Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • "Endlich ergibt die Raum- und Gebäudekomposition wieder Sinn"


    Bis dieser Zustand eintrifft, werden wahrscheinlich noch einige Jahrzehnte vergehen. Das Humboldtforum vervollständigt die Achse "Unter den Linden" und fasst den Lustgarten.
    Allerdings verweist es auch stark auf die momentanen städtebaulichen Schwächen.
    So gibt es beispielsweise eine ungenügende Raumfassung des Schlossplatzes im Süden und keine Fassung zur Spreeseite, ehm. Burgstraße bzw. Marx-Engels-Forum (da keine Bebauung vorhanden ist). Viele Straßenfluchten sind lückenhaft und entsprechen nicht mehr historischen Proportionen. Hier müssen auch Lösungen gefunden werden, um den "Raum- und Gebäudekomposition wieder Sinn" zu geben.
    Mit dem Humboldtforum ist das wichtigste Puzzleteil gesetzt, es fehlen allerdings noch eine Menge Teile um das Bild zu vervollständigen.

  • Der Begriff Fälschung ist zudem absolut falsch, beinhaltet eine Fälschung doch immer eine Täuschungsabsicht. Schade, dass dieses beste aller Berliner Projekte immer noch so herabgewürdigt wird.


    Herrje, so ernst war das gar nicht gemeint. Ich hätte auch Kopie oder Nachbau nehmen können, und ich habe doch geschrieben, dass mir die Konstellation ganz gut gefällt. Bei aller Kritik an der Aussage finde ich das Humboldt-Forum ja durchaus beeindruckend. Die künstlerische und handwerkliche Qualität der Fassade würde ich nie in Frage stellen.


    Was es mit dieser ominösen "Würde" von Reko-Projekten auf sich hat, müsste mir allerdings mal jemand erklären: Fassaden-Nachbau plus Stahlbeton-Kern scheint eine Art sakrale Bauform zu ergeben, die vor Spott und Ironie so geschützt werden muss wie Allah vor einer Mohammed-Karikatur. Auch der "Ceci n'est pas un chateau"-Schriftzug am Potsdamer Landtagsschloss wurde ja von diversen Foristen als "Herabwürdigung", "Respektlosigkeit", "Schäbigkeit", etc empfunden. Woher diese Empfindlichkeit? Wollen manche Reko-Fans nicht an Einwände erinnert werden, von denen sie ahnen, dass sie berechtigt sind?

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • Ach, Architektenkind, als Reko-Befürworter muß ich zugeben, dass Du irgendwie recht hast.
    Aber versuche es mal aus der Sicht der Reko-Fans zu sehen.


    Erst kämpft man jahrzehntelang für die Reko auch der Innenräume, dann für wenigstens eines Teils des Innenlebens,
    schließlich muß man sich dem Kompromiß beugen, dass nur die Hülle gebaut wird und dann muß man sich noch
    zum Hohn sagen lassen, dass wegen des Inneren das Äußere an Reputation verliert.


    Das ist so fair wie einem alten Mann in den Bart zu spucken und dann zu rufen: "Opa, du lüllst!" ;) :cool:

  • Die Frage mit den doppelten Portalfassaden und der Reko der Reko habe ich hier im Forum auch gestellt vor ungefähr 5 Jahren oder so. Konstantin antwortete mir seinerzeit folgendermassen: Da man die Portalfassaden in Staatsrat und Südseite des Schlosses sowieso nie gleichzeitig sehen könne wäre es nicht weiter schlimm. Der Betrachtungswinkel ist wohl einfach zu steil egal ob man aus West- oder Ost-Richtung blickt. Seinerzeit dachte ich auch noch es geht um so etwas hehres wie Authentizität und konnte mir überhaupt nicht vorstellen, dass die einzig verbliebenen Teile, wenn sie auch nur ein Fünftel des Portals in der Staatsratsfassade ausmachen, nicht wieder in die Schloßfassade integriert werden sollten. Heute kann ich damit wesentlich lässiger umgehen ;)

  • Architektenkind jetzt kommst Du mit Mohammed-Karrikaturen, als ob ich gedroht hätte, jemanden in die Luft zu sprengen.


    Mich nervt die Miesmacherei von so einer ordentlichen Arbeit einfach. Ich und andere hier haben mehrfach dafür gespendet, was das Bauwerk gegenüber anderen hervor hebt. Natürlich darfst Du Dich über unseren Wunsch nach Sachlichkeit und Respekt hinwegsetzen. Du musst es aber nicht. ;)


    Ich bin kein Monarchist und finde Schlösser nicht heilig. Die Würdigung, die ich mir wünsche bezieht sich in dem Fall eher auf die Anstregung, die jetzt erbracht wird um heute genau dieses Bauwerk zu errichten.

