Friedrichstadt (Mitte) | Kleinere Projekte

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    Ok, danke für die Info. Ermutigend ist, dass der Projekt-Eintrag bei der HRC laut Google auf den 5.11.14 datiert und demzufolge erst nach der Museums-News erschien. Vielleicht hat man dies ja verworfen und entwickelt nun doch ein Wohnensemble.

  • Friedrichstr. 63

    Gestern sind nach monatelangen Renovierungsarbeiten an der Friedrichstr. 63 die Gerüste "gefallen".
    Alle Natursteinplatten wurden entfernt und duch weißen Dämmputz ersetzt. Im 3. Bild ist der Originalzustand noch zu sehen. Es sah eigentlich gar nicht schlecht aus vorher. Ob das "nur" der energetischen Sanierung geschuldet ist?





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    3 Mal editiert, zuletzt von KaBa1 ()

  • Scheußlich! Die alte Fassade war sicher kein Meisterwerk aber sie hatte Charakter und Wiedererkennungswert. Das hier sieht schon während des Abrüstens schäbig und billig aus. So etwas gehört vielleicht an den Stadtrand aber nicht an die Friedrichstraße.

  • Ja, und wieder ein charaktervolles Gebäude mit dem Standard-Dämmlook entstellt, der abgesehen vom groben Baukörper gegliche Unterschiede einebnet. Als würde man ein grafisch anspruchsvolles Spiel in eine 24x24 Pixel-Grafik übersetzen.

  • Die alte Fassade hatte der Ecke ein Gesicht gegeben, wenn auch die Proportionen etwas gedrungen waren, es hatte ein gewisses Etwas. Da hilft auch das verzinkte Dach nichts.
    Das jetzt ist nur scheusslich.
    Eindeutig ein Fall für die Geschmackspolizei.

  • Entstuckung bei ner Platte, das muss man auch mal schaffen :D. Ja, nee, echt schade drum. Noch nen Eimer Farbe in nem anderen Farbton dürfte doch wohl drin gewesen sein...

  • In der Tat ein Ärgernis. Ich mag die historisierenden Platten, die Ende der 80er in der Friedrichstadt gebaut wurden, eigentlich ganz gern. Vor allem der Gendarmenmarkt bekommt durch diese Fassadenform ein ganz eigenes Gesicht, das ich sehr gelungen finde: Es hat ihm seine Wirkung als großem, europäischen Stadtplatz zurückgegeben, ohne die Brüche in der Berliner Geschichte zu verleugnen.


    Wenn auch diese Fassaden enstprechend der Friedrichstr. 63 glattgebügelt würden, hätte der Platz viel von seiner städtebauliche Qualität eingebüßt. Hoffen wir, dass es nicht so kommt...

  • Abstoßend, wie eine Kühltruhe im Wohnzimmer.
    Das zeigt auch wie man vermeintlich anspruchslose oder gar als wertlos verrufene Architektur durch Außendämmung noch einige Etagen tiefer in den Geschmackskeller verfrachten kann. Getreu dem Motto 'schlimmer geht immer'. Ich frage mich manchmal, was den Arbeitern dabei durch den Kopf gehen mag, wenn sie den Auftrag bekommen diese Geschmacklosigkeit zu montieren.

  • ...Wenn auch diese Fassaden enstprechend der Friedrichstr. 63 glattgebügelt würden, hätte der Platz viel von seiner städtebauliche Qualität eingebüßt. Hoffen wir, dass es nicht so kommt...


    Ich kenne kaum Beispiele in Berlin, wo DDR-Plattenbauten wirklich ansprechend renoviert wurden. Ganz in der Nähe, Mauerstr. 67 wurde ähnlich verfahren und dann auch noch mit einem ganz "kalten" Anstrich. Mit fehlt ein kreativer Gedanke der Architekten, die das renovieren. Oder ist es nicht möglich eine DDR-Platte stilsicher zu renovieren???

  • KaBa1


    Nunja, dies war keine 08/15 Platte. die hatte schon was und war auch speziell für die Friedrichstraße konzipiert worden, ähnlich wie die schon vor Jahren abgerissene Spielbank schräg gegenüber.
    Wie man Plattenbauten auch ansehnlich und innovativ sanieren kann, dazu gibt es hier einen eigenen Strang, einfach mal kundig machen.
    http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=9290


    Es gibt sehr wohl sehr gelungene Beispiele. Forumsmitglied Klarenbach hat hierfür ein sicheres Händchen bewiesen. Mich würde sehr seine Meinung zu diesem Fall interessieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Ich kenne kaum Beispiele in Berlin, wo DDR-Plattenbauten wirklich ansprechend renoviert wurden. Ganz in der Nähe, Mauerstr. 67 wurde ähnlich verfahren und dann auch noch mit einem ganz "kalten" Anstrich. Mit fehlt ein kreativer Gedanke der Architekten, die das renovieren. Oder ist es nicht möglich eine DDR-Platte stilsicher zu renovieren???


    Hallo,


    spontan fällt mir die Pablo Neruda Bibliothek in Friedrichshain ein.
    Ein DDR Schulbau, welcher interessant umgestaltet wurde.


