Humboldt-Forum / Stadtschloss - Der Bauthread

  • Portal II

    Ganz kommt man beim Neubau der Fassade nicht ohne Beton aus. Wie man zur Zeit auf der Webcam der Südfassade sieht, wird am Portal II betoniert.


    Der Sockel im Erdgeschoss bestand früher aus zwar eher schlicht rustifiziertem, aber massivem Sandsteinmauerwerk, ab dem 1. Obergeschoss standen hierauf Kolossalsäulen aus Sandstein. Siehe Foto.


    Deren Gewicht nur wieder durch Sandsteinmauerwerk oder gar reinem Ziegelmauerwerk abzutragen ist wohl heute nicht mehr zulässig. Das Mauerwerk würde vermutlich auch zu lang brauchen, um die notwendige Druckfestigkeit zu erreichen. Zudem kann die Fassade, um Wärmebrücken zu vermeiden, ja auch nicht massiv mit dem eigentlichen Gebäude verzahnt werden. Also gibt's im Kern der Fassade noch Betonsäulen die anschließend verblendet werden. Selbiges wird wohl auch noch beim Portal I geschehen, auch dort schauen am Boden noch Anschlusseisen heraus.


    Ein Bildausschnitt der Webcam:



    (Quelle: Webcam Berliner Schloss)

  • Finde ich absolut okay. Am Ende zählt nur das Ergebnis. Jeder Kubikmeter Beton, der einer schnelleren Fertigstellung förderlich ist, sollte begrüßt werden.

  • Kann jemand erläutern, was genau vor die gemauerten Ziegelwände gesetzt wird ?


    Dies geschieht offensichtlich erst in einem weiteren Arbeitsgang.

  • Ich habe eine Frage zur Konstruktion der Kuppel und bin hierzu noch nicht wirklich fündig geworden. Welche Funktion hat das Rippengerüst? Dient es zur Verschalung einer folgenden Betonkuppel oder wird die gesamte Kuppel eine Metallträgerkonstruktion? Ich bin noch nicht schlau draus geworden.

  • Die jetzt sichtbaren Rippen sind die Unterkonstruktion für eine Glocke aus Holz, auf die dann das Kuperdach aufgenagelt wird.
    Wie zu Friedrich-Wilhelms Zeiten! :cool:

  • Holz ist und bleibt der beste Baustoff für Dachkonstruktionen, bei vergleichsweise geringem Eigengewicht besonders lange Haltbarkeit und besonders wenig Probleme durch Materialermüdung, da Holz selbst nach Jahrhunderten noch vergleichsweise flexibel bleibt, wo Stahlbeton und Stahlträger schon längst korrodiert und spröde sind. Eher muss man irgendwann in der Zukunft einmal die "Stahlrippen" aus Alterungsgründen austauschen, als die Holzkonstruktion.


    Daran sieht mehr sehr schön, dass hier nicht nur fauler Kulissenzauber betrieben wird, sondern auch dort, wo es Passanten gar nicht sehen können, auf handwerkliche Qualität geachtet wird, statt irgendwelche "Billiglösungen" zu verwenden. Wer Zweifel an der Qualität dieses Baus hat, der soll sich genau solche Details einmal anschauen.

  • Na ja, auch Holz muss vor Feuchtigkeit und Schädlingen geschützt werden, damit es dauerhaft bleibt. Und beim Stahl und Stahlbeton hat es ja eine Entwicklung gegeben, insofern kann man da frühere Erzeugnisse, die oft zur Versprödung neigen, nicht mit modernen Sorten vergleichen.


    Dass man hier auf eine Stahlkonstruktion mit Holzaufbau setzt, dürfte vor allem rein praktische Gründe haben: Eine Kuppel komplett aus Stahlbeton wäre wohl teurer geworden und hätte auch wohl ein höheres Gewicht, den entstehenden hohen Kuppelinnenraum würde man aber gar nicht entsprechend nutzen.
    Eine reine Holzkonstruktion würde wegen der geringeren Tragkraft von Holz wesentlich mehr Material benötigen. (Die entsprechende Menge an gut abgelagertem Holz, damit sich nichts verzieht, müsste man erstmal auftreiben, ebenso die Handwerker, die noch eine Holzkonstruktion in der Größe zimmern könnten.) Wollte man das (Kupfer-)Blechdach direkt auf die Metallkonstruktion befestigen, müsste man, um die nötige Stabilität zu haben, ziemlich dickes Blech nehmen (teuer), stärkeres Getrommel bei Regen und Schwitzwasser im Winter kämen hinzu.


