Alexanderplatz - Abkehr vom Kollhoff-Plan?

  • Mir geht es garnicht darum auf den Unterschichten rumzutrampeln. Ich bin beruflich inzwischen viel in Marzahn-Hellersdorf unterwegs und arbeite gerne mit den Menschen dort. Ich finde es auch grundsätzlich gut, wenn es in der Innenstadt Sozialwohnungen gibt usw.


    Ihr ganzen hochtrabenden hobbysoziologen findet es vermutlich banal, aber mir geht es tatsächlich um die Ästhetik. Ich liebe die Stadt und ihre Gebäude. Springfuhl oder den Platz der Vereinten Nationen finde ich jedoch öde und traurig. Ich würde mir wünschen, dass man im Wohnungsbau woanders anknüpfen könnte. Und natürlich das aus dem Alexanderplatz etwas interessantes, würdiges und schönes wird. Leider sind meine Vorstellungen mit Lompscher oder Klarenbach nicht deckungsgleich, weshalb mir zunächst nur Krokodilstränen bleiben.


    Das Berlin zum Teil leider etwas verwahrlostes anhaftet, ist im Übrigen nicht von der Hand zu weisen.

  • ... der Alex eignet sich nur m.E. nur bedingt um die Berliner Stadtraumplanung zu kritisieren. Die tabula rasa Hochhaus Planungen der 90er Jahre waren unrealistisch, wirtschaftlich wie gesellschaftspolitisch.


    Zwanzig Jahre lang wollte aus wirtschaftlichen ERwägungen niemand Hochhäuser bauen und jetzt, wo es Bestrebungen gibt, bocken die Politik und Stadtplanung. Nicht nur am Alex.


    Das ganze Dilemma wird viel mehr an Entwicklungsgebieten wie der Europacity deutlich. Zentral gelegen, musste man keine Rücksichten auf Bestandsbebauung nehmen, trotzdem ist das Ergebnis äusserst mager und im internationalen Vergleich unwürdig / unterdurchschnittlich.
    Berlin rühmt sich gern seiner Kreativität und Diversität, in der Stadtplanung ist aber das Gegenteil der Fall. Ideenlos, hausbacken, innovationsfeindlich, antimodernistisch, ultrakonservativ.
    Fr. Lüscher ist eine Frau der Moderne, die sich bemüht, aber sie sollte m.E. zusammen mit Fr. Lompscher vom Hofe gejagt werden.
    Es fehlen die sichtbar positiven Ergebnisse. Wenn die Frauen Lüschlompscher schon keine Hochhäuser mögen, so sollten sie wenigstens vorzeigbare Projekte / Ideen in der horizontalen Stadtplanung aufweisen. Aber das ist auch nicht der Fall. Schaut mal in internationalen Architekturforen, was weltweit für tolle Projekte im Städtebau ausserhalb des Hochhaussektor verwirklicht werden, gerade auch in weniger wohlhabenden Ländern und auch im Sozialwohnungsbau. Da kann man nur neidisch werden.


    Da kann ich dir und vielen anderen hier, die das auch so sehen nur recht geben, leider, denn ich wünsche mir auch seit Jahren mehr Mut und Tatendrang der Verantwortlichen. Es ist ein Trauerspiel was da am Alex veranstaltet wird.

  • Ergänzend zum von mir oben verlinkten Artikel noch zwei vorausgegangene Artikel: https://www.welt.de/wirtschaft…ngen-in-Berlin-bauen.html
    https://www.welt.de/wirtschaft…-hat-sogar-Toiletten.html
    Demnach will Libeskind "bald" (Stand: 2015..) in Berlin Sozialwohnungen bauen, die Details seien leider noch nicht spruchreif. Unglücklicherweise sei Sozialbau nach dem Krieg ein Synonym für Mittelmaß geworden: anonyme, herzlose Häuserblöcke, die nur Kriminalität und Unzufriedenheit produzierten. Auch in der chinesischen Stadt Wuhan baue er derzeit Sozialwohnungen. Er habe versucht, ein Umfeld zu schaffen, in dem er selber gern leben würde – „und der Vorsitzende der kommunistischen Partei“.


    Während es für den Alex einen Masterplan seit 1993 (?) gibt und sich im Wesentlichen seitdem *nichts* getan hat, wird der Masterplan für die Europacity aus dem Jahre 2009 (?) nun tatsächlich umgesetzt - bis ca. 2023 geben die zahlreichen Bauherren sich dort selbst laut Publikationen.
    Und bis dann werde ich mir eine Meinung bilden zur Europacity, vorher nicht.


