Alter Henninger-Turm (2013 abgebrochen)

  • :nono:


    Und wieder 'mal lacht schon die Abrissbirne ... diesmal für den Henninger Turm. Ich find's als "Zugereister" immer wieder unglaublich, wie schofelig bzw. rabiat hier in Frankfurt mit gewachsener Bausubstanz umgegangen wird. Man braucht den Turm nicht schön zu finden, aber er prägt die Silhouette des südlichen Mainufers in charakteristischer Weise. So was ersetzt man doch nicht einfach durch einen 'nachempfindenden' Neubau - mit dem man dann, by the way, wahrscheinlich mehr und schneller Profit machen kann.


    Ne, ne - da sollte man andere und sensiblere Lösungen finden. Und die hätte man meines Erachtens auch finden können, wenn der Investor dafür offen gewesen wäre.

  • Wahrscheinlich "mehr und schneller Profit" - mehr als gegenwärtig also? Wo kommt der denn her, wenn Restaurant und Aussichtspunkt (vermutlich ohnehin nie wirklich rentabel) seit 2002 nicht mehr genutzt werden dürfen und niemand mehr ein Silo für Gerste und Malz benötigt? Letzteres war in erster Linie Sinn und Zweck des Turms, ein Industriebau mit Zusatznutzen, das wird oft vergessen. Andere und sensiblere Lösungen, gescheitert an vermeintlicher Verschlossenheit des Eigentümers sind schnell behauptet, nur: wie sollen die denn aussehen? Und zwar unter der Prämisse bitte, dass es nicht als verwerflich gilt, mit Liegenschaften nicht chronisch Verluste hinnehmen zu müssen bzw. Investitionen irgendwann wieder einspielen zu können. Das ist doch die Frage.

  • Trotzdem gilt auch hier wieder der Satz, dass der Satz „war nicht zu erhalten“ nur aus den Mündern von Politikern und Investoren dringt. Man kann alles erhalten, wenn man denn nur wollte. Das scheint hier nicht der Fall zu sein, und wenn es um die wenigen charakteristischen Hinterlassenschaften der Nachkriegszeit in Frankfurt am Main geht, ist mir schleierhaft, wieso man dann so schnell die Abrissbirne auspackt. Stattdessen macht man ein Riesenfass beim Bundesrechnungshof auf, mit dem sich kein Mensch außer ein paar verknöcherten Denkmalschützern in ihren verstaubten Dienstzimmern mehr identifizieren kann.

  • Also, ich verstehe das auch nicht. Der Henninger-Turm ist das Wahrzeichen Frankfurts der Nachkrigszeit bis hin in die 70er Jahre. Ich finde ihn nicht häßlich und die Form ist markant. Seine Grundfläche ist nicht so groß, dass dem umliegenden Bauland entscheidende Quadratmeter genommen werden. Andere Aussichtstürme haben auch keinen Ertrag außer den Eintrittsgeldern und werden nicht abgerissen. und hier wäre mit einem passenden Konzept sicher ein profitables Restaurant realisierbar. Und der Rechnungshof ist wirklich allemal verzichtbarer als der Henninger-Turm, da gebe ich Dir vollkommen recht RMA.

  • Städte leben seit Jahrhunderten von Abriss und Wiederaufbau, das nennt man Veränderung. Der Henningerturm ist völlig unbrauchbar und würde, wenn es so weiter geht immer mehr zur Ruine. Und ganz ehrlich, das Teil IST furchtbar hässlich. Der untenrum fast fensterlose Klotz hat fürchterliche Proportionen und das Runde passt nicht aufs Eckige.

  • Was mich überrascht, ist, dass der Henninger Turm mittlerweile (auch hier im Forum) nur noch als architektonisches Wahrzeichen wahrgenommen wird.


    Ich habe erst gestern erfahren (als Zugezogener und 31-Jähriger konnte ich es nicht besser wissen), dass es bis in die 80er Jahre ein wichtiger Bestandteil des Frankfurter Nachtlebens war. Ein Freund hat mir erzählt, dass früher etwa 20 bis 30 (!!!) Gastsätten, Kneipen etc. im Untergeschoss/auf dem Areal betrieben wurden und dort ordentlich gefeiert wurde.


    Irgendwie kann ich mir das schwer vorstellen, so dass ich immer noch Restzweifel habe ... stimmt das wirklich?

  • Ja und nein.


    Unter einem Nachbargrundstück (Darmstädter Landstraße 125) gibt es eine sehr großzügige Kellergewölbe-Anlage der ehemaligen Brauerei Henrich, welche um 1920 mit der Henninger Bräu fusionierte.


    In diesem Gewölbe, welches meiner Erinnerung nach bis zu 10 Meter hoch ist und etwa 1860-70 entstanden ist, war gegen Ende der 1980er Jahre eine Mischung aus Diskothek und Kneipenwelt mit zahlreichen und aufwendigen Einbauten untergebracht. Eine weitere Besonderheit war der Eintrittspreis von 3 DM, der nicht auf den Verzehr angerechnet wurde, sowie unfreundliches Personal und halbvolle Gläser. Auch Probleme mit dem Publikum waren an der Tagesordnung, was eine sehr intensive Eingangskontrolle erforderte.