    Insofern wählt man hier mit der Kombination Stahl+Holz schlicht und einfach auch die preiswerteste Methode - und neu ist diese Erkenntnis auch nicht, die ursprüngliche Kuppelunterkonstruktion bestand ja auch schon aus Eisen und auch bei der Vollendung des Kölner Doms hat man aus selbigem Grund auch auf einen Dachstuhl aus Eisen, der auch bis heute hält, gesetzt.;)

  • Stahlbeton und Stahl müssen ganz genauso vor Feuchtigkeit geschützt werden, null Unterschied. Nur dass Eichenstämme immerhin seit Jahrhunderten im Lagunenwasser Venedigs stehen und eine ganze Stadt tragen, zeig mir die Stahlbeton oder Stahlkonstruktion (modernster Bauart), die das zuverlässig schafft.


    Und nein, Stahlbeton ist immer billiger. Darum hat man ja auch einige Zeit, exakt aus diesem "Holz ist doch altmodisch, je künstlicher wir als Menschen etwas selbst herstellen, desto besser muss es doch auch sein"-Geist heraus, versucht zB Glockenstühle von Kirchen mit Stahlträgern aufzubauen. Der Klang hat nicht funktioniert und die Konstruktion war zu unflexibel und hat die Mauerwerke der Glockentürme zerrüttet, sehr teure Sanierungen waren bereits nach kürzester Zeit nötig und es wurde auf Holzglockenstühle "zurückgebaut". Ähnliche Erfahrungen hat man gemacht, als man gezimmerte Holzdachstühle eingie Zeit versuchte durch Stahlfachwerk auszutauschen. Und Stahlbetondächer waren sowohl in der Flachdachform wie auch in der Satteldachform stets Dauerbaustellen bzgl. Dichtigkeit und Standfestigkeit.


    Wo sie nicht abgerißen wurden findest du Jahrhunderte alte Holzhäuser in Deutschland ("Fachwerkhäuser"), alte Kirchen haben häufig viele Jahrhunderte alte Dachstühle, die noch in der originalen Holzkonstruktion dastehen, wie eine eins. Da gibt es Holzgebälke protestantischer Gebäude, von denen man weiss, dass sich Luther dort zeitweise aufhielt, die in ihrer Substanz noch genauso erhalten sind, wie sie zu Zeiten Luthers aussahen, bis hin zu Schnitzereien. Mach das mal mit Stahl oder Stahlbeton, absolut illusorisch, so lang hält das Zeug einfach nicht.


    Aber wieso auch auf altbewährtes, zuverlässiges zurückgreifen, wenn es möglichst teuer und komplitziert geht? Das ist zum Glück nicht das Motto der "Schlossbaumeister", darum wird uns diese Rekonstruktion sehr lange erhalten bleiben und schön, mit Patina, altern.

  • …. darum wird uns diese Rekonstruktion sehr lange erhalten bleiben und schön, mit Patina, altern.


    … das wird sich noch weisen, ob man nicht auf schon vorbehandelte Kupferplatten zurückgreift, das kitscht dann gut wie beim Adlon ;) ist dann aber so garnicht langsam gealtert mit Patina. Weiss jemand mehr darüber?

  • @ Pumpernickel: Hauptsache mal ordentlich über moderne Bauweisen abrotzen?:nono:


    Da würfelst du einiges durcheinander. Temporäre Feuchtigkeit ist z.B. etwas ganz anderes, wie ständig vom Wasser umgeben. Bei heutigen Pfahlgründungen setzt man in der Regel auch auf Stahlbeton, wohl kaum, wenn man nur Haltbarkeiten von knapp 100 Jahren erwartet. Glockenstühle wurden aus Stahl gebaut, nicht weil es moderner war, sondern weil es günstiger war - vor allem nach dem Krieg war gutes Holz oft Mangelware. Brandschutzgründe traten hinzu. Heutzutage kann man wieder mehr auf Klangeigenschaften achten, auch weil man den Brandschutz dank Rauchmeldern und evt. Sprinkleranlagen im Griff hat.


