Axel Springer Medien Campus [realisiert]

  • Das Ding ist wie ein Eintopf aus Stilmitteln, die man von anderen Bausünden geklaut hat....


    "Best of Bausünden der 70er, 80er und 90er" sozusagen....


    ^.^


    Na wenigstens dürfte es teuer für Springer geworden sein. Der niederländische Architekt hat seinen Preis.

    Koolhaas setzt übrigens eine etablierte Tradition fort. Die meisten Welt-Architekten, die in Berlin seit 1990 gebaut haben, hinterließen ihre mieseste und uninspirierendste Leistung ausgerechnet in dt. Hauptstadt.

  • Es erweckt den Anschein, als hätte Rem Koolhaas eines der hässlichsten Gebäude der Welt, den Tour Montparnasse, für Berlin flachgelegt. Glücklicherweise sind die Folgen deswegen nicht ganz so dramatisch wie für Paris (, wobei der Tour ja demnächst für schlappe 300 Mio. Euro umgestaltet wird).


    Mal schauen, wann dieses "Todesstern"-ähnliche Gebäude Einzug in die Listen der hässlichsten Gebäude der Welt finden wird.

  • < Was für ein bizarrer und völlig abwegiger Vergleich! Die Tour Montparnasse ist aus 1969 -1973 und somit etwas in die Jahre gekommen. Er ist sogar recht elegant im Vergleich mit anderen Wolkenkratzern der selben Entstehungszeit. Dass er jetzt nach umwelttechnischen Vorgaben saniert wird ist nur nachvollziehbar und begrüssenswert. Warum Sie ihn als Beispiel heranziehen für ein Gebäude das so gar keinen Vergleich ermöglicht bleibt wohl Ihr Geheimnis.


    https://www.bauwelt.de/themen/…rnasse-Paris-3063864.html


    Ich finde das sich jetzt präsentierende Campus Gebäude einfach nur enorm.

    Es gibt nichts ähnliches weder der Kubatur noch der Architektur nach gebautes im Berlin der Letzten Jahre. Spontan fällt mir nur das ICC aus 1979 ein. Aber das ist in einem ganz anderen städtebaulichen Kontext entstanden. allerdings verstehe ich unter einem "Campus" einem Feld im weitesten Sinne.... auch etwas anderes als dieses hier. Dies ist eher eine Fabrik.

    4 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Allein die Tatsache, dass er völlig anders ist, als was sonst gebaut wird, hebt ihn schon hervor.

    Ich bezweifele stark, dass dieses Haus irgendeine Innovation in die Architektur bringt. Die Vergleiche zu den 1970er Jahren sind richtig und genau dort sind die Motive entlehnt, die wir hier sehen. Und selbst wenn es anders und völlig neu wäre, so wäre das trotzdem keine Qualität. Die Idee, dass ein Haus nur dann gut ist, wenn es bei Null anfängt, war noch nie richtig.

    Einmal editiert, zuletzt von Aleon ()

  • Ich denke, Sie haben da was missverstanden.

    Was sie da von mir zitieren, bezieht sich auf Berlin. Und in der Tat, ist das, was in Berlin sonst entsteht, völlig anders.

    Ich habe nirgends behauptet, dass es eine Innovation in die Architektur bringt, ebenso wenig mich über die Qualität eines Gebäude geäußert, das 'bei Null' (was immer das auch heißen mag) anfängt.

  • Ich finde das es ein sehr schickes und modernes Gebäude geworden ist und es passt sehr gut zum Mutterhaus daneben.
    Ich mag mir garnicht vorstellen wie hier alle noch mehr rumgemeckert hätten wenn es wieder nur so ein grauer Quadrat-0815-Betonkasten geworden wäre wie es schon so viele gibt.

    Für mich eines der mutigsten und interessantesten Bauten der letzten Zeit. Es belebt mit seiner interessanten Form und Fassade die ansonsten langweilige Ecke dort sehr.

