Auch wenn das Thema der Ostseite des HF abgeklungen zu sein scheint, möchte ich in diesem erlauchten Kreise der Experten und der Interessierten mal meine Meinung dazu äußern:
Es gibt, auch wenn das Thema in der Sache erledigt ist, weiterhin viele unzufriedene Befürworter der vollständigen Rekonstruktion des älteren Ostteiles des Schlossbaus inklusive Renaissancebau und Apothekerflügel. Meist ging es dabei eher um eine emotionale Kritik an der Stella-Fassade. Ich meine:
- Zur Funktion: Der gesamte Innenraum des HF- Neubaus ist unter modernen Museumskriterien mit großen Ausstellungsräumen, Raumfolgen, funktionalen Stockwerkserschließungen und Verkehrswegen geplant und erstellt. (Über Details kann man immer streiten!). Zu diesem Raumprogramm passen Schlüters und Eosanders großflächige, geradlinige Barock-Fassaden einschließlich der Portale ausgesprochen gut. Ganz anders ist das beim Ostflügel: Dieser bestand aus kleinen Räumen mit engen Fluren, Niveausprüngen und verschiedenen Fassadenteilen, -höhen und Türmchen. Eine archäologischer Wiederaufbau wäre unpraktisch und ein Widerspruch zum gesamten Museumskonzept gewesen.
- Kunsthistorische Sicht: Die Barockfassaden Schlüters und Eosanders waren und sind wieder eine Berühmtheit auf höchstem europäischem Niveau. Die zusammengesetzten alten Ostfassaden, in der wilhelminischen Zeit in historisierendem Stil „aufgehübscht“, zeigen dagegen keine ursprüngliche und gleichrangig wertvolle Ansicht.
- Die Stella- Fassade: Ich meine, Stellas Fassade wird zu Unrecht als Hochgarage, Sparkasse und 08/15-Bürotrakt verunglimpft. Die Fassade ist durchaus mit den Barockfassaden abgestimmt – ohne postmodern barockisierte, sich dem übrigen Baukörper anbiedernde Schnörkel. Sie ist Ruhe ausstrahlend, zusammen mit Treppen und Rampen sogar edel, großzügig und funktional, trotz großem Kontrast zu den Barockfassaden, durchaus passend im Stil und in der Klarheit. Mir fehlt nur, so wie zwei Nord- und zwei Südportale sowie ein dominantes Westportal an der Ostfassade ein entsprechendes, durchaus modernes und markant erkennbares Ostportal. Durch dieses Portal könnte man direkt über das zu rekonstruierende, einladende Eingangsambiente des Gigantentreppenhauses in den Schlüterhof und in die Obergeschosse gelangen. Auch das Gärtchen hätte man etwas üppiger wieder erschaffen können.