How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb

  • How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb

    Auf der Baustelle ist eine Zehn-Zentner-Bombe gefunden worden, das berichtet die FNP. In den nächsten Tagen muss ein Gebiet im Umkreis von 500 - 1000 Metern evakuiert werden, eine akute Gefahr bestehe jedoch nicht. Ein genauer Termin für die Evakuierung steht noch nicht fest.


    Der Job eines Pfahlbohrmaschinen-Führers scheint manchmal nicht ganz ungefährlich zu sein.

  • Bombenfund

    Die Zehn-Zentner-Bombe soll am kommenden Sonntag entschärft werden. Sie ist zurzeit nicht direkt sichtbar, da sie mit Brettern abgedeckt wurde. Der kleine rote Bagger hat sie vermutlich nach der Entdeckung freigelegt. Beim Fotografieren wird man von Polizeiaugen beobachtet, verständlicherweise.



    Mit dem Ausheben der Baugrube wurde begonnen. Sie scheint nicht besonders tief zu werden, die Spitzen der ersten Gründungspfähle schauen schon heraus.


  • Danke für Fotos und Lokalisierung, Beggi. Der Blindgänger wurde einem FR-Interview mit dem Leiter des hessischen Kampfmittelräumdienstes zufolge von einer Firma zur Kampfmittelräumung gefunden. Demnach ist nicht einfach eine Baggerschaufel daran gestoßen. Und es handelt sich um eine sehr große Bombe mit 150 Kilo Sprengstoff. Daher muss während der Bergung auch der Evakuierungs- und Absperrbereich (Plan) groß sein.


    Der Blindgänger liegt recht dicht unter der Oberfläche. Schon erstaunlich was in den letzten 70 Jahren darüber alles passiert ist. In den Fünfzigern wurde ein Opel-Autohaus mit Werkstätten darauf errichtet und jahrzehntelang betrieben. Vor etwa 15 Jahren wurden die Bauten abgebrochen. Danach war erst ein Lager für Rover-Neuwagen über der Bombe, später ein kostenpflichtiger Parkplatz. Dann sind wieder schwere Maschinen darüber gefahren und erst vor zwei Wochen wurde in einem Festzelt ein paar Meter neben der Bombe die Grundsteinlegung gefeiert.

  • Die Prüfung von Bauanträgen umfasst nicht die Kontrolle, ob auf dem jeweiligen Grundstück noch Kampfmittel aus dem 2. Weltkrieg vorhanden sind. Das müssen Eigentümer/Bauherren eigenverantwortlich prüfen lassen. Der Kampfmittelräumdienst beim Regierungspräsidium Darmstadt gibt auf Antrag Auskunft, ob auf dem Grundstück mit einer Kampfmittelbelastung zu rechnen ist, z.B.weil sich die Fläche in einem ehemaligen Bombenabwurfgebiet befindet.


    Diese Untersuchung erfolgt anhand von Abwurfprotokollen und von Luftbildern der Royal Air Force, die schon in den 60er Jahren für diesen Zweck freigegeben worden waren und die seit ca. drei Jahren allgemein zugänglich sind (die Bilder meine ich). Das Archiv (The Aerial Reconnaissance Archives - TARA) enthält über 5,5 Mio Luftbilder von RAF und USAF sowie noch etliche Tausend der Luftwaffe von allen europäischen Kriegsschauplätzen. Die Fotos aus den Jahren 1939/40-1945 sind von teilweise enormer Auflösung. Man kann auf ihnen alle Einschläge, die nicht von Trümmern verdeckt sind, bestens erkennen und Experten können am Bodenmuster wohl auch die Blindgänger erkennen. Natürlich ist auch Frankfurt nach den Angriffen offenbar von Aufklärern überflogen worden, um den "Erfolg" der Bombardierung zu dokumentieren.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Wer haftet eigentlich, wenn eine solche Bombe nicht vom KRD sondern vom Bohrgerät gefunden wird?


    Und wer bezahlt die Räumung?

  • Da wir gerade beim "Thema Fliegerbomben" sind: Es ist ja die Rede davon, dass es sich um eine Zehn-Zenter-Bombe handelt. Der Hessische Rundfunk berichtete wiederholt von einer zehn Zentner "schweren" Bombe. Die Gewichtsangabe sagt ja nichts über das Gewicht der Bombe, sondern über deren Sprengkraft, bzw. die freigesetzte Energie im Falle einer Explosion aus. Gemessen wird dabei die Energie/Sprengkraft von TNT. Eine Zehn-Zentner- Bombe hätte danach die Sprengkraft von 500kg TNT. Da es sich um eine amerikanische Fliegerbombe handelt, wären das 1000 Pfund a 454g. Also müsste die Bombe, unabhängig ihres physischen Gewichts, eine Sprengkraft von 454kg TNT haben. Das nennt man, glaube ich, TNT-Äquivalent. Liege ich da richtig? Wäre schön, wenn einer was dazu schreibt, der mehr Ahnung hat als ich.

