Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • Ich hatte Gelegenheit zu einer Baustellenführung
    Gegenwärtig ist der Rohbau mehr oder weniger abgeschlossen, deshalb sind auch nur wenige Arbeiter auf der Baustelle (ca 70)
    Der Innenausbau (Haustechnik usw) beginnt im Juni und dann sollen bis zu 700 auf der Baustelle arbeiten. Mal sehen ob das auch so reibungslos klappt wie bisher.
    Das größte Risiko stellt gerade Berlin mit seinen Flächen dar, da natürlich gemäß den Plänen für die Landesbibliothek gebaut wurde. Sollte dies verändert werden, womit zu rechnen ist, dann sind Kostensteigerungen unausweichlich.


    Das Raumgefühl, das dieser Bau entwickelt ist schon bemerkenswert. Ich denke Stella hat wirklich das Optimale erreicht.
    Auch wenn man es weiß, wird einem beim Durchlaufen erst richtig bewusst, dass dieses Gebäude mit dem historischen Schloss nichts gemein haben wird außer eben den Fassaden, die sicherlich zur großartigen Wirkung beitragen werden. Aber durch die modernen Ergänzungen, die neue Raumaufteilung, die verschiedenen Nutzungen wird ein völlig neuer Bau entstehen, weit mehr als eine Kopie des Schlosses.



    Der Eosanderhof



    In der Passage wurde sind die Fassade und die Fenster schon angebracht




    Der zukünftige Konzertsaal im Nordflügel



    Der Ostflügel





    Der zwei Millionen Erker :lach:



    Blick auf die Rathausbrücke



    Schlüterhof




    Ein Veranstaltungsraum



    Fassade


  • ^ Tolle Bilder; Danke.


    Meine Begeisterung für den Bau steigt mit dem Baufortschritt immer weiter an, bestimmt wird auch mal eine Enttäuschung kommen, aber bisher ist das Ergebnis top.


    Der moderne Teil übertrifft meine Erwartungen bei weitem. Die Passage gefällt mir ausgezeichnet. Auch die Fenster im Schlüterhof wirken sehr elegant und lassen für die Ostfassade hoffen. Allein der Maßstab der Fassade mit den sehr hohen Saldecken erzeugt einen tempelartigen, würdevollen Eindruck auch in den modernen Abschnitten.


    Ich denke dieser Hybrid wird absolut grandios und wird hoffentlich die Bereitschaft zu einigen weiteren derartigen Projekten in Deutschland hervorrufen.


    Ich finde man könnte auch bei Kauffhösern oder Wohnbauten punktuell etwas derartiges machen, wenn man nur Bauherren hätte, die mit einer ausreichend weitblickenden Haltung herangehen.

  • ^^muss ich Rotes Rathaus einfach nur recht geben. Gerade die Aufnahmen der Passage hat mich spontan begeistert. Sie strahlt eine zeitlose Eleganz aus, aber die entgültige Wirkung wird sich wohl erst später beurteilen lassen, wenn auch die Portale fertig sind.

  • Nochmal ein Foto von der Ostfassade. Das Material macht einen guten Eindruck und wird hier gerade von Hand geschliffen:


    An der Nordseite erreicht man mit dem Beginn der Balustrade im ersten Bereich die Abschlusshöhe der Fassade :daumen::daumen:.

  • Die Ostfassade wirkt entgegen meinen ersten Erwartungen auf diesem letzten Foto sehr gut: Zeitlos, massiv-wertig und auf eine angenehme Weise monumental. :) Hat irgendwie was von einem altägyptischen Tempel. Es macht wirklich Freude, den Fortschritt dieser Baustelle zu verfolgen.

  • Mit gefällt sie nicht. Ich habe sie mir in letzter Zeit, auch gestern erst, mehrfach vor Ort angesehen und sie wirkt auf mich massig, klobig und langweilig. Die Bereiche um die Fenster und die Wandstärken selbst sind einfach zu dick. Ja, das Material sieht solide aus und immerhin wurden jetzt die Fugen sauber verklebt, was die Sache ein klein wenig (aber wirklich nur ein klein wenig) besser macht.


    Dennoch sieht die Ostfassade für mich aus, also ob ein Kind Holzbauklötze aufeinander gestapelt hat. Die einzige Leistung ist dabei, dass dies sehr akkurat und sorgfältig geschehen ist.


    Naja, die Geschmäcker halt...