  • Nach meinem Verständnis geht es hier gar nicht vordergründig um Innovation, sondern vor allem um ein Narrativ. Es wurde damals jedenfalls so angekündigt, dass der Bau auf den Standort und dessen Geschichte (natürlich auch in Verbindung mit Springer) Bezug nehmen und daneben zugleich etwas Neuartiges für die Stadt darstellen sollte. Natürlich kann man das Ergebnis als Scheitern einer zu anspruchsvollen Integration betrachten.


    Ich sehe das aber wie gesagt nicht mal so. Der erste Entwurf wirkte viel leichter, eleganter und wohl auch ästhetisch gelungener. Jetzt hingegen wirkt es mE, als wenn man zunächst die Gestaltung der beiden eng aneinander geschmiegten Türme (matter, metallischer Schimmer und Glas) als klar dominierende Referenzbauten der Umgebung noch mal stärker verdichtet und ineinander integriert hat. Und diese Verbindung wird dann scheinbar durch eine gewaltige Kraft getroffen: Besonders eindrucksvoll natürlich der Durchbruch (mW Referenz zum Mauerfall aber vielleicht auch zugleich zur Digitalisierung), der Wechsel aus vorspringenden und zurückfallenden Kanten erinnert mich wie gesagt an Beulen und Narben. Die 'Schlieren' wirken etwas wie die nach dieser 'Explosion'/ 'Implosion' am Glas herab rinnende Drucktinte. Ich nehme da insgesamt einfach sehr viel Energie und Dynamik wahr und halte es für eine eher gelungene bauliche Umsetzung einer abstrakten Symbolik, hier eines radikalen Umbruchsprozesses.


    Ansonsten fühlte ich mich tatsächlich auch gleich ähnlich wie Camondo sehr ans ICC erinnert (was die Wirkung auf die Umgebung betrifft, nicht so sehr die Gestaltung selbst), was bis heute weniger als schön aber doch als prägendes und in seiner Formensprache in sich selbst stimmiges Unikat bewertet wird. Ich sehe hier einen großen und auch gelungenen Wurf, würde so etwas aber zugleich nicht zu oft in der Stadt haben wollen.

  • Ich war heute vor Ort und habe mir das Gebäude genauer angeschaut. Hier einige Bilder, wobei ich mich bemühte, die schöne Bilderstrecke von Backstein (hier #187) zu komplementieren:


    Zunächst noch einmal ein gewohnter Eindruck von der Axel-Springer-Straße:


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    Schön finde ich die Treppen und Böden mit Holzmaserung in den überdachten Außenbereichen:


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    Ich kann gut verarbeitetem Sichtbeton einiges abgewinnen, aber in Verbindung mit metallenen und eher billig wirkenden Decken entsteht m.E. eine zu kühle, harte Atmosphäre.


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    Auch der Fensterreihe, die in den überdachten Bereich hineinragt, kann ich nicht viel abgewinnen: Ich weiß nicht, wie groß ihr funktionaler Wert ist, aber sie trägt sie zu einer unnötigen Einengung des Raumgefühls bei:


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    Besonders bei diesem Eingang wirkt sich diese Fensterreihe unvorteilhaft aus, sie nimmt ihm unnötig an Höhe und Großzügigkeit.


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    Zwischen den einzelnen Fenstern zeigen sich überall solche unschönen Flecken.


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    Mir ist schleierhaft, warum gerade an der vermutlich frequentiertesten Ecke (zwischen Axel-Springer-Straße und Zimmerstraße) eine so banale und billige Treppenhaustür (?) angebracht worden ist.


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    Der vorteilhafteste, ikonischste Blick ist sicher dieser. Hier ist das Gebäude markant, originell, ästhetisch gelungen:


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    Gleich daneben, allerdings, an der Jerusalemer Straße, ist der Eindruck regelrecht trostlos: Ein weitgehend von einer abweisenden, kalten Alufassade von der Außenwelt abgeschirmtes Erdgeschoss, darüber die viel und zurecht kritisierten Fenster im (unfreiwilligen?) dirty-look.