  • Es wird ein Traum

    Hallo Zusammen, laut Webcam sind am Westportal die ersten Säulen montiert. Im Schlüterhof sind viele gelagert, deshalb geht es auch hier bald los. Das linke Portal ist abgerüstet und es gibt einen Vorgeschmack wie das alles aussieht und meine Einschätzung: Hammer. Ich war am Tag der offenen Tür und um mich herum nur begeisterte Besucher. Der Blick vom Dach: unbezahlbar, die große Halle: Monumental wie auch der Durchgang vom Hauptportal, der Schlüterhof: siehe oben, die schmale Passage sowie die modernen Elemente: Fügt sich Wunderbar ein, die Ostfassade: ein Wehmutstropfen muss es geben, die Wappenkatusche: Ohne Wort.


    Vielleicht alles ein wenig übertrieben Formuliert aber ich bin einfach schwer Begeistert und happy wie das alles aussehen wird und das es überhaupt gebaut wird. Ein Vorredner beschrieb das der Platz geheilt wirkt und die Sichtachsen wieder vorhanden sind, das kann ich nur bestätigen.


    Fast daneben ist ja die James Simon Gallery im Bau, Hammer. Denke wenn alles fertig ist dann hat Berlin wieder ein "historisches" Zentrum.

  • Blick von Osten

    Blick vom Fernsehturm, drittes Bild von Post #412: Auf den Fotos sieht es so aus, als hätte man das Schloss nicht ganz seitenparallel zu Dom und Spree gebaut, warum? Bei der Ostfassade hat man sich offenbar am DomAquarée am Marx-Engels-Forums orientiert. Hat jemand noch ein Vergleichsbild mit dem Palast (mit noch nicht abmontierter Fassade) aus der gleichen Perspektive?

  • infoarchitect
    Meinst Du Deine Frage ernst? Die drei rekonstruierten Fassaden des Humboldtforums entstehen genau da, wo die ursprünglichen Fronten auch standen. Die Ostfassade steht orthogonal zu den anderen. Die Spree spielte keine Rolle bei der Ausrichtung.

  • Von all´ den Gebäuden rundherum stand das Schloß als allererstes dort.
    Die Ausrichtung zur Spree erfolgte bereits 1443... :lach:


    Das ist ja gerade der Clou der Schloss-(Fassaden)-Rekonstruktion:
    Das Ensemble erhält seinen Bezugspunkt zurück! :daumen:

  • Das komplette Schloss war früher wie heute krumm, schief und asymmetrisch. Das passiert nun mal wenn über Jahrhunderte gebaut wird wird und es immer mal wieder Anpassungen und Veränderungen gab. Selbst zum Zeitpunkt seiner Zerstörung war das Stadtschloss nicht fertig gebaut.
    Das Schloss war kein auf dem Reißbrett entstandener Palast, wie etwa das Neue Palais in Potsdam.

  • Von all´ den Gebäuden rundherum stand das Schloß als allererstes dort.
    Die Ausrichtung zur Spree erfolgte bereits 1443... :lach:


    Das wird der Grossteil der Betrachter allerdings nicht wissen, und sich fragen weshalb das Gebäude schief und auch relativ frei in der Gegend steht.

  • ... der Grossteil der Betrachter allerdings ... sich fragen weshalb das Gebäude ... auch relativ frei in der Gegend steht.


    Der Eindruck wird in Zukunft leider noch verstärkt werden wenn Berlin sich weiter weigert das historische Umfeld mit Schlossterrassen und allem was dazu gehörte wieder herzustellen und somit auch wieder Schloss und Lustgarten in Bezug zu setzen und am Schlossplatz den Straßenverlauf wieder sinnvoll anzupassen und den Schlossbrunnen wieder aufzustellen aber stattdessen auf eine gepflasterte Steinwüste setzt.



    Gruß, Jockel

  • ^mein Stand ist, dass noch nichts final/unumstößlich bzgl. Umfeldgestaltung entschieden wurde. Hat sich das zwischenzeitlich geändert?

  • Das wird der Grossteil der Betrachter allerdings nicht wissen...

    ...weil nicht alle Heimatkunde in der Schule hatten?
    Vielleicht.
    Aber eigentlich ist es auch eine Frage der Logik.