  • Ich finde die Ostfassade beeindruckend, etwas zu massig, aber von der Materialwirkung her überzeugend. Ich hätte nicht gedacht, was die Verfugung für einen Unterschied machen wird. Besser finde ich allerdings die filigraneren Fassaden der Passage im Eosanderhof.
    Momentan rätsele ich noch etwas zur weiteren Ausführung von Stellas Fassade am Schlüterhof. Die Betonfertigteilfassade endet ja sauber auf Höhe der barocken Arkaden, wie man auf den Fotos von Theseus sieht.
    Doch was für eine Fassade kommt darüber? Kommen hier Betonfertigteile anderer Struktur oder Farbe zum Einsatz? Werden Ziegelwände aufgemauert und alles verputzt? Ich habe leider keine aktuelle Fassadenansicht gefunden.

  • Dennoch sieht die Ostfassade für mich aus, also ob ein Kind Holzbauklötze aufeinander gestapelt hat. Die einzige Leistung ist dabei, dass dies sehr akkurat und sorgfältig geschehen ist.


    Einen ähnlichen Eindruck hatte ich während der Besichtigung ebenfalls - wobei präzise Ausführung in der Zeit der Lasermessgeräte usw. keine besondere Leistung ist. Es war nicht so sehr die Frage des Geschmacks, sondern des merkwürdigen Bestrebens, die 'böhse' Reko mit solchen Brüchen relativieren zu wollen - auch mit der Riesenschaukel vorne und mit der Steinwüste anstelle des Lustgartens, die sogar mitten in der Humboldt-Box angesprochen wird. Als ob es verwerflich wäre, sich einfach an schöner Altstadt zu erfreuen wie in so vielen Städten Europas.


    Es hätte Konzession genug sein müssen, dass die Innenräume und weitgehend Innenhof-Fassaden anders als im Original gestaltet werden. Wobei fraglich ist ohnehin, wieso es dabei zum Feilschen und Konzessionen kommen muss. 'Ich gestatte Dir Dein Spielzeug, mache aber doch das Spielen möglichst madig' - welch eine üble Einstellung. Beim (ebenfalls wiederaufgebauten) Schloss Charlottenburg kam man ohne äußere Stilbrüche aus.


    Original-Gestaltung laut Modell in der Humboldt-Box:







    Die Vor-Stella-Ostseite:





    Die künftige Gestaltung und Nutzung:





    Die Realität vom Westen gesehen - als ob man mit dem Fernsehturm links vergessen könnte, welches Jahrhundert wir gerade haben (mehr aktueller Fotos der Baustelle gibt es unter dem Link in der Galerie:(



    2 Mal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • Es hätte Konzession genug sein müssen, dass die Innenräume und weitgehend Innenhof-Fassaden anders als im Original gestaltet werden. Wobei fraglich ist ohnehin, wieso es dabei zum Feilschen und Konzessionen kommen muss. 'Ich gestatte Dir Dein Spielzeug, mache aber doch das Spielen möglichst madig' - welch eine üble Einstellung.


    Du sagst quasi: "Die Schlossreko-Fans haben sich zu 90 Prozent durchgesetzt, aber die Modernisten haben auf 10 Prozent bestanden, und das zeigt, was für moralisch minderwertige Gesellen Modernisten doch sind." Ganz toll, Bau-Teufel! Es zeugt immer von Größe und Souveränität, als Sieger auf den Verlierer einzutreten, wenn der längst am Boden liegt: :applause: (*Ironie aus*, falls es jemand nicht gemerkt hat)

  • Ein Rotbewerter schrieb zu obigem Beitrag: "Ach Gottchen, da fühlt sich aber wieder wer auf den Schlips getreten. Wirkt langsam ein bisschen zwanghaft."


    Zur Information: Ich kann mit der Teilrekonstruktion, wie sie jetzt entsteht, gut leben. Ich war auch gegen die Einheits-Wippe und finde, die geplante Umfeldgestaltung des Schlosses hat zu wenig grün. Was das Konkrete angeht, bin ich von Bau-Lcfr also so weit gar nicht entfernt.


    Es geht mir hier um die (auch im Potsdam-Forum verbreitete) Unsitte, die städtebaulichen Gegner nicht als Leute mit anderer Meinung und Geschmack anzuerkennen, mit denen man sich streitet und am Ende einen Kompromiss schließt. Stattdessen werden sie moralisch herabgewürdigt und als übler Haufen dargestellt, der keine berechtigten Anliegen hat, sondern nur herumfeilscht - weshalb "man" ihm am besten keinerlei "Konzessionen" gewähren sollte.