    Mir ging es auch gar nicht darum moderne Baumethoden grundsätzlich zu loben. Und Stahlbeton ist eben nicht immer günstiger, was wäre auch der Sinnn einer Sinn einer kompliziert zu schalenden Betonkuppel, man könnte beim Schloss eh nicht hinauf in eine Innenkuppel schauen, die von oben durch die Laterne belichtet wäre, da gibt es einen deutlichen Unterschied zu diversen "Dom"-Kirchen.


    Wenn du schon so über Dachstühle aus Stahl meckerst, müsstest du das doch eigentlich auch bei der Schlosskuppel tun - die Schlossbaumeister lobst du aber ... irgendwie inkonsequent.;)


    @ Camondo Es gibt auch bei künstlicher Patinierung Unterschiede, sicherlich kann das auch mal kitschig künstlich wirken. Beim Paulusdom in Münster wurde das Kupferdach auch mit künstlich patiniertem Blech erneuert - und man sieht keinen Unterschied zu vorher.

  • … das wird sich noch weisen, ob man nicht auf schon vorbehandelte Kupferplatten zurückgreift, das kitscht dann gut wie beim Adlon ;) ist dann aber so garnicht langsam gealtert mit Patina. Weiss jemand mehr darüber?


    Das Dach und die Kuppel des Schlosses/Humboldt-Forums werden aus (unbehandeltem) Kupfer gedeckt. Daran gab es niemals einen Zweifel. Wenn du dich auch mal in der näheren Umgebung umblickst, wirst du erkennen, das bei neuerlichen Baumaßnahmen überall mit vernünftigen Kupferdächern gedeckt wurde (Bodemuseum, Neues Museum, Staatsoper, Staatsbibliothek...) Das Adlon und einige andere Patzschke-Bauten stellen hier die absoluten Ausnahmen und nicht den Standard dar.

  • Hallo!


    Ich verfolge das Baugeschehen ja mit großer Begeisterung mit Hilfe der Webcams :-).


    Leider habe ich nicht die Möglichkeit nach Berlin zu kommen, würde mich aber wahnsinnig freuen, wenn der ein oder andere Berliner uns hier mal ein par Bilder der Nordseite einstellen könnte?


    Meines wissens nach waren die Fassadenarbeiten dort schon etwas weiter als auf den durch die Kameras einsichtigen Teilen, ich fände es sehr spannend mal wieder den Vergleich sehen zu können!


    Vielen Dank! :)

  • ^
    Vielen Dank!


    Leider kann man, ok, ich :-), da nicht viel erkennen. Vielleicht erbarmt sich ja beizeiten doch noch ein Berliner und vergnügt uns mit ein par Detailaufnahmen :-).


    Im Vorraus schon einmal herzlichen Dank! :lach:

  • Dachdeckerei

    Weiß jemand wann überhaupt die Dächer mal, zumindest provisorisch, geschlossen werden sollen? Im Moment regnet es ja überall rein, zumindest da, wo keine Betondächer sind.

  • Hier einmal ein bild von dem Dach, Kuppel und sonstigen was da oben noch so ist:



    (Bild von mir)


    Links unten erkennt man, dass unter den Dachkonstruktionen sich Boden befindet.

  • Guten Morgen!


    Bei der WebCam der Südseite erhalte ich nur ein Bild von gestern, 16:40:01 Uhr. Weis jemand von euch, ob es da ein Problem gibt, oder ob ich einfach nur zu blöde bin das irgentwie zu aktualisieren?


    Ich meine gesehen zu haben, dass an dem Sockel des linken Betonfundamentes des linken Portales gearbeitet wurde, und ich fand das gerade sehr spannend und würde mir das gerne weiterhin im Netz ansehen :-).


    Danke für eure Hilfe! :)


    Edit: habe wieder ein Bild von heute, wenn auch noch nicht Zeitaktuell. Was auch immer da los ist, für mich als Laien ist es jedenfalls sehr spannend, wie so ein Bau vonstatten geht :).

    Einmal editiert, zuletzt von Mercutius () aus folgendem Grund: Edith