Ich war bei meinem Rundgang gestern durchweg angetan und muss sagen, dass man trotz aller Liebe zu dieser Stadt bei dem herrlichen Anblick (noch) ganz vergisst, in Berlin zu sein. Vielleicht hatte man sich auch einfach daran gewöhnt, dass es im alten Zentrum aussah wie bei Hempels unterm Sofa. Ich habe das Gefühl, Berlin hat endlich seine gute Stube zurück.
Gefreut und auch ein wenig gerührt hat mich der Einbau der wenigen Spolien. Es ist schon unglaublich, dass von einem so großen Bau nicht mehr zu finden war. Das zeigt mal wieder, dass die Geschichte tatsächlich in der Lage ist, auch monumentale Zeugnisse der Menschheit im Handumdrehen zu verschlingen.
Mir gefallen die Wege am hochwertig wirkenden Ostflügel mit den wahrhaftig Berlinischen Perspektiven aufs Rathaus und den Fernsehturm. Leider nur finden sich dort oft sehr wenig ansehnliche, fast balal-schmuddelige Funktionen hinter den Fenstern - als wären das alles nur Pausenräume der Concièrges, Notausgänge und Technikzugänge. Das ist etwas ernüchternd.
Die unnötig durchgehenden Bänke auf dem Schlossplatz erscheinen als unangenehme Barriere, die die Platzfläche hart in zwei Teile teilt. Will man ein bisschen fotografieren, muss man immer über die Bänke steigen. Darauf sitzen indes will ich an dieser Stelle sicher nicht. Die Bänke Richtung Lustgarten sind jedoch wunderbar gewählt. Hier kann man sich anlehen, eine sinnvolle Persektive genießen und findet sich nicht (anti feng shui ) bloßgestellt in der Platzmitte.
Die Beleuchtung erschien mir zunächst auch etwas schummrig. Aber dadurch schreit einen dieser neue Bau wenigstens nicht an. Wenn alles so deutlich hervorgehoben würde wie das Brandenburger Tor als Nationalsymbol, dann würde das wohl ziemlich aufdringlich und auch ein bisschen trashig. Aber so dezent, wie man es zurzeit am HF gestaltet hat, bekommt die ganze Szenerie etwas Natürliches und Unaufdringliches. Ich finde das prima.