    Der Treppenwitz der Geschichte ist aber IMHO absehbar:
    Die Entscheidungen über die Umsetzung weiterer [reiner Büro-]Hochhäuser in der Europacity (als Abschluss im Norden und direkt neben dem Hauptbahnhof) fallen 2018/19 und werden auch umgesetzt.
    Dagegen wird sich am Alex kaum etwas tun - nicht zuletzt, weil die Finanzierung schwierig(er) wird (höhere Zinsen etc.).
    Und genau vor diesem Hintergrund sehe ich auch obigen Artikel des Libeskind-Projektentwicklers unter #622.


    Merke: Die nächste Finanzkrise und damit auch Immobilienkrise kommt bestimmt (zuletzt 2008-2010)..

  • Ich denke schon,dass sich am Alex in den nächsten Jahren so einiges tun wird.
    Schließlich steigen die Büromieten,es gibt kaum noch freien Büroraum im Zentrum,die Übernachtungen werden in Berlin auch steigen,also zumindest sollten Büro/Hotelhochhäuser entstehen.

    Bringt ja auch nichts irgendwo zu investieren,da können die Zinsen auch so niedrig sein,wenn man das Gebäude nicht belegen kann.
    Und wenn keine Hochhäuser in Berlin gebaut werden,dann wird der moderne Büroleerstand in zentralen Lagen bald bei 0 sein und die Spitzenmiete liegt wohl jetzt schon bei weit über 30 Euro,mit viel Luft nach oben.Dürfte sich also trotz hohen Zinsen noch lohnen.


    Die Europacity HH kann man dann wohl eher mit dem Hines-Projekt vergleichen.Durch die S-Bahn wird sich der Bau wohl noch ewig hinziehen.Selbst das 84 Meter Hochhaus am Europaplatz soll erst frühestens 2020 starten.Der 100 Meter Turm wird sicherlich nicht vor 2025 fertig.Bis dahin könnten alle Hochhäuser am Alex stehen.

  • ^ Zu den Europacity-HH: http://www.stadtentwicklung.be…acity_ProjektBlaetter.pdf
    Nördlicher Abschluss / Projektnr. 19: "Bauzeit 2019 bis 2022";
    "Hochhaus am [nördlichen] Europaplatz" / Projektnr. 35: "Bauzeit voraussichtlich 2020 bis 2021"


    Zu Ersterem soll 2018 die Entscheidung fallen, nicht zuletzt in Hinblick auf die Finanzierung eines neuen S-Bahnhofs dort.


    Insgesamt dürfte die Europacity von der steigenden Büronachfrage und der Nähe zum Hauptbahnhof profitieren.


    PS: http://www.stadtentwicklung.be…uropacity_Eigentuemer.pdf
    Dort ist unter Nr. 39 für das geplante HH direkt neben dem Hbf ebenso CA Immo als Eigentümer verzeichnet wie für Nr. 29, 30ff. - letztere sind bislang noch *gar nicht* projektiert, bilden also Vorhalteflächen..

  • Heute sind mir das erste Mal große (Bauschutt-?)Container am Alexanderplatz, genauer: an der Karl-Liebknecht-Straße Ecke Alexanderstraße aufgefallen. Weiß jemand, wozu sie dienen?


    Einmal editiert, zuletzt von ElleDeBE ()

  • ^ Hmm, am Haus des Berliner Verlages wäre doch genug Platz, warum sollte man die Container auf der anderen Seite einer vielbefahrenen Straße abstellen?

  • Weil MattSid die Sanierung des Berliner Verlags angesprochen hat: Hier ein Bild von heute von der Rückseite, wo gerade ein Kran errichtet wird und Abbrucharbeiten laufen, die man allerdings nur über die Tiefgarage mehr erahnen als sehen kann.



    Alle Bilder, wenn nicht anders angegeben, stammen von mir.

  • Ein paar Einblicke zur heutigen Sitzung des Baukollegiums zu den drei geplanten Baublöcken nördlich der Alexanderstraße / geplanter Abriss des Hauses der Elektroindustrie:


    Ich war da und es entwickelt sich leider in die Richtung, die man seit 2007 von Frau Lüscher kennt - und das ist kein Bashing, es ist in dem Fall leider traurige Realität.


    TLG als Inhaber und gleichzeitig Investor stellte heute lediglich einen Plan mit Baumassenstudien dar. Auf der linken Seite konnte man die geplanten Hochhäuser nach dem Kollhoffplan sehen, auf der rechten Seite die neue Variante. Aus den 150 Meter hohen Hochhäusern mit sich nach oben verjüngenden Baukörpern wurden 130 Meter hohe Kästen, die keinerlei Variation der Höhe mehr zulassen, da die BGF gleich bleibt.