    Bereits nach wenigen Jahren verschwand diese als "Sachs" bezeichnete Kneipenwelt wieder. Der Zugang über eine ewig lange Treppe war auf dem Grundstück Darmstädter Landstraße 125, auf dem ein parallel zur Straße stehendes Bürohaus mit Agip-Tankstelle aus den 1960ern stand. Ganz an der nördlichen Seite und neben diesem Gebäude war der Zugang, der äußerst unscheinbar wirkte und eher an einen Tiefbunker erinnerte.


    Mit dem Abbruch des alten Gebäudes nebst Tankstelle und der Neubebauung in den 1990ern ist der Zugang komplett verschwunden. Das Gewölbe jedoch soll angeblich noch vorhanden sein.


    Übrigens war die Darmstädter Landstraße früher mal beidseitig voll mit Brauereien und solchen sog. Felsenkellern. Besonders auf der westlichen Seite waren Reste noch bis Anfang der 1980er Jahre sichtbar.

  • Alter Henninger-Turm (Abbruch ab Januar 2013)

    Der Abrissantrag ist gestellt und soll wohl auch vom Stadtplanungsamt positiv beschieden werden. Somit könnte dann ab dem 02. Januar der Turm abgerissen werden. Ein Grund dafür, dass es nicht eher los geht ist eine von der Polizei genutzte Antenne, die noch versetzt werden muss. Bericht der FNP dazu.

  • Actris wird im Januar loslegen, und zwar mit dem Abbruch des Henninger Turms!


    Das erste Gebäude, das auf dem Areal entstehen wird, ist ein Bürohaus mit 5.000 qm BGF. Baubeginn: Ebenfalls Januar. Einen Mieter soll es bereits geben.


    Quelle: die FAZ von heute.

  • Eine Sprenung wäre spektakulär. Andererseits besteht so ein Silo größtenteils aus Hülle und wenig Innenleben. Ich vermute, es dürfte ökonomischer und technisch wenig aufwendig sein, sie ohne Sprengung abzutragen. Andererseits würde der Henninger-Turm einen tollen Chinakracher abgeben, wenn man die Fenster und Türen schließt ;)

  • Gerade die frühere Funktion als Getreidesilo könnte für eine Sprengung sprechen. Während bei einem Büro- oder Wohnhaus alle drei, vier Meter Zwischendecken vorhanden sind, auf die man Kleinbagger zum Abbruch der Wände, Stützen und letztlich auch der Decken selbst setzen kann, sollte das hier nicht möglich sein. Es müsste wohl erst aufwändig eine Hilfskonstruktion errichtet werden. Und für vom Boden aus arbeitende Abbruchbagger ist der Turm zu hoch. Wenn man es hinkriegt, dass der Turm nach Osten fällt und nicht nach Westen auf die Binding-Brauerei oder nach Norden oder Süden auf die derzeit eher spärliche Umgebungsbebauung, sollte an sich genug Platz für eine Sprengung sein.

  • Besonders beeindruckend finde ich die Bilder nicht, geschweige denn sind sie professionell. Abgesehen davon kommt eine Initiative „Rettet den Henniger Turm“ reichlich spät, bedenkt man, wie lange das Teil leer stand.

  • ^^
    Dem stimme ich zu.
    Was mich allerdings interessiert bzgl. des Neubaus. Es soll ja ein Drehrestaurant kommen. Gut. Wie sieht es allerdings mit einer Besucherterasse aus. Es kann ja nicht sein das da nur ein Apartement on top kommt. Hier ist die Stadt gefragt mit einer Satzung die das genau regelt. Weiss jemand genaueres?

  • Wie kommst Du darauf, dass die Stadt hier irgendwas (berechtigt) fordern könnte?
    Bzw. wieso sollte eine solche Forderung, außer die Stimmung zwischen Bauherr und Stadt zu verschlechtern, irgendwas bewirken?


    Die öffentliche Nutzung des Vorgängerbaus war eine freiwillige Leistung des früheren Besitzers, durch die jahrelange Nichtnutzung ist auch ein "Gewohnheitsrecht" der Öffentlichkeit nicht mehr argumentierbar.


    Wenn es nötig ist, hier Überzeugungsarbeit zu leisten, dann wird das bestimmt nicht über Baurecht und hochofizielle Forderungen zum Erfolg führen.


    In diesem Zusammenhang muss man offensichtlich immer wieder darauf hinweisen, dass das einzige Hochhaus in Frankfurt mit einer allgemein zugänglichen Aussichtsplattform indirekt der öffentlichen Hand gehört.