    Wenn es für Dich zwanghaft ist, das zu kritisieren, lieber Rotbewerter, dann meinetwegen.

  • ^^es ist doch genau umgekehrt. Das Gebäude ist 100 % modernistisch, es hat lediglich an drei von vier Außenfassaden eine rekonstruierte Barockfassade vorgehängt bekommen. Ich habe diese Rekofassaden früher schon als eine Art "Freiluft-Ausstellungsstücke im Originalmaßstab" bezeichnet und sehe diese nach wie vor so und möchte hier gar nicht von einem "Wiederaufbau des Stadtschloss" ausgehen.


    Analog dem benachbarten Pergamonmuseum, wo ja auch viele antike Bauwerke, wenn auch eine Nummer kleiner, in den Ausstellungsräumen aufgebaut wurden - ohne, dass da jemand zB von einem "Wiederaufbau des Ischtar-Tors" sprechen würde. Das ist mal das eine und wenn man das so sieht, dann meine ich kann das alle Seiten mit dem vorliegenden Projekt versöhnen.


    Das Innere, jenseits der vier Außenfassaden, hätte ich auch nicht rekonstruiert haben wollen. Was will man denn mit inzwischen funktionell obsoleten Palasträumlichkeiten anstellen - man kann da ja nicht einmal staunende Besuchergruppen durchführen, wie in Versailles oder Neuschwanstein, weil diese Vollrekonstruktion ja kein König oder Kaiser jemals bewohnt hat (im Gegensatz zu Versailles oder Neuschwanstein), DAS wäre "Disneyland" pur gewesen, absoluter Quatsch. Dann doch lieber ein tolles, neues Museum, das die "Museumsinsel" bereichert und erweitert. Auch die neue Passage, die Stella geschaffen hat, würde ich nicht missen wollen, darum ist es auch richtig, dass die Innenhöfe nicht voll rekonstruiert werden, sondern nur einige besonders eindrucksvolle Teile, auch hier wieder nach dem Gedanken eines Freiluft-Ausstellungsstücks gedacht finde ich das Konzept sehr faszinierend und weltweit einmalig.


    Klar - wenn man das Humboldtforum unbedingt als schlechten Kompromiss sehen mag und sich zwanghaft selbst unzufrieden machen möchte, dann wird man sich das auch schlechtreden können. Aber was hat man denn davon? Oft wird aus schwierigen Diskussionen, in denen lange nach Lösungen gerungen wird, mit denen am Ende keine Seite 100 % zufrieden ist, die kongenialste Lösung geboren.


    Dieses Humboldtforum, dieser Bau, wird objektiv betrachtet global einzigartig sein. Prachtvolle Schlosser gab und gibt es viele und - sorry, liebe Altpreußen-Fans - das historische Stadtschloss Berlin war definitiv nicht eines der sehenswertesten Schlösser Europas, da gibt es zB in Bayern ganz andere Unikate, man denke nur an Herrenchiemsee auf der gleichnamigen Insel inmitten des glasklaren Chiemsee, mit atemberaubender Naturkulisse und einer Miniaturversion von Versailles oder die nicht weniger atemberaubend idyllisch gelegene "Königliche Villa" Linderhof, ein Schlösschen das regelrecht in eine romantische Märchenlandschaft hineinmodelliert wurde, inklusive abgefahrenem Gartenhaus mit Motivthema "Pfau" oder die künstliche, wassergefühlte Tropfsteinhöhle, wo Ludwig der II. in der Gondel übers Wasser treibend zu Opern lauschte, wohingegen es große, klobige, innenstädtische Schlösser mit Fassaden voller Pilaster usw. gefühlt in jeder europäischen Großstadt immer sehr vergleichbar zu sehen gibt. Und nicht weit entfernt, in Potsdam, gibts eine ganze - original erhaltene - Schlösserlandschaft, wer unbedingt alte Preußenschlösser anschauen will kommt im Raum Berlin sowieso nicht zu kurz.


    Aber dieses Humboldtforum, das gibt es so nur einmal. Und so wurde aus dem Kompromiss ein Kleinod geboren und ich garantiere euch, das wird eines der Top Wahrzeichen Berlins, auch für Einheimische, werden.

  • "Die Schlossreko-Fans haben sich zu 90 Prozent durchgesetzt, aber die Modernisten haben auf 10 Prozent bestanden, und das zeigt, was für moralisch minderwertige Gesellen Modernisten doch sind."