    TLG verzichtet hier freiwillig auf die 20 Meter (es besteht hier Baurecht!) und fragte geradezu devot nach, ob denn "die Höhe in Ordnung" ginge, was Frau Lüscher bejahte.


    Die Senatsbaudirektorin Lüscher lobte ausdrücklich die Ensemblewirkung im Bezug zum Baukörper des Hotel Stadt Berlin / Park-Inn. Die Häuser werden sicherlich nicht genauso aussehen, die Volumina werden aber sehr ähnlich sein.


    Aus meiner Sicht die einzig positive Entscheidung: TLG arbeitet intensiv am Projekt und es soll im nächsten Jahr ein zweistufiges Verfahren gestartet werden. Zudem sollen die drei geplanten Baukörper (zwei Hochhäuser mit Blockrandsockel und ein Blockrand in Traufhöhe) von unterschiedlichen Architekten erarbeitet werden, damit die drei Gebäude nicht wie aus einem Guss aussehen. Immerhin etwas Vielfalt.


    Negativ aufhorchen ließ noch der Vorschlag der Senatsbaudirektorin, die Karl-Liebknecht-Straße mit einem "ein- bis zweigeschossigen" Durchgang mit den Hinterhöfen rund um die Keibel- und Alex-Wedding-Straße zu verbinden, obwohl nördlich des abzureißenden Hofbräuhauses bereits eine öffentliche Straße existiert. Womöglich entsteht hier also auch noch ein Schmuddelecke als Durchstich, der die 70er-Jahre-Fantasien der heutigen Veranstaltung unterstreicht.


    Am Ende entsteht hier, völlig unnötig, eine 130 Meter hohe Wand. Keinerlei Variation in der Höhe, keinerlei Diskussion darüber, im Gegenteil, ein unterwürfiger Investor, der diesem merkwürdigen informellen Format die Krone aufsetzt.


    Peinlicher Höhepunkt war jedoch TOP 2 (Hochhaus Jannowitzbrücke): Hier sagte Frau Lüscher, dass der Investor froh sein könne, dass er "mit einem Hochhaus nach Hause gehen dürfe" - so als entschiede dieses Gremium über jegliche städtebauliche Entwicklung im übergeordneten Maßstab.

  • Ich halte einen Durchstich der Mollstr zur Liebknechtstr für eine durchaus sinnvolle Idee. Warum dies zu einer "Schmuddelecke" führen soll, leuchtet mir nicht ein. Aktuell landet man da von beiden Seiten aus in einer Sackgasse. Toter gehts nicht.


    Ich hötte mir gewünscht, dass man hier 150 Meter zulässt. Aus der Ferne sehen gleichhohe Hochhäuser sehr monoton aus. Wobei auch bei 150 Metern keine Verjüngung der Türme nach oben geplant war, siehe Monarch und Hines.


    Wichiger als die Frage ob nun 20m mehr ode weniger, wird die Fassadengestaltung sein. Bin zufrieden, dass man hier von einer Ensembleentwicklung absieht und jedes Baufeld individuell gestalten möchte.

  • Erstmal ist es doch sehr positiv, dass dort endlich was geschieht und dabei der überbordende freie Raum reduziert wird. Das ganze hinter dem heutigen Riegel liegende Viertel wird dadurch einen enormen Schub erhalten, das es im wahrsten Sinne aus dem Schatten tritt und die schon bemängelten Sackgassen verschwinden.


    Man wird dort aber keine Architektur erwarten können, die wiederum die dann noch bestehenden Gebäude vollends optisch in den Schatten stellen, da es ja erklärter Wille ist, das DDR - Bauensemble, weitgehend zu erhalten und zu respektieren.


    Man wird erstmal die Entwürfe abwarten müssen.


    Vielleicht wäre es auch Zeit für einen eigenen Thraed, es wird ja ein größeres Projekt und uns einige Jahre beschäftigen.

  • Peinlicher Höhepunkt war jedoch TOP 2 (Hochhaus Jannowitzbrücke): Hier sagte Frau Lüscher, dass der Investor froh sein könne, dass er "mit einem Hochhaus nach Hause gehen dürfe" - so als entschiede dieses Gremium über jegliche städtebauliche Entwicklung im übergeordneten Maßstab.


    Es geht hier nicht um die Selbstherrlichkeit einer Senatsbaudirektorin, sondern um den Bauvorbescheid von 1999(!), der laut Mopo für das Gelände besteht und eben kein Hochhaus vorsieht. Also bitte nicht wieder vermeintliche Hochhausfeindlichkeit konstruieren: Die Stadtentwicklungsplanung für die Gegend entstammt nicht der Lüscher-Zeit, sondern der Ära Stimmann, und sieht kein Hochhaus vor. Nun wird doch eines genehmigt. Darauf dürfte sich die Aussage beziehen, der Investor könne "froh sein".


