Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • Das Paradox ist, dass das Gebäude der Schweizer Botschaft im Nichts steht. Nichts drum herum außer Wege und Rasenfläche. Für einen Ort mit diesem historischen und politischem Gewicht stellt solch ein Solitär auch aus meiner Sicht ein Paradox dar.

    ....

    Warum ist das ein Paradox? Auf berliner Verhältnisse bezogen, soll das ja der Normalfall in dieser Stadt sein wie mir Architektur-Fan weissmachen will.

    .... Wieder eine Sache an der sich Auswärtige stoßen ... aber gut so, so wird hinterfragt, wieso, warum? was ist hier geschehen? Ein willkommener Stolperstein möchte ich sagen.

    Nun für mich als ' Berliner' , nach 30 Jahren hier nehme ich die Blumen gerne an, stört es mich ungemein, wenn solche Anachronismen wie die Doppelung des Portals oder die vielleicht dräuende Doppelung des Neptunbrunnens, ganz bewusst so gewünscht, gebaut und als nicht weiter schlimm hingenommen werden. Das mit Verlaub ist was anderes als die nun vereinzelte Schweizer Botschaft im Spreebogen über die die Zeitläufte hinweggegangen sind und die für den Interessierten die ganze Geschichte dieser merkwürdigen Stadt bereithält. Deinen Vorschlag das Portal des Staatsrats auszubauen und im Humboldt Forum zu verbauen würde nur ein weiteres verunstaltetes kastriertes Gebäude von Geschichte hinterlassen. Ich finde man sollte schon offensiv mit diesem Thema umgehen wie und warum man sich unfähig und schwer mit bestimmten Entscheidungen getan hat. Jeder würde es letztendlich verstehen und es würde uns vor weiteren Doppelungen bewahren. Hoffe ich.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • ... Willkommen in Berlin - einer Stadt, deren jüngere Geschichte eben ganz oft mit 'What the fu**!?" zusammen gefasst werden könnte. Und wäre die Situation heute nicht, wie von Camondo betrauert, sie würde der Geschichte Berlins gar nicht gerecht werden.

    .... Ahhhh come on cher Georges, Du weisst, dass das nicht genügt. Und es befriedigt mich überhaupt nicht das aus dem Mund eines Kunstgeschichtlers zu hören.

  • Auch wenn man weiß, dass die SZ kein allzu großer Fan von Berlin und noch viel weniger vom Humboldtforum ist, lässt einem dieser Artikel schon etwas ratlos zurück.

    Man kann sicher vieles relativieren und ich bin nicht in der Lage, das Beschriebene zu beurteilen, allerdings steht fest, dass die geplante Eröffnung sich mehr und mehr hinzieht. Da man weiß, dass bis zum Abgang von Herrn Rettig, also mit dem Ende des Rohbaus etwa, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, der Zeitplan noch kaum Verzögerungen vermuten ließ, so muss doch einiges schief gelaufen sein in den letzten Jahren.

    Neben der SZ bekannten grundsätzlichen Abneigung und den bekannten Geburtsfehlern des Humboldtforums, werden auch die vorhandenen Mängel thematisiert.

    Der anvisierte Eröffnungstermin im Dezember - wobei dieser ein großes Wort für recht wenig ist - sei kaum zu halten.

    Bleibt abzuwarten. Ohne allzu voreilig zu sein, muss man feststellen, so unerwartet gut es die ersten Jahre gelaufen ist, scheint es doch so, dass es zumindest schwierig wird.


    An dieser Stelle wiederhole ich mich gerne nochmal, ich denke, eine etappenweise Eröffnung ist ein Fehler. Lieber warte ich noch ein oder zwei Jahre und dann Eröffnung mit einem großen Rumms und fertigen Umfeld, einer Station Museumsinsel und vielleicht sogar mit Wippe, als im Dezember durch Absperrungen einmal durch die Eingangshalle und den Schlüterhof laufen und das war es dann bis zum nächsten Jahr und dann nochmal ein Jahr warten bis eine weitere Etage eröffnet wird oder auch nicht.



    https://www.sueddeutsche.de/ku…ng-1.5119608?ieditorial=3

  • Zum Glück kann man das Geschwurbel der SZ nur lesen, wenn man zahlender Abonnent ist. Lieber würde mich mich allerdings selbst zu Grabe legen, bevor ich das mache.


