Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • ..... Die Fassadenrekos sind klasse und wem der Inhalt nicht zusagt, soll eben draußen bleiben. Vermutlich werden die meisten Besucher, ob nun Berliner oder Touri, eh nur 1x reingehen und dennoch beeindruckt sein.

    Aber die Wirklichkeit sieht doch so aus, dass im HF viel weniger Exponate der Dahlemer Museen ausgestellt werden als in Dahlem zu sehen waren. Ganz zu schweigen von dem was alles in den Depots und Archiven vor sich hinrottet und von Schädlings und Schimmelbefall vernichtet wird. Es gibt Exponate die hat noch nie ein Mensch gesehen, die stehen noch eingepackt wie sie vor 100 Jahren in Berlin angekommen sind. Das hat alles kein Hand noch Fuß. Rückgängig ist die Entscheidung auch nicht mehr zu machen ohne die Fassade aufbrechen zu müssen, denn die größten Exponate sind quasi eingemauert im HF. Auf alle Ewigkeit. Das hat mit moderner Sammlungsverwaltung, Verwahrung und Exposition nichts mehr zu tun.

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    Sehe ich genauso. Und wenn es eh nur darum ging die äußere Hülle des Stadtschlosses wiederherzustellen und das innere egal ist, hätte eine massive Gerüstkonstruktion mit vorgeblendeter Fassade vollkommen ausgereicht. Wäre deutlich günstiger gewesen und anstatt des sog. Beamtenregals hätte man gleich noch die Ostfassade mit rekonstruieren können.

  • Ganz zu schweigen von dem was alles in den Depots und Archiven vor sich hinrottet und von Schädlings und Schimmelbefall vernichtet wird. Es gibt Exponate die hat noch nie ein Mensch gesehen, die stehen noch eingepackt wie sie vor 100 Jahren in Berlin angekommen sind.

    Aber wenn das ein Problem der SPK ist, dann ist ein reiner Museumsbau doch auch keine Lösung, dann müsste ein neues Archiv oder Depot gebaut werden, bzw. die leerstehenden Museen in Dahlem dazu saniert und umgebaut werden?

  • Es kann mir keiner erzählen, dass die Farbabstimmung der Fassaden attraktiv wirkt.

    Es streitet sich ein Staub-Gelb der Zwischenflächen mit dem Abwasser-Grau der Portale darum wer mehr Tristesse verbreitet.

    Das Staatsratsgebäude, die ESMT nebendran, ist farblich stimmiger.

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  • Aber wenn das ein Problem der SPK ist, dann ist ein reiner Museumsbau doch auch keine Lösung, dann müsste ein neues Archiv oder Depot gebaut werden, bzw. die leerstehenden Museen in Dahlem dazu saniert und umgebaut werden?

    Das Problem ist das man aus der Dahlemer Ethnologischen Sammlung die Rosinen rausgepickt hat und der Dahlemer Komplex der ja sehr sanierungsbedürftig ist nun quasi auf dem Abstellgleis gelandet ist. Somit hat man die Einheit der Sammlungen zerstört, den größten Teil in Dahlem belassen, den man aber nicht sehen kann und ein anderer Großteil im Archiv, und unzählige Präziosen schlummern noch niegesehen in Depots wo sie sich langsam in Staub zersetzen. Eigentlich ist das skandalös und wie soll so ein Verhalten dem enormen wissentschaftlichen und kulturhistorischen Erbe gerecht werden. Vielleicht hoffen ja einige Verantwortliche zurecht, dass Restitutionssansprüche zu einer Neuorganisation des Schlammasells führen.

    Genauso wird es sich mit dem Berlin Museum verhalten. Einige Rosinen werden im HF zur schaugestellt, damit aber die Sammlung im Märkischen Museum geschwächt, das sich auch noch gerade in Neuordnung und baulicher Veränderung befindet. Ich bin geneigt das HF als den größten Anzunehmenden Unfall der Berliner Museumslandschaft zu bezeichnen. Das passiert, wenn man kein Konzept hat und unter der Prämisse was man der großen Touristenschar zeigen soll zu einer art Roundabout-Ausstellung kommt, dann muss natürlich noch Berlin heute und achja die lieben Humboldts müssen ja auch noch gewürdigt werden. Man hätte sich gleich für eine neue Gemäldegalerie im HF entscheiden sollen.

  • Ich habe mir das Schloss gestern auch einmal von nahem angesehen.

    Ein Detail, das wir hier glaube ich noch nicht hatten: Durch eines der Fenster konnte ich die Beleuchtung des ehemaligen Palasts der Republik im neuen Palast der Kaiserzeit erspähen 😉


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  • Das hat alles kein Hand noch Fuß.

