Charlottenburg und Westend | Kleinere Projekte

  • Echt jetzt? Ich kenne die Ecke zwar nicht und kann mir die Lage vor Ort schwer vorstellen aber das klingt doch sehr nach Besitzstandswahrern, die um ihre angestammten Rechte fürchten, bauen ja aber bitte nicht bei mir.


    Ich finde die Bebauung auf Trümmergrundstücken mit Lebensmittel- und Tankstellenbungalows eher völlig Zeitfern und in Zeiten knapper werdender innerstädtischer Baulandflächen empfinde ich solche Haltungen die diesen Flächenfrass konservieren wollen eher egozentrisch und ignorant.

    Man müsste mal Grafiken vom Istzustand sehen um die Lage hier richtig einschätzen zu können, die Argumente der Initiative gegen die Bebauungspläne ließen sich sicherlich auch architektonisch lösen oder abmildern.

  • Also, ich habe in Madrid lange in Embajadores gelebt, 43.000EW/km2- ich frage mich, wie ich das ausgehalten habe, wenn da schon bei 12.000EW gejammert wird.

  • Schloß Charlottenburg soll ein Besucherzentrum erhalten.

    Wie in der heutigen rbb abendschau zu erfahren war, soll das Schloß Charlottenburg ein Besucherzentrum erhalten. Ich sehe jetzt nicht die Notwendigkeit, hier scheint aber wohl ein Überschuß an Mitteln zu bestehen, lieber wäre mir, wenn diese Mittel in eine einigermaßen akzeptable Pflege des Parks und historische Wiederherstellung der barocken Parterre fliessen würde, die gerade in Zeiten heisser Sommer, beständig unter Wassermangel leiden.


    https://www.berlin.de/aktuelle…rg-soll-neues-besuch.html

  • Arcostraße 9/11

    Zuletzt hier


    Und auch bei diesem nur 250 m weiter spreeaufwärts gelegenen BV sind inzwischen mehrere Rohbauten entstanden.

    Blick von der Ecke Arcostr./Iburger Ufer auf das Baufeld:


    arcostr01.jpg


    arcostr02.jpg


    Ansichten Arcostraße:


    arcostr03.jpg


    arcostr04.jpg

  • Wieland & Pestalozzi

    Bato hatte hier vor fast 4 Jahren über das BV berichtet. Inzwischen ist das geplante Gebäude Wieland- Ecke Pestalozzistraße in Bau und wird unter dem Projektnamen „Wieland & Pestalozzi“ angepriesen.


    Eine Projektseite gibt es auch: https://www.wieland-pestalozzi.com


    Bilder der Baustelle:


    wieland_pestalozzi01.jpg


    Die von außen schlecht einsehbare Baugrube:


    wieland_pestalozzi03.jpg


    Plane mit Visu:


    wieland_pestalozzi02.jpg

  • ... ich finde es sehr schade, dass die runde Ecke im Erdgschoss nicht mit einem Laden oder einer Eingangssituation versehen wurde. Einfah nur mit einem Fenster daherzukommen ist weder traditionsgemäss, noch schön und einfach verschenkt. Gerade diese typischen Berliner Ecksituationen können wenn sie urban geplant sind, sehr zur Belebung eines Quartiers beitragen.

  • ^ Ein Laden an der Ecke würde sich sicherlich gut machen und das Quartier - wie du sagst - aufwerten. Aber welcher Einzelhändler soll in einen solchen Laden im Erdgeschoss heutzutage einziehen? Ein 1€-Billig-Laden? Oder ein Bastel-Paradies? Oder ein Barbier für den preiswerten 10€ Haarschnitt? Das sind alles Läden, die nach 6 Monaten wieder rausgehen, weil sie die Miete nicht zahlen können.