    Das habe ich so auf keinen Fall formuliert, doch mir ist nicht plausibel, wieso man unbedingt auf Stilbrüche bestehen muss, bloß um irgend ein Machtkampfergebnis auszuringen. Wie so oft geschrieben, eine große Stadt bietet genügend Raum für Beides, an geeigneten Stellen. Modernistisch austoben kann man sich um den Bahnhof Zoo oder um den HBf - irgendwie melden sich keine Rekos-Befürworter mit Forderungen nach 10% oder x% der barocken Fassaden in diesen Gegenden. Solche Forderungen bloß des Gesamtergebnis-kaputtmachen-Willen würde ich dort genauso unangebracht sehen wie hier. Jedem seine Spielwiese bzw. sein städtebauliches Ensemble (dann aber so stimmungsvoll und harmonisch, wie möglich).


    Falls jemand die Barockfassaden für zu pompös und opulent hält - wie auf den Modellfotos auf der vorherigen Seite zu sehen, gerade die Spreefassaden waren kleinteiliger, weniger repräsentativ, filigraner. Beim Anblick der Stella-Fassade in der Natur dachte ich im ersten Augenblick - sorry - an Monumentalbauten der 1930er Jahre.
    Bestenfalls könnte man sich damit trösten, dass die Fassade mit der benachbarten Brücke korrespondiert - beide sind ähnlich zu massiv geraten, obwohl die Brücke im anderen Kontext gefallen könnte:





    Und ja, vor dem Haupteingang sollte man am besten einfach nichts mehr hinstellen, die Reste alter Bauten sichtbar machen und einen freien Blick auf die prachtvolle Westfassade gewähren.


    Das Innere, jenseits der vier Außenfassaden, hätte ich auch nicht rekonstruiert haben wollen.


    Vom Inneren schrieb ich auch nichts - wenn man sich bereits für Museen entscheidet statt (wie in Warschau) einfach rekonstruierte Räume zu zeigen. Für die eine Fassade sprach aber nichts außer Feilscherei, wieviel Stimmung es geben darf - wie würden etwa weltbekannte Gemälde wirken, wären sie als Ergebnis des Feilschens entstanden?


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    BTW: Wenn das Schloss bereits mit umliegenden Brücken gezeigt wird - mit einer stilistisch mehr Stimmung erzeugenden Brücke, besonders in abendlicher Beleuchtung:





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  • Das Innere, jenseits der vier Außenfassaden, hätte ich auch nicht rekonstruiert haben wollen. Was will man denn mit inzwischen funktionell obsoleten Palasträumlichkeiten anstellen - man kann da ja nicht einmal staunende Besuchergruppen durchführen, wie in Versailles oder Neuschwanstein, weil diese Vollrekonstruktion ja kein König oder Kaiser jemals bewohnt hat (im Gegensatz zu Versailles oder Neuschwanstein), DAS wäre "Disneyland" pur gewesen, absoluter Quatsch.


    Mir ist bewusst, dass der Begriff Disneyland gerne verwendet wird, um derartige Projekte bzw. Anliegen zu diffamieren. Aber bitte nutzen Sie die Gelegenheit den Begriff näher zu erklären. Wieso vergleichen Sie die Reko von Innenräumen mit einem Vergnügungspark auf der grünen Wiese? Mir will es einfach nicht gelingen diesen Zusammenhang herzustellen und schon gar nicht daraus negative Schlüsse zu ziehen.

  • Beim Anblick der Stella-Fassade in der Natur dachte ich im ersten Augenblick - sorry - an Monumentalbauten der 1930er Jahre.


    Was genau ist so falsch an den Monumentalbauten der 1930er Jahre?
    Viele aktuelle Neubauten in Berlin tragen Anleihen bei der (Speer-)Architektur der Nazi-Zeit.


    Sind doch schöne Gebäude damals gebaut werden. Doof nur, dass sie - wie vieles andere auch (Autos, Autobahnen, Straßenlaternen, Symbole, Haarschnitte etc.) - von den Nationalsozialisten moralisch, ethisch und politisch missbraucht wurden und damit bis heute mit dieser dunklen Zeit unserer Geschichte verknüpft werden.


    Aber wenn man sich von diesen Verknüpfungen befreit und Architektur aus den 30ern unabhängig und neutral bewertet merkt man wie schön diese eigentlich ist - weshalb sie stilistisch auch in heutigen Neubauten wie der Stella-Fassade zurecht weiterlebt.