  • ^^ Allgemein gilt der Grundsatz : Wer als Bauherr ein Grundstück bebauen oder anderweitig nutzen möchte, ist auch für die Gefahren verantwortlich, die eventuell von Kampfmitteln auf seinem Grundstück ausgehen. Insbesondere trägt er die Verantwortung für die an der Bauausführung beteiligten Personen und für die umliegenden Flächen. Wegen des hohen Risikos müssen daher bei Anhaltspunkten für Bombenblindgänger und von Munition konkrete Recherchen, grundstücksbezogene Nachforschungen oder Räummaßnahmen eingeleitet werden. Der Bauherr ist insoweit als sogenannter Zustandstörer primär in der Verantwortung.


    Daraus folgt, dass den Bauherrn, den Bauleiter und die beauftragten Tiefbauunternehmen eine diesbezügliche Sorgfaltspflicht trifft. So, wie man bei grabenlosen Arbeiten im Baugrund im Hinblick auf unterirdische Leitungen eine Netzauskunft bei den Netzbetreibern einholen muss, hat man eben den KRD zu Rate zu ziehen; zumal die Bauaufsicht in ihren Merkblättern für Bauantragsteller ausdrücklich darauf hinweist.


    Die Kosten für Luftbildrecherche, Entschärfung der Bombe, ihren Abtransport und die Entsorgung trägt das Land Hessen, bzgl. der Kosten für Evakuierung usw. dürfte primär das Land zahlen (Gefahrenabwehr), aber evtl. gibt es einen Rückgriff auf den Grundstückseigentümer als Zustandsstörer.

  • Thomas:


    Bei den WKII-Bomben wird tatsächlich das Gewicht der Bombe angegeben, nicht das TNT-Äquivalent.
    Das seinerzeit verwendete Zeug bestand in dieser Gewichtsklasse zu mindestens der Hälfte aus Sprengstoff, bei Luftminen auch mal bis zu 80%, wenn keine große Durchdringungskraft gefragt war sondern nur heftige Druckwellen erzeugt werden sollten - also hier ab 250kg.


    Das damals meist verwendete Amatol liegt bei einem TNT-Äquivalent von 0,85, also liegt da ein TNT-Äquivalent zwischen 200kg und 350kg.


    Das reicht schon aus, um im Fehlerfall die Gegend weiträumig zu entglasen, der auf der Webcam sichtbare Messeturm ist zwar außer Reichweite, aber innerhalb von 300m steht genug was zu Bruch gehen würde, Radisson, Amex, Eckbebauung Solmsstraße....


    Wünschen wir also den Sprengmeistern das Allerbeste. Gebete bei Bedarf an die heilige Barbara.

  • Die Entschärfung der Fliegerbombe hat heute morgen ca. drei Stunden gedauert. Danach konnten alle evakuierten Einwohner wieder zurück in ihre Häuser. Auf hr-online.de gibt es Bilder von dem jetzt unschädlichen Objekt, das eher wie ein Bauernbrot aussieht.

  • Laut HR-Videotext wurde heute erneut eine Zehn-Zentner-Bombe auf der Baustelle gefunden. Sie soll am Pfingstsonntag entschärft werden.


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    Mod: Hier der Link zu hr-online.

  • Die Entschärfung wurde heute gegen 10.45 Uhr erfolgreich beendet. Hoffen wir mal, dass das die letzte war.

  • Mod: Verschoben, bezieht sich auf den mittlerweile dritten Blindgänger-Fund auf der Baustelle des St Martin Tower.
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    Hm, auch auf die Gefahr hin, dass ich es überlesen habe...


    Wurde dieses Grundstück entsprechend ausgewiesen, dass hier mit solchen unschönen Funden zu rechnen ist?


    3 auf einen Streich... Das ist in der Tat ungewöhnlich...


    Vor allem, weil ich jetzt ganz andere Gebiete in Frankfurt eher vermutet hätte, die potenzielle Blindgänger enthalten (altes Güterbahnhofsgelände beispielsweise...)