    Einzig ein Nahversorger würde Sinn machen. Aber dazu musst du erstmal einen Nahversorger finden, der dort reinmöchte. Heutzutage musst du mindestens 500 qm Verkaufsfläche (besser 800 qm Verkaufsfläche) anbieten, damit ein Nahversorger bereit ist, sich dort anzusiedeln. Zur Verkaufsfläche kommen weitere benötigte Quadratmeter für die Organisation und Erschließung des Gebäudes. Dafür wird die Fläche dieses Bauprojekts schlichtweg zu klein sein. Zudem brauchen Nahversorger ein Einzugsgebiet. Es kann nicht die Lösung sein, an jedem Berliner Eckgebäude einen Nahversorger unterzubringen.


    und einfach verschenkt.

    Da ist gar nichts verschenkt. Im Gegenteil, die Investoren verschenken nichts. Ein Bauvorhaben muss sich finanziell rechnen. Und Wohnungen im Erdgeschoss lassen sich gut verkaufen und bringen sichere Rendite. Der Tante-Emma-Laden an der Ecke bringt keine sichere Rendite, sondern steht in kürzester Zeit leer.

  • Restaurants laufen in der Ecke sehr gut, auch sonst gibt's da eher hochwertige Buchläden oder Kunstgalerien als 1€-Läden.

    Immerhin ist Gewerbe im Erdgeschoss in dieser Altbaugegend noch die Regel (und die sind auch alle gut vermietet).

  • Was mir speziell bei dieser Ecksituation, aber grundsätzlich bei vielen Neubauten in Berlin die auf Alt machen, nicht gefällt ist die Größe der Balkone, die auch so weit herausstehen. Bei Gründerzeitlern hat man es oft viel besser verstanden, Balkone oder Loggien zumindest teilgefangen zu bauen, bzw. durch offene Geländer leichter zu machen.

    Hier finde ich es etwas plump.

  • Das Problem bei Geländern ist der Sichtschutz. Da wird jeder versuchen auf seine Weise den Sichtschutz herszustellen. Und dann sieht es - naja - unordentlich aus.

  • ... und deshalb bauen die Architekten im vorauseilenden Gehorsam Balkone, von denen weder die Proportionen passen noch die Formsprache dem Gebäude gut tut?

    Das "Problem" sind in der Regel ja auch die bodentiefen Fenster, die zu viel Einblick gewähren. Auf der anderen Seite ist das auch ein typisch deutsches Problem: In den Niederlanden steht man gefühlt bei den Leuten im Wohnzimmer, da Balkon- oder Terrassenabdeckungen dort eine Seltenheit sind.

    Auch hier wurde es bei den Gründerzeitaltbauten besser gelöst - Lediglich die Balkontür (und auch diese oft im unteren Bereich mit Holz bekleidet) ging bis zum Boden, die Fenster begannen erst ab Hüfthöhe und waren in den Vorderhäusern trotzdem großzügig und ließen Licht rein.


    Bei dem Projekt an der Pestalozzistraße wird architektonische Einfaltslosigkeit mit pseudohistorischem Dekor, schlechten Proportionen und dem bereits angesprochenen toten Erdgeschoss zusammengewürfelt. Dank (!) der Lage dann zu sehr hohen Preisen. Wie beim Hochhausleitbild sollte es für Lückenbauten eigentlich die Pflicht geben, Gewerbe im Erdgeschoss vorzuschreiben. In vielen Neubaugebieten hat man das zum Glück verstanden.


    Aber auch lustig, wenn in dieser Ecke Berlins für manche Nutzer nur ein 1-Euro-Laden oder der 10-Euro-Friseur denkbar ist. Vielleicht einfach Mal vorbeifahren und gucken.


    Bitte nicht sinnlos zitieren! Danke

  • ^ Wo siehst du denn hier - außer im Dachgeschoss - ein einziges bodentiefes Fenster? Fast alle Fenster sind bündig mit dem oberen! Rand der Balkonbrüstungen. Und was meinst du mit "historischem Dekor"? Schon der kleines Rücksprung im Putz ist jetzt auch schon verboten? Das grenzt ja fast an pseudo-modernen Fanatismus.