    Ohnehin habe ich mich in dem Vierteljahrhundert Schlossdebatte immer wieder gewundert, wie wenig Grundwissen über das alte Berlin, über das Schloß zumal,
    bei vielen Diskursteilnehmern vorhanden war, vor allem bei den Reko-Gegnern.


    Nichtsdestotrotz: Ich freue mich über jeden, der fragt.
    Aber ein bißchen Nickeligkeit wird wohl gestattet sein... ;)


    Die Idee, das Umfeld der Schloss-Rekonstruktion möglichst ahistorisch glatt und nichtssagend zu gestalten, entspringt natürlich der Ablehnung der opulenten
    barocken Pracht, die man durch ein nichtssagendes Umfeld abwerten will.
    Man stelle sich einmal das Hannoversche Schloß Herrenhausen ohne Garten vor... brrrr!

  • ... Man stelle sich einmal das Hannoversche Schloß Herrenhausen ohne Garten vor... brrrr!


    Andersrum, der Garten benötigt das Schloß nicht.
    Schliesslich wurde das Schloß Herrenhausen erst in den letzten Jahren wiederaufgebaut. Gut 60 Jahre lang existierte der Große Garten Herrenhausen ohne Schloß. Als ich seinerzeit genau gegenüber studierte vermisste keiner das Schloß. Aber das war neulich.


    Um auf die Berliner Situation zurückzukommen. Der Schloß-Garten-Bezug wurde doch schon durch die Errichtung dieses völlig überdimensionierten Doms vor 100 Jahren wenn nicht zerstört so doch völlig banalisiert. Der alte Schinkeldom hatte die perfekten Proportionen im Verhältnis zum Schloß zum Museum und zum Garten.
    Vor allem wenn man bedenkt, dass sich der Garten einst über die ganze Insel ertreckte und dort wo jetzt das Bode-Museum steht, sich das Pomeranzenhaus/Orangerie befanden,an der östlichen Seite das königliche Lusthaus. Auch muss man die in Zusammenspiel mit Garten und Schloß Monbijou betrachten.


    http://de.academic.ru/pictures…stliche_Residenz_1652.jpg


    http://de.academic.ru/pictures…en_und_Orangerie-Haus.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Das wird der Grossteil der Betrachter allerdings nicht wissen, und sich fragen weshalb das Gebäude schief und auch relativ frei in der Gegend steht.


    Tut es doch gar nicht. Gerade Front Richtung Spreekanal und noch wichtiger, Richtung Lustgarten. Aber die Spreeinsel ist ja nun auch kein Rechteck sondern ein natürliches, unförmiges Gebilde. Also entweder man baut schief, oder schließt irgendwo nicht rechtwinklig ab.

  • Na, wenn der Raschdorff-Dom schon "banalisiert" - was tun dann die ganzen anderen Zigarrenkisten rund ums Schloß? Wahrscheinlich "behutsam ergänzen".


    Nein, die Barriere, die die namenlose Straße zwischen Karl-Liebknecht- und Schloßbrücke trotz der Verschmälerung dargestellt muss weiter verringert werden. Die Autos und Busse fahren eben durch den Lustgarten, mitten an der Gartenfassade des Schlosses vorbei, auch wenn man das heute anders nennen will. Den Raschdorffdom kann man mögen oder nicht - er fasst zumindest städtebaulich den Lustgarten (obschon ihm an der Nordseite einfach etwas fehlt).

  • @ Konstantin


    Völlig d'accord. Das ist die logische Folgerung aus meiner Beschreibung. Ich wäre sogar für eine völlige Schließung der ”Straße ohne Namen“ Es gab doch schon Planungen dahingehend mit einer guten und vieldiskutierten Visualisierung hier im Forum. Mit einer Situation vergleichbar der hinter dem Potsdamer Stadtschloss wäre in Berlin wohl keinem geholfen.

  • ☝︎☝︎ Eine Schliessung wäre jedenfalls die Folge des Regeirungsumzuges und vernünftig-konsequent. Die Schliessung des Brandenburger Tores und die mit der Bundesregierung vereinbarte Beschränkung der Kfz auf den nahen Umfahrungsrouten haben der Ost-West-Achse Unter den Linden das Rückrat gebrochen. Die Linden danken es, jetzt wieder Flaniermeile werden zu dürfen.


    Die Öffnung des Lustgartens war noch die Konsquenz des gründerzeitlichen Umbaus, von der Kaiser-Wilhelm-Straße ist ja auch sonst nix übrig geblieben. Deshalb: Zu machen (bis auf Anwohner/Lieferverkehr), wobei der auch über die jetzt überbreite Friedruchbrücke geführt werden könnte.