  • Haben sich an der Ostfassade wirklich die Modernisten in dem Sinne durchgesetzt, dass es unbedingt einen Stilbruch geben muss?


    Ich selber finde die Ostfassade zwar halbwegs akzeptabel und für ein rein modernes Gebäude wäre sie auch völlig in Ordnung. Beim Humboldtforum könnte ich mir allerdings auch was Besseres vorstellen. Die ursprüngliche Fassade an der Stelle fände ich aber nun auch nicht ideal. Und schon Wilhelm II. plante ja eine Neugestaltung, kam aber nicht mehr dazu.
    Für die angedachte Nutzung wäre die alte Fassade alles andere als praktisch gewesen, da sie die Anordnung der Räume dahinter und die Höhenebenen der Stockwerke erschwert hätte. Es ist daher erstmal eine eher pragmatische Überlegung gewesen die Ostseite neu zu gestalten.


    Bei der Frage, wie die Neugestaltung dann nach außen optisch aussehen soll, scheiden sich die Geister. Man hätte diese ja optisch-logisch an die anderen drei Fassaden anpassen können und mit einem weiteren Portal als Mittelrisalit versehen können. Für Befürworter einer Vollreko wäre dies aber genauso unvorstellbar gewesen, wie für Modernisten, die jegliche historisierende Ausführung ablehnen. Es wäre zum einen als unhistorisch und zum anderen als Disneyland verschrien worden. Eine plastische Ausführung in Naturstein, wie bei den anderen Fassaden wäre zudem teuer geworden. Kaum vorstellbar, dass die dafür notwendigen zusätzlichen Kosten als normale Baukosten durchsetzbar gewesen wären. Und das Einsammeln der Gelder für die restlichen Fassaden ist schon Mühe genug. Geld für solch ein Extra wäre unvorstellbar, zudem hätte eine pseudohistorische Fassade vielleicht sogar manchen Vollrekobefürworter von einer Spende abgeschreckt.


    Einen Kaiser als letzgültigen Entscheider, welcher ein Machtwort für eine historisierende Gestaltung hätte sprechen können, gibt es nicht mehr.


    Also muss man eben mit dem Kompromis leben. Aber es ist nicht unbedingt ein Sieg des Modernismus für möglichst große Brüche, sondern ich sehe die Ostfassade eher als Sieg des Pragmatismus.

  • Steig mir aufs Dach - Berliner Schloß-11.6.2016

    Anbei einige Bilder vom Schloß vom heutigen Tage.
    Ich befragte die beiden Mädels, die die Besucher zählten und bis 17:30 waren es knapp 8000-also deutlich weniger als letztes Jahr...aber morgen ist ja auch noch ein Tag!








    Die Fotos sind alle von mir und mit meinem Handy gemacht...also bitte keine Klagen zur Qualität;-)

  • Danke für deine Werke, du hast ein gutes Auge für aussagekräftige Aufnahmen von Architektur, gerne jederzeit mehr davon!





    Dies musste ich noch einmal hervorheben. Nicht nur zeigt diese Aufnahme ein gutes Auge des Fotographen, diese Aufnahme belegt was ich hier schon sagte - diese Fassade war und ist ein Gesamtkunstwerk. Egal, ob sie eine Königsresidenz oder ein Museumsgebäude umgibt. Dieses Gesamtkunstwerk wirkt und steht für sich. Ich habe das zum Anlass genommen gerade nochmal eine Spende zu überweisen, so begeistert mich das, was man inzwischen schon sehen kann. Ich denke, damit bin ich nicht alleine. Jetzt dürften die Spendeneingänge langsam merklich zunehmen.


  • Nicht Wilhelm II. plante eine neue Ostseite, sondern sein Vater und Vorgänger Friedrich III., also der "99-Tage-Kaiser", die "Hoffnung der Liberalen", der verfolgte eine geradezu megalomanische Neugestaltung nach Plänen seines Lieblingsarchitekten Raschdorff. Wilhelm II. strich diese dann umgehend radikal zusammen. An Raschdorffs hielt er lediglich als Domarchitekt fest. Allerdings wurde der Dom nur noch mit einer, allerdings etwas höheren Kuppel realisiert anstatt geplanter drei Kuppeln (vgl Albert Geyer. Geschichte des Schlosses zu Berlin, Bd. II).