  • ^ Dann müsstest du dein Paris (und auch London, Mailand, Barcelona, Madrid und selbst New York) dem Erdboden gleichmachen wollen. Ich bin im Übrigen sicher, dass 90 % von dem Krempel, der euch so arg gefällt, auch nichts anderes ist, als olle Repetition von architektonischer Sprache, die es schon vor vielen, vielen Jahrzehnten gab. Und dann so ein Fuzz wegen ein bisschen Putz. Lächerlich.

  • ^ Wo siehst du denn hier - außer im Dachgeschoss - ein einziges bodentiefes Fenster? Fast alle Fenster sind bündig mit dem oberen! Rand der Balkonbrüstungen. Und was meinst du mit "historischem Dekor"? Schon der kleines Rücksprung im Putz ist jetzt auch schon verboten? Das grenzt ja fast an pseudo-modernen Fanatismus.

    Das Problem "sind in der Regel" bodentiefe Fenster. Hier hätte man folglich nicht einmal diese Betonbalkone gebaut, die das ganze Haus entstellen.


    Und nee, pseudomoderner Fanatismus ist nicht so meins. Aber die Nöferkisten, die mit ihren 2,60m Deckenhöhen und den Baumarktriemchen "Altbauflair" versprühen, sind die verwirrten Enkel der Postmoderne, die jeglichen Mut, jegliche Ästhetik, jegliche Proportion vermissen lassen. Jetzt ist das Ding in Charlottenburg zwar kein Nöfer, schafft es aber, dessen "Stil" noch weit zu unterbieten.


    Warum muss man eigentlich Städte mit historischer Bausubstanz abreißen, wenn man diesen Vulgärhistorismus der 2010er Jahre ablehnt?

    Das man heute auch in Anlehnung an klassische Bausubstanz anspruchsvoll bauen kann, zeigen u.a. ein Ralf Schmitz (https://www.ralfschmitz.com/be…charlottenburg-alexander/) oder auch einige Neubauvorhaben in New York wie das Fitzroy (https://newyorkyimby.com/2019/…reet-in-west-chelsea.html).

  • ^ Hallo Novaerion, ich habe diese Städte genannt, weil man sich dort unbefangen traut, etwa eine Putzfläche minimal zu profilieren, ohne gleich den Vorwurf des "historischem Dekors" zu ernten. Welcher Neubau in unserer Stadt ist denn zurzeit nicht als historisch zu bezeichnen? All das, was die verbissene Fraktion der angeblich Modernen fabriziert, ist doch auch nur das 1000ste Aufbraten von Zeug aus den Sechzigern und Siebzigern. All die peinliche Verzückung bei ein bisschen Rauhbeton, der in aktuellen Bauten fast ausnahmslos ein kraftlos-uninspirierter Abklatsch von "Historischem" ist. Und, mein Gott, dann sollen sie doch - ganz nostalgisch - für die Spätmoderne schwärmen. Aber dann muss man auch nicht die Nerven verlieren, wenn sich andere eines Minimaldetails aus den Fünfzigern, Achtzigern oder Vierzigern bedienen. Du schimpfst dann gleich von "Kisten mit Altbauflair". Dabei erkennt selbst jeder mit Tomaten auf den Augen, dass es sich um bekennende Gegenwartsbauten handelt, die im ürbigen sehr begehrt und beliebt sind, weil sie proportional vielleicht gar nicht so abartig sind, wie du meinst, und dazu nauch noch nicht einmal die bei dir so verhassten bodentiefen Fenster aufweisen. Kurz gesagt: Ich frage mich, warum ein so lächerlich harmloser Bau zur Projektionsfläche von so vielen, teils zweifelhaften, Feindbildern werden muss.

