecke“ in das Kranzgesims übergeht, gibt es keinen Vor- und Rücksprung mehr und man sieht die Fuge.


    Bei mehrschaligen Fassaden ist die Fugenausbildung ein Muss - gerade an den Ecken. Die übrigen Fugen sind seitlich an den Portalvorsprüngen/Risaliten angeordnet. Dort springt auch das Kranzgesims vor und verdeckt diese.

  • ^ Danke für die Erläuterung! Die vertikale Fuge ist ja auf DerBe s Foto gut zu erkennen (links über dem kaputten Adler), ich konnte sie aber nicht einordnen. Bleibt die Frage: Worauf lastet beim HF eigentlich das Dach? Auch auf dem Betonkern wie in Potsdam, oder gibt es hier eine andere Lösung? Als Laie habe ich von sowas keine Ahnung, finde es aber ziemlich interessant.

  • ^ Das eigentliche Schrägdach liegt deutlich zurückversetzt von der Fassade, über dem Betonkern und besteht selbst hauptsächlich aus Beton (Technikbereiche als Stahlkonstruktion und Betonfertigteilen).


    Das weit auskragende Kranzgesims aus Sandstein ist, soweit ich mich erinnere, mit einer Balkenkonstruktion aus Betonfertigteilen als Gegengewicht hinterlegt bzw. verankert worden. Darauf sitzt die Balustrade. Vielleicht ist es auch als eine Art Ringbalken konstruiert. Zumindest befindet sich hier mehr „Masse“ und Eigenlast, als auf der übrigen Fassadenfläche. Zudem endet hier die Rückverankerung der „Fassade“ mit den Betonkern und der mehrschalige Wandaufbau.

    Es kann gut sein, dieser Bereich daher besonders schadensanfällig ist.


    Über das Potsdamer Stadtschloss und die Schäden am Kranzgesims dort, weiß ich zu wenig. Ich meine aber, auch hier sind die größten Schäden in den Eckbereichen aufgetreten.

  • Ist das denn eine Dehnungsfugen, oder doch ein Riss?

    Wenn es eine konstruktive Dehnungsfuge ist, hätte man ja erwarten können, dass der Adler auf dem anderen Bauteil, der Südfassade, Schaden nimmt, da er dort übersteht.


    Soweit ich weiß, ist die Fassade, bis oben zur Balustrade, selbsttragend aufgebaut, ebenso wie die Ecke der Bauakademie.

  • ^

    Ein Riss würde die Rosetten an der Unterseite des Kranzgesimses nicht rechtwinklig umfahren. Das Dehnungsverhalten und die Bautoleranzen konnte man bestimmt nicht zu 100% aufeinander abstimmen. Wenn der riesige, tonnenschwere Adler (Unikat ohne exakte Maße), nur ein paar Millimeter an der an der falschen Stelle sitzt, oder Mörtel in die Fuge kommt, reiben beide Fassadenteile aneinander.


    Der Begriff „selbsttragend“ bezieht sich immer auf eine „Fassade“ die dem eigentlichen Bauwerk „vorgehängt“ ist (Unterschied zur Vorhangfassade > nicht selbsttragend). Bei großen Fassaden daher auch immer mit Fugen. Der Unterschied liegt in der Verbindung zum Bauwerk. Es ist keine Fassade gemeint, die ohne Bauwerk allein tragfähig wäre.


    Bei der Bauakademie-Ecke ist es hingegen ein Stahl-Tragwerk.

  • Aber die Fassade des Stadtschlosses trägt sich doch selbst, der Betonkern dahinter ist ein eigenständiges Bauwerk und nicht das Tragwerk für die Fassade, daher auch die, oben schon beschriebene, Konstruktion des Kranzgesimses mit Ausgleichsgewichten. Sonst hätte man gerade das ja einfach auf den Betonkern dübeln können. Die Verankerungen zwischen den beiden Teilen dient nur der Versteifung und hat keine Tragfunktion.

    Bei der Ecke der BA ist es ähnlich, diese hängt auch nicht an der Stahlkonstruktion, würde aber ohne diese z.B. bei Wind ins wanken geraten.

    Und ein Riss, der entlang von vorbestehenden Fugen verläuft, kann leider genau so aussehen.

    Hoffen wir einfach, dass da nicht mehr passiert.

  • ^

    Die Aussteifung eines Gebäudes, ist Teil der Tragfunktion und das kann die Fassade allein nicht leisten. Die trägt nur ihr Eigengewicht weitestgehend selbst ab. Wie schon richtig beschrieben, würde sie durch horizontal wirkende Lasten wie die Windlast, oder weit auskragende Sandsteinteile brechen.

    Eben deswegen ist die Fassade mit Ankerschienen am Betonkern „verdübelt“.


    Den betreffenden Fußpunkt der Südwestecke ohne Mauerverband (Fuge), sieht man hier auf dem zweiten Bild. Auf dem dritten Bild sind die einbetonierten Ankerschienen zu sehen:

    Die massive Ziegelfassade mit den Sandsteineinlagen, ist „nur“ ca. 50cm stark, ca. 20m hoch und das Kranzgesims kragt dort ca. 100cm aus (Man versuche mal, sein Auto zu 2/3 über einer Klippe zu parken ;). Das historische Mauerwerk war fast 200cm stark.


    Zudem hat man die Fassaden „scheibenweise“ errichtet und ohne Verbund zu diesen erst später die Portale dazwischen gesetzt. Wo die „Fassadenscheiben“ stumpf aneinander stoßen sind die Dehnungsfugen.


    Hier sieht man wie die vorspringenden Pilaster-Rücklagen des später hochgemauerten Portals IV, welche die Fugen seitlich übderdecken:

    Ein Update zum Südportal, Eingang zur Passage.
    20160731_151537j9sym.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Timmi ()