    Ich hatte ja nie behauptet, dass so wie es jetzt ist, gut sei. Ich sagte, dass auch ein kompletter Neubau vermutlich nicht viel besser geworden wäre, was den vermischten Inhalt angeht und somit nicht die Reko schuld ist, sondern diese nur noch mal als extra Aufhänger dient. Und zur Menge ans Exponaten: die Museen in Dahlem bieten einfach mehr Fläche, als alles, was auf dem beschränkten Schlossgrundstück hätte entstehen können. Ein HF ohne Rekos hätte vermutlich noch weniger Fläche gegboten, als das jetzige HF, weil man sich nicht an Grundrissen und Etagen hätte orientieren brauchen und das Verhältnis von m² zu m³ in heutigen Museen meist nicht stimmt.


    Und - wie immer - dass es nichts bringt, sich nun wieder und wieder drüber aufzuregen bzw. man sich vielleicht nun erst mal selber ein Bild machen könnte, statt sich an solchen Zeitungsartikeln aufzuhängen.

  • Camondo Dass ein Großteil des Bestands in Archiven verwahrt ist und nur ausgewählte Objekte öffentlich präsentiert werden, ist doch keine Eigenheit des ethnologischen Museums. Das ist z.B. beim Naturkundemuseum sicher noch mal deutlich extremer und wird sich auch nicht durch dessen Sanierung und die Vervielfachung der Ausstellungsflächen ändern. Dort wird daher parallel digitalisiert.


    Ansonsten ist es wie gesagt bei vielen großen Einrichtungen Usus, dass einige absolute Highlights permanent gezeigt werden und andere interessante Stücke im Wechsel sowie mit gezielter thematischer Einbettung. Ich glaube ehrlich gesagt nicht einmal, dass die meisten Besucher auch nur annähernd die ganze Sammlung sehen wollen. Insbesondere dann nicht, wenn man erst in einem hunderte Seite dicken Museumsführer nachlesen müsste, was jedes einzelne Stück überhaupt so relevant macht. Der Gründungsintendant des Humboldtforums Neil Mac Gregor hat nicht zuletzt mit seiner äußerst erfolgreichen Reihe A history of the world in 100 objects gezeigt, dass weniger (i.e. eine möglichst repräsentative Auswahl eingebettet in hochwertige Didaktik) manchmal immer noch mehr ist.


    Für Wissenschaftler mit gezieltem Interesse ist es hingegen ein Segen, wenn der Bestand zumindest möglichst gründlich erfasst ist und nach Bedarf zugänglich gemacht wird. Denen bereitet es aber sicher kein Kopfzerbrechen, wenn sie auf ein Archiv statt auf den Schaubestand zugreifen. Im Zweifel eher im Gegenteil.


    Hier sehe ich wie gesagt keinen echten Kritikpunkt. Und da ich die ethnologischen Museen in Dahlem bis zu Covid-19 einigermaßen regelmäßig besucht habe, weiß ich auch, dass sie eine tolle Ausstellung hatten aber im buchstäblichen Sinne ein Randdasein fristeten. Allein für einen Fortbestand am alten Standort wären übrigens auch neunstellige Beträge fällig gewesen, ohne damit auch schon etwas in die Modernisierung und Attraktivierung zu investieren. In Bezug auf die zu erwartenden Besucherzahlen und die Rolle der Institution im öffentlichen Diskurs ist der Umzug mE ein großer Segen.


    Die Kritik am kolonialen Touch kann ich zwar weit eher gelten lassen aber hier wird die neue Präsenz in der Stadt den Diskurs wie gesagt nur vorantreiben. Was das eigentliche Gebäude angeht, finde ich die goldene Inschrift weit fragwürdiger als die Fassaden an sich (das Kreuz sowie einzelne Figuren finde ich wenig dramatisch). Das hätte man gerne weglassen können. Aber interessant finde ich dann, dass unter der Kuppel statt einer Kapelle der Buddhismus repräsentiert wird. Das ist mE insgesamt doch noch souverän gelöst. Interessant fände ich auch, wenn Vertreter der verschiedenen Kulturen (oder ggf. mangels Nachfahren Wissenschaftler) darauf eingehen würden, wie sie die Welt wahrnehmen und ggf. was die Welt/ andere Kulturen ihrer Ansicht nach von ihnen lernen könnte/n. Das würde ihnen eine eigene Stimme geben und den Besuchern ein wenig den Spiegel vorhalten, sodass sie auch zur distanzierten Selbstbetrachtung animiert werden.

  • Durch eines der Fenster konnte ich die Beleuchtung des ehemaligen Palasts der Republik im neuen Palast der Kaiserzeit erspähen 😉


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    In einem der Treppenhäuser ist auch ein großformatiges Gemälde der Außenfassaden vom PdR erstellt worden. Und auch das alte Wegleitsystem ist wohl teilweise präsent.