  • Lieber Novarion, bei deiner negativbeschreibung dachte ich eher an Aussetzer von Patzschke - von Nöfer kenn ich so ausserordentlich miese Ergebnisse jetzt nicht unbedingt die sind vielleicht etwas Brav aber auch Frucht des Investorenwillens und der etablierten Gestaltungsnormen die nicht frei von überkommenen Dogmen sind.


    Eigentlich hat Nöfer schon ein gutes Händchen seine Bauten, trotz Vorgabe für proportionsversauende Flächenoptimierung durch den Bauherrn, irgendwie ins klassische hinüberzuretten und beweist bei Neubauten auch ein gewisses Einfühlungsvermögen in die Umgebung, die mitgebrachte erforderliche stilistische Vielfalt zeichnet ihn gegenüber anderen Architekten eher aus.


    Deine vorgestellten Entwürfe sind wirklich toll - das yimby ist wirklich ne augenweide. In Deutschland mit der Fraktion Geiz, Neid und Posemuckel aber nahezu leider unvorstellbar.


    Ich hab den Eindruck dass George Henry und du eigentlich so weit auseinander nicht liegen könnt und einem Missverständnis nachhängt dass sich an Detailfragen entzündet hat, aber vielleicht lese ich das auch falsch.


    Auch wenn ich gerne mal eine eher wirklich Gründerzeitliche Orientierung gesehen hätte finde ich den Bau unter den gängigen Vorraussetzungen jetzt auch nicht so schlecht.

    Gelbe Klinkerflächen wären vielleicht noch ein angenehmes kleines Topping gewesen.


    Am Bau mag ich das hochgezogene Obergeschoss an der Ecke ganz gern- hat was von Art deco und Zitiert dabei beiläufig die Berliner Eckbauten wie man sie zb von den 1860ern aus Kreuzberg kennt.

    Die Putzgestaltung kommt mir im Detail nur etwas nachlässig vor kann aber auch an der visu liegen.

    Dem Bau hätt auch ein ausgebildeter Sockel bei den hoch gelegenen Fenstern im Erdgeschoss nicht schlecht gestanden - so steht er etwas ohne Füße da.


    Die obligatorische Laden oder Bistrotür unter der Ecke vermiss ich allerdings auch. Der Bau dürfte vis a vis einen historischen Eckbau als Pendant haben - da deutet sich auf der Visu jedenfalls eine historistische Zeile an, die so etwas erwarten lassen. Da wäre interessant wie die Ecke dort belebt und gestaltet ist. So richtig rund ist der Bau für mich zwar nicht, aber allemal gestaltwilliger und bemühter als sein wenig älterer unmittelbarer Nachbar auf der visu. Mit den unsauberen Details und massigen Balkonen kann man hadern aber angesichts der gängigen architektonischen Alternativen für solche Grundstücksverwertungen gibt man sich schon mehr Mühe als üblich.


    Die Toleranzdecke zu historisierenden Architekturformen und Details ist, wie George Henry richtig anmerkte in tonangebenden Architekturtheoretischen Kreisen sehr dünn und auch nach meinem Eindruck überdies recht verlogen.

    Der Begriff des Historismus gehört für mich längst auch auf die retardierenden Ausdrucksformen der Früh und Nachkriegsmoderne angewandt.

    Der Hang zur Verkleidung, Material-Surrogaten und eher Zierenden Details ist lange schon nicht nur an vormodernen Bauten auszumachen. Dieser Grabenkampf wird wenn nur noch rein ideologisch und aus Übung geführt-


    Perspektivisch sollte für mich ein Haus eben solide und nachhaltig gestaltet und gebaut sein.

    Ein selbstbewusster, individueller Bau der das Stadtbild bereichert und sich trotzdem als Selbstverständlich in seine Umgebung einfügt. Sein Massstab sollte das Angenehme, dem Ort Angemessene und Wertige sein und nicht das Laute und Billige und halbherzige.