Alter Henninger-Turm (2013 abgebrochen)
Für den Abriss des Henninger-Turms wollte Schwarz nicht plädieren
Planungsausschuss: Binding bleibt noch lange auf seinem Stammgelände / Umbau des Frankfurter Wahrzeichens wird teuer
Die traditionsreiche Binding-Brauerei will ihr Stammgelände im Stadtteil Sachsenhausen "in den nächsten zehn Jahren nicht aufgeben". Mit dieser Erklärung des Vorstands gegenüber der Stadt zerschlagen sich Überlegungen im Römer, auf dem Areal und dem Nachbargrundstück der früheren Henninger-Brauerei ein Wohn- und Geschäftsquartier zu entwickeln.
Im Planungsausschuss des Rathauses überwog am Montagabend die Erleichterung, nachdem Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) über sein Gespräch mit dem Binding-Vorstand berichtet hatte. Schwarz sagte, Binding habe "sehr viel investiert" und wolle seine industriellen Arbeitsplätze weiter dauerhaft sichern. Der Vorstand der Radeberger-Gruppe, zu der Binding zählt, habe sogar an die Stadt appelliert, die Brauerei-Arbeitsplätze nicht durch eine Wohnbebauung auf dem angrenzenden Ex-Henninger-Grundstück zu gefährden. "Wir haben das zugesagt", meinte Schwarz.
Was aber wird aus der leerstehenden Henninger-Brauerei, deren Fläche der Actris-Gruppe gehört? Der Planungsdezernent sagte, er stehe gemeinsam mit Denkmalschutz und städtischen Planern "im engen Gespräch" mit der Actris. Das Ergebnis: Der Abriss eines Frankfurter Wahrzeichens, des Henninger-Turms, wäre die wirtschaftlichste Lösung.
"Ich möchte in dieser Stadt überleben, deshalb habe ich mich nicht in der Lage gesehen, das vorzuschlagen", erklärte Schwarz vor den erstaunten Stadtverordneten. Tatsächlich aber brauche es umfassende, teure Umbauten, damit in dem Turm jemals wieder ein Restaurant eröffnet werden könne, das den heutigen Bauvorschriften entspreche. Die Außenmauern des Gebäudes müssten so verstärkt werden, dass sie den Turm heute trügen. Heute liege die Last noch auf der inneren Gitterkonstruktion: "Die darf nicht verändert werden, sonst fällt der Turm zusammen". Außerdem brauche es einen zweiten Aufzug oder ein Außentreppenhaus.
Die CDU-Stadtverordnete Ursula Gauls drängte Schwarz, sich zum Abriss zu bekennen: "Ich möchte ihnen Mut machen!" Der planungspolitische Sprecher der CDU, Jochem Heumann aus Sachsenhausen, konterte sofort: "Wer Hand an den Henninger-Turm legen will, muss sich warm anziehen!" Die CDU-Fraktion bereite sogar einen Antrag für Denkmalschutz vor. "Die CDU steht wie eine Eins!", versicherte Heumann. Darauf Gauls: "Dann machen wir eben einen neuen Beschluss!"
Der Leiter der Bauaufsicht, Michael Kummer, trug zur Lage seines Amtes vor, dem es an Personal fehlt. Kummer sprach von einem "Torso", der "so nicht arbeitsfähig" sei. Schwarz teilte mit, dass er am Freitag, 9. Mai, im Magistrat eine Ausnahme von der Wiederbesetzungssperre beantragen werde, um einige Arbeitskräfte einstellen zu können.
Laut Kummer fehlt es unter anderem an "hochqualifizierten Prüfern". Die Bauaufsicht sei "die umsatzstärkste Deutschland". Dem werde die Personalausstattung nicht gerecht. jg
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Dokument erstellt am 06.05.2003 um 00:01:13 Uhr
Erscheinungsdatum 06.05.2003 | Ausgabe: R | Seite: 24