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    Auch die Seite an der Schützenstraße ist m.E. ästhetisch weitgehend missglückt. Von der Ecke Jerusalemer/Schützenstraße kann man immerhin gewisse Korrespondenzen zum Axel-Springer-Hochhaus erkennen:


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    Bemerkenswerter, weil zumindest mir bislang entgangen, ist die Korrespondenz zum Mossehaus in der vertikalen Gliederung in zwei unterschiedliche Ebenen:


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    Der direkte Vergleich der Ecken fällt aber für den Springer-Campus wenig schmeichelhaft aus. Aber urteilt selbst:


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    Zuletzt ein Bild, das für mich exemplarisch für das gesamte Gebäude dessen Schwächen aufzeigt: Eine disharmonische Mischung unterschiedlicher Gestaltungselemente: aggressiv-eckige Kanten, gleichsam zum Ausgleich Wellenlinien auf dem Boden und unmotivierte runde Säulen, ein, trotz der Größe des Gebäudes, beengter, knausrig wirkender Eingang, überhaupt ist der Bau groß, ohne großzügig zu wirken, er wirkt teil klobig, teils aggressiv, teils effekthascherisch-spektakulär und dabei stets unentspannt, unsouverän, unstimmig.


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    Alle Bilder von heute & von mir.

  • Vielen Dank ElleDeBE.


    Es ist tatsächlich aus allen Perspektiven ein Panoptikum des Grauens.

    Keine Bausünde wurde hier ausgelassen.


    Das Positive: Für Architekturstudenten vereint der neue Springer Bau anschaulich alle Scheußlichkeiten auf einmal.

  • Kann mich nur anschließen. Selbst das „Maul“ mit zerknüllte-Fassade-Effekt hat man gefühlt schon mal auf der Frankfurter Zeil oder irgendeiner Mall gesehen. Am gruseligsten ist die Seite neben dem Mendelsohn-Haus: dunkles Glas mit gelben Streifen. So wurde in den 80er gebaut - fies gebaut freilich. Die Kubatur ist einfach erschreckend.

    Kennt jemand Räuberschach? Das mal auf Architektur übertragen: So schlecht es ganz gewollt und bewusst geht.

    Details wie der Holzboden sind zwar erfreulich aber retten trotzdem nichts.

  • ^ Damit kein Missverständnis entsteht: Der Boden zeigt eine Holzmaserung, ist aber nicht aus Holz, sondern deutlich härter, vielleicht Beton.

  • Bzgl. meiner Frage " Warum man hier in der Zimmerstraße (erstmal?) sehr sauber gewalzten Asphalt statt Kleinpflaster gewählt hat - keine Ahnung" (siehe dieses Bild) hatte Ostkreuzblock vermutet:

    Ich vermute mal, dass es hier zahlreiche Fahrradbügel geben soll.

    Nur ist es zur Zeit sehr schwer diese auch baubehördlich genehmigt zu bekommen....

    Nein, das war es nicht. :) Es werden nun auch hier Schutzpoller eingebaut. Die in diesem Bild an der Ostseite zu sehenden Metallpoller sind nur das "Skelett", auch dort werden bzw. wurden sie mittlerweile mit Beton ummantelt.


    Aktuelles Bild der Zimmerstraßenseite:


    springer_poller01.jpg (1002×564)

  • Ich habe den Eindruck, dass mittlerweile die Gestaltung der Trottoirs und Strassen viel länger dauert als früher, das zieht sich mehr und mehr hin, ob Humboldforum, Suhrkamphaus oder auch hier.


    springer8ffnk7j.jpg



    Nochmal ein paar Aufnahmen. Für mich einer der gelungensten Neubauten der letzten Jahre.


    springer3stkqu.jpg



    Die vielkritisierte Nordseite.

    Mir gefallen mitunter Gebäude die vielleicht etwas grob oder bunkermässig erscheinen, ICC oder Berta am Hauptbahnhof fallen mir da ein.

    Der Einschnitt unterbricht meines Erachtens die mögliche Monotonie ganz gut, dazu die leichte Schräge, die diese auch etwas verändert.


    springer4fejbe.jpg



    Die gelbe Fassadenteile erscheinen vielleicht altbacken, aber ich denke sie sind einfach eine Referenz an den ursprünglichen Springerbau.



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    springer5cskge.jpg



    springer9ffrjo3.jpg

  • ^ Im Fall des Springer-Komplexes liegt das auch daran, dass auf allen 4 Seiten massive Schutzpoller eingebaut werden.