    D.h. die Bauarbeiten müssen bis zur Entschärfung wieder ruhen?
    Mal schauen, wann entschärft wird - am WE ist ja Wolkenkratzerfestival - auch wenn das außerhalb der Evakuierungszone stattfindet m.W.....

  • Bezüglich der Bombenfunde:


    In der Tat wurde das ganze Gebiet ziemlich gründlich bombardiert, zumindest gemessen an der damaligen Bebauungsdichte. Kann gut sein, dass das mit dem nahen Flughafen Frankfurt-Rebstock zusammenhing, der bis 1945 noch militärisch genutzt wurde (sagt wikipedia).


    Eine gute Übersicht, dass es dort ziemlich rund ging, bietet dieses Bild von altfrankfurt.com. Gut zu erkennen ist unten rechts der Katharinenkreisel (früher Opelrondell), oberhalb liegt die Baustelle von St Martin. Oben am Bildrand Rödelheim, unten das Rebstockgelände und rechts unten am Rand die Kuhwaldsiedlung.

  • Wer zahlt eigentlich die Bombensuche und -entschärfung? Der Bauherr? Und von welchen Kosten sprechen wir da?

  • Als City-West Bewohner hört es langsam auf, lustig zu sein... wäre es nicht möglich, das Gelände auf einmal komplett abzusuchen? Oder liegen die Bomben in verschiedenen Tiefen?


    Wer zahlt eigentlich die Bombensuche und -entschärfung? Der Bauherr? Und von welchen Kosten sprechen wir da?


    Und ab wann kann man als Anwohner eine Entschädigung erwarten... (vom Bauherrn, der da schön für seine Profite investiert auf Kosten der Anwohner)?! Meine Sonntage haben auch einen gewissen Wert.

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    Psst: Wenn das Bomben mit sogenanntem "Säurezünder" sind, dann können die auch heute noch hochgehen, wenn sich die Alkohol/Aceton-Mischung durch die Kunststoffschicht gefressen hat. Weil beispielsweise die Glasampulle zwar an- aber nicht durchgebrochen war und nach Jahren durch irgendeine Erschütterung die Brühe doch ausläuft.


    Der Sprengstoff selbst ist recht alterungsstabil.


    Du solltest also - eigentlich - dem Bauherrn auf Knien danken, dass er da jetzt baut und die Dinger entfernen lässt. Sonst macht es irgendwann rumms und keiner weiß, was es war. So nah wie die Dinger da beieinanderliegen kann sowas auch eine Kettenreaktion geben, bei der der erste Stoß die Zünder der anderen wiederbelebt.


    Also wenn schon motzen, dann über diejenigen, die in den letzten fast 70 Jahren das Gelände irgendwie genutzt haben, ohne groß in die Tiefe zu gehen.


    Wie beim Bau des kleineren der zwei Blauen Brüder in der Lyoner Straße 32: Da stand seit Mitte der 1970er ein Parkhaus und nach dem Abriss fand sich beim Ausheben der Baugrube eine alte Bombe.

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    Ist denn jemals ein Blindgänger nach so vielen Jahren von alleine tief im Erdreich explodiert?


    Wer zahlt eigentlich die Bombensuche und -entschärfung? Der Bauherr? Und von welchen Kosten sprechen wir da?


    Ich frage mich, ab wann es für die angrenzenden Hotels zu einem Problem wird, insbes. natürlich das Radisson, v.a. als Emirates Crew Hotel mit konstant über 50 Crews... irgendwann wird es denen auch zu unberechenbar.

  • ^^
    zu den Kosten: soweit ich weiß zahlt der Bund, wenn es Deutsche Munition ist, sofern es sich aber, wie meistens, um Bomben der Aliierten handelt, Zahlen die Bundesländer. Habe neulich mal eine Doku darüber gesehen.


    Und gut zu wissen, dass da Jahrzentelang eine Tankstelle stand...:cool:

  • ^^
    Ja, in Hausen in den Pflanzländern ist mal um 1980 eine explodiert. Direkt im Garten, wenige Meter hinter dem Haus.

  • Nr. 3 wird Montg entschärft - anderer Ablauf der Entschärfung

    Bombe Nr. 3 wird erst am Montag 27.05. wohl ab 15:00 Uhr entschärft, wegen des Wolkenkratzerfestivals am Wochenende.


    Anders als bei den letzten beiden Bomben ist diesmal allerdings der Zündmechanismus verformt. Deshalb kann man den Zünder nicht herausdrehen. Daher wird der Zündkopf abgesägt, die Bombe dann vor Ort mit Erde bedeckt und in einem Loch kontrolliert gesprengt, wie die FR-online und HR-online berichten.