    Womöglich entsteht hier also auch noch ein Schmuddelecke als Durchstich, der die 70er-Jahre-Fantasien der heutigen Veranstaltung unterstreicht.


    Wo siehst Du denn hier "70er-Jahre-Fantasien"? Der übergroße Freiraum aus den 70ern verschwindet, ebenso das blöde "Hofbräuhaus"; der Blockrand wird wieder hergestellt; Straßen, die durch den Riegel zu Sackgassen wurden, werden wieder geöffnet. Hier wird doch vieles von dem umgesetzt, was Kollhoff vorsah.


    Am Ende entsteht hier, völlig unnötig, eine 130 Meter hohe Wand. Keinerlei Variation in der Höhe, keinerlei Diskussion darüber, im Gegenteil, ein unterwürfiger Investor, der diesem merkwürdigen informellen Format die Krone aufsetzt.


    Den Teil habe ich nicht verstanden. Wieso Wand? Es sind doch mehrere Türme geplant, oder? Und eine "Variation in der Höhe" gab es bei Kollhoff auch nicht. Ich bin jedenfalls sehr auf die Baumassenstudie gespannt (hat jemand Bilder?) – und ich finde es auch nicht so wichtig, ob es am Ende nun 150 oder 130 Meter werden. Toll, dass es am Alex losgeht. Je nachdem, ob Hines und die BVG sich einigen, dürften zwischen Alexa und dem Berliner-Zeitungs-Haus in den kommenden Jahren sechs oder sieben Türme zwischen 130 und 150 Meter in die Höhe wachsen. Mit dieser Dynamik hatte ich vor einem Jahr noch nicht gerechnet.

  • keine gleich hohen Türme!!! Gestalterische Vielfalt

    Ich kann die Sicht von Novaearion durchaus nachvollziehen. Erstmal freut es mich auch, dass jetzt insgesamt 6 Türme am Alex gebaut werden. Anders als der Masterplan dies vorsieht, sollten aber nicht alle Türme gleich hoch werden, sondern es sollte eine gewisse Vielfalt entstehen. Sonst entsteht eine Skyline, die tatsächlich aussieht als wäre sie auf dem Reißbrett geplant, eine Art Terra Cotta Armee ohne Vielfalt und Individualismus.


    Toll ist, dass verschiedene Architekturbüros zum Einsatz kommen. Aber eine 130 Meter hohe Wand aus bestimmten Perspektiven sollte es nicht werden.


    Für eine gestalterische Vielfalt würde ich es persönlich sehr begrüßen, wenn wie beim Messeturm in Frankfurt oder am Potsdamer Platz zumindest ein Turm sich nach oben verjüngt.


    Vielleicht sind die französischen Investoren mutiger im Umgang mit dem Baukollegium als TLG.

  • Architektonisch empfinde ich den Hines-Tower zwar nicht als Leckerbissen, die 150Meter würden aber die 130Meter-Einheitsfront optisch schön durchbrechen und der Skyline damit ihre Monotonie nehmen.

  • Das die 130m jetzt quasi als Einheitshöhe zum Standard werden sollen würde ich für das Gesamtbild der zukünftigen "Stadtkrone" auch als recht monoton empfinden.
    Ich kann nur hoffen das wenn das erste 150m Haus steht, das ParkInn nicht mehr als Höhenmass herhalten muss.

  • Nochmal zur Klarstellung: Nicht das Park Inn ist das Höhenmaß, sondern der Fernsehturm. Es geht nicht um absolute Höhe, sondern um Höhenverhältnisse. Außerdem sah Kollhoff den Abriss des Park Inns und eine Einheitshöhe von 150 Metern vor. Nach den jetzigen Plänen wird es ein Gebäude mit 125 Metern geben (das Park Inn), fünf bzw. sechs mit 130 Metern (TLG, Foncière des Régions und Kaufhof, später noch eins hinter dem Haus des Reisens) und zwei mit 150 Metern (Monarch und Hines). Es gibt also mehr Abwechslung in der Höhe als ursprünglich geplant, nicht weniger. Zugestanden sei – ob die Höhenverteilung besonders glücklich ist, darüber kann man streiten.

  • ich finde das tatsächlich gut. Es gibt ja auch noch ein paar kleinere häuser mit 50–70 meter. dadurch wird das ganze ensemble stimmiger.