    Ich denke totzdem, dass die Straßen und Gehwege noch in diesem Jahr fertig werden. Mal sehen.

  • Theseus532 Danke für die Aufnahmen.


    Es unterstreicht meine bisherigen Eindrücke. Der Bau harmoniert mE gut mit dem wuchtigen Hochhauskomplex und drückt zugleich trotzdem auch etwas völlig Eigenes aus. Ich mag auch die enorme Dynamik und Energie, die durch Formensprache und Farbgebung transportiert wird. Ich kann verstehen, dass es einigen etwas zu viel ist aber es passt mE genau zum Inhalt: Wie schon mal geschrieben, verkörpert dieses Gebäude mE hervorragend Springers Anspruch, sich im heutigen Zeitalter noch einmal selbst neu zu erfinden.


    Ich mag den neuen Springerkomplex nicht weniger als etwa den deutlich beliebteren Cube. Jedenfalls ist er alles andere als langweilig und banal und damit eine erfreuliche Abwechslung zum zunehmenden Einheitstrend. Spannend wird jedoch sein, wie gut so ein spektakulärer Entwurf altert. Mein Bauchempfinden ist positiv aber das wird nur die Zeit zeigen können.

  • Der neue Springer Bau ist eine üble Stilverwurstung ohne Sinn und Verstand. Hier kommen die miesesten Architektur-Ideen aus verschiedenen Epochen zusammen.


    Ich habe keinen Zweifel, dass dieses Ungetüm genauso wie das HU-Forum niemals internationale Würdigung erlangt. Als Berlin Freund schmerzt es mich zu sehen, wie einer der größten Konzerne der Stadt sich so ins Bein schießen konnte, denn die verquere Formensprache wirkt sich negativ auf das Firmen Image aus.


    Allein die Fenster machen den Bau zum hässlichsten Berliner Konstrukt nach 1990.

  • OMA/Koolhaas sind aber eigtl. kein Stümper, solche Monumental-Bauten liegen ihnen normalerweise. Man schaue sich nur die Nationalbibliothek in Quatar an. Ein durch und durch fantastischer Bau, von innen wie außen. Lichtdurchflutet, monumental und dennoch filigran. -> https://www.archdaily.com/892727/qatar-national-library-oma


    Insofern verwundert mich das Ergebnis hier. Es ist ja bekannt, dass der Entwurf mehrfach geändert wurde. Der Ursprungsentwurf war deutlich kantiger und würfelförmiger, u.a die Dachschräge kam später hinzu, ebenso wie die an ein 70er Jahre Kaufhaus erinnernde Rückseite. Auch war die große Glasfront noch linear gehalten und nicht in Polygonschalen konstruiert. Meine Vermutung ist, dass Springer hier mehrfach wehement Einfluss genommen hat, um das Gebäude möglichst visualy-kongruent mit dem Haupthaus zu machen und eigene Geschmacklosigkeiten wie die Dachschräge, die fleckbeklebten Fenster ect. beizutragen.

  • ^Meines Wissens nach musste die Dachschräge neu eingeplant werden, weil Nachbarn mangelnden Abstand monierten.

    Das Atrium ist großartig. Um es mit deinen Worten zu sagen: Lichtdurchflutet, monumental und dennoch filigran. Vielleicht das Beste am ganzen Bau.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • Der neue Springer Bau ist eine üble Stilverwurstung ohne Sinn und Verstand. Hier kommen die miesesten Architektur-Ideen aus verschiedenen Epochen zusammen.


    Ich habe keinen Zweifel, dass dieses Ungetüm genauso wie das HU-Forum niemals internationale Würdigung erlangt. Als Berlin Freund schmerzt es mich ....


    Allein die Fenster machen den Bau zum hässlichsten Berliner Konstrukt nach 1990.

    Ich denke da müssen Sie Ihre Kritik in Richtung des Bauherren und nicht in Richtung Berlin senden. Alles andere fällt wieder unter die von ihnen bereits bekannte und über alle Maßen strapazierte Kategorie Senats- Bashing.