    Ein verschobener Eröffnungstermin ist bei so einem Großprojekt aber aus meiner Sicht kein Drama. Aus technischer Sicht, würde es mich aber schon interessieren, warum man nicht wenigstens das Außenbild fertig bekommt. Man buddelt hier seit einem Jahr vor dem Schloß herum, als wären es 2 Kinder die hier die Außenflächen bearbeiten. Unverständlich...

  • Am 2.12.2020 kommt auf ARTE eine Doku über das Humboldforum unter dem Titel: "Berlin baut ein Schloss". Die 52 minütige Sendung ist vom 1.12. bis 31.12.2020 in der Arte Mediathek zu sehen. Momentan gibt es dort einen 3-minütiger Teaser.

  • ^Danke, aber was für ein schwachsinniger Titel! Berlin baut eben kein Schloss, sondern ein modernes Kulturforum. Ich bin schon jetzt sicher, dass die Autoren dieses Films rein gar nichts verstanden haben. Der Klassiker...

  • Die kurze Vorschau zeigt Historiker (Jens Bisky) und einen Steinmetz. Es geht also eher um den Bau des Schlosses und seine Funktion für Berlin, als um das Gebäude als "modernes Kulturforum". Aber warten wir ab und schauen uns das Ergebnis an.

    Einmal editiert, zuletzt von KaBa1 ()

  • Ich glaube dass die Wahrnehmung des Humbold Forums durchaus ambivalent bleiben wird. Während es manch Einem wichtig ist, dass hier ein Kulturforum entstanden ist, stehen gleichzeitig viele Besucher davor und sprechen aus was sie sehen : "Ah, nice Castle!" "Na iss ja schon n großer Kasten, das Schloss..." ... so schon mehrfach erlebt.

    Einmal editiert, zuletzt von TwistedRoad ()

  • < Neulich auch gut zu beobachten gewesen als Prinz Charles mit dem Bundespräsidenten samt Gattinnen in der Neuen Wache zum Totengedenken zusammentrafen und beim Heraustreten aus der Wache der Blick des Prinzen wohl das Schloß erhaschte und Präsident und Gattin in beschreibender Gestik und durchaus begeistert das neue Bauwerk beschrieben. Leider konnte ich durch die Masken verdeckt nicht von den Lippen der Herrschaften lesen. Aber es ging wohl eher um die Architektur als um die Beutekunst.

  • Ich glaube dass die Wahrnehmung des Humbold Forums durchaus ambivalent ist.

    Na klar. Es ist ja auch ein ambivalentes Gebäude (außen/innen).


    Wir leben in einer Zeit, die von späteren Generationen vielleicht mal als das Zeitalter ambivalenter (hybrider) Architektur beschrieben werden wird.

  • ... und beim Heraustreten aus der Wache der Blick des Prinzen wohl das Schloß erhaschte und Präsident und Gattin in beschreibender Gestik und durchaus begeistert das neue Bauwerk beschrieben.

    Als es in den frühen 90er darum ging, Ideen für die Leere zwischen Friedrichwerderscher Kiche und Matienkirche zu finden, da hat sich das Team junger britischer Architekten beteiligt, die auch an der Gestaltung von Poundbury / Dorset mit wirkten,
    Prinz Charles hat dabei mit gewirkt und somit auch dem Schloss den Weg bereitet.