    Negativ Bespiele mit Plastiküberzug gibt es zuhauf, da gebe ich dir Recht.


  • Es gibt sehr wohl sehr gelungene Beispiele. Forumsmitglied Klarenbach hat hierfür ein sicheres Händchen bewiesen. Mich würde sehr seine Meinung zu diesem Fall interessieren.


    Welche Beispiele denn nun genau. Über 90% erscheinen mir als ähnlich belanglos zugekleistert. Sie waren nur vorher weniger ambitioniert als die Platte in der Friedrichstraße. Das Ergebnis dieser Dämmung ist tatsächlich erbärmlich.


    ^Ich wusste gar nicht, dass die Bibliothek eine Platte war. Die finde ich von Außen tatsächlich sehr gut (drinnen war ich noch nicht). Mir fallen auch speziell einige weitere Schulen ein, die gut geworden sind z.B. die Bernhard-Rose-Schule in Friedrichshain http://binged.it/1EcK3vF.


    Holzverkleidungen, wie an der Bibliothek, sollten m.E. häufiger zum Einsatz kommen.

  • Da fällste doch vom Glauben ab. An der Friedrichstraße. Wenn nicht mal dort ein minimaler ästhetischer Anspruch bei der Sanierung solcher Gebäude besteht, sehe ich schwarz für alle derartigen um Anpassung bemühten Platten. Bei weniger spektakulären aber soliden Exemplaren wird ja ebenfalls gnadenlos zugekleistert.

  • Das ist die Kapitulation der modernen Architektur, die es schafft sogar noch einen (doch einigermaßen gelungenen) Plattenbau zu verschandeln!


    Mit modernen Architektur hat das hier aber rein gar nichts zu tun ;)

  • Da liest sich die Projektbeschreibung auf der Seite von berlinhaus doch wie eine Satire:


    "Das Objekt, ein in den 80er Jahren entstandener Tafelbau, ... soll im Bestand aufgewertet werden. ... Im Zuge der energetischen Sanierung werden Materialität und Formsprache der Fassade grundlegend höherwertig angelegt und dem städtischen und zeitlichen Kontext des Berliner Kerngebiets angepasst....Die bisherige Außenfassade mit kleinen Fenstern soll energieeffizienter gestaltet werden und ein ruhigeres zeitgemäßes Erscheinungsbild erhalten. Öffnungen werden nicht nur im Bereich des Erdgeschosses großzügig erweitert, sondern in allen Straßenfassaden sorgen höhere und breitere Verglasungen für ein vielfaches an Innenraumbelichtung. Das neue Erscheinungsbild wird der Blockecke eine neue, stärkere Präsens im Stadtraum und insbesondere der Friedrichstraßenflucht verleihen."


    Da kann man mal sehen, wie falsch man als Laie diese fantasielose bzw. geschmacksfreie Verpackung einschätzt. Durch die weiße Kunststoffhülle wird die Materialität und Formsprache höherwertiger bzw. ruhiger und zeitgemäß. Ein Beispiel mehr, dass man wirklich jede noch so peinliche Billigstsanierung schönschwafeln kann.
    Und die Aussage nach dem mehr Licht für die armen Mieter des Gebäudes durch größere Fensteröffnungen im oberen Bereich stellt sich für mich beim direkten Vergleich des Vorher/Nachher von Camondo als Fehlaussage dar.

  • Das ist wohl weniger laienhaft, als eher Marketing? Tafelbau klingt irgendwie schon lustig :).


    Ich frage mich dennoch, wo die größeren Fenster sind? Bis auf die Rundbogen im 1.OG sind doch alle noch gleich groß? Schade ists natürlich zusätzlich um das Schrägdach und die Gauben.

  • ^Das "Laie" hatte ich dann auch eher auf die Unwissenden hier (incl. meiner Person)bezogen, die dieses herrliche Projekt kritisieren und die Qualitäten nicht erkennen :)

  • [quote='Camondo','http://www.deutsches-architekturforum.de/thread/?postID=473023#post473023'] KaBa1


    Wie man Plattenbauten auch ansehnlich und innovativ sanieren kann, dazu gibt es hier einen eigenen Strang, einfach mal kundig machen.
    http://www.deutsches-architekt…rum/showthread.php?t=9290


    Vielen Dank für die Info. Diesen "Strang" kannte ich noch nicht. Allerdings hatte ich weniger Groß-/Wohnsiedlungen oder Schul/Kitagebäude gemeint.


    Es ging mir mehr um die innerstädtische Sanierung von Plattenbauten. In der Linienstr. 46-70 ist die Sanierung einigermassen gelungen. In der Rosenthaler Straße auch. Auch dieses Beispiel von Batö finde ich interessant http://www.deutsches-architekt…hp?p=455360&postcount=621


    Es gibt aber auch "schöne", aber leider unsanierte Plattenbauten, z.B. an der Kreuzung Neue Schönhauser Str./Münzstr./Weinmeisterstr., denen möglicherweise ein ähnliches Schicksal droht, wie dem Gebäude in der Friedrichstrasse.