  • Man sollte hier auch einmal die Arbeit der Steinmetze würdigen, die in jahrelanger Kleinstarbeit die Fassadenteile rekonstruiert haben. Auch hier wurde seitens der Architekturkritik und Presse zu Beginn des Projektes behauptet, dass es gar nicht genügend Leute vom Fach dafür in Deutschland gäbe. Dasselbe gilt für die grandiose Kuppel, die eine Thüringer Firma realisiert hat. Aber es wird hier weiter intellektualisiert, feuilletonisiert, sich in architekturkritischen Diskursen verloren, mit denen 99,9% der Bevölkerung nichts anfangen kann. Ich kritisiere diese Diskurse nicht, aber es betrifft eine Minderheit. Ich bleibe dabei: Kein anderes "modernes" Gebäude hätte hier in der Mitte Berlins solch eine Wirkung erzielt, und dass dort weder die Mona Lisa noch Van Goghs gezeigt werden, war von Anfang an klar. Man schaue sich hier nur noch einmal die über 80 Entwürfe an, die auch zur Diskussion standen: https://360.humboldtforum.org/ unter "Skulpturensaal"/ "So hätte es auch aussehen können". Da kommt einem das Grauen und einem Herrn von Boddien gebührt umso mehr Dank...

  • seneca007 Es gab auch schon Hitlisten der grausigsten Entwürfe zu sehen. Gegenüber den Architekten mögen solche Verunglimpfungen nicht fair klingen, da mitunter aber gegen wirklich jede Vorgabe verstoßen worden ist, nahmen manche die Ausschreibung wohl selbst nicht ernst, bzw. in einem gebührenden Maße.


    Demgegenüber gab es dann tatsächlich auch Entwürfe mit einer Ostfassade zu sehen, welche mich persönlich besser überzeugten als den Stella'schen Block. Zurückhaltende "versteckte", mit kleinteiliger Bebauung (die den Apothekerflügel würdigen sollte) oder gar der Versuch, dass Schloss durch eine weitere, historische Fassade zu komplettieren. Mit der gewählten Lösung bekam es einen doch sehr wuchtigen, monumentalen aber zu modernen und schlichten Anbau verpasst.

  • Maßstab bei der Farbabstimmung war nicht die Attraktivität, sondern vielmehr die Originaltreue.

    Das ist aber nicht korrekt. Das Gelb stammt von einem barocken Farbrest am Schloss Charlottenburg. Das Berliner Schloss hatte eigentlich keine farblich abgesetzten Putzflächen. Wahrscheinlich war zu Schlüters Zeiten alles (auch der Sandstein) weiß gestrichen. Später war es stein- und putzsichtig oder rußschwarz.

  • Ich verstehe ohnehin nicht, warum man nicht einfach Zeitzeugen fragt. Ein Zeitzeuge, der im Jahr 1940 20 Jahre alt war, ist bei Beginn der Bauarbeiten im Jahr 2010 90 Jahre alt gewesen. Man hätte im Jahr 2010 einfach einen 90-Jährigen fragen können, wie die Fassade farblich ausgesehen hat. Stattdessen wird irgendwelche Detektivarbeit in Archiven betrieben, um nach Bildmaterial zu suchen. Warum dieser Aufwand? Warum fragt man nicht einfach Menschen, die das Schloss vor dem Krieg noch gesehen haben?

  • Maßstab bei der Farbabstimmung war nicht die Attraktivität, sondern vielmehr die Originaltreue.

    LOL.


    Bei einem Reko-Bau, der zu einem Drittel aus modernistischen Elementen besteht kann das wohl kein ernsthafter Grund gewesen sein.

    Die Staatsoper, quasi in Steinwurfweite, hat auch einen kräftigeren Farbanstrich bekommen.


    Nein, die dröge Farbgebung des HF, die insgesamt einen verwaschen schalen Eindruck vermittelt, ist rein aus Gestaltungsunwillen entstanden.

  • Sowohl Oper als auch Zeughaus haben bei der letzten Renovierung ihre Farbe verändert. Das Zeughaus hatte vor dem letzten Anstrich ein wunderschönes Gelb. Jetzt ist es rosa-farben. Auch beim HF werden in 20 oder 30 Jahren die Barockfassaden neu gestrichen werden. Und ich hätte keinerlei Probleme damit, wenn man dann die Farbe anpassen bzw. ändern würde.

  • Nein, die dröge Farbgebung des HF, die insgesamt einen verwaschen schalen Eindruck vermittelt, ist rein aus Gestaltungsunwillen entstanden.

    Aha, es wurde eine bewusste Farbgestaltung aus dem Unwillen zur Gestaltung gewählt. Das leuchtet unmittelbar ein...