  • Würde sich etwas Poundbury, berliner Prägung im neuen molkenmarktviertel und breiter Straße wiederfinden, könnten diese Projekte tatsächlich doch noch wie angestrebt gelingen und ein urbanes, pittoreskes Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität hätte die Gelegenheit zu entstehen und zu gedeihen aber mit Blick auf die Ergebnisse am schinkel- und petriplatz und vorgelagerter Präferenzen der Beschliesser und Entscheider ist das ja eher abwegig.

  • ^Deine Grammatik ist schon phänomenal, jetzt erklär nochmal langsam zum Mitmeißeln, was du meinst. Ich glaub irgendwo ist da was mitteilenswertes, und ich hätt gern Zugang dazu...

  • ^Danke, aber was für ein schwachsinniger Titel! Berlin baut eben kein Schloss, sondern ein modernes Kulturforum. Ich bin schon jetzt sicher, dass die Autoren dieses Films rein gar nichts verstanden haben. Der Klassiker...

    ... Manchmal erschreckst Du mich cher Georges.

    aber es ist genau das was haften bleibt und was man auch sieht was so auch im Ausland wahrgenommen wird. Und Humboldt Forum steht nicht über dem Eingang, sondern an der 'Rückseite'

  • Ach ja, für meine holprigen Kettensätze, hat mich mein Deutschlehrer auch gehasst. Mit Hinblick auf die vorangegangen Beiträge in denen Poundbury Erwähnung fand - sehe ich die dort umgesetzte Haltung von Architektur durchaus als Erstrebenswerte Option für die Bereiche Klosterviertel, Molkenmarkt und Breite Straße - recht reduziert aber klassisch in seiner Proportion, Gliederung und Erscheinung. unter Verwendung traditioneller authentischer und Regionaltypischer Materialien. Mit den Lösungen die man für den schinkel- und petrieplatz gefunden hat bin ich bis heute nicht versöhnt. Es wirkt auf mich doch sehr verkopft, krampfig und wenig einfühlsam. Und es steht zu befürchten dass wie üblich Baumassenstudien dazu verführen Baumassen In Architektur zu überführen

  • ...aber mit Blick auf die Ergebnisse am schinkel- und petriplatz und vorgelagerter Präferenzen der Beschliesser und Entscheider ist das ja eher abwegig.

    Da gebe ich Dir völlig Recht, das ist mir gestern erst wieder aufgefallen, als ich am Schinkelplatz weilte. Obwohl die Bebauung dort relativ kleinteilig ist, ist sie teilweise derart steril ( und wie die "Townhouses" neben der Friedrichwerderschen Kirche) mit wenig Stilgefühl für die Ursprungsbebauung, dass sich dort absolut keine Atmosphäre einstellen will.

  • Ich habe einem Freund das Schloss zeigen wollen und musste mit ihm über den schinkelplatz - die eine strukturierte putzfassade von Staab hatte wirklich was und die Verflachung dieser zum oberen Stockwerk fand ich schon raffiniert - findet aber keinen Abschluss und endet im Nirvana, eine Austragung oder ein wirklicher First hätte die sache ansehnlicher gemacht es wirkt doch alles recht trist und diese Ödnis wird noch gesteigert durch die konsequent sich über 3 Gebäude ziehende traufhöhe, die dopplung eines Fassadenbildes und der sich aufdrängende Eindruck des unfertigen - ich schwanke noch zwischen Rohbau und Bauplanenkulisse. Das ganze wirkt eher als Drohgebärde denn als Platzfassung und man dreht leichten Herzens dieser Eskapade den Rücken zu, um Die noch unverstellte Aussicht aufs Humboldt-Forum zu genießen. Gerade mit dem Titel des Wettbewerbes zu dieser Bebauung, an dieser Stelle und diesem Namenspatron hätte ich durchaus mehr Schinkel erwartet - bürgerlichen Klinker, eleganter Putz, selbstbewusste Inszenierung, Gesten der Großzügigkeit und Verbeugung vor der Vergangenheit - das ist für mich Schinkel - die Abwesenheit der Künste In der Architektur war für Schinkel bekanntermaßen Barberei