    Man darf ja nicht vegessen, dass Einrichtung und Betrieb einer Besucherebene/Aussichtsplattform heute nicht mehr so einfach umzusetzen ist, wie in den 60er und 70er Jahren. Heute muss es separate Fluchtwege, Brandschutz, Zugänglichkeit der Fluchtwege für Mobilitätseingeschränke und was nicht noch alles geben - und Bewohner/Hochhausnutzer wollen auch nicht, dass der Besucherstrom an ihren Zugängen vorbeiführt. Von Sicherheitskontrollen aufgrund welcher Paranoia auch immer gar nicht zu reden.
    Ich schätze mal, Du müsstest einem potenziellen Hochhausbauer, wenn er eine Aussichts- und/oder Bobachtungsetage einrichten soll, mindestens zehn Etagen zusätzlich genehmigen, bevor er darauf eingeht.

  • Gerne erläutere ich Dir meine Gedankengänge dazu.
    Zu alllererst einmal etwas grundsätzliches: Der Henninger Turm ist vielen Frankfurtern ans Herz gewachsen, was man verstehen kann oder auch nicht.
    Daher weckt dieses Thema Emotionen.


    Gerade die Politik, vor allem die SPD hat in Bürgerbefragungen ganz klar feststellen lassen, dass sich die Bürger neben einem Drehrestaurant auch eine öffentliche Plattform wünschen, sollte es zu einem Neubau kommen (dies war im Jahr 2008).


    Und ich meine mich zu erinnern das es in der Ausschreibung zum Wettbewerb auch ganz klar darum ging, eben eine Implementierung auch öffentlicher Bereiche im neuen Turm. Ein Gewohnheitsrecht besteht aber durchaus in meinen Augen, schliesslich war der Turm über Jahrzente hinweg ein überregional beliebtes Ausflugsziel, welches dann ganz plötzlich 2002 geschlossen wurde.


    Ich gebe Dir Recht, im nachhinein Forderungen zu stellen ist natürlich unschön, man hätte dies bereits im Wettbewerb fordern müssen, hier wäre die Politik gefragt gewesen. Im übrigen denke ich das man den Bauherren / Investoren sehr entgegen gekommen ist. Eine Höhe von 136m, alles mit Luxuswohnungen beseelt, erwirtschaftet durchaus eine ansehnliche Marge, davon kann man ausgehen. Dafür hätte man ohne Aufwand eben diesen Zusatz stellen können, zumal eine Plattform, neben dem Restaurant (welches sicherlich nicht erschwinglich werden wird), das Verständnis und Akzeptanz für einen Abriss und Neubau an dieser Stelle, mit markanter Reminiszenz an den Vorgängerbau erhöhen würde.
    Ich denke man ist dem Bauherren schon sehr entgegen gekommen, denn laut HHRP war dort überhaupt kein weiteres Hochhaus vorgesehen.


    Zudem die Stadt meiner Meinung nach auch darauf bestehen hätte können den Turm lediglich umzubauen, was bedeutet hätte das die öffentlichen Bereiche der Spitze erhalten geblieben wären.


    Zu Deinem letztem Absatz:
    Generell empfinde ich den Hochhausbau als zu verschlossen der allgemeinen Bevölkerung gegenüber. Natürlich ist mir klar das man nicht auf jedes Hochhaus eine Plattform setzen kann, darum geht es auch gar nicht. Nur empfinde ich das die generelle Zugänglichkeit von Hochhäusern verbessert werden sollte und zwar nicht nur mit einer Bar oder mal einem Restaurant dessen Besuch sich ein Normalverdiener noch nicht mal leisten kann.


    Soll das jetzt dort eine gentrifizierte NOGO Zone werden weil dort ein paar Gutverdiener einziehen werden die sich evtl. belästigt fühlen könnten von ein paar Bürgern die vielleicht auch dort die Aussicht geniessen möchten? Dies gilt es zu verhindern. Dann dürfte man das Drehrestaurant ja auch nicht genehmigen, denn das bringt ja ebenso Besucherströme.


    Hat aber mit dem eigentlichem Thema dann nichts mehr zu tun.

  • Abbruch Henninger-Turm

    Ich war heute vor Ort. Am Turm noch keine Aktivitäten. Eine Sprengung halte ich übrigens für ausgeschlossen. Wo sollte der Turm hinfallen können. Platz wäre nur quer über den Hainer Weg.

  • Innen sollen bereits seit gestern Arbeiten stattfinden, das schreibt das Journal heute. Ein Gerüst soll Ende des Monats aufgestellt werden. In gut einem halben Jahr soll der Abbruch beendet sein.


    Eine Sprengung halte ich inzwischen auch für ausgeschlossen. Wie ich hier berichtet habe, hat Radeberger kürzlich entlang des Hainer Wegs einen Ersatzparkplatz für das abgerissene und nun neu zu bauende Parkhaus am Ende der Aschaffenburger Straße angelegen lassen. Also quer über die einzig denkbare Fläche hinweg, auf die der Turm bei einer Sprengung hätte fallen können. Außerdem darf man sich das frühere Silo nicht als vollständig hohlen Körper vorstellen. Vielmehr gibt es 16 große und 12 kleine Silokammern (Grafik) - und natürlich Treppenhaus und Aufzugsschacht. Dadurch sollten, entgegen der Annahme oben, doch Strukturen innerhalb der Hülle des Turmschafts vorhanden sein, die beim Abbruch einen Einsatz von konventionellen Minibaggern erlauben könnten.